375 Minuten Hochspannung in der Verbandsliga

Während Arthur nach seinem Sieg am 1. Brett bereits in der Sauna saß und seine Glückshormone ausschwitzte, musste ich am 3. Brett den vollen Punkt einfahren, um das Unentschieden gegen den SV Laatzen zu sichern. Meine Partie war nichts für schwache Nerven. Im 66. Zug verlor mein Gegner dieselben. Aber der Reihe nach.

In der vergangenen Saison gab es gegen den SV Laatzen eine 1:7 Klatsche. Dementsprechend waren die Erwartungen gedämpft, zumal zwei Ersatzleute ranmussten. Nach einem Jahr Schachabstinenz tat das Udo mit Bravour und holte ein sicheres Remis gegen Achim Cablitz. Bei den anderen drei Schachfreunden der unteren Hälfte ging der eine oder andere halbe Punkt „flöten“, wie Günther anschließend meinte. So stand es 3:4 gegen uns, und mein sicher geglaubter Sieg drohte auch, flöten zu gehen. Dann wären wir mit leeren Händen nach Hause gefahren.

Anhand meiner Partie – die symptomatisch für den ganzen Mannschaftskampf war – möchte ich die Dramatik schildern, die schließlich zu einem gerechten 4:4 führte. Es ist gar nicht so leicht, bereits im 3. Zug der Holländischen Verteidigung eine Stellung aufs Brett zu bekommen, die die Theorie nicht kennt. Es entwickelte sich eine zweischneidige Partie, in der ich meinen Gegner im 22. Zug mit einer Kombination überraschte:

Streich, Gerhard (SFH II) – Ledig, Elmar (SV Laatzen)
Verbandsliga Süd – Brett 3
Weiß am Zug

22. Lxd5!

Schwarz war derart verblüfft, dass er nicht die richtige Antwort fand. Die hätte in 22… exd5! 23. Dxd5+ Lf7 24. Dxc5 De6! mit Kompensation für die zwei Bauern bestanden.

22… Ta6?! (22… Lxe3? 23. Dxe3 und der Läufer auf d5 ist tabu.) Nach 23. Lf3 Lf7 24. Lxc5 Dxc5 25. Dd4 hatte ich nicht nur einen gesunden Bauern mehr, sondern auch die bessere Stellung. Zehn Züge später hatte ich einen zweiten Bauern gewonnen, und es war nur eine Frage der Zeit, wann mein Gegner aufgeben würde. Es kam jedoch anders. Trotz zweier Minusbauern gelang es ihm, die verbliebenen Bauern am Königsflügel zu aktivieren. Nach dem 39. Zug ergab sich diese kritische Stellung:

Weiß am Zug

Meinen ursprünglichen Plan, den Bauern a5 einzusacken, verwarf ich, zog 40. fxg5 hxg5 41. Ld7 und gab freiwillig einen Bauern zurück. Mein cooler Rechner sieht das anders. Der hätte bedenkenlos auf a5 geschlagen und sogar in Kauf genommen, dass Schwarz eine neue Dame erhält. So cool bin ich nicht und deshalb ergab sich nach 60 Zügen und 6 Stunden Bedenkzeit dieses Turmendspiel:

Weiß am Zug

Wie eingangs erwähnt, musste ich diese Partie unbedingt gewinnen. Der richtige Gewinnweg bestand wohl in 61. Tf6+. Ich wählte einen anderen, der nur zum Remis gereicht hätte, wenn Elmar Ledig nicht die Nerven verloren hätte, indem er sein Faustpfand auf g2 preisgab. Den Rest der Partie könnt ihr hier nachspielen: