Der Blog oder das Blog?

Ein unbekannter Schachfreund hat uns in der vergangenen Woche einen Kommentar mit folgendem Inhalt geschickt:

Das heißt: „das Blog“, nicht „der“ !!!!

Erst habe ich mich gefragt, was uns der Künstler mit den 4 Ausrufezeichen sagen will, dann klickte es bei mir. Er rügt unsere Headline:

Der Blog für Mitglieder und zukünftige Schachfreunde

Headline ist auch so ein Fremdwort wie Blog. Da kann man beim Genus (nicht: Genuss) schon mal ins Schwanken geraten. Der Duden kennt das. Heißt es nun der oder das Zölibat? Der oder das Joghurt? Der oder das Schlamassel? Beide Artikel sind jeweils erlaubt; favorisiert wird einer.

So verhält es sich auch bei „Blog“. Wikipedia lehrt uns: das Blog (auch: der Blog). Der Duden, der als Hüter der Deutschen Sprache bereits vor Jahrzehnten kapituliert hat, lehrt uns ebenfalls: das auch der Blog. Erst im Jahr 2006 wurde das Wort erstmals im Rechtschreibduden erwähnt. Damit gehört es in der Geschichte der Etymologie zu den Vorläufern von „Vollpfosten“, dessen Ritterschlag der Duden jüngst präsentierte. Pikanterweise werden auf Duden-Online auch die im Alphabet vor Blog und danach platzierten Wörter angezeigt. Die davor lauten: „Blödling, Blödmann, Blödsinn, blödsinnig und Blödsinnigkeit“. Ein Nachläufer ist: „blöken“. Das erklärt so manches…

Was heißt das nun für die stets auf „Political Correctness“ bedachten Schachfreunde Hannover? Der Schachfreund mit den 4 Ausrufezeichen hat nicht ganz Unrecht. Das Blog wäre die Hauptvariante; klingt aber irgendwie fremd. Deshalb empfehle ich, den Artikel einfach wegzulassen:

Blog für Mitglieder und zukünftige Schachfreunde

Eure Einwände vor Augen kann ich mich auch damit nicht zufrieden geben, weil eine Heerschar unserer Blog-Leser unerwähnt bliebe. Deshalb mache ich folgenden Verbesserungsvorschlag:

Blog für Mitglieder und erwartungsfrohe, von unzähligen Niederlagen zermarterte Schachfreunde, die sich bei geistreichen Beiträgen und Kommentaren entspannen wollen.

Ergänzung am 07.05.14

Passend zum Thema hat uns IM Dr. Helmut Reefschläger folgenden Artikel aus der HÖRZU vom 4. März 1996 geschickt. Ich hoffe, ihr könnt ihn lesen. In meinem aktuellen Kommentar findet ihr die Erklärung.

Die letzten 10 Minuten….

Wenn ich an meiner Partien dieser Spielzeit zurückdenke, stelle ich fest, dass ich mehrmals einen halben Punkt in der letzen Phase des Spieles verschenkt habe. Ob es an der Zeitkontrollen gelegen hat, oder an der äusserlichen Umständen oder einfach altersbedingte(?!) Unvermögen liegt weiss ich nicht mehr!
Am letzten Sonntag kannte ich die Eröffnung nicht sehr gut und hatte relativ viel Zeit verbracht bis zur folgenden Stellung:-
(Wenn Du selber den besten Zug bei der folgenden Stellungen finden willst, dann nicht zu weit scrollen!)
NBais1

Alexander Baisakow-Arthur Koelle (SF Hannover-Nordhorn 2014)
Stellung nach 21.e5?
Schwarz spielt und bekommt Vorteil

Ich hatte ständig angst gehabt, daß ich am Königsflügel überrollt werden (zb.Th3,Dh4) aber in dieser Stellung habe ich zurückgeschlagen mit
21…Nxe5 Der Punkt ist daß nach 22.fxe5 Te5 die Dame hat kein Feld und nach
23.Ne4 f5 Weiss die bessere Stellung hat

NBais2
Alexander Baisakow-Arthur Koelle (SF Hannover-Nordhorn 2014)
Stellung nach 36.h3
Schwarz spielt und gewinnt

Mit sehr wenig Zeit über, habe ich 36…..Lc6 mit der Absicht 37…Sf2+ 38.Kh2 Sg4+ 39.Kb1 Dh3#. Deshalb hat Weiss 37.Te4! gespielt und könnte dann weiterspielen.
Man braucht die Züge nur in der richtige Reihenfolge spielen:-
36… Sf2+ 37.Kh2 Sg4+ 38. Kh1 Lc6 und ich hätte schon Feierabend gehabt und hätte die 1. Halbzeit von Braunschweig-96 geniessen können!

NBais3

Da ich das Zwischenstand von Braunschwieg-96 nicht kannte, habe ich mindestens auf die 2.Halbzeit gefreut.Hier habe ich gedacht, ich bräuchte nur ein bißchen hin und her ziehen und sobald meinen Turm die 2.Reihe erreicht hat wäre die Partie aus.
Schwarz spielte 62. Tb7 Weiß antwortete 63.b4!? Ich dachte, der verliert sowieso den Bauern und will mich durcheinanderbringen und antwortete 63… Tb4? Weiss spielte 64.La3 und plötzlich spielt sein Läufer wieder mit. Mein letzter Fehler in dieser Fehlerkette war 64…..Tc4?? (64…Td4! oder 64….h3! hätte immer noch gewonnen) und nach 65.Ld6! erreicht der Läufer die wichtige h2-b8 Diagonale und die Stellung ist wahrscheinlich nicht mehr zu gewinnen.
Leicht gewonnen hätte 62….h3!
Falls 63.Kf1 Tg3
Falls 63.Kg1 Kg3 64.Kh1 Tf3
Falls 63.Kh1 Tf3

Nach der Partiezüge habe ich noch 15 Züge weiterprobiert. In hinblick dessen daß ich die 3:0 noch vorm Fernsehen mitgekriegt hatte, hätte ich noch 1 Stunde weiter spielen sollen!

Helmut Reefschläger

Gestern wurde IM Dr. Helmut Reefschläger 70 Jahre alt. In den Jahren 1974, 1976, 1977 und 1978 wurde Helmut Niedersächsischer Landesmeister. Diese Titelgewinne fielen zusammen mit meiner Sturm-und-Drang-Zeit. Als diese mit meinem Eintritt ins Eheleben endete, verließ Helmut für immer die Norddeutsche Tiefebene. Anfang der achtziger Jahre gehörte Helmut zu den besten deutschen Schachspielern. In den ersten Jahren der Bundesliga war er einer der erfolgreichsten Einzelspieler, wodurch er mehrmals in der Nationalmannschaft eingesetzt wurde.

Dieses von mir beschriebene Zeitfenster vor 35 bis 40 Jahren war durch viele gemeinsame Aktivitäten zwischen Helmut, unserem Verein und mir geprägt. Helmut wohnte damals in Wieren bei Uelzen. Mitglied war er zu der Zeit beim HSK, dessen Spielabende er aber nur selten aufsuchte. Die waren ihm zu spießig. Viel lieber kam er zu den Schachfreunden Hannover in den Raschplatz-Pavillon. Regelmäßig nahm er an unseren Monatsblitzturnieren teil. Eine Original-Tabelle habe ich herausgesucht. Bei dem Turnier gewann Helmut vor Bahe (was ist aus dem geworden?) und Manfred Heilemann (Horst-Peter und ich hatten zugunsten anderer verzichtet). 

Monatsblitzen SF Hannover - Ende der siebziger Jahre im Raschplatzpavillon
Monatsblitzen SF Hannover – Ende der siebziger Jahre im Raschplatzpavillon

Helmut nahm also freitags den weiten Weg von Wieren nach Hannover auf sich, weil er sich bei uns wohlfühlte. Die Abende endeten nie mit einem Blitzturnier, sondern fanden ihre Fortsetzung in trauter Runde beim Doppelkopf. Unsere Stammkneipe war der „Schwarze Husar“ hinter dem Vahrenwalder Freizeitheim. Besonders beliebt waren Pflichtsoli. Kennt ihr die? Es wird zunächst die Höhe eines „Topfes“ festgelegt, z.B. 50 Punkte. Dieser Topf verringert sich um die Punktezahl, die jeweils bei normalen Spielen anfallen. Mit der Zeit leert sich der Topf. Es kommt darauf an, dass jeder Spieler die vier Pflichtsoli möglichst dann spielt, wenn er geeignete Karten hat. Pflichtsoli waren Bubensolo, Damensolo, Bubendamensolo und Farbensolo. War der Topf leer, wurde man „vorgeführt“, d.h. man musste ein Solo spielen, auch wenn die Karten ganz und gar nicht danach waren. Das konnte zu hohen Verlusten führen. Noch heftiger wurde es, wenn es einem Doppelkopfspieler gelang, nach dem Pflichtsolo das gleiche Solo zu gewinnen. Dann mussten die anderen nachziehen. Das heißt, aus den vier Pflichtsoli konnten schon mal acht und mehr werden. Wir spielten pro Punkt um eine Mark. Ein verlorenes Solo konnte nach einem Kontra bis zu dreißig Mark kosten. Aber richtig schmerzhaft wurde es selten. Gewinne und Verluste über 100 DM waren die Ausnahme. 

Gegen Mitternacht rief der Wirt regelmäßig lauthals durch die Kneipe: „Feierabend. Auch der Gast macht sich strafbar!“ Damit hatte er seine Schuldigkeit getan. Es wurde weitergespielt, bis es hell wurde. – Wir waren damals im positiven Sinne eine Clique. Horst-Peter gehörte zum erweiterten Kreis, soweit es sein Studium zuließ. Ich habe nicht einmal erlebt, dass Helmut ungehalten bzw. unangenehm wurde. Sein Charme war ansteckend. Wenn’s beim Kartenspielen um Geld geht, kann man übrigens am besten den Charakter eines Menschen erkennen. 

Helmut war damals frisch verheiratet. Seine Ehe hielt nicht lange. Mit Frauen konnte (und kann?!) Helmut indessen etwas anfangen. Aber ein bürgerliches Eheleben war nichts für ihn. Otto Borik nannte ihn in seinem Schachmagazin einmal einen „Bohemien“, womit er meines Erachtens den Nagel auf den Kopf traf. – Helmut hat ein Musikgymnasium besucht, das offenbar seine Feinfühligkeit geprägt hat. Ich kann mich entsinnen, dass er einmal über GM Ralf Lau schimpfte, weil der ihn mit lauter Rockmusik nervte. Seinen Doktortitel hat Helmut in Mathematik errungen. Die Dissertation bestand lediglich aus rund 50 Seiten, was Horst-Peter ein kleines Lästern entlockte. Dass man bei Doktorarbeiten abgesehen von den aktuellen Plagiatsfällen von jeher leicht ins Fettnäpfchen treten kann, wurde uns von Arthur Schopenhauer überliefert. „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“ lautete seine Doktorarbeit, die mit magna cum laude prämiert wurde. Als Arthur diese Arbeit seiner Mutter zeigte, meinte die nur spöttisch: „Das ist wohl etwas für Apotheker“, und legte die Schrift ungelesen aus der Hand. Daraufhin wandte sich Arthur von ihr ab, ließ sie mit Johann Wolfgang von Goethe allein und sah sie nie wieder, obwohl sie noch 24 Jahre lebte. 

Helmut Reefschläger habe ich seit 1996 nicht mehr gesehen, als wir gemeinsam am Casino-Open in Velden teilgenommen haben. Vielleicht begegne ich ihm wieder bei dem Turnier, das ich über Ostern spielen werde. Das würde mich freuen. Helmut ist einer der unterhaltsamsten Schachspieler Deutschlands. Davon zeugt dieser Artikel aus der „Rochade Kuppenheim“, der zu Ehren seines siebzigsten Geburtstags geschrieben wurde: http://www.rochade-kuppenheim.de/eloquenter-mathematiker/

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Ergänzung am 4. Dezember 2015 (siehe Kommentar)

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Ergänzung am 8. April 2017 (siehe Kommentar)

Helmut-Reefschläger

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Ergänzung am 10. Dezember 2015 (siehe Kommentar)

 Niedersächsische Landesmeisterschaft 1977 in Wolfenbüttel

A-Finale-Ostern-77
B-Finale-Ostern-77C-Finale-Ostern-77

Ende schlecht, alles schlecht

Unseren letzten Mannschaftskampf gegen Nordhorn-Blanke mussten wir nicht verlieren. Die 3,5:4,5 Niederlage war so unnötig wie einige andere Niederlagen in dieser Saison. An dieser Serie bin ich nicht schuldlos. Im vergangenen Jahr konnte ich noch wesentlich zum Aufstieg beitragen, in dieser Saison konnte ich den Abstieg durch ein miserables Ergebnis nicht verhindern. Hier und da ein voller Punkt meinerseits, und wir hätten die Klasse gehalten. Heute war auch mehr drin, aber irgendwie fehlt mir derzeit der Durchblick. 

Ein allgemeines Fazit mögen unser Mannschaftsführer, der heute verhindert war, und/oder andere Mannschaftskameraden ziehen. Was meine eigene Zukunft in der Mannschaft angeht, werde ich demnächst entscheiden. Es wird vom Ergebnis eines Schachturniers abhängen, an dem ich über Ostern teilnehmen werde. Bekanntlich bin ich ab Mai in Rente. Vielleicht habe ich dann den Kopf frei, vielleicht auch nicht. Vielleicht gibt der Inhalt einfach nicht mehr her. 

Zum Abschluss der Oberliga-Saison möchte ich euch meine heutige Partie zeigen. Spannend war sie allemal, aber die schwerwiegenden Fehler habe ich am Ende trotz besserer Zeit gemacht.

Hoellmann, Ludger (2159) – Streich, Gerhard (2151) [D36]

SFH-SV Nordhorn-Blanke (9), 06.04.2014

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 d5 4.cxd5 exd5 5.Lg5 Le7 6.Dc2 c6 7.e3 Sbd7 8.Ld3 h6 9.Lh4 0-0 10.Sf3 a5 11.h3 Te8 12.0-0 Se4 13.Lxe7 Dxe7 14.a3 Sxc3 15.Dxc3 a4 16.b4 axb3 17.Dxb3 Mit meiner Stellung war ich nicht unzufrieden. Vielleicht war mein folgender Zug nicht der stärkste. 17…Df6?! besser 17… Dd6 oder 17… b6 18.a4 g5 Ich träume von einem Angriff auf dem Königsflügel. Die nächsten Züge gehören zu meinem Plan. 19.Lc2 Kg7 20.Dd3 Th8 21.Tae1
Höllmann-Streich 21. Zug21… Sb6? Verpasst eine gute Gelegenheit mit 21… b6 nebst La6. Nun hängt entweder der Bauer a3 oder der auf h3. Aber glücklich werde ich damit nicht. 22.Se5 h5 23.f4 g4 24.f5 gxh3 25.gxh3 Sxa4?! 26.Te2 Sb2 27.Tg2+ Kf8 28.Db3 Sc4 29.Sxc4 dxc4 30.Dxc4 De7 31.e4 Tg8 32.Txg8+ Kxg8 33.Kh2 Ta3 34.Tg1+ 
Höllmann-Streich 34. Zug34… Kh8? [34…Kf8] 35.De2 Lxf5? [35…Dh4 36.Dg2? (36.Ld3!+-) 36…Df4+ 37.Kh1 Df3=] 36.Dxh5+ Lh7 37.e5 1-0

Schachfreunde fahren zur Landesmeisterschaft!

Heute fanden die hannoverschen Bezirksblitzmannschaftsmeisterschaften statt. Die SFe stellten drei von leider nur neun Teams, so viel wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Zwei der Teams waren hoch gehandelt. Das dritte Team war – Premiere!!! – weitgehend von unseren U20 Jugendlichen gestellt (zzgl. Jugendtrainer). Gegen den HSK/Lister Turm war heuer kein Gras gewachsen – zu souverän präsentierte sich der potenzielle Zweitligaaufsteiger – und holte lauter Siege. Unserem Team 2 gelang jedoch mit Platz 2 (10-4 Punkte) die direkte Qualifikation für die Landesmeisterschaften – Glückwunsch an Tom Kaimer, Arthur Kölle, Dieter Meyer und Bernd Fritze! Punktgleich mit dem SK Lehrte holte das Team 1 (11-5 Punkte) den vierten Platz. Das Jugendteam hielt sich wacker, spielten doch die meisten Gegner seit Jahr und Tag in der Landesliga oder höher. Erfolgreichste Punktesammler der SFe sind nach meiner Erinnerung Dieter Meyer mit saustarken 13,5 Punkten (16 Partien) und der Chronist mit 10,5 Punkten (16 Partien).

Beiliegendes Fragment entstammt dem After-Schach im Cafe Kalah. Letzte Züge waren Db8-d8+ Kf6-f5 und Bauer g2-g4+. So einfach kann es sein.

SFH 2 bleibt drin (zu 96,7%)

Im Nachholspiel der 8. Runde durften wir wieder einmal nach Göttingen fahren. Doch wie es im Moment aussieht, sollte es die letzte Fahrt sein, zumindest für ein Jahr!

In Bestbesetzung waren beide Teams angetreten um die entscheidenden Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Erfreulicherweise entwickelte sich der Kampf sehr positiv für uns. Andreas sein Gegner hatte einen schwarzen Tag erwischt, er verlor erst einen Bauern und dann verirrte sich auch noch die Dame. Frei nach dem Motto „Springer müssen springen“ kassiert Andreas ordentlich Material ein und nach zwei Stunden standen die Figuren wieder in der Grundstellung. Kurze Zeit später machten Achim (in ausgeglichener) und Michael (in etwas besser Stellung) remis. Bis zur Zeitnotphase passierte dann wenig, Frank und Torsten standen leicht besser, Serdar und ich recht ausgeglichen und Günther etwas gedrückt.

Den dritten Punkt für uns verbuchte dann Serdar, er hatte im Mittelspiel die Initiative übernommen und sein Gegner stellte letztendlich Material ein. Ich konnte in beginnender Zeitnot die Initiative übernehmen, meine Gegnerin fand nicht immer die besten Züge, und so verbuchte ich mit dem 39. Zug den vierten Punkt für unser Team. Torsten hatte inzwischen eine völlig blockierte Stellung (zugelassen) und willigte dann ins Remis ein. Frank spielte die gleiche lange Theorievariante im Sveshnikov-Sizilianer wie im letzten Jahr, verpasste es aber den entscheidenen Punch zu setzen. Am Ende ein sicheres Remis. Günther konnte schlussendlich die Partie leider nicht halten, sein Gegner drang in seine Stellung ein und kassierte einige Bauern ab.

Laut LigaOrakel haben wir nur noch eine 3,3%ige Wahrscheinlichkeit abzusteigen, trotzdem sollten wir gegen Wolfsburg in Bestbesetzung auflaufen.

 

Delmenhorst Nachbetrachtung

Am Brett 3 habe ich eine spannende und inhaltsreiche Partie mit einem bis zum Schluss ungewissen Ausgang gegen Bernd Korsus gehabt.
Die erste kritische Stellung ereignete sich nach 23…. Tdd8
korsus23
Weiss möchte am Königsflügel mit f4-f5 aktiv werden, muss aber aufpassen, dss er nicht am Damenflügel ausgeräumt wird.
Ursprünglich wollte ich 24.Tf1 spielen, war aber nicht überzeugt, dass der Angriff durchkommt.
Ich habe 24.bc5 gespielt, um den Bauern d4 von der Seite anzugreifen.
24.b5 wäre wahrscheinlich besser und 24.Db7 wäre auch interessant gewesen.

Die zweite kritische Stellung ereignete sich nach 31….Kg7.
korsus31
Weiss muss hier dringend den schwarzen König belästigen, bevor Schwarz seinen extra Bauern zur Geltung bringt.

Edgar Braun

In meinem Beitrag „Frohe Weihnachten“ vom 24.12.2013 habe ich einen Spruch von Edgar Braun zum Besten gegeben. Den hat offensichtlich jemand im Forum von „Schachfeld.de“ aufgegriffen und mit der Frage versehen: „Wer war Edgar Braun?“ Diese Frage möchte ich so gut es geht beantworten.

Edgar Braun wurde am 12.09.45 geboren. Im Jahr 1965 wurde er Niedersächsischer Jugendmeister. Dank seines Talents wurde er in der 1. Mannschaft des HSK eingesetzt, der damals bundesweit eine herausragende Rolle spielte. Aus Gründen, die ich nicht kenne, zog er in den siebziger Jahren nach Ramstein in die Pfalz. Als er 1986 nach Hannover zurückkehrte, schloss er sich unserem Verein an. Seine handschriftliche Eintrittserklärung vom 14.09.1986 habe ich beigefügt. Die Graphologen unter euch werden aus der Handschrift auf Edgars Charakter schließen können. Edgar war eine exaltierte Persönlichkeit und auf seine Weise genial. Er konnte geistreich und witzig sein, aber auch ätzend, wenn ihm etwas nicht passte. Körperlich war Edgar eher klein, seine Haare waren blond und strubbelig; ein Typ mit hohem Wiedererkennungsfaktor. Vermutlich ist er an seinem Gerechtigkeitssinn zerbrochen. Er setzte seinem Leben selbst ein Ende. Das genaue Datum weiß ich nicht mehr, es muss Ende 1987 gewesen sein.

In der kurzen Zeit seiner Mitgliedschaft bei uns Schachfreunden haben wir gemeinsam beachtliche Erfolge erzielt. 1986 belegten wir mit der Mannschaft Edgar Braun, Arthur Kölle, Thomas Nordholz und mir den 4. Platz bei den Norddeutschen Blitzmannschafts-meisterschaften. Dieser Platz berechtigte uns zur Teilnahme an der Deutschen Blitzmannschaftsmeisterschaft. Dort erreichten wir einen guten Mittelplatz. Zur Vierermannschaft gehörten Michael Geveke, Arthur Kölle, Edgar Braun und ich. Die entsprechenden Zeitungsartikel aus der HAZ dokumentieren unsere Erfolge. Übrigens wurde damals in der HAZ regelmäßig über die hannoversche Schachszene geschrieben. Leider ist die Berichterstattung nahezu eingeschlafen.

Artikel aus HAZ 1986
Artikel aus HAZ 1986

Eine interessante Kurzpartie, die Edgar 1987 bei den 2. Hasslocher Schachtagen gespielt hat, möchte ich euch zeigen. Es passt zu Edgar, dass die Kaiserslauterer Rundschau die Partie nicht veröffentlichen wollte, weil der Redakteur seine Handschrift nicht entziffern konnte. Ich konnte sie entziffern und habe sie seinerzeit in der HAZ veröffentlicht. Edgars Begleitbriefe möchte ich euch ebenfalls zeigen, weil sie viel über den Menschen Edgar Braun aussagen. Zu Pfingsten dieses Jahres finden die 29. Hasslocher Schachtage statt. Mensch Edgar, warum hast du nicht durchgehalten?

Reife Klasse setzt sich durch – nicht immer…Team 1 verliert

Im Duell gegen die ziemlich junge Delmenhorster Mannschaft (15-42, im Mittel 27 Jahre alt) haben wir – da gibt es nichts zu deuteln – gestern ziemlich alt ausgesehen. Zu selten ist es uns gelungen, Stellungen zu produzieren, in denen wir unseren Erfahrungsschatz (und damit den dynamischen Jungspund auf der anderen Brettseite) ausspielen können. Das Ergebnis mag letztlich zu hoch ausgefallen sein – mein klarer Glückwunsch geht an ein Delmenhorster Team, das seinen Weg noch gehen wird!

Zunächst erwischte es Altmeister Gerd im Variantendickicht des Sveshikov-Sizilianers – wenig trostreich, dass die Partie Chasin-Strathoff aus 2007 kopiert wurde. Eine Miniatur, in die der staunende Delmenhorster Weißspieler weniger als 10 Minuten investierte.

Alle übrigen Partien gestalteten sich deutlich zäher, wobei es dem 15 Jahre alten Dmitri Kollars staubtrocken gelang, einen entnervend starken Zug nach dem nächsten zu produzieren. Nach 2 1/2 Stunden hatte dieser Spuk ein Ende. Der Delmenhorster Hunger nach ganzen Punkten war beeindruckend.
Kurz vor der Zeitkontrolle verloren dann mit Dennie und Michael, die beide für kleine Ungenauigkeiten büßen mussten, die übrigen Schwarzspieler. 4-0 nennt man eine „weiße Weste“!
Wir hatten unsererseits mit Weiß gegen erbitterten Widerstand zu kämpfen. Zweimal d4+Sf3+Lf4 führte in jeweils hartem Ringen nur zu einem Remis von Uwe – vier Remisgebote in einer Partie sind schon rekordverdächtig und bezeugen den Spielwillen der Kontrahenten wie auch das offenbar dynamische Gleichgewicht der Partie. Dieter hatte am Spitzenbrett einen harten Fight auf Biegen und Brechen aufs Brett gezaubert, der zwischenzeitlich sehr positiv aussah, allerdings nach Figurenabtausch in einem verlorenen Endspiel mit mehreren Minus-Freibauern endete. Schach kann in dieser Hinsicht grausam sein: 5 Stunden hervorragende und harte Arbeit ohne Zählbares!

Beenden möchte ich das Partiereview mit dem schönen Weißsieg von Arthur (2. in Folge). Gegen Sizilianisch erkämpfte er sich an Brett 3 zunächst „nur“ Raumvorteil, dann markierte er an verschiedenen Flügeln Angriffsziele („Zange“) und pflanzte letztlich den tödlichen Läufer auf f6 ein, der des schwarzen Königs Matt nach 44 Zügen besiegelte. Saustark, mit offenem Visier voll ausgekämpft und hier auch belohnt! Solche Partien machen Spaß, auch beim Zugucken.

Die Lage der Liga:
Von zehn Mannschaften spielen vier noch um den Aufstieg (1.Platz) und drei noch gegen den Abstieg (9.+10. Platz). Wir müssten in drei Wochen haushoch gewinnen, am besten 8-0, gegen einen der Aufstiegsaspiranten…

Unterwegs in Liga 2 – Göttingen mit Biss

Während unsere Erste in Delmenhorst um den Klassenerhalt kämpfte, war ich in Göttingen in der 2. BL als Schiedsrichter im Einsatz.

Und hier zeigten die Göttinger, die bereits abgestiegen sind, Einsatz und Biss und brachten den SK Zehlendorf an den Rand einer Niederlage.

Frank Buchenau besiegte dabei an Brett 1 Jakov Meister und auch an anderen Brettern hatte man gute Chancen, die allerdings vergeben wurden. Moritz Rother konnte mit Weiss (am Zug) diese aussichtreiche Stellung nicht verwerten:

rother

Und auch die Kyas-Brüder hatte gegen die polnischen IM’s an Brett 2 und 3 ihre Chancen. Die Partien findet Ihr als Kommentar. Am Ende stand dann ein 4-4 und Göttingen bleibt Tabellenletzter.