Vor zwei Wochen habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben getraut, den ICE in Bielefeld zu verlassen. Ihr wisst schon wegen der Bielefeld-Verschwörung. Als die Menschheit zu Columbus‘ Zeiten noch glaubte, die Erde sei eine Scheibe, war die Befürchtung groß, am Rand derselben in die Tiefe zu fallen. Das war auch meine allerdings unbegründete Sorge, denn ich hatte tatsächlich nach Verlassen des Bahnhofs festen Boden unter meinen Füßen. Und als mir dann noch ein Fan von Arminia Bielefeld über den Weg fuhr, wusste ich, sowas kann man nicht erfinden.
Ist Bielefeld schön? Ich weiß es nicht. Die Innenstadt ist etwas unaufgeräumt, etwa so, als hätte jemand die Schachfiguren nach dem Random-Prinzip aufgestellt. Mit rund 340.000 Einwohnern liegt Bielefeld auf Platz 18 der größten deutschen Städte (Hannover liegt auf dem 13. Platz). Mit Touristen rechnet man dort eher nicht, jedenfalls wurde ich das Gefühl nicht los, trotz Kaiserwetters der einzige zu sein. Natürlich gibt es schöne Plätze in Bielefeld. Die Sparrenburg gehört dazu. Die Anlage ist sehr gepflegt und vom dortigen Turm hat man einen wunderbaren Ausblick auf die real existierende Stadt.
Die Frage, was der einst ruhmreiche SK Bielefeld von 1883 (Schachbundesliga in den Neunzigerjahren) heute macht, hat mich auch beschäftigt. Antwort: Abstieg der 1. Mannschaft aus der NRW-Liga. Abstiege liegen neuerdings im Trend. Ich steige deshalb lieber auf, z.B. in Kirchtürme von Dresden, in den Wasserturm von Lüneburg vor einer Woche oder halt in den Turm der Sparrenburg. – Warum erzähle ich euch diese Geschichte? Weil mich gestern jemand kontaktiert hat, der in Bielefeld seine Wurzeln hat. Damit sind alle Zweifel an der Existenz Bielefelds ausgeräumt.