Entdeckertag

Noch vier Wochen. Dann beginnt die neue Saison in der Oberliga Nord. Unser erster Gegner ist der Aufsteiger aus der Rattenfängerstadt. Für diese Ortsbezeichnung werfe ich freiwillig 5 Euro ins Phrasenschwein. Aber wer nach Hameln reist, kommt an der genialen Geschäftsidee „Ratte“ nicht vorbei. Hameln-02Ob vorm Bahnhof, im Pflaster oder auf einer Brücke: die Ratte istHameln-05 Hameln-04in Hameln omnipräsent. Inwieweit das die Spielweise der Hamelner beeinflusst, war die Aufgabe, die ich heute im Dienst unserer Mannschaft klären sollte. Dafür kam mir der Entdeckertag unserer Landeshauptstadt gelegen. 33 Ziele konnten in der Region Hannover und darüber hinaus für kleines Geld (5,20 €) bereist werden. Vor Ort gab’s Programme mit Lokalkolorit. Ich fuhr mit dem Zug nach Hameln.

Hameln-01Hameln-03Im Bahnhof nahm uns der Rattenfänger in Empfang. Auf dem Weg zur Altstadt spielte er ununterbrochen auf seiner Flöte. Das war gut so, denn auf diesen tausend Metern hat Hameln den Charme von Duisburg-Marxloh. Die Hamelner Altstadt ist bekanntlich ein Hingucker, und die Weser tut ihr Übriges. Auf den Hochzeitsterrassen gab’s zu „High-Noon“ die „Last Rats oft the Proms“. Das Publikumsinteresse war beachtlich; die Aufführung professionell.

Hameln-10Hameln-09Hameln-07Etwas irritiert war ich am Weserufer. Was will uns diese Skulptur sagen? Schach spielen die beiden offenbar nicht. Dennoch hinterlassen sie einen ausgeglichenen Eindruck. Das sollte uns zu denken geben. – Dass sich in Hameln nicht allesHameln-08 um Ratten dreht, konnte ich am Weserufer konstatieren. Schachspieler konnte ich indes nicht ausmachen. Womöglich weilte Wilfried Bode wieder in Hannover, denn in unserer City gab’s auch jede Menge zu entdecken. Exemplarisch zeigeHameln-06 ich euch im Anschluss das Gedränge auf dem Opernplatz. Auf der Sport- und Spielmeile habe ich jedoch vergeblich nach dem „Schachbezirk Hannover“ Ausschau gehalten. Gemäß Programmheft sollte er dort vertreten sein. Entweder habe ich den Stand im Gewühl übersehen, oder es gab keinen. Schade.

Zurück zu meiner ursprünglichen Aufgabe, nämlich das Terrain für unseren ersten Mannschaftskampf zu erkunden. Mein Fazit: Hameln ist schön. Das ist aber kein Grund, dort die Punkte liegen zu lassen.

18 Gedanken zu „Entdeckertag“

  1. Hallo Gerd,
    Dankeschön für Deinen Beitrag.

    Willi weilte tatsächlich in Hannover, gegen halb eins bei Hannover 96, die mit zwei Bierzeltgarnituren und zehn Brettern auf Mitgliederfang waren. Mich konnten sie nicht gewinnen, aber ich konnte kirbitzen und kurzweilig zocken.

    Schach ist also doch noch Sport!

  2. Go West!

    Mein Ausflug nach Hameln hatte einen ernsten Hintergrund, nämlich die Vorbereitung auf die neue Saison. Deshalb schmiede ich bereits Pläne, die Orte unserer weiteren Auswärtskämpfe vorher aufzusuchen. Zunächst fällt mir auf: es geht ausschließlich in Richtung Westen. Okay, unsere Liga heißt: Oberliga Nord West, aber wenn man sich die Oberliga Nord Ost anschaut, wird einem bewusst, dass zwischen Hannover und Berlin eine Riesenlücke bezüglich der Oberligatauglichkeit klafft.

    Hameln hat seine Ratten. Und was haben die anderen Orte zu bieten? Folgende Sehenswürdigkeiten konnte ich ausmachen:

    3. Runde 12.11.17 Delmenhorst => Wollepark
    5. Runde 21.01.18 Hellern => Düte
    7. Runde 25.02.18 Nordhorn => Vechtestromer
    9. Runde 15.04.18 Lingen => Baccumer Bruch

    Ich glaube, ich überlege mir das mit meiner Sightseeingtour noch einmal.

    1. Kein Wunder, dass da so ein großes Loch zwischen Hannover und Berlin ist. Sachsen-Anhalt ist nämlich der Oberliga Ost zugeordnet und da gibt es zumindest zwei Oberliga-Teams aus Magdeburg.

    1. Nix Fake! Zu seiner Blütezeit hat Fips Asmussen in Wolfenbüttel gelebt. Es ist nicht entscheidend, wo jemand herkommt, sondern wo er seine Spuren hinterlässt. Der Atommüll in der Asse stammt ja auch nicht aus Wolfenbüttel.

      Fips Asmussen ist auf seine alten Tage zu seiner Frau nach Querfurt gezogen. Das kann ich nachvollziehen. Nicht sicher bin ich mir allerdings bezüglich der Gefahren. Der Atommüll strahlt bis zu 1 Mio. Jahre. Die Halbwertszeit Fipser Witze ist derweil noch unerforscht.

  3. Zum Entdeckertag gehört das Entdecken von Schachstrukturen in Deutschland. Der nichtalternde 43-jährige Löser hat mich dazu veranlasst, mir Sachsen-Anhalt genauer anzusehen. Dabei fällt auf, dass Sachsen-Anhalt nicht zu den 7 Landesverbänden gehört, die sich zu den Nordverbänden zusammengeschlossen haben. Deshalb klafft zwischen Brandenburg und Niedersachsen diese Lücke. Vereine aus Sachsen-Anhalt können demnach nicht unserer Oberliga Nord angehören. Sie haben sich mit anderen Landesverbänden zur Oberliga Ost A und Ost B zusammengetan. Logisch ist das nicht, denn z.B. gehört der SV Wiesbaden (Hessen) zu Ost B, obwohl Wiesbaden fast an der Grenze zu Luxemburg liegt (kleiner Scherz).

    Dass diese Strukturen nicht mehr zeitgemäß sind, steht für mich außer Frage. Doch muss man den Sachsen-Anhaltinern attestieren, dass sie sich im Internet perfekt darstellen. Diese Liste ist hilfreich: http://schach.in/sachsen-anhalt/liste/

    Dabei erfährt man Erstaunliches. Kennt ihr das Durchschnittsalter vom größten Schachverein Sachsen-Anhalts, der über 500 Mitglieder hat? 9 Jahre!! Guckt ihr hier:
    http://schach.in/schachzwerge-magdeburg/

    Der kleinste Schachverein besteht aus einer vierköpfigen Familie:
    http://schach.in/schachfreunde-zeitnot/
    Offenbar fehlt die Zeit, weitere Mitglieder zu rekrutieren.

    1. Das ist doch mal eine ordentliche Statistik. Chapeau, Herr Streich!
      Zwischen Sangerhausen und Wiesbaden liegen 351 km. Für eine Oberliga ganz ordentlich.
      Der größte Schachverein Deutschlands dürfte aber immer noch der HSK sein (Hamburg, nicht Hannover) mit 665 Mitgliedern. Oder geht noch mehr?

    2. Warum sollten derartige Strukturen nicht mehr zeitgemäß sein? Offensichtlich gibt es immer noch genügend Schachfreunde, die mit Freude und Spaß am Spiel von Sangerhausen nach Wiesbaden und umgekehrt fahren – von Ostfriesland nach Göttingen ist es übrigens nicht sehr viel kürzer – und sich das nicht von Miesepetern vergällen lassen. Im überregionalen Spielbetrieb sind die Entfernungen eben etwas weiter als in der Kreisliga.

      1. Warum sucht der Landesverband Sachsen-Anhalt „Kreative Köpfe“ für eine „Zukunftskonzeption bis zum Jahr 2025“, wenn es – wie du schreibst – keinen Handlungsbedarf gibt? Je höher die Liga desto weiter die Entfernungen. Das gilt für alle Sportarten. Die Akzeptanz unter Schachspielern hängt von verschiedenen Faktoren ab. Obsolete Grenzen sind dabei nicht hilfreich und führen leicht zu Verdruss. Wenn du dir Landkarte anguckst, wirst du feststellen, dass sich Sachsen-Anhalt sozusagen als Keil zwischen den Nordverbänden befindet. Das führt dazu, dass es keinen Austausch zwischen den Ligen gibt. Warum soll z.B. der Wernigeröder SV Rot-Weiß den weiten Weg nach Havelberg auf sich nehmen, wenn Bad Harzburg und Goslar vor der Haustür liegen, sich aber auf niedersächsischem Boden befinden?

  4. Gestern Abend habe ich mir das Finale des 27. Internationalen Feuerwerkswettbewerbs in den Herrenhäuser Gärten angesehen (kleinen Ausschnitt siehe oben). Nebenan ist mir eine bemerkenswerte Sportveranstaltung aufgefallen: Der DHC hatte zum Wilhelm-Hirte-Cup eingeladen. Rund 400 Hockey-Kids aus ganz Deutschland sind gekommen. Die übernachten in Zelten auf dem Gelände. Bis 21:00 Uhr schwangen die Knirpse unter Fluchtlicht ihre Schläger begleitet von Disko-Musik und Nebelschwaden, die aus einem Truck waberten, der mittendrin aufgestellt war; siehe Ankündigung auf der Seite des DHC: http://www.dhc-hannover.de/whc-sp-98821136

    Nun ist Hockey keine Sportart, von der Außenstehende erwarten, dass sich damit kleine Kinder begeistern lassen. Gleichwohl hatte ich den Eindruck, dass diese Begeisterung offenbar entfacht und gefördert werden kann, wenn eine Veranstaltung – wie diese – zum 16. Mal stattfindet.

    Etwas wehmütig habe ich deshalb an den Entdeckertag vom vergangenen Sonntag gedacht. Dort habe ich etwas Vergleichbares vermisst. Wie sehr dort kleine Kinder im Mittelpunkt standen, zeigt ein Foto von der Bühne der Sportregion Hannover (siehe oben). Es geht auch im Kleinen: Aus Hameln habe ich euch ein Kleinod mitgebracht. Dort fand im Bürgergarten der „Tag der Umwelt“ statt. Kleine Kinder durften von unten in einen riesigen Bienenkorb klettern. Ein Bienenkorbschaukler vom „play-and-fun-team“ sorgte dann für den großen Spaß.

    Es ist natürlich leichter gesagt als getan, wenn es um die Realisierung solcher Events geht. Deshalb mache ich niemand einen Vorwurf, dass die Gelegenheit auf dem Entdeckertag offenbar verpasst wurde. Ich weiß, dass vor allem die Funktionäre der Schachjugend sehr aktiv sind. Dennoch möchte ich an ein Resümee aus der Vereinsmitgliederbefragung des DSB im Frühjahr 2017 erinnern:

    „Die öffentliche Präsenz des Schachsports sollte verbessert werden (Öffentlichkeitsarbeit), auch um dem Mitgliedern das Gefühl zu vermitteln, dass sie einen öffentlich beliebten Sport ausüben.“

    Übrigens habe ich den Eindruck, dass der Hamelner SV diesbezüglich vorbildlich ist.

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