Ziehen Lister den Bayern die Lederhosen aus?

Was ist List? Ein Synonym lautet „Schachzug“. Wie ihr wisst, habe ich mich schon mit den Fragen beschäftigt: „Was ist Linden?“ und „Was ist Ricklingen?“. Hannoveraner wissen: List ist ein Stadtteil der niedersächsischen Landeshauptstadt. Aus unerfindlichen Gründen wurde List mit Vahrenwald zu einem Stadtbezirk vereint. Von den insgesamt 72.000 Einwohnern sind 47.000 Lister. Acht von denen mit Zusatzzahl verbringen ihr Wochenende in München. Sagen wir mal: deren Vertreter. Echte Lister dürften Mangelware sein. Den Münchnern geht derweil „der Arsch auf Grundeis“. Das ist auch ein Synonym. Eins von der derben Sorte. „Wer Lister nicht schlägt, steigt ab!“, ist die Ansage von Gerald Hertneck. Wir dürfen gespannt sein. Am Sonntagabend wissen wir mehr. Ich als Lindener drücke den Listern die Daumen getreu dem Motto: „Nur die Harten kommen in den Englischen Garten.“ Und wegen der aktuellen Wetterlage: „Wo kein Schnee liegt, darf gelaufen werden!“

Männersache

Okay, der Deutsche Schachbund hat erstmals in seiner Geschichte eine Frau an der Spitze. Die Gründe sind bekannt. Mann hatte versagt. Man(n) kommt angesichts grauer Novembertage ins Grübeln. Ich zumindest. Wieso heißt es eigentlich noch Mannschaft? Warum nicht Frauschaft? Oder Diversschaft? Gewohnheiten lassen sich nicht ausradieren. Auch nicht mit Hilfe des Gendern. Ein Doppelpunkt hinter dem Mannschaftsführer ist gut gemeint, allein, das „Führen“ von Mannschaften bleibt Männersache: Von den 60 Mannschaften in den zwei Niedersächsischen Landesligen und den vier Verbandsligen werden nicht einer einzigen Frau Führungsqualitäten zugetraut. Im Schachbezirk Hannover haben von 48 Mannschaften immerhin zwei Frauen das Zeug und/oder den Mut dazu.

Warum erzähle ich das? Weil ich es merkwürdig fand zu lesen:

Verbandsliga Ost / SC BS Gliesmarode 2
Mannschaftsführer:in
Michael S. Langer

Unser Präsident ist zweifellos männlich. Und Führungsqualitäten hat er auch. Deshalb habe ich einen Verbesserungsvorschlag: Ändert die Textschablone! Wenn tatsächlich eine Mannschaftsführerin – was in Niedersachsen derzeit nicht der Fall ist – gemeldet ist, nennt sie so ohne Doppelpunkt. Echte Männer mit Doppelpunkt wirken drollig. Bitte nicht falsch verstehen: Grundsätzlich habe ich nichts gegen das Gendern, aber wenn dafür mangels Frau die Geschäftsgrundlage fehlt, sollte man(n) nicht so tun, als wäre der Gleichberechtigung damit Genüge getan.

Spieglein, Spieglein…

Heute vor einem Jahr habe ich euch von meinem Ausflug nach Siegen berichtet. Die Stadt und deren Schach-Protagonisten haben mich nachhaltig beeindruckt. Das beruht anscheinend auf Gegenseitigkeit. „Siegen auf einen Streich“ gehört seitdem zum Repertoire des dortigen Apollo-Theaters. In der vergangenen Woche war ich in Unterfranken; genauer gesagt in der Schneewittchenstadt „Lohr am Main“. Warum erzähle ich das? Weil Schneewittchen die perfekte Allegorie zu uns Schachspielern ist (weibliche inbegriffen).

Die Haut so weiß wie Schnee und die Haare so schwarz wie Ebenholz; die Lippen so rot wie Blut. Das ist der Idealfall: vor einer Schachpartie und wenn wir jung sind! Das Leben hält uns jedoch unweigerlich den Spiegel vor: nach einer Verlustpartie und wenn wir alt sind! Auf das Alter komme ich deshalb zu sprechen, weil es von Franz Jittenmeier (84) in seinem Schachticker thematisiert wurde: Schach als Hobby für Rentner bringt nicht nur Freude und Spaß, sondern (kann!) auch eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf die geistige Gesundheit, soziale Interaktion und Lebensqualität haben. Die zweite Satzhälfte steht im Konjunktiv. Zu Recht.

Wenn wir jung sind und die (Miss)Erfolge noch vor uns haben, wünschen wir uns ein Ebenbild wie das von diesem Schneewittchen auf der Parkbank. Die Zeitfenster werden indes immer enger. Die Spanne zwischen einem Wunderkind mit 12 Jahren und einem Loser (was, noch kein Großmeister!?) mit 20 Jahren ist gering.

Früher oder später oder nach einem Partieverlust siehst du dann aus wie dieses Schneewittchen. Als diese Skulptur im Jahr 2016 aufgestellt wurde, ging ein Aufschrei durch die Medienlandschaft. Die Lage hat sich beruhigt. Ich konnte mich ganz allein mit ihr beschäftigen. Sie hat mir gefallen. Warum? Weil sie Charakter hat.

Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe! Der nächste Gegner kommt bestimmt mit der Absicht, dich am Schachbrett zu skalpieren…

 

 

 

Achat im Michel

Heute findet der NSV-Kongress 2023 in Braunschweig statt. Unser Präsident Michael S. Langer hat dazu eingeladen. Dem Vernehmen nach kann man den Kongress via Zoom verfolgen. Um 10:30 Uhr geht’s los. Für diejenigen, die leibhaftig anreisen wollen, habe ich folgenden Hinweis: Das Hotel befindet sich gegenüber vom Braunschweiger Hauptbahnhof. Lasst euch nicht täuschen. Wo noch Michel dransteht, ist jetzt Achat drin (siehe Foto). Wer mit dem Fahrrad anreist, könnte jedoch Probleme mit einem Stellplatz bekommen…

Braunschweig: Blick auf das Achat-Hotel im Michel (aufgenommen am 11.09.2023)
Braunschweig: Birke im Viewegsgarten (gegenüber vom Achat-Hotel)

Chaos in der Schachbundesliga

Nachdem bekannt geworden war, dass Peter Orantek (SK Kirchweyhe) den Rechtsstreit mit der Bundesliga e.V. krachend gewonnen hat, herrschte eine Weile Funkstille. Dank Conrad Schormann ist nun die Katze aus dem Sack. Wir erfahren, dass mit dem Gerichtsurteil nichts entschieden ist, die von Jürgen Kohlstädt vorgenommenen Klasseneinteilungen fraglich sind, und die Rechtsstreitigkeiten voraussichtlich weitergehen werden.

Als ich davon hörte, dass der HSK Lister Turm als drittplatzierte Mannschaft in die Bundesliga aufgestiegen sei und nicht der SV Glückauf Rüdersdorf, dachte ich an einen freiwilligen Verzicht. Mitnichten! Denen wurde aufgrund des § 8 der Turnierordnung der Aufstieg verwehrt. Mit der gleichen Begründung sollte der SK Kirchweyhe aus der Bundesliga absteigen, obwohl der Klub den Klassenerhalt locker geschafft hatte. Abgesehen davon, dass die Bundesligavereine für die Gerichtskosten aufkommen müssen, fühlen sich weitere Vereine ungerecht behandelt und drohen mit Klagen. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Bundesliga in der Saison 2023/24 in der derzeitig geplanten Form ablaufen wird. Es gibt einen Vorschlag des SV Deggendorf und der Schachfreunde Berlin, wonach die Bundesliga auf 20 Mannschaften aufgestockt und in zwei Staffeln aufgeteilt wird. Die jeweils fünf besten Mannschaften würden dann in einer Endrunde um den Titel kämpfen.

Das Hauen und Stechen hinter den Kulissen wird weitergehen. Das bekommt auch des HSK Lister Turm zu spüren. Theoretisch können auch die Mannschaften in den 2. Bundesligen und den Oberligen betroffen sein.

Grundsätzlich halte ich die Schachbundesliga für reformbedürftig. Der Weg über das Punktesystem gemäß § 8 TO ist jedoch hanebüchen. Das vernichtende, 20-seitige Urteil im Schiedsverfahren sagt alles. Insofern gebe ich Peter Orantek völlig recht. Man mag sein Modell für falsch halten, aber dann muss es faire Zulassungsbedingungen geben, die keinen Verein von vornherein benachteiligen. Der § 8 TO war dafür ungeeignet.

Was ist Ricklingen?

Was ihr schon immer über Ricklingen wissen wolltet, aber bisher nicht zu fragen wagtet, hat nun ein Ende. Das Stadtteilzentrum Ricklingen hat gemeinsam mit dem Historischen Museum ein Projekt verwirklicht, das die persönlichen Sichtweisen einiger Stadtteilbewohner in Form von Zeichnungen und Fotos widerspiegelt. Morgen findet die Ausstellungseröffnung um 17:00 Uhr neben dem Stadtteilzentrum statt. Wer will, kann sich die Einladung auf Hannover.de anschauen und natürlich vor Ort dabei sein.

Da ich eine persönliche Einladung erhalten habe, werde ich an der Eröffnung teilnehmen. Einige von euch wissen, dass ich beim Projekt „Was ist Linden?“ mitgemacht hatte. Im vergangenen Jahr wurden die Arbeiten im „Von-Alten-Garten“ ausgestellt. Mein Thema waren meine regelmäßigen Besuche bei einem Kartoffelhändler auf dem Lindener Markt. Dazu gab es Fotos und eine Geschichte. Wenn ich das richtig sehe, wird diesmal auf Worte verzichtet.

Ein Blog lebt von Worten. Gleichwohl verzichte ich vorerst darauf, meinen Blick auf Ricklingen und – womöglich – dessen Schachklub in selbige zu fassen. „Erblicken Sie Ricklingen in einer großen Open-Air-Ausstellung mit ganz neuen Augen!“, lautet der Aufruf der Veranstalter. Da will ich nicht vorgreifen. Für alle, die nicht wissen, dass die Sonne im Winter in den Ricklinger Kiesteichen versinkt, habe ich indes dieses Foto herausgesucht. – Im Sommer geht die Sonne aus gutem Grund am Ende der Limmerstraße unter.

Sonnenuntergang in Ricklingen (Dezember 2022)

Bad Wildungen

Wusstet ihr, dass Bad Wildungen den größten Kurpark Europas hat? Und den längsten!? Die Hälfte der 7,5 km langen Strecke bin ich am Mittwoch rauf und runter gelaufen. Warum erzähle ich das? Weil Bad Wildungen neuerdings zum Mekka für Amateurschachspieler*innen und Senior*innen wird. Henning Geibel rührt derzeit die Werbetrommel für die mehr oder minder Betagten. Vom 17. bis 25. Juli werden dort die 35. Deutschen Seniorenmeisterschaften ausgetragen. Ich möchte an dieser Stelle im Sinne von Sarah Connor für die Schönheit der Kleinstadt werben, die etwa halb so groß ist wie Hannover-Linden: „Weißt du denn gar nicht, wie schön du bist?“

Über allem thront das Schloss Friedrichstein:

Gegenüber vom Spiellokal, dem Maritim-Hotel, befindet sich diese Konzertmuschel:

Blick auf den Kurpark von der Kurparktreppe Richtung Stadtmitte:

 

 

 

Auch die Altstadt ist schön. Marktbrunnen mit Blick auf die Brunnenstraße.

Mal ehrlich. Eigentlich habe ich Bad Wildungen aufgesucht, weil dort meine Zugfahrt endete. Mein Ziel war der Edersee. Mit dem Bus kann man den in etwa 30 Minuten erreichen. Also nichts wie hin nach Beendigung eurer Schachpartien. Derzeit ist der Anblick erfreulich. So viel Wasser gab’s schon lange nicht mehr.

Gut gefüllter Edersee. Im Hintergrund Schloss Waldeck.

Die Sperrmauer von hinten ist immer ein Hingucker:

Auch in Richtung Kassel gibt es ein lohnendes Ausflugsziel. In einer halben Stunde erreicht man mit dem Bus oder mit der Hessenbahn die Domstadt Fritzlar. Die Altstadt ist wirklich sehenswert:

Der „Graue Turm“. Mit 38,5 m Deutschlands höchster historischer Wehrturm.

Scherbenhaufen mit Ansage

Niedersachsens Schachpräsident hat gesprochen: auf ChessBase und in den Perlen. Seine Wut konnte er verbergen. Er schaut nach vorn. – Dass Ullrich Krause nicht zur Wiederwahl als Präsident antreten wird, hat sich herumgesprochen. Seine diesbezügliche Erklärung ist ein Beleg dafür, dass er für den Posten ungeeignet war. Bemerkenswert ist dieser Satz:

„Die Ursache für diese bedauerliche Entwicklung war ein Versagen entsprechender Kontrollmechanismen und die Hauptverantwortung dafür liegt bei mir.“

Nicht er hat versagt, sondern die Kontrollmechanismen! Selbstkritik sieht anders aus.

Vor 4 Jahren habe ich in diesem Blog zu Ullrich Krause folgendes geschrieben:

„In Kürze steht die Neuwahl des DSB-Präsidenten an. Ich hoffe, dass Uwe Pfenning gewählt wird. Auch ihm wird es nicht gelingen, die Strukturen umzukrempeln, aber die Rückkehr zu mehr Menschlichkeit unter uns Schachspielern traue ich ihm zu. Der amtierende Präsident Ullrich Krause hat mich enttäuscht. Seine Ideen fördern nicht die Schachkultur. Außerdem hat er auf die falschen Leute gesetzt, wodurch das Hauen und Stechen unter den Schachfunktionären zugenommen hat.“

In den Folgejahren ist es nicht besser geworden. Skandale und Rücktritte gehörten zum Alltag. Es ist ein Treppenwitz der DSB-Geschichte, dass dieselben Leute, die in den Hosentaschen von Jörg Schulz gewühlt haben, blindlings einem Blender gefolgt sind.

Wen juckt’s?

Henning Geibel hat im Schachticker die Antwort gegeben: „Niemand! Die ganz überwiegende Zahl der aktiven Schachspieler in Deutschland ist am Deutschen Schachbund so gut wie nicht interessiert.“

Gäbe es nicht die Schach-APO (außerparlamentarische Opposition) in Form der Perlen, des Schachtickers, des Schachfelds und dieses untoten Blogs, würde sich über das Geschäftsgebaren des DSB-Präsidiums niemand echauffieren. Die Schachvereine schweigen. Nicht einmal auf der Website des Lübecker Schachvereins von 1873, bei dem Ullrich Krause 2. Vorsitzender ist, gibt es eine Randnotiz über die skandalösen Vorgänge auf Bundesebene. Hauptsache die eigene DWZ geht nicht den Bach runter…

Last Christmas

Es wird das letzte Weihnachtsfest unter der Flagge der Schachfreunde Hannover. Die Tage eines Schachvereins, der „anders“ sein wollte und meistens auch war, sind gezählt. Den formellen Abschied wird Jörg demnächst verkünden. Ob Mr. Blog dann für immer verstummt? Ich weiß es nicht. Freut euch über die schönen Momente im Leben. Zu Weihnachten wird das Wetter ungemütlich. Bilderbuchwetter konnte ich vor einer Woche im Harz genießen. Der Schnee ist inzwischen geschmolzen. Meine Erinnerungen an diesen herrlichen Tag werde ich mir für immer bewahren wie die an einen Verein, der nun klaglos dahinschmilzt.

Zweitgrößte Holzkirche Europas in Clausthal-Zellerfeld

Bremen – Oberneuland

Das Spiellokal im Gewerbegebiet Oberneuland

„Lage, Lage, Lage“, ist eine alte Immobilienweisheit. Bei Wettkämpfen in der Schachbundesliga müssen wir ein Auge zudrücken. Da meine Suite in Doha durch einen Fußballfunktionär belegt ist, musste ich umdisponieren (kleiner Scherz). Schachbundesliga statt Fußball-WM. Ohne sorgfältige Vorbereitung hätte ich heute den Austragungsort nie gefunden, denn der befindet sich im Niemandsland hinter der Autobahn. Der Weg mit der Regionalbahn zum Bremer Hauptbahnhof war noch easy, danach wurde es tricky: Busfahrt bis zur Endstation Neue-Vahr-Nord. Danach 20 Minuten Fußmarsch über verschlungene Wege unter der Autobahn A27 hindurch bis in ein Gewerbegebiet, das im Entstehen begriffen ist. Nichts für schwache Nerven, vor allem wenn’s dunkel ist.

Es ist so, wie es ist, und soll keine Kritik am Veranstalter Werder Bremen sein. Das Spiellokal selbst ist für den Zweck ausgezeichnet und dankenswerter Weise von der Geschäftsführung der Reederei Harren & Partner zur Verfügung gestellt worden, allein es manövriert unsere Sportart noch mehr ins Abseits. Immerhin ist mit der OSG Baden-Baden der Seriensieger mit dem deutschen Ausnahmetalent Vincent Keymer angereist. In der ersten Stunde war ich womöglich der einzige zahlende (spendende) Zuschauer.

Nichtsdestotrotz war die Stimmung gut. Das unzertrennliche Duo Dr. Oliver Höpfner & Michael S. Langer durfte natürlich nicht fehlen. Für Werder Bremen zeichnet sich sportlich ein Desaster ab. Am Freitag gab es eine unerwartete Klatsche gegen den Aufsteiger aus der Nachbarschaft, dem SK Kirchweye. Heute war die OSG Baden-Baden wie erwartet eine Nummer zu groß. Morgen könnte gegen das Schlusslicht aus Schönaich indes die Wende gelingen. Die Ergebnisse der 3. Runde sind wie gewohnt auf der DSB-Seite zu finden.

Das Kontrastprogramm gab’s in der Bremer Innenstadt. Ich habe gar nicht gewusst, dass Bremen so viele Menschen beherbergt. Offenbar waren die alle auf den Bremer Weihnachtsmärkten unterwegs. Meine Absicht, vor der Abreise noch einen Glühwein zu trinken, habe ich aufgegeben. Bei den Warteschlangen hätte ich den Nachtzug nehmen müssen: