Spannendes Finale in der Landesliga Süd

Von einem verflixten Wochenende habe ich gesprochen. Eigentlich nur als Reminiszenz an meinen Eye-Catcher (M.M. im verflixten 7.Jahr) gedacht. Doch sollte sich diese Vorhersage für einige Vereine bewahrheiten. Die Dramatik um den Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord sagt alles. In den Niederungen der Landesliga Süd gab es eine eigene Dramaturgie um den Aufstieg. Gewinnt Wolfsburg, steht der Aufsteiger fest. Alle anderen Ergebnisse öffnen den Hamelnern oder uns die Tür zur Oberliga.

Wolfsburg hat gewonnen. Der Drops ist somit gelutscht. Ob verdient oder nicht, weiß ich nicht. Im Falle einer Wolfsburger Niederlage gegen Laatzen hätten wir mit einem Sieg vorbeiziehen können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Wir haben gegen Wolfenbüttel bekanntlich 4:4 gespielt. Dabei lag der Sieg so greifbar nahe. Ausgerechnet unser Captain Uwe vergab in seiner Partie so viele Chancen, wie ich es noch nie erlebt habe. Dass er ein zweizügiges Matt ausließ und sogar noch verlor, ist unglaublich. Uwe hat es trotzdem mit Fassung getragen. Das zeichnet ihn einmal mehr aus.

Apropos Fahrradkette. Ich durfte diesmal aussetzen und konnte somit den Radsportklassiker schlechthin, Paris-Roubaix, daheim und live verfolgen. Zwischendurch habe ich einige Szenen unserer Sportart mit meinem Fotoapparat festgehalten. Die sind nicht so spektakulär wie die auf dem üblen Kopfsteinpflaster, aber nicht minder authentisch. Ein Fazit zur Saison 2014/15 wird Uwe demnächst ziehen. Ich zeige euch ausgewählte Szenen unseres Mannschaftskampfes gegen die sympathischen Wolfenbütteler. – Meine Gratulation für den Aufstieg geht nach Wolfsburg, mein Trost für den Abstieg geht in die List und nach Laatzen. Der Rest sieht sich wieder in der Saison 2015/16. Hoffentlich.

Brett 1
Tonndorf, Matthias ½-½ Liebau, Andreas

Brett 1 Tonndorf-Liebau
Brett 1 Tonndorf-Liebau

Gegen den amtierenden Niedersachsenmeister wählte Andreas eine scharfe Variante, die ihm einen Bauern kostete, aber Gegenspiel versprach. Sein Gegner konnte den Bauern bis zum Schluss behaupten. Der reichte allerdings nicht für einen vollen Punkt.

 

 

Weiß am Zug. Stellung nach 32.…hxg6
Weiß am Zug. Stellung nach 32.…hxg6

 

33.Tb6 [33.Txg6+ Kh7 34.Tb6 Sxb3=] 33…Sf5 34.Lf4 Kf7 35.Kg2 Td3 36.b4 Tb3 37.b5 Se7 38.Le5 Sd5 39.Tb7+ Ke6 40.Lg3 Sc3 41.b6 Sd5 42.Lc7 Kd7 43.Tb8 Sxc7 44.bxc7 Tc3 45.Tg8 Kxc7 Den Bauern konnte Andreas unschädlich machen, dafür fällt der in g-Linie. 46.Txg6 Kd7 47.Tg8 Tc2 Der Rest ist etwas für die Theorie der Turmendspiele. Mehr als Remis ist für Weiß wohl nicht drin. Im 64. Zug war das Unentschieden am 1. Brett perfekt. ½-½

 

Brett 2
Brodhuhn, Reinhard ½-½ Erdogan, Ugur

Reinhard Brodhuhn (noch ohne Gegner)
Reinhard Brodhuhn (noch ohne Gegner)

Reinhard spielte gediegen. Sein Gegner spielte gediegen. Heraus kam eine gediegene Stellung, die man am besten durch Zugwiederholung beendet.

Weiß am Zug. Stellung nach 22.…Sb6-c4
Weiß am Zug. Stellung nach 22.…Sb6-c4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

22… Sc4 23.Lc1 Sb6 24.Ld2 Sc4 ½-½

 

 

Brett 3
Oppitz, Peter 1-0 Meyer, Heinz-Dieter

Brett 3 Oppitz-Meyer
Brett 3 Oppitz-Meyer
Schwarz am Zug. Stellung nach 16.Tfe1
Schwarz am Zug. Stellung nach 16.Tfe1

Auch Heinz-Dieter steckte in der Eröffnung einen Bauern ins Geschäft. Bei der Rückeroberung machte er einen folgenschweren Fehler.

 

 

 

 

16…Sxd5?? Die Reihenfolge macht den Unterschied. Zuerst muss der Läufer schlagen: 16…Lxd5 17.Sxd5 Dxd5 18.Txe7 Dxd2 19.Txd2 Txd2 20.Sxd2 Td8 21.Sf3 Sd7 und Weiß hat nur einen minimalen Vorteil. 17.Sxd5 Jetzt verliert Schwarz eine Figur, z.B. 17…Lxd5 18.c4 und wenn der Läufer zieht, folgt Dc3+ nebst Damengewinn. Das wollte sich Heinz-Dieter verständlicherweise nicht zeigen lassen. 1-0

 

 

 

Brett 4
Kaimer, Thomas 1-0 Panskus, Martin

Brett 4 Kaimer-Panskus (Schwarz gibt auf)
Brett 4 Kaimer-Panskus (Schwarz gibt auf)

Diesmal hat ein Wolfenbütteler mit einem Minusbauern zu kämpfen. Vergeblich wie Thomas eindrucksvoll bewies.

 

 

 

 

Schwarz am Zug. Stellung nach 31.Td1-d6
Schwarz am Zug. Stellung nach 31.Td1-d6

 

31…Sb8 32.Txa6 Sxa6 33.Te6 Sc5 34.Txg6 Sxb3 35.Tf6+ Ke7 36.Txf5 b4 37.cxb4 Tc1+ 38.Kh2 axb4 39.Tf4 Schwarz hatte genug und gab auf (siehe Foto) z.B. 39…Tc2 40.Txb4 Sc5 41.Kg3 Sd3 42.Tb7+ Ke8 43.b4 Sxf2 44.Sd4 und der Rest ist Sache der Technik. 1-0

 

 

 

 

Brett 5
Bilawer, Andreas 1-0 Gabriel, Uwe

Brett 5 Bilawer-Gabriel Weiß zieht 31.De4-e8+
Brett 5 Bilawer-Gabriel
Weiß zieht 31.De4-e8+

Ü50 darf sich Captain Uwe seit wenigen Tagen nennen. Hatte er deshalb Schmetterlinge im Kopf? Grandios gespielt und grandios vergeigt. Schach ist manchmal gnadenlos.

Schwarz am Zug. Stellung nach 34.Tde1
Schwarz am Zug. Stellung nach 34.Tde1

 

 

 

 

34.Te1 An dieser Stelle habe ich mich zum zweiten Mal auf den Heimweg gemacht (Paris-Roubaix gucken). Alles andere als ein baldiger Sieg von Uwe kam für mich nicht infrage. 34…Dg6?! Zu zaghaft, aber spielbar. [34…Dxh2 35.Sg3 (35.Sf6+ Kg6 (35…gxf6?? 36.Dxf7+ Kh8 37.Te8#) 35…f5 36.Df8 Dh4-+] 35.Db8? [35.Td1]

 

 

Schwarz am Zug. Stellung nach 35.De8-b8?
Schwarz am Zug. Stellung nach 35.De8-b8?

35…Txa4? [Warum nicht 35…Sc2! und Weiß kann aufgeben?] 36.Sd6 Dd3+ 37.Kg1 Dd2?! [Schade um diese schöne Variante: 37…Se2+ 38.Kh1 Dc3 39.Tf1 Ta1-+]

Analysediagramm
Analysediagramm

 

 

 

 

 

 

38.Tf1 Df4 39.Df8 Kg6?! [39…Se2+ 40.Kh1 Dxf2! 41.Dxf7 Dxf7 42.Sxf7 Txc4-+] 40.Sc8 Sf5 41.g3 Dxc4 42.h4 Dd4 43.De8 Ta2 44.h5+ Kf6 45.Dc6+ Kg5 46.Dc7 Ta3 47.Kh2

Schwarz am Zug. Stellung nach 47.Kg1-h2
Schwarz am Zug. Stellung nach 47.Kg1-h2

 

47…Kxh5? Das Springeropfer hätte kurzen Prozess gemacht: [47…Sxg3 48.fxg3 Ta2+ 49.Kh1 De4+ 50.Kg1 Dg2#] 48.Dxf7+ g6 49.Db7? Weiß leistet sich einen Verlustzug nach dem anderen. [49.Se7! Dg7 50.g4+ Kg5 51.f4+ Kxg4 52.Tg1+ Kh5 53.Dxf5+ gxf5 54.Txg7 Tf3 55.Sg6=] 49…Kg5 50.f3

Schwarz am Zug. Stellung nach 52.Kh2-h3
Schwarz am Zug. Stellung nach 52.Kh2-h3

 

 

 

50…h5?! Wieder einen K.o.-Schlag ausgelassen: [50…Sxg3! 51.Kxg3 Dh4+ 52.Kg2 Ta2+ 53.Kg1 Dh2#] 51.Dh7 Ta2+ 52.Kh3 Jetzt macht Uwe den Sack zu! Oder?

52…Dd2?? [Unglaublich! Uwe übersieht ein Matt in zwei Zügen: 52…Dg4+! 53.fxg4 hxg4#] 53.f4+ Kf6 54.Dh8+ Ke6?? [54…Kf7] 55.De8+ Kd5 [55…Kf6 56.Df8+ Ke6 57.Te1+ Se3 58.Txe3+]

Schwarz am Zug. Stellung nach 56.Td1!!
Schwarz am Zug. Stellung nach 56.Td1!!

 

 

 

 

56.Td1!! Weiß erkennt seine Chance. Der Zug ist genial. Er verhindert das Matt und gewinnt die Dame. 56…Sd4 Der Rest ist Verzweiflung. 57.Df7+ Ke4 58.Dxg6+ Ke3 59.Txd2 Txd2 60.Sd6 Kf2 61.Se4+ Ke3 62.Sxd2 Kxd2 63.f5 c4 64.f6 Se6 65.f7 Sf8 66.Dd6+ 1-0

 

 

Brett 6
Kölle, Arthur ½-½ Prof. Dr. Kraft, Karl-Heinz

Brett 6 Kölle-Prof. Kraft Special Kiebitz (3.v.l.): Niedersachsens Rekordmeister Manfred Heilemann
Brett 6 Kölle-Prof. Kraft
Special Kiebitz (3.v.l.): Niedersachsens Rekordmeister Manfred Heilemann

Arthur lieferte sich mit Prof. Kraft ein Duell auf Augenhöhe. Im entscheidenden Moment wählte er jedoch die falsche Zugfolge. Zum Glück ohne Folgen.

 

 

 

 

 

Weiß am Zug. Stellung nach 32...e6-e5
Weiß am Zug. Stellung nach 32…e6-e5

33.De8+? Erst schlagen, dann Schach geben: [33.Lxe5! (33…Dxc5? 34.Lxf6 Dxh5 35.Dd8+ Kh7 36.Lxg7! Kxg7 37.Dd4+) Lxe5 34.De8+ Kh7 35.Dxe5=] 33…Kh7 34.Lxe5 Db1+? [34…Dxc5 35.Lxf6 Dxh5 36.Lc3 Dd1+ 37.Kh2 Df3 und Schwarz steht auf Gewinn.] 35.Kh2 Df1 36.Lxf7 Dxf2+ 37.Kh1 Df1+ 38.Kh2 Df2+ 39.Kh1 Df3+ 40.Kh2 Lxf7 41.Dxf7 Df2+ 42.Kh3 Df1+ 43.Kh2 De2+ 44.Kh3 Dxe4 45.Lxf6 Df5+ 46.Kg2 Dxc2+ 47.Kh3 Df5+ 48.Kg2 Diese Stellung hält auch mein Computer für ausgeglichen. ½-½

 

 

Brett 7
Klettke, Wolfgang ½-½ Fritze, Bernd

Brett 7 Klettke-Fritze
Brett 7 Klettke-Fritze

Bernds Mehrbauer war ein Geschenk seines Gegners in der Eröffnung. Der hatte dafür keine Kompensation, bis Bernd durch ein Versehen (Zeitnot?) nachhalf.

 

 

 

Schwarz am Zug. Stellung nach 36.Df2-h4+
Schwarz am Zug. Stellung nach 36.Df2-h4+

 

36…Kd6? Die Eintrittskarte für die weiße Dame. [36…Kd7 37.Txc4 De2+ 38.Kg3 Dd3+ 39.Kf2 Dxc4 40.Df6 Ke8 41.Dh8+ Ke7-+] 37.Dd8+ Kc6 38.Txc4+ dxc4 39.De8+ Kd5 40.Dxf7 Dg5+ 41.Kh1? Dieser Zug steht auf dem Partieformular. Wenn der stimmt, ist die Remisvereinbarung nicht nachzuvollziehen. Denn plötzlich steht Schwarz wieder auf Gewinn: 41…Dc1+ 42.Kg2 Dxb2+ 43.Kf1 Db1+ 44.Ke2 Dc2+ 45.Kf1 Df5+ 46.Dxf5+ exf5 47.Ke2 Ke4 48.h4 Kf4-+ [Richtig war 41.Kf3!] ½-½

 

Brett 8
Ackermann, Dennie 1-0 (kampflos) Lönhardt, Benjamin

Dennie Ackermann ohne Gegner
Dennie Ackermann ohne Gegner

Dennie hat gut lachen. Ein voller Punkt ohne Stress. Kampflose Punkte sind dennoch keine Wohltat.

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Ergänzung am 17. April 2015 (siehe Kommentar)

Verbandsliga Süd Brett 2 Herrmann (SFH II) - Uschayi (Hannover 96 II)
Verbandsliga Süd Brett 2
Herrmann (SFH II) – Uschayi (Hannover 96 II)

 

 

 

 

 

 

Wo guckst du?
Wo guckst du?

 

Lehrte stoppt unseren Höhenflug

Selbst ein kampfloser Punktgewinn konnte uns heute in der Landesliga Süd nicht zum erhofften Pflichtsieg gegen den SK Lehrte verhelfen. Heinz-Dieters Gegnerin (2. Brett) war bei der Anreise offenbar auf der Strecke geblieben. Es sollte unser einziger Sieg bleiben. Wenig später einigten sich Andreas Liebau und Heinrich Bedürftig am 1. Brett in ausgeglichener Stellung auf ein Remis. Leider hatten Uwe, Arthur und Martin einen rabenschwarzen Tag erwischt. Irgendwann standen sie pleite. Da half auch deren Kampfgeist nicht weiter. Etwas besser sah es an den Brettern 5 bis 7 für uns aus, aber mehr als eine jeweilige Punkteteilung kam für Bernd, Dennie und mich nicht heraus. Endstand: 5:3 für Lehrte.

Glückwunsch an den SK Lehrte. Der Sieg war verdient. Mit dem Abstieg haben die Lehrter nichts mehr zu tun. Unsere Aufstiegsambitionen sind hingegen gewaltig geschrumpft. In der letzten Runde bedarf es der Schützenhilfe vom SV Laatzen. Die Laatzener haben den Spitzenreiter SC Wolfsburg zu Gast. Mit dem Wort „abstiegsbedroht“ halte ich mich zurück, weil ich nicht weiß, ob zwei oder drei Mannschaften absteigen. Die Reihenfolge der letzten drei Vereine: SV Berenbostel, SV Laatzen und HSK Lister Turm 2 kann sich zwar noch ändern, aber auf den viertletzten Platz können sie nicht mehr gelangen.

Eine Chance auf den Aufstieg haben plötzlich die totgesagten Hamelner. Falls Wolfsburg verliert und wir nicht gegen Caissa Wolfenbüttel gewinnen, können sie durch einen Sieg gegen die Braunschweiger auf den 1. Platz springen. Für jede Menge Spannung ist am letzten Spieltag somit gesorgt.

Käpt’ns Winner

Ein Sieg der eigenen Mannschaft ist schöner als jede Kreuzfahrt der Welt. Wenn dann noch der Kapitän mit einem ganzen Punkt dazu beiträgt, ist die Glückseligkeit perfekt. Uwe gegen Udo lautete das Duell am 4. Brett gegen die SVG Salzgitter am Sonntag in der Landesliga Süd. Richtig spannend wurde die Partie nach dem 27. Zug von Schwarz. Die zweite Hälfte der Partie wollen wir euch nicht vorenthalten. Die Ausgangs- und Endstellung seht ihr hier als Diagramme. Die Kommentare und Analysen im Anschluss stammen vom Kapitän himself.

Uwe Gabriel-Udo Lau / Stellung nach 27...Sc4-d2
Uwe Gabriel-Udo Lau / Stellung nach 27…Sc4-d2
Stellung nach 58.Sh5-f6 Schwarz gab auf
Stellung nach 58.Sh5-f6 Schwarz gab auf

Kopf hoch!

Mannschaftsführer und/oder Spielleiter eines Schachvereins zu sein, ist laut Franz Müntefering „das schönste Amt neben dem Papst“. Bezüglich der auffälligen Kleidung mag das stimmen, ansonsten habe ich meine Zweifel. Es ist nämlich ein Knochenjob, in einem Schachverein seine Schäfchen zu hüten. Deshalb erlaube ich mir, zum Abschluss der Saison unseren Männern, die sich freiwillig in den Dienst stellen, ausdrücklich zu danken.

Dass unsere 2. Mannschaft wie die Erste nicht das Klassenziel erreicht hat, ist sehr, sehr bitter. Schuld daran ist das Orakel. Das hat es faustdick hinter den Ohren. Schon der Name ist Betrug, weil es sich in Wirklichkeit um Spiegelschrift handelt: Le Karo ist die billigste unter den Spielfarben. Da ist man selbst als Ass machtlos.

Ein paar visuelle Eindrücke vom Abstiegskampf unserer Zweiten gegen Wolfsburg möchte ich euch für die neue Saison mit auf den Weg geben. Für diesen Weg gibt es nur ein Ziel: Aufstieg!

Ende schlecht, alles schlecht

Unseren letzten Mannschaftskampf gegen Nordhorn-Blanke mussten wir nicht verlieren. Die 3,5:4,5 Niederlage war so unnötig wie einige andere Niederlagen in dieser Saison. An dieser Serie bin ich nicht schuldlos. Im vergangenen Jahr konnte ich noch wesentlich zum Aufstieg beitragen, in dieser Saison konnte ich den Abstieg durch ein miserables Ergebnis nicht verhindern. Hier und da ein voller Punkt meinerseits, und wir hätten die Klasse gehalten. Heute war auch mehr drin, aber irgendwie fehlt mir derzeit der Durchblick. 

Ein allgemeines Fazit mögen unser Mannschaftsführer, der heute verhindert war, und/oder andere Mannschaftskameraden ziehen. Was meine eigene Zukunft in der Mannschaft angeht, werde ich demnächst entscheiden. Es wird vom Ergebnis eines Schachturniers abhängen, an dem ich über Ostern teilnehmen werde. Bekanntlich bin ich ab Mai in Rente. Vielleicht habe ich dann den Kopf frei, vielleicht auch nicht. Vielleicht gibt der Inhalt einfach nicht mehr her. 

Zum Abschluss der Oberliga-Saison möchte ich euch meine heutige Partie zeigen. Spannend war sie allemal, aber die schwerwiegenden Fehler habe ich am Ende trotz besserer Zeit gemacht.

Hoellmann, Ludger (2159) – Streich, Gerhard (2151) [D36]

SFH-SV Nordhorn-Blanke (9), 06.04.2014

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 d5 4.cxd5 exd5 5.Lg5 Le7 6.Dc2 c6 7.e3 Sbd7 8.Ld3 h6 9.Lh4 0-0 10.Sf3 a5 11.h3 Te8 12.0-0 Se4 13.Lxe7 Dxe7 14.a3 Sxc3 15.Dxc3 a4 16.b4 axb3 17.Dxb3 Mit meiner Stellung war ich nicht unzufrieden. Vielleicht war mein folgender Zug nicht der stärkste. 17…Df6?! besser 17… Dd6 oder 17… b6 18.a4 g5 Ich träume von einem Angriff auf dem Königsflügel. Die nächsten Züge gehören zu meinem Plan. 19.Lc2 Kg7 20.Dd3 Th8 21.Tae1
Höllmann-Streich 21. Zug21… Sb6? Verpasst eine gute Gelegenheit mit 21… b6 nebst La6. Nun hängt entweder der Bauer a3 oder der auf h3. Aber glücklich werde ich damit nicht. 22.Se5 h5 23.f4 g4 24.f5 gxh3 25.gxh3 Sxa4?! 26.Te2 Sb2 27.Tg2+ Kf8 28.Db3 Sc4 29.Sxc4 dxc4 30.Dxc4 De7 31.e4 Tg8 32.Txg8+ Kxg8 33.Kh2 Ta3 34.Tg1+ 
Höllmann-Streich 34. Zug34… Kh8? [34…Kf8] 35.De2 Lxf5? [35…Dh4 36.Dg2? (36.Ld3!+-) 36…Df4+ 37.Kh1 Df3=] 36.Dxh5+ Lh7 37.e5 1-0

SFH3 – SK Wennigsen: Je oller, je doller

Der Kampf unserer dritten Mannschaft gegen den SK Wennigsen ist nun schon fast eine Woche her – trotzdem fand ich ihn bemerkenswert genug, um Euch hier noch davon zu berichten.

Es werden in diesem Jahr 30 Jahre, seit denen ich in Vereinen Schach spiele, die meiste Zeit davon bei den SFH. Da lehnt man sich in einem schwachen Moment schon mal aus dem Fenster und glaubt: Viel Neues kommt nicht mehr. Kennste alles schon. Ich werde alt. Und so weiter…

Bei unseren letzten Mannschaftskämpfen wurde ich eines besseren belehrt. In der 5. Runde hat die Dritte gegen den Blindenverein SK Turm gespielt: Im Sperrmüll-Ambiente eines abgewrackten Hinterzimmers der Kleefelder Raucherkneipe „Bei Edgar“. Kompliment an Martin für seinen diplomatischen Bericht dazu! Vergleichbares ist mir in 30 Jahren nicht untergekommen (den Raum 10 im FZH sehe ich seither mit anderen Augen). Dann die 6. Runde, maximaler Kontrast: Mit der ersten Mannschaft in Lüneburg! Bei Lüneburg spielt – infolge eines ziemlich dubiosen Spielverbots für Bundesliga und 2. Liga – am ersten Brett Falko Bindrich, ein Großmeister mit nicht weniger als ELO 2577. Man ahnt es bereits: Das ist mir in 30 Jahren noch nicht untergekommen.

7. Runde, zurück in den „Niederungen“ der Bezirksklasse. Durch herausragende Spielstärke stach auf dem Papier niemand hervor. Dafür durch Alter: Lässt man bei unserem Gast, dem SK Wennigsen, ein paar Bretter außen vor, dürfte der Rest der Mannschaft einen Schnitt von 75, wenn nicht 80 Jahren aufgewiesen haben. Nee, an vergleichbares kann ich mich auch hier nicht erinnern.

Einer der rüstigen Wennigser Senioren war mir schon in der letzten Saison besonders aufgefallen, und auch diesmal spielte er gegen Martin am vierten Brett die längste Partie. Die Rede ist von Günter Heimberg. Für eine knallharte Recherche keine Kosten und Mühen sparend, habe ich den Mann gerade mal gegoogelt, und erfahre in den Calenberger Online News: Der jetzt 87-jährige hat 2013 das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ erhalten, für seine „besonderen Verdienste um das Allgemeinwohl und sein Engagement für den Sport in den vergangenen 60 Jahren“. Heimberg wurde 1949 Mitbegründer des Schachklubs Wennigsen, nachdem er sich in dreieinhalb Jahren Kriegsgefangenschaft intensiv dem Schachspiel gewidmet hatte. Von 1952 bis 2013 war er über sechs Jahrzehnte 1. Vorsitzender seines Vereins, unter anderem organisierte er in Wennigsen Großveranstaltungen wie die Deutsche Damenmeisterschaft 1961 oder den Niedersächsischen Schachkongress 1955. Kurzum: Als ich 1984 gerade erst anfing, hatte der Mann schon 35 höchst aktive Vereinsjahre auf dem Puckel. Und wenn ich im Jahr 2054 noch so gut und vital Schachspielen können sollte wie ein Günter Heimberg jetzt, wäre ich wohl ganz zufrieden.

Für leuchtende Vorbilder unter älteren Jahrgängen bräuchte ich natürlich gar nicht erst bis zum Deister zu schauen. Auch bei den Schachfreunden wird man fündig, und auch bei unserem Mannschaftskampf gegen Wennigsen: Hermann Schulz fuhr mit forschem Angriffsspiel einen flotten Sieg ein und leitete so den ungefährdeten Erfolg unserer Dritten ein. Umso respektabler, weil Hermann von einer Augenoperation noch deutlich gezeichnet und beeinträchtigt war. Sollte sein Gegner später geträumt haben, von  einem einäugigen Piraten überfallen worden zu sein, würde es mich nach dieser Partie nicht wundern.

Freddy setzte schon durch bloße Anwesenheit ein positives Signal: Noch zwei Tage zuvor sah es danach aus, dass er sich in der zweiten Mannschaft festspielen müsste – die Aufstiegsambitionen unserer Dritten hätte das nicht gerade untermauert. Stattdessen steuerte er nun einen wichtigen Sieg am zweiten Brett gegen den nominell stärksten Wennigser Bernd Haletzki bei, welcher im Vorjahr noch Andreas Herrmann ein Remis abgetrotzt hatte. Mit Weiß und aus seiner bekannten Eröffnung heraus verfügte Freddy bald über einen Mehrbauern, der als Isolani auf e3 allerdings von allen Schwerfiguren des Gegners ins Visier genommen wurde. Das hätte ein langwieriges Endspiel werden können, doch als der Wennigser auch noch seine verbliebenen Bauern mobil machte, nutzte Freddy geschickt die Gelegenheit zu einem schwerwiegenden Konter gegen den schwarzen König.

Peter dürfte in der gesamten Bezirksklasse (im gesamten Bezirk?) der Spieler mit der weitesten Anreise sein. Erfreulich, dass er mit seinem neuerlichen Erfolg dann die Weichen klar auf Mannschaftssieg stellte, nachdem Willi und André guten Gewissens mit ihren Gegnern Punkteteilungen vereinbart hatten. Bei 4:1-Führung und vielversprechenden Aussichten auf den übrigen Brettern  konnte auch ich selbst in Ruhe prüfen, ob sich aus jener Eröffnung, mit der ich in Lüneburg nach 10 Zügen remisiert hatte, vielleicht doch etwas mehr herausholen ließ. Nach 38 Zügen bescheinigt Fritz mir satte 0,68 Stellungsvorteil… Carlsen und Fritz hätten bestimmt noch weitergespielt, ich dagegen sah im Endspiel keine Verwertungsmöglichkeiten mehr und bot Remis.

Den vorletzten Punkt zu unserem ungefährdeten 6,5:1,5-Erfolg steuerte dann unser Mannschaftsführer bei – nachdem Ulrich in dieser Saison fast schon das Remis abonniert zu haben schien. Und schließlich musste dann auch Günter Heimberg feststellen, dass sein Läuferendspiel gegen Martin einfach nicht zu halten war. „Für mich kann eine Schachpartie so spannend sein wie ein Kriminalroman. Allerdings wird beim Schach im Gegensatz zum Krimi erst am Ende einer erledigt“, soll Heimberg in seiner Dankesrede bei der Verleihung des Verdienstkreuzes gesagt haben. Mit seinen 87 Jahren hat er den Vorsitz in Wennigsen inzwischen wohl niedergelegt, wird aber in den Bezirkslisten immer noch mit einem Vorstandsamt aufgeführt: Als Jugendwart.

 

 

 

Verflixt, verflaxt, verfluxt!

Die gute Nachricht vorweg: Manfred Hermann hat unseren Blog gelobt. Die schlechte Nachricht: „Es ist zum Kotzen!“ Uns will in dieser Saison einfach nichts gelingen. Ich mache dabei keine Ausnahme. Wenn du dreißig Züge lang besser und am Ende mit leeren Händen dastehst, fühlst du dich von deinen Endorphinen im Stich gelassen. Oder waren es die bösen Geister? Bevor ich mit denen abrechne, zeige ich euch meine Partie gegen den Schachfreund Bürckner vom SK Union Oldenburg.

Streich, Gerhard (2164) – Bürckner, Hartmut (2158) [A40]

SFH-SK Union Oldenburg, Oberliga Nord (7) 23.02.2014

1.Sf3 g6 2.d4 Lg7 3.c4 e6 Bereits an dieser Stelle endet die Theorie. Ich taufe die Eröffnung auf „Oldenburger Kohl und Pinkel“. 4.Sc3 Se7 5.Lf4 d6 6.Dd2 h6 7.h3 Sd7 8.e4 b6 9.Le2 Lb7 10.0-0 g5 11.Lh2 Sg6 12.Tfd1 g4?! 

Streich-Brückner 12. Zug13.hxg4 Sf6 14.Dc2 [14.d5 Sxg4 15.Lg3 h5 16.dxe6 fxe6 17.c5 bxc5 18.Lb5+ Ke7±; 14.c5 Sxg4 15.Lg3 dxc5 16.dxc5 Dxd2 17.Sxd2 S4e5 18.Sb5±] 14…Sxg4 15.Da4+ Ursprünglich wollte ich Lg3 spielen, wusste aber nicht, was sich nach dem Bauernvorstoß h6-h5-h4 ergibt. Es wäre eine phantastische Variante geworden, wie folgendes Abspiel beweist: [15.Lg3 h5 16.c5 h4 17.Sxh4 Txh4 18.cxd6 cxd6 19.Sb5 Tc8 20.Da4 Kf8 21.Sxd6 Sf4 22.Lxg4 Txg4 23.Lxf4 Txf4 24.Sxb7 De7 25.Dxa7 Txe4 26.Dxb6 Tb8 27.Dc5 Lxd4 (27…Txb7? 28.Dc8+ De8 29.Dxb7+-) 28.Dxe7+ Kxe7 29.Sa5 Tc8+=] 15…Kf8 16.c5 Sxh2 17.Kxh2 Sh4 18.Kg1 Tg8 19.cxd6 [Mit c6 hätte ich Schwarz einschnüren können, aber eine offene Stellung erschien mit chancenreicher. 19.c6 Sxf3+ 20.Lxf3 Lc8 21.e5±] 19…Sxf3+ 20.Lxf3 cxd6 21.Tac1 a6 22.Da3 Lf6 23.Se2 Le7 24.d5 exd5 25.exd5 Tg5
Streich-Brückner 25. ZugAn dieser Stelle fühlte ich mich pudelwohl. Am besten hätte ich meinen Raumvorteil mit 26. Sd4 und der Absicht Sc6 ausbauen können. Dazu hätte ich folgende Variante sehen müssen: [26.Sd4! Lxd5? 27.Lxd5 Txd5 28.Df3 droht Se6+ oder Sc6 28…Txd4 29.Txd4+-] 26.Sg3Tc8 27.b4 [27.Txc8 Lxc8 28.De3] 27…Te5 28.Dd3 Lg5 29.Txc8 Lxc8 30.Dc4?! [30.Dh7 Df6 31.Se4 Df5 32.Dh8+ Ke7 33.a4 Kd7 34.Td4 Ke7 35.Tc4 Ld7 36.Db8 Dg6 37.Dxb6 Txd5 38.Tc7 Te5 39.Dxa6±] 30…Lb7 31.Le4?! Mit der Absicht, meinen Springer auf f5 zu platzieren, doch mit einem Damenschwenk kann Schwarz kontern. [besser 31.Dc2 Kg8 32.Sf5 b5] 31…Dc8! 32.Dd4 [32.Dd3 Dg4] 32…Dg4 33.Dd3? Zum ersten Mal verpasst mir Deep Fritz ein Minuszeichen. Irgendwie habe ich den Faden verloren, aber auch Schwarz findet nicht den stärksten Zug. [33.Tf1 Lxd5 34.Dxb6 Lxe4 35.Dxd6+ Te7 36.Sxe4 Dxe4 37.f4 unklar]
Streich-Brückner 33. Zug33…Lf4? [Der Läufer gehört auf die andere Seite: 33…Lh4! 34.Lf3 Dxb4 -+] 34.Lf3 Dh4 35.Sf1 Schon bin ich wieder im Plus. 35…Lg5 36.a3 [Oder:  36.Dc3 Ld8 37.Se3 Tg5 38.g3 Lf6 39.Dd2 Ld8 40.Lg2 Dh5=] 36…b5 37.Dh7 Ld8 38.g3? Langsam befinde ich mich auf der Verliererstraße. 38…Df6 39.Kg2 Tf5 40.Sh2? [Rettung versprach: 40.Sd2! Lxd5 41.Lxd5 Txd5 42.Se4 De6 43.Th1÷] 40…h5 41.g4? [41.Td4! Bei knapper Bedenkzeit finde ich in der komplizierten Stellung nicht die stärksten Züge. 41…Lb6 42.Th4 Lxd5 43.Lxd5 Txf2+ (43…Txd5 44.Tf4±) 44.Kh3+-] 41…Tg5 Jetzt stehe ich erstmals richtig auf Verlust. Deep Fritz verpasst mir ein Minus von 2,0. 42.De4 Lb6 43.Td2 Kg8? [43…Kg7-+] 44.Kg3 Te5 45.Dd3 Ld8 46.Te2 hxg4?! [46…Dh4+ 47.Kg2 Lf6 48.Tc2 hxg4 49.Sxg4 Tg5-+] 47.Sxg4 Noch wehre ich mich. 47…Dh4+ 48.Kg2 Txe2 49.Dxe2 Kf8 50.De4 Lc8 51.Df4 [51.Se3 Lh3+ 52.Kg1 Dxe4 53.Lxe4 Lf6-+] 51…Le7 52.Le2 f5 53.f3 Dg5!
Streich-Brückner 53. ZugNach dem erzwungenen Damentausch ist das Endspiel für mich verloren. Den Nachweis wollte ich meinem Gegner ersparen. 0-1

Es war eine spannende Partie auf gutem Oberliga-Niveau. Dennoch musste ich am Ende auf beiden Seiten mehr Fragezeichen verteilen, als ich ursprünglich glaubte. Natürlich bin ich über den Partieausgang enttäuscht. Gratulation an meinen Gegner. Er hat nach zweifelhafter Eröffnungsbehandlung seine Chancen genutzt. Ich nicht. Für mich bleibt die Hoffnung, dass sich mein Durchblick erhöht, wenn ich den Arbeitsstress los bin. Derzeit befinde ich mich auf meiner Abschiedstournee. In rund drei Wochen ist Schluss damit. Oh Gott, ich werde Rentner! Sind das nicht die alten Säcke, die man als Jugendlicher nicht ernst genommen hat? – Am späten Samstagabend bin ich von meinem Sylt-Aufenthalt zurückgekehrt. Wie versprochen, habe ich den Nordfriesen beim Austreiben der bösen Geister zugesehen. Es ist zwar makaber, wenn die Strohpuppe (das Petermännchen) in Flammen aufgeht, aber offenbar nutzlos, da böse Schachgeister gegen Feuer immun sind.

Biikebrennen 2014
Biikebrennen 2014

Meine Überschrift stammt übrigens aus „Benjamin Blümchen und die Astrofanten“. Zum Nachspielen der Partie guckt ihr in meinen Kommentar.

Über Endorphine und böse Geister

In der heutigen Ausgabe der HAZ gibt es einen Artikel mit der Überschrift „Schönheit macht süchtig“. Der Untertitel lautet „Attraktive Frauengesichter wirken auf Männer ähnlich wie Drogen“. Wer hätte das vermutet? Das liegt an den Endorphinen. Zu dieser Erkenntnis konnten nur Psychologen in langen Versuchsreihen kommen. Der normale Mann hat sich stets gefragt: „Was ist mit mir los?“ Das führte nicht selten zu einem verkorksten Leben, denn ein schönes Gesicht hält nicht lebenslänglich. Bekanntlich verblüht Schönheit mit der Zeit, und dann steht Mann mit leeren Händen da. Dergestalt ist es naheliegend, dass sich mancher verzweifelte Mann wünscht, eine Drohne zu sein. Die stirbt nach Begattung der Bienenkönigin.

Warum erzähle ich das? Antwort: Das war ein abschreckendes Beispiel, aber Endorphine können durchaus nützlich sein. Vor allem wenn es um schöne Schachpartien geht. Horst-Peter hat so eine im Jahr 1981 gespielt. Es ging um den Aufstieg zur Regionalliga Nord gegen den SK Union Oldenburg, also den Schachverein, den wir in der Oberliga das nächste Mal zu Gast haben. Horst-Peter hat gewonnen, wir haben gewonnen. Das war sehr schön (für uns). Da Schachpartien nichts von ihrer Schönheit einbüßen, und seien sie noch so alt, möchte ich mit Veröffentlichung dieser Partie das Endorphinsystem unserer ganzen Mannschaft zum Kochen bringen. Es handelt sich um Horst-Peters Original-Kommentar aus dem Jahr 1981.

Dr. Anhalt (SF Hannover) – Rickers (SK Union Oldenburg) [D19]

Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord, 1981

[Kommentar: Horst-Peter Anhalt] 

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.Sf3 dxc4 5.a4 Das sogenannte Tschechische System: Weiß verhindert, daß Schwarz den Gambitbauern mit 5…b5 verteidigt. 5…Lf5 6.e3 e6 7.Lxc4 Lb4 8.0-0 Sbd7 9.De2 0-0 10.e4 Lg6 11.Ld3 Lh5 12.e5 Sd5 13.Se4 Le7 Dieses Abspiel ab 6.e3 heißt Holländische Variante und ist theoretisch weit erforscht. Weiß verfügt über Raumvorteil, besitzt jedoch unbewegliche Zentrumsbauern, während Schwarz eine beengte, aber sichere Stellung aufweist und am Damenflügel aktiv werden kann. Üblich ist jetzt 14.Ld2 c5 15.Sxc5 Sxc5 16.dxc5 Lxc5 17.Tfc1 Le7! mit ausgeglichenen Chancen. 14.Sg3!?
Anhalt-Rickers 14.Zug14…Lg6 15.Lxg6 hxg6 16.Se4 Dc7? Ein schablonenhafter Zug; besser war 16…c5. 17.Lg5 Tfd8 18.Lxe7 Sxe7 19.b4 a5 20.b5 Sb6 Weiß hat die Initiative am Damenflügel übernommen; nach 20…cxb5 21.Dxb5 bleibt der schwarze b-Bauer rückstündig, und die weißen Türme besetzen zuerst die offenen Linien. 21.Tfc1 Sf5 22.Td1 Sd5 23.Tac1 Sb4 24.g4! Die schwarzen Springer stehen zwar zentral und optisch eindrucksvoll, leisten aber nichts für die Verteidigung gegen den weißen Angriff am Königsflügel. 24…Se7 25.Sfg5 Sed5 26.Df3 Te8 27.Dh3 Sf4
Anhalt-Rickers 27.Zug28.Dh7+ Kf8 29.Dh8+ Ke7 30.Dxg7 mit den Drohungen Dxf7+ und Dxf6+ mit Gewinn des schwarzen Sf4 30…Se2+ 31.Kf1 Sxc1 32.Dxf7+ Kd8 33.Sxe6+ Txe6 34.Dxe6 Die schwarze Stellung ist verloren; es droht sowohl einfach 35.Txc1 als auch 35.Dg8+ nebst 36.Dxa8. Schwarz versucht vergeblich, das Spiel durch einen scharfen Gegenangriff zu komplizieren. 34…cxb5 35.Sd6 Dc6 36.d5 Dc2 37.De8+* Kc7 38.De7+
Anhalt-Rickers 38.ZugSchwarz gab auf, weil er das Matt nicht vermeiden kann, z.B. 38…Kb8 [38…Kb6 39.Dxb7+ Kc5 40.Dxb5#] 39.Dxb7# Eine spannende Partie!

*Anmerkung von Gerhard: Einen Tick schneller ging 37.Sf7+ Kc7 38.Dd6+ Kc8 39.Dd8#

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf ein Phänomen hinweisen, und zwar das der „Zufallshäufung“. Horst-Peter hat damals gegen Gerd Rickers gespielt. Rickers war und ist 15 Jahre älter als Horst-Peter. Mittlerweile spielt Rickers beim Fehntjer SK. Das Phänomen, von dem ich spreche, bezieht sich auf den Namen und dessen Varianten. Am letzten Sonntag habe ich in Lüneburg gegen den sympathischen Schachfreund Uwe Rick gespielt, einen Tag später traf ich mich auf Sylt mit einem Bauleiter namens Ricker, eine Woche zuvor hatte ich ein Gespräch mit dem Bauleiter eines Mitbewerbers, dessen Name Rickertsen lautet. Vor ein paar Jahren habe ich für den Reeder Rickmers auf Sylt eine Datscha errichtet. Und jetzt greife ich ins Archiv und ziehe den Namen Rickers. Boah eh!

Zu dieser Zufallshäufung möchte ich eine aktuelle Analogie zum Besten geben: Gestern trainierte ich in meinem Fitnessstudio. Ich saß gerade auf dem Beinstrecker, als mir gegenüber von der Beinpresse jemand zurief. Es war ein ehemaliger Kollege, der unser Büro vor 4 Jahren verlassen hat. „So ein Zufall!“, rief er erstaunt, „vier Jahre lang bin ich keinem Kollegen begegnet, vor einer Woche traf ich Kollegin M., vor zwei Tagen Kollegin C. und jetzt dich!“

Die Mathematiker unter euch haben dafür sicher eine Erklärung. Vielleicht auch für den Zufall, dass meine beiden letzten Partien auf die gleiche Art und Weise endeten, nämlich mit einer Turmschaukel, die zu einer Zugwiederholung führte und mit Schachgeboten verbunden war. Solch eine Konstellation hat man selten auf dem Brett. Und nun zweimal hintereinander!?

Möglicherweise mischen sich Trolle und Geister in unser Leben ein. Die Nordfriesen haben dagegen eine pragmatische Lösung. Sie vertreiben die bösen Geister durch ein Biikebrennen. Das findet jedes Jahr zur gleichen Zeit am 21. Februar statt, also am kommenden Freitagabend. Da unsere Pechsträhne in der Oberliga anhält, werde ich die Gelegenheit nutzen, dem Schauspiel beizuwohnen. Womöglich erwische ich dabei den bösen Geist, der uns das Siegen verwehrt.

Archivbild: Biikebrennen am 21.02.2013 auf Sylt
Archivbild: Biikebrennen am 21.02.2013 auf Sylt

Otto Borik

Unser nächstes Heimspiel in der Oberliga werden wir gegen die SG Bremen bestreiten. Am 1. Brett spielt IM Otto Borik. Die jüngeren unter euch werden mit dem Namen vermutlich nicht viel anfangen können. Für mich ist die Begegnung ein Anlass, wieder nostalgisch zu werden. Dazu habe ich den Ingo-Spiegel des Deutschen Schachbundes aus dem Jahr 1980 hervorgeholt. Ingo-Zahlen waren die Vorläufer der DWZ-Zahlen. Damals lief die Auswertung nicht so professionell wie heute – Personal-Computer gab es noch nicht –, aber im Großen und Ganzen spiegelten sie die Leistungsstärke der deutschen Schachspieler wider. Mit einer Ingo-Zahl von 47 (je kleiner desto besser) lag Otto Borik auf dem 7. Platz der Bestenliste noch vor GM Wolfgang Unzicker. Ein Jahr später war er sogar auf den 4. Platz geklettert; lediglich die Großmeister Robert Hübner, Lothar Schmidt und Helmut Pfleger lagen vor ihm.

Otto Borik ist gebürtiger Tscheche. Anfang der siebziger Jahre kam er nach Deutschland, nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an und wurde bis 1984 in Bochum sesshaft. Dort eilte er von Erfolg zu Erfolg. Er spielte am 1. Brett der SG Bochum in der Bundesliga, wurde NRW-Meister, Deutscher Blitzmeister und Nationalspieler. Zweimal nahm er an Schacholympiaden teil: 1978 in Buenos Aires und 1980 in Malta.

Im Jahr 1979 kam mir eine doppelte Ehre zuteil. Zum einen, den Landesverband Niedersachsen am 1. Brett zu vertreten und zum anderen, gegen Otto Borik anzutreten. Wie ihr dem Ingo-Spiegel entnehmen könnt, war ich damals mit Horst-Peter in der Rangliste weit oben platziert. In Ibbenbüren kam es zum Freundschafts-Länderkampf zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Zwei Partien waren angesetzt, jeder Spieler hatte somit einmal Weiß und einmal Schwarz. In der ersten Partie hatte ich Weiß. Es gelang mir mühelos, die Partie ausgeglichen zu halten, und so endete sie nach 27 Zügen ohne nennenswerte Höhepunkte mit einem Remis. Die Partie könnt ihr im Kommentar nachspielen. Mit den weißen Steinen hat mich Otto Borik indes an die Wand gespielt, weil er eine Variante in der Sveshnikov-Verteidigung besser kannte als ich. Da, wo meine Vorbereitung endete, wusste er – zu meinem Nachteil – die richtige Fortsetzung.

Im selben Jahr dieser beiden Partien brachte Otto Borik das Schach-Magazin 64 auf den Markt. Von dieser Absicht hatte mir erstmals Helmut Reefschläger berichtet. Helmut konnte sich nicht vorstellen, dass man eine zweiwöchentliche Schachzeitung für einen geringen Kaufpreis wirtschaftlich verlegen kann. Anscheinend hat es dennoch geklappt. Das Magazin 64 gibt es immer noch, und ich bin stolz darauf, ein Abonnent der ersten Stunde zu sein. Seit 35 Jahren weiß ich die Qualität dieser Schachzeitung zu schätzen. Dass sie so ist, wie sie ist, ist ein Verdienst von Otto Borik. Die unentwegte Arbeitsbelastung hat sicher dazu beigetragen, dass seine Spielstärke abgenommen hat. Mittlerweile ist er auf den 695. Platz der deutschen Rangliste abgerutscht. Das ist kein Grund, ihn zu unterschätzen. Von Boriks Erfolgen und seinem aktuellen Listenplatz können wir nur träumen. Unser 1. Brett wird dennoch selbstbewusst antreten, gleichwohl, ob Otto Borik oder jemand anders der Gegner sein wird.

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Ergänzung am 25.09.2015

Ibbenbüren 1979 Länderkampf Otto Borik (NRW) – Gerhard Streich (Niedersachsen)
Ibbenbüren 1979 Länderkampf Otto Borik (NRW) – Gerhard Streich (Niedersachsen)