Die Sintflut und ihre Folgen

Hochwasser-01Zwischen Harz und Hannover hat die braune Brühe große Schäden angerichtet. Schachhochburgen wie Goslar, Bad Harzburg, Bad Salzdetfurth, Wolfenbüttel und Hildesheim sind davon betroffen. Ich hoffe, dass die dortigen Schachvereine verschont geblieben sind. Für Hannover, insbesondere für Linden, der Heimat unseres Schachvereins, kann ich Entwarnung geben. Das Hochwasser steht dort, wo es keinen Schaden anrichten kann. Niedersachsens Ministerpräsent Stephan Weil verkündet stolz, dass der Neubau des Ufers entlang des Ihme-Zentrums dazu beigetragen hat. Mag sein. Bis auf überschwemmte Geh- und Radwege ist derzeit alles im braunen und damit grünen Bereich. Als Beleg zeige ich euch ein paar Fotos von heute Nachmittag.

6 Gedanken zu „Die Sintflut und ihre Folgen“

  1. Xavier, Xaver, Kyrill und Konsorten

    Eine Naturkatastrophe jagt die nächste. Ich hoffe, dass euch keines dieser Monster ein Leid angetan hat. Vor vier Jahren – im Oktober 2013 – hat mich „Christian“ das Fürchten gelehrt. Ich war mittendrin statt nur dabei. Wie sich das anfühlt, habe ich damals in meinem Radsportforum geschildert. Zur Veranschaulichung habe ich oben zwei Fotos von einem Totalschaden in Westerland angehängt. Für Sylt-Kenner sei gesagt, dass sich dort, wo die Garagenanlage stand, heute die „Neue Mitte“ befindet.

    Im Auge des Orkans (vom 31.10.2013)

    Wir kennen das aus Katastrophenfilmen. Es ist friedlich. Kaum merklich braut sich etwas zusammen. Der Himmel zieht sich zu. Der Puls steigt. Der Schrecken beginnt. Die Fetzen fliegen. Erst dort, dann hier. Schreie. Chaos. Stille. Happy End.

    So erging es mir am Montag auf meinem Weg nach Sylt. Bis zum Damm, der Sylt mit dem Festland verbindet, verlief meine Zugfahrt ohne Zwischenfälle. Der starke Wind entwickelte sich zum Sturm. Der Horizont war beängstigend grau. – Ich fahre mit dem PKW in unser Büro. Aus dem Sturm wird ein Orkan. Der Strom fällt aus. Die Ampelanlage an der Kreuzung gegenüber versagt ihren Dienst. Drei Autos krachen zusammen. Blaulicht. Straßensperrung. Die Verletzten werden abtransportiert. Der Strom kehrt zurück und fällt wieder aus. Die Windböen verfangen sich in unserem Markisenkasten. Das Geräusch ist markerschütternd. Ich setze mich ins Auto und fahre ins Zentrum von Westerland, um dort auf einer unserer Baustellen nach dem Rechten zu sehen. Ich steige aus und stemme mich einer Wand aus Wind entgegen. Zwei Häuser weiter hebt sich die komplette Dachabdichtung in die Luft. Einhundert Quadratmeter in einem Stück! Feuerwehrleute eilen herbei und sperren die Fußgängerzone. Ein kurzer Blick auf meine Baustelle: Keine Schäden zu sehen. Nichts wie weg. Ich springe in mein Auto und rase zu meinem Hotel. Unter Aufbietung aller Kräfte gelingt es mir, die Fahrertür gegen den Wind zu öffnen. Mir fliegen Dachziegel um die Ohren. Gartenhäuschen und Strandkörbe liegen zertrümmert auf dem Parkplatz. Ich stürze ins Hotel und begebe mich über einen unterirdischen Gang in mein Zimmer, das im Erdgeschoss liegt. Dort bin ich sicher. Oder? Meine ängstlichen Blicke gehen hoch zum beschädigten Dach. Wird es halten? Oder wird gleich der komplette Dachstuhl freigelegt? Feuerwehrleute sperren die Gefahrenzone ab. Sie tragen Helme. Das ist gut so. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt durch die Luft. Der Orkan hat freie Bahn. Im Abstand von 100 Metern tobt die Nordsee. Ich warte und warte. Was soll ich anderes tun? Nach zwei Stunden ebbt der Orkan ab. Das Hotelgebäude hat standgehalten. Ich bin erleichtert. Die Hotelküche inklusive Personal hat’s verschont. Abends sitze ich im Restaurant als wäre nichts geschehen.

    Einheimische haben mir einen Tag später erzählt, dass dieser Orkan schlimmer gewesen sei als „Anatol“ im Jahre 1999. Kaum ein Grundstück auf Sylt, in Schleswig-Holstein, in Hamburg und in Ostfriesland hat nicht irgendeinen Schaden zu beklagen. Eine Sylter Baufirma wollte am Dienstag die Betondecke über dem Erdgeschoss eines Neubaus verlegen. Daraus wurde nichts. Die gemauerten Wände lagen verteilt in den Dünen. In Westerland wurde ein Kleinwagen von einer umgestürzten Garagenwand begraben (siehe oben). Besonders schlimm sind die Bahnstrecken betroffen. Reihenweise waren Bäume auf die Oberleitungen und Schienen gekracht. Die Folgen habe ich gestern auf meinem Rückweg gespürt. Zwischen Westerland und Hamburg musste ich sage und schreibe 6 Mal umsteigen. Den beteiligten Transportunternehmen sei dennoch gedankt. Es war eine logistische Meisterleistung. Die Fahrt bis Hamburg dauerte 7 Stunden. Zum Glück erwischte ich dort den letzten ICE in Richtung Hannover.

    Weniger Glück hatten rund 100 Reisende, die gestern in Niebüll strandeten. Die harrten im dortigen Bahnhof aus und hofften, dass sich der Zug noch in Richtung Hamburg in Bewegung setzt. Vergeblich. „Gegen 20 Uhr sorgten Verantwortliche des Kreises, das DRK in Niebüll sowie Rettungsdienst und Feuerwehr schließlich dafür, dass die Gestrandeten in Hotels aufgenommen wurden“, berichtet die Sylter Rundschau in ihrer heutigen Ausgabe.

  2. Kein Wonnemonat für Wonnemeyer

    Wenn die Trumps dieser Welt die Oberhand behalten, wird die Sintflut auch an Deutschlands Außengrenzen nicht Halt machen. Welche Folgen das haben kann, zeigt ein bizarrer Streit auf Deutschlands nördlichster Insel, der derzeit hohe Wellen schlägt. Ihr müsst mal das Stichwort „Wonnemeyer“ bei Google eingeben. Über den Streit um das Strandrestaurant wurde nicht nur in den lokalen Zeitungen berichtet – von den Sylter Nachrichten bis zur Bildzeitung –, sondern auch im NDR-Fernsehen. Heute kommt die Meldung, dass der Vermittlungsversuch gescheitert sei und der Abriss des Strandrestaurants voraussichtlich noch in dieser Woche beginnt. – Da ich meiner Zeit bekanntlich stets voraus bin, habe ich dort vorsorglich meinen Bagger abgestellt; siehe letztes Bild oben. Das Foto stammt zwar aus dem März 2014, es unterstreicht indes, wie wertvoll ein Prophet im eigenen Land (äh Blog) ist.

  3. 18. Januar

    Am 18. Januar 2007 sorgte Orkan Kyrill in Deutschland für Angst und Schrecken. Heute, am 18. Januar 2018, tat es ihm Friederike gleich. Für alle, die damals wie heute, um Leib und Leben sowie um Hab und Gut fürchten mussten, sei gesagt: der 18. Januar kann auch anders. Auf den Tag genau vor zwei Jahren, am 18. Januar 2016, hatten wir in Hannover einen traumhaften Wintertag. An Hand von zwei Fotos (siehe oben) möchte ich euch in die entsprechende Stimmung versetzen. Das erste Foto zeigt einen Blick über den leicht angefrorenen Maschsee auf unser Rathaus (rechts die Nord-LB), das zweite das Rathaus aus der Nähe. – Einen Augenblick werde ich nicht vergessen. Während meines Spaziergangs kam mir eine unbekannte Frau mittleren Alters entgegen. Als sie mich sah, riss sie beide Arme hoch und rief mir glückstrahlend entgegen: „Ist das Leben nicht schön!?“

  4. Die große Dürre (Jeremia 14, 1-9)

    Mein Beitrag über die Sintflut stammt vom 28. Juli 2017. Heute haben wir den 28. Juli 2018. Ein Jahr später herrscht zur gleichen Zeit große Dürre statt Sintflut. Der Grund: „Unsre Sünden klagen uns an.“ (Jeremia 14, 7)

    Okay. Die heutigen Sünden haben eine andere Qualität. Wie gehen wir Schachspieler mit der Erderwärmung um? Wir bleiben cool. Unsere Sportart ist wetterunabhängig. Aber wehe, jemand hat die Absicht, unberechtigt an einem Mannschaftskampf teilzunehmen. Dann kennen wir kein Pardon.

  5. Sabine die Schreckliche

    Wie es sich anfühlt, wenn ein Orkan an der Küste tobt, habe ich euch in meinem Kommentar Xavier, Xaver, Kyrill und Konsorten berichtet (siehe oben). „Christian“ hieß der Wüterich im Oktober 2013. Meine Sylter Zeit ist Geschichte. Gleichwohl mache ich mir Sorgen um die Insel. Es werden große Sandverluste befürchtet. Erschwerend kommt hinzu, dass der Orkan mit einer Springtide einhergeht. – Ich hoffe, dass heute alle Schachspieler unbeschadet von den Mannschaftskämpfen zurückgekehrt sind.

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