Der Blog oder das Blog?

Ein unbekannter Schachfreund hat uns in der vergangenen Woche einen Kommentar mit folgendem Inhalt geschickt:

Das heißt: „das Blog“, nicht „der“ !!!!

Erst habe ich mich gefragt, was uns der Künstler mit den 4 Ausrufezeichen sagen will, dann klickte es bei mir. Er rügt unsere Headline:

Der Blog für Mitglieder und zukünftige Schachfreunde

Headline ist auch so ein Fremdwort wie Blog. Da kann man beim Genus (nicht: Genuss) schon mal ins Schwanken geraten. Der Duden kennt das. Heißt es nun der oder das Zölibat? Der oder das Joghurt? Der oder das Schlamassel? Beide Artikel sind jeweils erlaubt; favorisiert wird einer.

So verhält es sich auch bei „Blog“. Wikipedia lehrt uns: das Blog (auch: der Blog). Der Duden, der als Hüter der Deutschen Sprache bereits vor Jahrzehnten kapituliert hat, lehrt uns ebenfalls: das auch der Blog. Erst im Jahr 2006 wurde das Wort erstmals im Rechtschreibduden erwähnt. Damit gehört es in der Geschichte der Etymologie zu den Vorläufern von „Vollpfosten“, dessen Ritterschlag der Duden jüngst präsentierte. Pikanterweise werden auf Duden-Online auch die im Alphabet vor Blog und danach platzierten Wörter angezeigt. Die davor lauten: „Blödling, Blödmann, Blödsinn, blödsinnig und Blödsinnigkeit“. Ein Nachläufer ist: „blöken“. Das erklärt so manches…

Was heißt das nun für die stets auf „Political Correctness“ bedachten Schachfreunde Hannover? Der Schachfreund mit den 4 Ausrufezeichen hat nicht ganz Unrecht. Das Blog wäre die Hauptvariante; klingt aber irgendwie fremd. Deshalb empfehle ich, den Artikel einfach wegzulassen:

Blog für Mitglieder und zukünftige Schachfreunde

Eure Einwände vor Augen kann ich mich auch damit nicht zufrieden geben, weil eine Heerschar unserer Blog-Leser unerwähnt bliebe. Deshalb mache ich folgenden Verbesserungsvorschlag:

Blog für Mitglieder und erwartungsfrohe, von unzähligen Niederlagen zermarterte Schachfreunde, die sich bei geistreichen Beiträgen und Kommentaren entspannen wollen.

Ergänzung am 07.05.14

Passend zum Thema hat uns IM Dr. Helmut Reefschläger folgenden Artikel aus der HÖRZU vom 4. März 1996 geschickt. Ich hoffe, ihr könnt ihn lesen. In meinem aktuellen Kommentar findet ihr die Erklärung.

6 Gedanken zu „Der Blog oder das Blog?“

  1. Klugscheißern gehört zur deutschen Seele. „Die deutsche Seele“ ist ein Buch von Thea Dorn und Richard Wagner, das 2011 im Albrecht Knaus Verlag erschienen ist. Die beiden Autoren philosophieren auf schwerblütige Weise (560 Seiten) darüber, was typisch deutsch sei. Hier ein paar Stichwörter: Abendbrot, Freikörperkultur, Ordnungsliebe, Puppenhaus, Reinheitsgebot, Schrebergarten, Strandkorb und Winnetou. Aber es geht auch um „Das Weib“.

    „Wieso heißt es das Weib?“, fragt sich Thea Dorn. „Am weiblichen Geschlecht besteht nicht der geringste Zweifel, trotzdem ist das Weib dem grammatikalischen Geschlecht nach sächlich.“ Das Mysterium kann Thea Dorn auch nicht lösen. Vielleicht lag es an den Germanen, die glaubten, den Frauen wohne etwas Heiliges und Seherisches inne, oder an den Minnesängern oder an Friedrich Nietzsche oder an einem kauzigen Schriftgelehrten. Wir wissen es nicht. Dabei ist die Frage, ob „Weib“ ein Ehrentitel oder eine Schmähung ist, bis heute ungelöst.

    Mit diesem Ausflug in unser deutsches Seelenleben möchte ich eine Lanze für alle Klugscheißer brechen. Wir Deutschen können nicht aus unserer Haut. Wir grübeln und grübeln. Die hohe Kunst besteht darin, klugzuscheißen, ohne dabei ein Fettnäpfchen zu treffen. Blogs sind ein geeignetes Terrain, das zu trainieren. Es lebe der, die, das Blog!

    1. Die deutsche Sprache entwickelt sich immer weiter. In 1000 Jahren wird es kein „der“,“die“ oder „das“ mehr geben, sondern einfach „da“. Schachspieler denken bekanntlich lange im voraus, deshalb schlage ich vor, dass wir dieser bevorstehendebn Umstellung schon jetzt entgegenkommen mit „da Blog“!

  2. Wie ich gestern bereits gemeldet habe, gehört jetzt auch IM Dr. Helmut Reefschläger zu den Fans unseres Blogs. Helmut ist nicht nur ein ausgezeichneter Schachspieler, sondern auch ein gelernter Astrophysiker und Welterklärer. In dieser Funktion hatte er in der HÖRZU über viele Jahre eine Kolumne. Passend zum Thema hat er mir soeben seinen Artikel „Der, die – oder das?“ geschickt, den ich meinem Beitrag zugefügt habe. Dazu schrieb er folgende Worte:

    Lieber Gerd,
    Dein schöner Beitrag “Der Blog oder das Blog” hat mich an eine Hörzu-Kolumne erinnert (fast 20 Jahre her), die ich als Ergänzung bringe. Übrigens gab es einen Witzbold, der Stellung nahm zur Regel, dass Worte, die auf “ung” enden, weiblich seien. “Stimmt nicht!”, schrieb er. Sein Gegenbeispiel: Dung.

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