Hallo lieber Besucher,

jetzt kommt ein langer Text. Der ist, zugegeben, zum Online Lesen viel zu lang. Aber der Text ist interessant.

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Wir versuchen, das Schachspielen nicht allzu bierernst zu nehmen - gewinnen ja, aber nicht um jeden Preis. Ein nettes Vereinsklima ist wichtig, Ehrgeiz nur in Maßen gesund. Trotzdem sind wir einer der beiden stärksten Schachvereine in Hannover...

Die Schachfreunde Hannover sind ein Zusammenschluss aus zwei traditionsreichen hannoverschen Schachvereinen. Im März 2001 haben sich die bis dahin 51 Jahre alten Schachfreunde Hannover und die zu diesem Zeitpunkt 82 Jahre alte Schachvereinigung Hannover zusammen geschlossen. Jetzt zählen wir rund 90 Mitglieder und sind mit sechs Mannschaften von der Kreisliga bis zur Oberliga vertreten.

Wer Lust zum Schachspielen hat, ist bei uns natürlich immer willkommen.

Wir spielen freitags von 19 bis kurz vor 23 Uhr im Freizeitheim Linden (Raum 5), Windheimstraße 4, 30451 Hannover.

Tipp: An jedem ersten Freitag im Monat spielen wir unser Monats-Blitzturnier, das für gewöhnlich recht gut besucht ist.

Die Geschichte der Schachfreunde

von Jürgen Reschke

Die Schachfreunde mögen eine lange Geschichte haben. Eine Tradition haben sie allerdings nicht – es sei denn, die Tradition konsequenter Traditionslosigkeit: Seit 35 Jahren hat es niemand für nötig gehalten, eine Chronik niederzuschreiben oder die Vereinsgeschichte anderweitig aufzuarbeiten. So befinden sich die Schachfreunde im Internet-Zeitalter noch im Stadium der mündlichen Überlieferung.

Eines steht trotzdem unumstößlich fest: Am 1. August 1950 trafen sich 15 Herren in der "Badenstedter Bierstube", um dort den Verein "Schachfreunde Badenstedt" ins Leben zu rufen. Unter ihnen war ein gewisser Heini Jung, der heute als einziger der Gründer noch bei seinem Klub die Klötzchen schiebt. Seither ist das einzig Beständige bei den Schachfreunden der Wandel.

Alle zwei Jahre ein neues Spiellokal

Eine Bowlinganlage im Ihmezentrum, das Haus der Jugend in der Südstadt, das Stadtteilzentrum Faust, diverse Gaststätten in Badenstedt und Davenstedt: Der Verein hat in seiner Geschichte ungezählte Spiellokale erlebt. Wie oft der Klub umgezogen ist, lässt sich nur noch mühsam rekonstruieren. Rund 20 Ortswechsel könnten es gewesen, schätzt Gerhard Streich, der selbst seit fast 40 Jahren bei den Schachfreunden spielt.

Der häufigste Umzugsgrund: Kneipenwirte befanden, dass nicht genug verzehrt werde und kündigten die Mietverträge. Manchmal gefiel auch den Schachfreunden ihre Umgebung nicht mehr. Besonders unglücklich verlief die Zeit im Rugby-Vereinsheim von Victoria Linden. Rugby-Jungs sind, wie wir feststellen mussten, zuweilen doch etwas schlichte Naturen... Seit einigen Jahren scheint jetzt mit dem Freizeitheim Linden ein sicheres Spiellokal gefunden zu sein.

Auf seiner Wanderschaft hat der Klub auch seinen Namen gewechselt. 1976 taufte man sich um in "Schachfreunde Badenstedt Hannover". Seit 1978 endlich trägt der Verein seinen jetzigen Namen (damals war man übrigens gerade vom Freizeitheim Vahrenwald in den Raschplatz-Pavillon umgezogen). Ganz einfach war das nicht mit der Umbenennung: Die Stadt Hannover wollte sich zunächst querlegen und den neuen Namen verbieten. Die Bezeichnung vereinnahme alle hannoverschen Schachvereine, so lautete die Begründung. Das war ziemlich logisch, denn bekanntlich gibt es beispielsweise in Hamburg keinerlei Klubs außer dem Hamburger Sportverein.

Bunte Chaostruppe

Schachfreunde sind anders: Irgendwann in den 60er oder 70er Jahren muss er entstanden sein, der spezielle Schachfreunde-Ruf als alternative Chaostruppe. Zu verdanken ist er wohl der großen Zahl von Studenten und jungen, unkonventionellen Leuten im Verein. Klar – auch wir wollten und wollen möglichst oft gewinnen. Aber eben nicht um jeden Preis. Nicht so wie gewisse „konservative“ Vereine, bei denen der blanke Ehrgeiz an erster Stelle steht. Das ist, genau betrachtet dann doch eine Tradition, der wir uns verpflichtet sehen.

Etwas entspannter als anderswo ist auch unsere Vorstandsarbeit. Die wechselnden Vorstände in all diesen Jahren haben in der Regel die Politik verfolgt, sich aus allem übervereinslichem Funktionärskram rauszuhalten. Seit vor vielen Jahren ein energischer Versuch scheiterte, einige allzu unsinnige Auswüchse des Schach-Bürokratismus aus der Welt zu schaffen, halten sich die Schachfreunde von derlei Dingen so fern wie möglich.

Erfolgreicher Sport

Schach spielen sie übrigens auch, die Freunde. Und gar nicht mal schlecht: Den sportlichen Höhepunkt gab es 1990 mit dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga zu feiern. Schon im nächsten Jahr allerdings ging es wieder bergab. Der Verein sei ein "Opfer der Wiedervereinigung" geworden, meint Gerhard Streich: Durch die Aufnahme der Ost-Vereine in die Ligen musste ein zusätzlicher Absteiger gefunden werden – und das waren damals die Schachfreunde. Der Abstieg hatte fatale Folgen: Einige Spitzenspieler verließen den Verein. Daraufhin wurden die Mannschaften in den Klassen nach unten durchgereicht.

Längst ist die Talsohle durchschritten. Die Zahl der Schachfreunde wächst beständig, so dass man aufpassen muss, die korrekte Zahl parat zu haben. Seit der Fusion mit der Schachvereinigung Hannover haben wir rund 90 Schacher in unseren Reihen und sind einer der spielstärksten Vereine Hannovers.

Die Schachvereinigung – der Arbeiter-Schachverein Hannovers

Die Schachvereinigung Hannover ist einer der traditionsreichsten Schachvereine in der Region. Was sie von älteren Vereinen wie den HSK besonders abhebt, ist ihr Ursprung: Die SVg ist aus der Arbeiterschachbewegung hervorgegangen. Die entstand Anfang des 20. Jahrhunderts als Gegenbewegung zu den meist sehr bürgerlichen Schachvereinen und breitete sich rasch aus. 1912 gab es bereits einen Deutschen Arbeiter Schachbund. Die Arbeitervereine lehnten Kontakte zu den bürgerlichen Schachvereinen strikt ab, sie organisierten einen eigenen Spielbetrieb.

1919 gründeten 15 Schachfreunde den Arbeiter Schachklub Hannover – den Ursprung der heutigen Schachvereinigung. 1923 hatte der Klub 50 Mitglieder, 1930 waren es bereits 75 – deshalb spaltete sich der Verein in die Abteilungen "Stadt", "Linden" und "List". Ein Event: 1931 organisierte der Arbeiter-Schachklub ein Turnier mit 170 Teilnehmern.

Die Bewegung spaltete sich mit dem erbitterten Kampf zwischen Sozialisten und Kommunisten, 1933 wurden Vereine und Verbände vom nationalsozialistischen Großdeutschen Schachbund aufgelöst. Dieser Tatsache verdankt der Verein, dass er sich schon Ende 1945 (Hannover gehörte damals zur britischen Besatzungszone) als erster Schachverein unter dem Namen Freie Schachvereinigung Hannover neu gründen durfte. Ihr Gründer, Hermann Lücke, organisierte auch gleich den Schachbezirk und führte erstmals Mannschaftskämpfe in unterschiedlichen Ligen ein. Zur Jugendgruppe der SVg gehörten 1946 übrigens auch Manfred Heilemann und Helmut Brodhuhn – beide spielen heute noch aktiv Schach. 1947 richtete die SVg die erste Deutsche Mannschaftsmeisterschaft aus und belegte dabei den 3. Platz.

Seither gehörte der Verein fast ständig zu den stärksten Vereinen im Bezirk und im Land. Zu einer größeren Krise kam es Mitte der 70er Jahre: Nach dem Abstieg aus der Oberliga (1972) konnte sich der Verein zunächst zwei Jahre in der damaligen Niedersachsenliga halten, bevor es abwärts in die Landesliga (dürfte der heutigen Verbandsliga entsprechen) ging. 1975 hieß es, die SVg sei ein "sterbender Verein", der neue Stern hieß SV Vahrenwald.

Doch der Verein fing sich und stieg 1978 (damals folgte auch der Umzug vom Schützenhaus ins FZH Stöcken) sogar wieder in die Oberliga auf, wenn auch zunächst nur für ein Jahr. Danach blieb die 1. Mannschaft zehn Jahre lang in der Landesliga. Bis 1982 lebte die SVg "von der Substanz". Doch 1982 löste sich der SV Linden auf, die meisten Mitglieder wechselten zur SVg. Dadurch konnten fünf Mannschaften gemeldet werden, im FZH Linden wurde ein zweiter Vereinsabend eingerichtet (1989 wieder eingestellt). Der dominierende Spieler der SVg war in den 80ern Reinhard Brodhuhn, der heute bei den fusionierten Schachfreunden am 2. Brett der Oberliga-Mannschaft spielt.

Der Mitgliederzuwachs machte den Verein auch für andere Schachspieler interessant, das brachte später auch den sportlichen Erfolg – und 1988 den Aufstieg in die Regionalliga. 1990 leistete die SVg nicht unerhebliche Schützenhilfe für die Schachfreunde – die in diesem Jahr in die 2. Bundesliga aufstiegen. Nach dem postwendenden Abstieg der SFH wechselten auch einige starke SFHler zur SVg, die dann 1994 (im Jubiläumsjahr) ihrerseits für ein Jahr in die 2. Liga aufstieg. Aus dem Jubiläumsturnier 1994 ist übrigens ein Jahr später das 1. Leine-Open hervorgegangen – das SVg und SFH danach alle Jahre gemeinsam ausrichteten.

Trotz intensiver Jugendarbeit kam es Ende der 90er zu einer neuen Krise, an deren Ende der Zusammenschluss der SVg mit den Schachfreunden stand. Seither spielen beide Vereine unter einem Dach.