Um die Ehre – in Memoriam Helmut Brodhuhn

Sehr betrübt nehmen die Schachfreunde Hannover Abschied von ihrem Ehrenmitglied Helmut Brodhuhn, der Anfang Juni 92jährig verstarb. In der Todesanzeige ein vorab ausgesuchter Spruch von Wilhelm Busch – Hannover & Humor waren ihm Zeit Lebens geblieben.

In einer schwierigen Zeit im Arbeiterviertel Linden geboren hat sich Helmut stets als ehrgeiziger Sportsmann und Wettbewerber verdingt. Seine Familie hat er über viele Jahrzehnte die Berge hinaufbeschworen, zum Teil auch ohne technische Ausrüstung in echten Alpinszenarien. Hannover, Ronnenberg und alle Fußwege dazwischen kannte er aus dem eff-eff. Die Mitgliedschaft im Alpenverein war Ehrensache.

Auch beruflich hat ihn der Denksport beeinflusst: Mathematik und die zum Beruf gemachte EDV (bei der KKH) bezeugen dies. Dass Jürgen Juhnke seinerzeit sein direkter Nachfolger im Job wurde, zeugt von der Verbundenheit der damaligen Schachszene.

Seine Frau Ilse lernte Helmut beim Schachspielen kennen: Sie spielte ebenfalls und wurde von ihrem Vater mit in den Club genommen. Ob es dahinter auch Absichten im Hinblick auf die Männerwelt gab ist nicht überliefert, wohl aber, dass Helmut bei ihrem Anblick eine sehr nervöse Partie spielte und wider Erwarten verlor. Den Ehering hatte er jedoch gewonnen und das nie bereut.

Die Familie hat so manchen Sonntag den diversen Ligaspielen von Helmut und seinem Sohn Reinhard geopfert. Helmut spielte wohl zunächst in Linden, danach bei der spielstärkeren Schachvereinigung, die bekanntlich per Fusion in die Schachfreunde überging. Mindestens als Kassierer war Helmut auch im Vorstand tätig. Bei Skatabenden war er als exzellenter Spieler und Analyst bekannt – vor Weihnachten landete stets Geflügel in der heimischen Tiefkühltruhe.

In der Begegnung konnte Helmut ein geselliger und interessierter unterhaltsamer Mensch sein. Er hatte eine aufrechte Haltung, innerlich wie äußerlich. So habe ich ihn kennengelernt und mit ihm manch interessantes Gespräch geführt. Helmut erfreute es, wenn sein Gegenüber ebenfalls mit Sportsgeist engagiert bei der Sache und auf gleicher Höhe war.

Dazu passt diese von Gerd Streich überlieferte Anekdote: „Als ich blutiger Anfänger war (1964), spielte Helmut im Freizeitheim Linden simultan gegen weitere Anfänger. Ich konnte ein Endspiel erreichen, in dem ich offensichtlich auf Verlust stand. Die Konsequenzen waren mir indes nicht bewusst. Als Helmut wieder an meinem Brett stand, fragte er mich ein bisschen vorwurfsvoll, ob ich denn nicht aufgegeben wolle. Das tat ich nach kurzem Zögern. Gleichwohl war ich dermaßen perplex, dass ich die Geschichte bis heute nicht vergessen habe.“

Unleidlich wurde Helmut, wenn er selbst für eine Partieniederlage verantwortlich war. Da er bis zuletzt ein ausdrücklicher Brett-1-Spieler mit Wunsch nach Wettbewerb war, kam das natürlich in späteren Jahren schon mal vor. Den Gegner zu beschimpfen war für ihn als Sportsmann der Ehre wegen keine Option. Er geißelte sich selbst, blieb aber seinem Team verbunden bis zuletzt am Spielort.

Helmut´s schachlicher Nachlass muss beim Gegner gesucht werden. Er selbst hatte das Kapitel abgeschlossen und all seine Werke geschreddert. Obwohl Computerfachmann ist ihm der Zugang zu Chessbase und PGN offenbar verschlossen geblieben. So findet die Nachwelt in den Datenbanken lediglich rund 10 Fernpartien.

Im letzten Jahrzehnt haben Helmut die populären Sudokus fasziniert. Von der Mathematik betrachtet sind sie eine Untermenge der lateinischen Quadrate. Diesen Teil hat er 2012 in seinem Buch „Geheimnisvolles Sudoku“ (übrigens nicht sein Erstlingswerk) beleuchtet. Zusätzlich hat er Computerprogramme geschrieben, die verschiedenartige Sudokus wahlweise generieren oder lösen. Für die Enkelkinder hat er auch ein Weltraum-Ballerspiel mit geringer FSK-Freigabe geschrieben.

Das Augenlicht ließ Helmut in den letzten Jahren immer mehr im Stich. Das Ende setzte eine kurze schwere Krankheit. Wir werden das Andenken an unseren Helmut respektvoll bewahren und trauern gemeinsam mit Reinhard und allen Angehörigen.

P.S. Last but not least wollen wir Euch diese interessante Partie nicht vorenthalten. Sie folgt lange auch heute populärer Eröffnungstheorie und endet nach zahlreichen Opfern im Dauerschach. Let´s check ist der Beweis für eine gesunde Partieführung, damals noch gänzlich ohne den Rechner.

Hast Du auch noch eine schöne Partie von Helmut in Deinem Archiv? Dann sende sie uns gern als PGN oder Foto zu.

Geschrieben von Uwe Gabriel.

Fat Fritz 2.0 SE

Ich habs getan. Als ChessBase im Mai für einen Tag 25 % Rabatt gewährte kaufte ich mir Fat Fritz 2.0. Was überrascht ist der Schriftzug „SE“ auf der Verpackung, den es bei Erscheinen der Software noch nicht gab. SE steht allgemein für Standard Edition, womit sich die Frage stellt, ob es noch eine „EE“ = Enterprise Edition geben wird und was diese als Extra leisten wird.

Wird die EE auch auf Mehrprozessormaschinen mit mehr als 48 Kernen und 16 Phantastillarden Rechenspeicher laufen? Kann man mit ihr selber Schachprogramme entwickeln (ähnlich der EE von Java)? Gibt es neue Funktionen?