GM Yuri Vovk gewinnt 23. Leine-Open

Eilmeldung: GM Yuri Vovk gewinnt 23. Leine-Open vor IM Ilja Schneider und GM Vladimir Epishin. Ein ausführlicher Bericht folgt morgen.

Leine-Open-011. Platz GM Yuri Vovk, UKR
(SF Lilienthal)

 

 

 

Leine-Open-022. Platz IM Ilja Schneider, GER (HSK Lister Turm)

 

 

 

Leine-Open-033. Platz GM Vladimir Epishin, RUS (SV Lingen)

 

 

 

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Es war ein Tag, an dem der Aufenthalt in der Leine – wie es die Triathleten ein paar Kilometer entfernt taten – einem Schachturnier neben der Leine vorzuziehen war. Aber echte Schachenthusiasten bleiben auch bei tropischen Temperaturen cool. Und so kamen fast alle, die sich vorher angemeldet hatten. Sechs Großmeister, sechs Internationale Meister, zwei Fide-Meister sowie jede Menge Spieler jenseits der 2.000 Elo-Marke. Der Durchschnitt der ersten 10 Spieler betrug sage und schreibe 2.500 Elo-Punkte. Bezüglich der Klasse wurde es ein Turnier der Superlative. Wir wollen indes nicht verschweigen, dass wir gern mehr als 61 Schachfreundinnen und Schachfreunde am Start gesehen hätten. Angesichts der annoncierten Temperaturen hielt sich die Spontanität verständlicherweise in Grenzen.

Das Turnier wurde von Jörg Witthaus und Michael Gründer – wie gewohnt – souverän geleitet. Bis auf einen kleinen, lautstarken Zwischenfall gab es keine nennenswerten Probleme. Die Stimmung war trotz der großen Anspannung heiter bis fröhlich. GM Yuri Vovk (SF Lilienthal) wurde seiner Favoritenrolle mit der höchsten Elo-Zahl von 2.600 gerecht und gewann mit 7:2 Punkten, obwohl er in der 3. Runde eine Niederlage gegen IM Michael Kopylov einstecken musste. Dahinter wurde es eng. Sechs Spieler kamen auf 6,5:2,5 Punkte. In der Buchholzwertung hatte IM Ilja Schneider knapp die Nase vorn, gefolgt von GM Vladimir Epishin, GM Andrey Sumets, IM Albert Bokros, GM Zoltan Varga und Kevin Högy. Das komplette Endergebnis inkl. Fortschrittstabelle könnt ihr hier aufrufen:

Tabelle_LO2017

Fortschritt_LO2017

Drei Spieler blieben ungeschlagen: Ilja Schneider, Andrey Sumets und ich! Bei mir ist das keine Überraschung, denn ich habe nur viermal gespielt. Ich war sozusagen der „Springer“ und trat zweimal in Erscheinung, als es GM Felix Levin (nach zwei Niederlagen) und IM Adam Szeberenyi (nach drei Niederlagen) vorzogen, den Tag anderweitig zu genießen.

Unsere Männer hielten sich wacker. Andreas Liebau wurde mit 5,0:4,0 Punkten auf dem 21. Platz unser Bester, knapp gefolgt von Dr. Martin Ploog und Thomas Kaimer mit der gleichen Punktzahl. Bemerkenswert ist, dass Fenja Edel vor ihrem Vater landete. Hoffentlich gab das keinen Stress zuhause.

Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Deshalb habe ich 30 für euch herausgesucht und in der folgenden Galerie aneinandergefügt. Ein Blick in die Gesichter der Teilnehmer sagt alles. – Die Schachfreunde Hannover bedanken sich für eure Teilnahme und würden sich freuen, wenn ihr im nächsten Jahr wieder dabei seid. Vielleicht ist die Leine dann zugefroren.

6 Gedanken zu „GM Yuri Vovk gewinnt 23. Leine-Open“

  1. Natürlich mit völliger Neutralität betrachtet, für mich der verdiente Sieger. In der letzten Runde besiegte er in einer starken Partie den bis dahin führenden GM Epishin. Vom ganzen Auftreten und Verhalten ein sympatischer Mensch.

  2. ChessBase hat dem holländischen Schachprofi Erwin l’Ami in einem aktuellen Interview die Frage gestellt: „Was fasziniert Dich so am Schach?“

    Die unglaubliche Tiefe des Spiels fasziniere ihn immer wieder, war der Kern seiner Antwort. Woran erkennt man das? Als ich mir meine Fotos vom Leine-Open ein zweites und drittes Mal angesehen hatte, war mir klar: „In den Gesichtern.“ Es gibt wohl keinen Schachspieler, der sich nicht schon einmal die Sinnfrage gestellt hat. Nach solchen Ereignissen – wie unserem Leine-Open – kann jeder mit sich selbst im Reinen sein; selbst wenn sie mit Misserfolgen verbunden waren. Für einen Moment verspürt sie jeder: diese Tiefe gepaart mit der Spannung eines Zweikampfs.

    Erwin l’Ami ist mit Alina verheiratet. Die meisten von euch werden ihre exzellenten Turnierberichte und ihre exzellenten Fotos kennen. In dem Anspruch, den sie sich bei der Berichterstattung stellt, gehe ich mit ihr d’accord.

    Passend zum Thema zwei Links:
    http://de.chessbase.com/post/interview-mit-erwin-lami
    http://de.chessbase.com/post/fotos-in-wijk-2

  3. Ein Schachturnier ist so viel mehr als nur die Partien

    • Ich kann nicht anders, als immer wieder zu dem zu kommen, was mir im Herzen gut tut: das Menschliche in der Schachwelt und den Schachspielern zu zeigen.
    • Gefühle und Emotionen im Schach festzuhalten, ist tatsächlich eine Herausforderung…
    • Gefühle zeigen sich am und jenseits des Schachbretts, man muss nur das Glück haben, dabei zu sein, wenn sie sich zeigen.
    • Wenn man ein Gesicht fotografiert, dann versucht man, die Seele dahinter zum Vorschein zu bringen.
    • Ich bin kein Fan der typischen Schachfotos in den Medien, in denen man lediglich zwei Spieler am Brett sitzen sieht, […]
    • Schauen sich zwei – oder mehr – Leute das gleiche Foto oder die gleiche Schachposition an, dann sehen sie vielleicht ganz unterschiedliche Dinge.

    Diese Thesen sind eine kleine Auswahl aus den beiden Artikeln, die Alina l’Ami auf ChessBase über die Fotografie im Allgemeinen und das Tata Steel Turnier in Wijk aan Zee im Besonderen verfasst hat. Besser kann man die Faszination des Schachspiels nicht ausdrücken.

    Ich bin weder ein schachspielender noch ein fotografierender Profi. Dennoch versuche ich, jeweils das bestmögliche zu erreichen. Wenn man Gesichter – und damit die Seele – von Schachspielern authentisch einfangen will, reichen herkömmliche Kameras nicht aus. Deshalb habe ich mir vor ein paar Wochen eine neue Kamera zugelegt, mit der ich näher an die Seelen herankomme. Ich befinde mich noch im Experimentierstadium; gleichwohl bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Einige Fotos finde ich – das soll kein Eigenlob sein – grandios. „Man muss kriechen, sich verbiegen, in die Luft springen und wer weiß nicht was alles anstellen, um etwas halbwegs Ordentliches zustande zu bringen“, schreibt Alina l’Ami. Das ist die Crux. Ich versuche stets, zurückhaltend zu sein. Ob mir das immer gelingt, weiß ich nicht.

    Auf Bild 17 ist nicht nur die Seele des Weiß-Spielers gut zu erkennen, sondern auch ein für Schachspieler nicht unwichtiges Detail. Weiß hat noch 8:31 Minuten, Schwarz noch 8:29 Minuten auf der Uhr. Dieses Timing ist außergewöhnlich.

    Mit einem Klick konnte ich auf Bild 23 die Dramatik einer Schnellschachpartie festhalten. Man spürt förmlich, wie die Luft knistert. Es handelt sich um die Partie zwischen dem späteren Turniersieger Yuri Vovk und Alexander Izrailev in der zweiten Runde. Yuri Vovk gewann diese Partie nach dramatischem Verlauf.

    Bild 26 gefällt mir besonders wegen des Hintergrunds und Bild 27 wegen der Perspektive. Als Ilja Schneider in der 7. Runde gegen Yuri Vovk spielte (die Partie endete Remis), habe ich die Kamera absichtlich tiefer gehalten, um einmal die Welt unter dem Schachtisch mit einzufangen. Über dem Tisch herrschte Spannung pur, die sich auch in den Gesichtern der beiden Kiebitze widerspiegelt.

  4. GM Andrey Sumets holt Turniersieg in der Türkei

    Welche Klasse unser 23. Leine-Open hatte, belegt eine Meldung auf der Webseite der SF Lilienthal. Danach flog GM Andrey Sumets im Anschluss an unser Turnier in die Türkei. Dort nahm er am 5. Cesme-Open teil. Bei uns wurde Andrey nach Wertung Sechster, in Cesme gewann er nach Wertung das stark besetzte Turnier. Guckt ihr hier:
    https://live.chessbase.com/crosstable/5th-cesme-open-2017/?displayTitle=5th%20Cesme%20Open%202017

    Auf Bild 22 ist er in seiner Partie gegen IM Carsten Lingnau zu sehen, die er gewann. Er ist der Mann mit dem erikavioletten T-Shirt. – Einen nochmaligen Blick auf Bild 18 kann ich euch ebenfalls empfehlen. Es stammt aus der 2. Runde. Das Besondere daran: Vater und Sohn Kopylov sind gemeinsam in Aktion zu sehen. Vorn rechts in blau IM Michael gegen Andreas Liebau, hinten rechts in schwarz der kommende IM Daniel gegen Fenja Edel. Beide konnten ihre Partien in der 2. Runde gewinnen. Am Ende lagen Vater und Sohn Kopf an Kopf auf den Plätzen 13 und 14. Nach Wertung hatte allerdings Daniel die Nase vorn, obwohl sein Vater als einziger den Turniersieger GM Yuri Vovk schlagen konnte.

  5. Mir hat das Turnier nicht gefallen (auch wegen meiner eigenen Leistung).

    Zwei (Ein GM und ein IM) wollen während des Turniers aussteigen, weil sie sich nach schwachem Start jenseits der Preisgeldränge befinden (Warum sind solche Leute eigentlich startgeldfrei, wenn sie dann spielen wie Durchschnittspieler und sich schlechter als diese benehmen?).

    Den Vogel hat aber ein IM abgeschossen, der mich (damals Kassierer der Schachfreunde und Preisgeldübergeber) bei der Siegerehrung beschimpfte, weil es keinen Jugendpreis gibt (als ob der Veranstalter verpflichtet sei, Jugendpreise auszuloben), damit sein Namensvetter und Jugendlicher auch noch etwas abbekommt.

    Das Fazit: Mehrere hundert Euro wurden an Preisgeldern ausgegeben um Leute anzulocken, die einem den Tag verderben (immerhin hat von den dreien keiner Geld bekommen) und der Verein hat von dieser Werbung (?) auch nicht profitiert.

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