Der/die/das Blitz war da!

Was machen die Schächer an diesem heutigen verkürzten, aber sehr frühsommerlichen Sonntag???
Aber klar doch: Sie rotten sich zu viert zusammen und spielen mit bei der Bezirks-Blitz-Mannschaftsmeisterschaft!!!

Immerhin 13 Teams aller Spielstärkeklassen fandensich heute bei Kargah in Linden ein.
Viele weiße Flecken sind auf der Verein-Landkarte geblieben. Selbst die Landesliga war nicht komplett vertreten.
Auch immer wieder erstaunlich, dass Großvereine mit 70 Mitgliedern nur gerade einen Vierer stellen können.

Gefreut hat mich die große Zahl junger und jugendlicher Spieler unter den Teilnehmern. Recht so, nur durch Spielen werdet Ihr besser.
Nur eine Dame unter rund 50 Männern – wenig, aber leider eben doch Normalität.

Das Turnier wurde gewohnt souverän von Michael Gründer und Fritze Obert geleitet, letzterer durchaus mit einer Stimme für Baustellen ausgestattet – notwendigerweise 🙂
Alle Begegnungen an der Spitze waren eng umkämpft, egal wie souverän das Endergebnis nach 624 Partien auch aussehen mag.

Hannoverscher Meister wurde der HSK/Lister Turm, letztlich verlustpunktfrei. Herzlichen Glückwunsch.
Zweiter wurde Rinteln (zwei saustarke Spitzenbretter wurden oft genug von hinten ergänzt).
Dritter wurde eine russische Vertretung von Hannover 96, angeführt vom gut aufgelegten Bezirks-Einzelmeister.
Soweit die Qualifikationsplätze.

Wo bleiben die Schachfreunde?
Unsere erste Vertretung spielte auf Platz 4 ein gutes Turnier, verfehlte aber knapp und in den Spitzenkämpfen nur nuanciert schlechter die Qualifikation für die Landesebene.
Vorn spielten Andreas und Andreas mit 15 bzw. 15,5 Punkten (aus 24), hinten ergänzt um einen glänzenden Tom (21) und Altmeister Gerd mit soliden 16,5 Punkten.

Unser zweites Team startete mit 2-6 Punkten. Der Ofen Richtung Qualifikation war da schon aus – „Träume sind halt Schäume!“
Die solide Leistung von Jörg (16,5) und Uwe (15,5) am oberen Paarkreuz wurde von Torsten und Willi mit je knapp 50% nicht ganz mitgegangen.
Mir selbst gelangen einige sehr gute Ergebnisse (@Lukas, @Sebastian) – drei Zeitverluste verhinderten einen noch stärkeren Score.

Mir hat es großen Spaß gemacht!!!
Dir auch? Dann merke Dir den Gründonnerstag um 18 Uhr beim SK Ricklingen vor. Dieter Berlin freut sich auf viele Mitspieler!!!

Schlusstabelle siehe http://www.schachbezirk-hannover.de/
Fotos/Impressionen werden vom Vorstand nachgereicht

Stippvisite bei der Zweiten

Der Horrortrip nach Nordhorn blieb mir erspart. Einen Tag vor dem Weltglückstag hatte ich somit die Gelegenheit, vor der Haustür in die Gesichter von Schachspielern zu schauen, die ihr Glück in der Verbandsliga suchen. Das Heimspiel unserer Zweiten gegen die Erste vom SK Ricklingen stand im FZH Linden auf dem Programm. Solange ich denken kann, war der SK Ricklingen das Mauerblümchen unter den hannoverschen Schachvereinen. Nun blüht es auf dank einiger Neuzugänge. Allen voran sei IM Dennes Abel genannt. In den vergangenen Jahren spielte er bei den Schachfreunden Berlin in der 1. Bundesliga. Nach eigenem Bekunden waren ihm die Reisen zu strapaziös. Das kann ich nachvollziehen. Reisen macht Spaß, aber wer kein Vollprofi ist und das Leben noch vor sich hat, stellt sich irgendwann die Sinnfrage, vor allem dann, wenn es Nullen hagelt.

Mit 5 Siegen in 5 Spielen hatte Dennes (DWZ 2446) eine blütenweiße Weste. Umso bravouröser ist das Remis zu bewerten, das ihm Martin Ploog am 1. Brett abknöpfen konnte. Martins Remisserie (5 aus 5) hält damit. Am 2. Brett holte Arthur Kölle einen souveränen Sieg gegen Jan Hendrik de Wiljes (DWZ 2365). 1 ½ Punkte an den ersten beiden Brettern klingt verheißungsvoll. Leider war’s das. Die restlichen Punkte gingen allesamt an die Ricklinger. Das Endergebnis lautete somit:

SF Hannover 2    1,5 : 6,5    SK Ricklingen

Einzelheiten guckt ihr hier: http://www.nsv-online.de/ligen/nsv-1617/?r=&staffel=946

Lobend erwähnt sei die Siegesserie von Torben Schulze (ehemals Hannover 96) auf Seiten der Ricklinger mit 6 Siegen in 6 Partien.

Zum Verlauf der Partien kann ich nichts sagen. Blicke in die Gesichter der Akteure kann ich euch stattdessen im Anschluss bieten. Glückseligkeit drückt keines aus. Betreiben wir etwa die falsche Sportart? Nur mal so gefragt wegen des Weltglückstags.

Außer Spesen…

Außer Spesen, nichts gewesen. So könnte man den Sonntag beschreiben, nachdem wir uns morgens um 8 Uhr auf den Weg nach Nordhorn gemacht haben. 10 Stunden später, nach je 5 Stunden auf der Autobahn und am Schachbrett, waren wir zurück mit der Erkenntnis, das wir zwar verloren hatten, aber trotzdem mithalten konnten.

Dennie Ackermann – Zyon Kollen

Wieder eine Dennie-Gala. Dennie opferte für Initiative 2 Bauern und schon bald wurde der Schwarze König über das Brett getrieben. Beeindruckend seine Rechenfähigkeit. Auf der Rückfahrt wurde alles mit dem Engine überprüft, Dennie fand fast immer die besten Züge. Das schnelle 1-0 für uns.
Hier die Schlußstellung:
dennie1

Frank Kroeze – Tom Kaimer

Tom hatte es schwer gegen den nominell besten Nordhorner Spieler. Er opferte für Initiative einen Bauern, hatte es aber schwer etwas nachzuweisen. Am Ende hatte er keine Chance. 1-0

Bernd Fritze – Rob Bertholee

Nach kreativer Eröffnung folgte ein langes positionelles Duell. Beide spielten auf Sieg, doch die Stellung geriet nie aus dem Gleichgewicht. Am Ende standen nur noch die beiden Könige auf dem Brett. Remis.

Timo Oehne – Andreas Herrmann

Andreas kam aus einem kniffligen Mittelspiel mit Minusbauern aber Initiative heraus, die ungleichfarbigen Läufer sorgten am Ende dafür das beidseitig nichts mehr anbrannte. Remis.

Thomas Edel – Alexander Baisakow

Nach ausgeglichener Eröffnung versuchte Thomas am Königsflügel aktiv zu werden. Dabei geriet sein Turm irgendwie auf Abwege und er büßte eine Qualität ein. Danach ging nichts mehr. 0-1

Paul Bierenbroodspot – Uwe Gabriel

Uwe war der tragische Held. Nach der Eröffnung übernahm er das Kommando, kassierte im Mittelspiel einen Bauern ein, der zweite war auch so gut wie weg. Er musste nur noch verhindern, das er in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufer landet, da überschritt er im 40. Zug die Zeit. Hier war ein ganzer Punkt drin. 1-0

Jörg Witthaus – Ludger Hoellmann

Ich versuchte mit kreativen Zügen in der Eröffnung den Hauptvarianten auszuweichen. Ludger überlegt recht lange daran herum, fand zwar gute, aber doch nicht die besten Züge. So war er nach 15 Zügen auf 4 Minuten runter und ich konnte die Stellung schlussendlich halten. Remis.

Fabian Stotyn – Torsten Gans

Torsten lieferte einen guten ersten Oberliga-Einsatz ab. Die Eröffnung saß, er konnte die Partie ausgeglichen gestalten. Leider wurden ihm dann im Doppelturmendspiel seine Bauernschwächen zum Verhängnis und er musste sich nach langem Kampf geschlagen geben. 1-0

Torsten wird in der kommenden Saison wohl ein anderes Trikot überstreifen. Schade.

 

 

Ein schöner Tag zum Blitzen!

Liebe Gemeinde, gestern gab es die Bezirkspremiere unseres Ex-Vorsitzenden Michael Gründer als Turnierleiter. Es begann mit einem Eklat (notorischer Zu-Spät-Kommer bricht beinahe in Tränen aus). Es endete mit einer Siegerehrung vor nur noch der Hälfte aller Teilnehmer (Unsitte, warum ehren die anderen die Turniersieger nicht?). Dazwischen lagen für alle Anwesenden 21 spannende Partien, in denen faires Blitzschach und rauchende Köpfe produziert wurden. Vor den Räumlichkeiten von Kargah konnte man zudem Sonne und Sauerstoff tanken :-D.

Dass hinterher nicht auch noch Pils und Pizza dran glauben mussten, lag in erster Linie an der schlappen Teilnahme aus unseren Reihen: Nur Andreas Liebau (Setznummer 4) und meine Wenigkeit (Setznummer 10) haben den Sprung vom heimischen Sofa gewagt. *schadeschade!*

Das Turnier war in voller Breite besetzt – Anfänger mit DWZ 900, Hobbyspieler um DWZ 1500, zahlreiche 2000er und in der Spitze die nahezu unschlagbaren Blitzcracks mit DWZ 2300 (im Blitzen vielleicht sogar 150 Punkte schwerer). So war am Ende auch der Einlauf: Izi ist neuer Bezirksmeister, vor Felix (spannende direkte Partie in der vorletzen Runde gegen den Dritten) und Torben. Recht früh mit zwei Nullen belastet war unser Andreas, der aber ein Turnier wie am Schnürchen spielte und sich hinter ihm nur gegen mich einen halben Ausrutscher leistete (hochdramatische Zeitnothackerei). Herzlichen Glückwunsch zur direkten Qualifikation für die Landesebene. Auf die können Winfried Finke und ich auf den Plätzen dahinter nur bei Absagen hoffen.

Wie lief mein Turnier? In Runde 4 zog ich gegen die Dame im Felde nicht nur meine Dame zu schlecht. Die sympathische Katharina nutzte dies freundlich lächelnd aus. Das Aus für meine Quali? Nein, noch nicht, denn mir gelang es ganz gut, die Ranglistenvorderen zu malträtieren. Vier Jugendliche aus zwei Vereinen nutzten das Turnier zum praxis sammeln. Während die beiden Jungs von 96 eher gar nicht erst in die Partien hineinkamen, musste ich gegen die Ricklinger einmal ein Hauptvariantenduell überleben (taktischer Gewinn) und einmal kleine Vorteile in die Zeitüberschreitung bringen. Eine saubere Bilanz, obwohl ich ahne, dass ich aktuell für spätere Zeiten vorlegen muss. In der Schlussrunde setzte mich übertriebener Ehrgeiz in Remisstellung matt. Platz 6 war schon gut, mehr als Platz 5 war objektiv nicht drin. Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht. Hannover hat gute Blitzer zu bieten. Ich komme wieder!

Vorschau: BBMM in 14 Tagen an gleicher Stelle.

Vor 40 Jahren in Bad Lauterberg

Anatoli Karpov spielt für die Galerie
Anatoli Karpov spielt für die Galerie

Vom 6. bis 22. März fand in Bad Lauterberg die Internationale Deutsche Schacheinzel-meisterschaft 1977 statt. Es handelte sich um eines der bestbesetzten Schachturniere auf deutschem Boden (Turnierkategorie XII). Zwei Jahre zuvor war Anatoli Karpov Schachweltmeister geworden. Er stand im Zenit seines Könnens und gewann das Turnier deutlich mit 12:3 Punkten. Zweiter wurde Jan Timman (Niederlande) vor Semen Furman (Moskau). Furman war Karpovs Trainer. Das hatte ihm offenbar den Startplatz ermöglicht. Den nutzte er auf eindrucksvolle Weise mit dem 3. Platz vor Gennadi Sosonko (Niederlande) und Robert Hübner. Ein Jahr später verstarb Furman im Alter von 57 Jahren.

Vier der 16 Teilnehmer sind inzwischen verstorben. Die anderen haben nach wie vor einen klangvollen Namen in der Schachszene und sind meines Wissens bis auf Mathias Gerusel (Jahrgang 1938) und Klaus Wockenfuss (Jahrgang 1951) mehr oder weniger aktiv. Karpov und Timman (beide Jahrgang 1951) haben nur wenig von ihrer Spielstärke eingebüßt, auch wenn sie nicht mehr zur absoluten Weltklasse gehören. Robert Hübner (Jahrgang 1948) macht sich am Schachbrett indes rar. Ob Friðrik Ólafsson (Island/Jahrgang 1938) noch Bock auf Schach hat, weiß ich nicht. Von 1978 bis 1982 war er Präsident der FIDE. Remis-König wurde Ulf Andersson (Jahrgang 1951/Schweden) mit 14 Punkteteilungen und einer Niederlage. Derzeit spielt er für den Düsseldorfer SK in der 2. Bundesliga West am 1. Brett. Istvan Csom (Ungarn/Jahrgang 1940) und Raymond Keene (England/Jahrgang 1948) haben wir Hannoveraner in guter Erinnerung. Beide hatten ein Jahr zuvor am Jubiläumsturnier des HSK (100 Jahre) teilgenommen. Csom hatte das Turnier gewonnen.

Die Jüngeren werden womöglich Anthony Miles (England/Jahrgang 1955) nicht kennen. Der Juniorenweltmeister von 1973 war eine schillernde Persönlichkeit. Eine heimtückische Krankheit war wohl die Ursache für seinen frühen Tod im Jahr 2001. Unvergessen ist der Eklat, den er 1985 mit einer ungewöhnlichen Haltung am Brett auslöste. Der Spiegel betitelte die Geschichte mit „Wer liegt, der siegt“. Guckt ihr hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13516435.html

Auf einem achtbaren 14. Platz in dem Weltklassefeld landete der Niedersachse IM Manfred Hermann (Jahrgang 1942) mit 5:11 Punkten. Manfred verlor zwar gegen die ersten Sechs der Tabelle, die anderen konnten ihn jedoch nicht besiegen. Acht Remis und ein Sieg gegen Gerusel können sich sehen lassen. Bekanntlich ist Manfred beim SK Union Oldenburg in der Oberliga Nord West aktiv. Gegen uns wurde er allerdings geschont.

Die Abschlusstabelle und sämtliche Partien könnt ihr euch über folgenden Link ansehen: http://www.teleschach.de/historie/lauterberg1977.htm

Tabelle nach der 10. Runde
Tabelle nach der 10. Runde

Es wurden viele sehenswerte Partien gespielt. Die witzigste ist die Partie Keene gegen Wockenfuß aus der 9. Runde. Der Engländer setzte den Deutschen Schacheinzelmeister aus dem Jahr 1976 im 20. Zug kurzerhand matt.

Heinz-Jürgen Gieseke (stehend rechts)
Heinz-Jürgen Gieseke (stehend rechts)

Geleitet wurde das Turnier von einem gebürtigen Hildesheimer: Helmut Nöttger (Jahrgang 1923) war zwischen 1971 und 1991 Spielleiter des Deutschen Schachbundes. Nöttger verstarb 2010. Assistiert wurde Nöttger von Horst Metzing und Heinz-Jürgen Gieseke.

Wer den letztgenannten Vollblutfunktionär nicht kennt, sollte sich diese Geschichte durchlesen: https://www.schachfreunde-hannover.de/nochn-70-geburtstag/

Aus meinem privaten Fotoalbum habe ich einige Fotos herausgesucht, die ich euch im Anschluss zeige. 40 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Die ist an den meisten Schachgrößen von damals nicht spurlos vorbei gegangen; allen voran seien Karpov und Timman genannt. Eine Ausnahme ist Manfred Herrmann. Sein heutiges Antlitz unterscheidet sich kaum von dem im Jahr 1977. Das ist ein Kompliment meinerseits, wohlwissend, dass ich auch 40 Jahre älter geworden bin.