Frust im Vorfeld und ein glückliches Ende

Bevor wir heute an die Bretter gingen, gab es im Vorfeld für unseren Mannschaftsführer ordentlich was zu tun. In Summe mussten wir drei Spieler abgeben, was für sehr viel Unruhe und Frust in den eigenen Reihen gesorgt hatte. Wir konnten aber wieder auf die Unterstützung der 4.Mannschaft bauen und unsere gelichteten Reihen mit Edi und Philipp schließen. Da wir nominell zu den schwächsten Mannschaften der Liga zählen, hatten wir vorab die Befürchtung dass uns das nächste Debakel drohen würde. Zum Glück trat aber auch Ricklingen ohne Brett 1 an, eine Schwächung die sich sofort empfindlich bemerkbar machte. Wir kamen sehr gut aus den Startlöchern. Die erste Entscheidung gab es an Brett 3, Peter einigte sich mit seinem Gegner auf ein Remis. Es sah bei ihm zwischenzeitlich so aus, als wenn er durch einen vergifteten Bauern Material gewinnen könnte. Wie die Analyse zeigte hatte sein Gegner aber sauber gerechnet, das Remis ging völlig in Ordnung. Kurze Zeit später bot mir mein Gegner ein Remis an. Wir waren erst im 15.Zug, hatten aber beide nur noch 30 Minuten auf der Uhr. Bei einem Rundgang sah es ziemlich ausgeglichen aus (2x Vorteil für uns, 2x Nachteil), die Entscheidung deutete sich an Brett 7 an wo sich Philipp mit Weiß gerade eines Bauernsturms seines nominell deutlich stärkeren Gegners erwehren musste:

Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl, trotzdem willigte ich wegen fehlender Möglichkeiten am Brett in das Remis ein. Danach lief es fast so wie von mir erwartet, Hermann fuhr einen lockeren Sieg ein und Bernd wackelte nur einmal kurz als ein gegnerischer Freibauer auf der 7.Reihe auftauchte. Er löste das Problem aber ganz souverän, und fuhr einen weiteren ganzen Punkt für uns ein. 3:1 hört sich gut an, zu diesem Zeitpunkt war aber leider nicht ganz klar wo weitere Punkte herkommen sollten. Olaf hatte nach gelungener Eröffnung einen kleine Kombination übersehen die ihm einen Bauern kostete. Uli hatte mit einem rückständigen Bauern und diversen Fesselungen zu kämpfen, Edi hatte eine Figur weniger (dafür aber einen weit aufgerückten Bauern). Blieb einmal mehr Philipps Partie. Mittlerweile hatte sein Gegner das Zentrum fälschlicherweise geschlossen und Philipp (fast) alle Drohungen am Königsflügel pariert. Sein Gegner bot ihm daraufhin Remis an. Philipp hatte in folgender Schlussstellung die richtige Idee (36.De2) am Ende dann aber doch Respekt vor seinem spielstarken Gegner und seiner knapp gewordenen Bedenkzeit:

Fehlten noch 0,5-1 Punkte um am Ende nicht mit leeren Händen dazustehen. Zunächst kassierten wir an Brett 8 eine Niederlage. Edi hatte wacker gekämpft und zwischenzeitlich dachte ich sogar da könnte vielleicht sogar noch etwas gehen. Die Minusfigur war aber leider nicht ganz zu kompensieren. Danach kam es an Brett 4 bei Uli zu einer Zeitnotschlacht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit analogen Uhren einen ganzen Punkt eingefahren hätten 😉 Ulis Gegner gelang es aber seinen 40.Zug mit 1 Sekunde Restzeit auf der Uhr auszuführen. Die entstandene Stellung war dann ein Endspiel mit Doppeltürmen und zwei Bauern weniger auf Ulis Seite. Das ließ sich leider nicht halten obwohl Uli meinte dass er am Ende sogar noch eine „Schummelchance“ eingeräumt bekam die er übersehen hätte. Und damit war klar dass die Entscheidung an Brett 1 fallen würde. Nach einem kurzen Blick befürchtete ich, dass dieses Endspiel für Olaf (Weiß) aufgrund des entfernten Freibauern nicht zu halten ist (z.B. Lxc3, Kxc3):

Die beiden Protagonisten rechneten ziemlich lange und kamen zu dem Schluss, dass der Tausch (wahrscheinlich) zu einem Remis führen würde. Die Leichtfiguren blieben also auf dem Brett und Olaf hatte noch einige Klippen in diesem unangenehmen Endspiel zu umschiffen. Am Ende konnte er die Stellung halten und wir nahmen einen schwer verdienten Punkt aus Ricklingen mit.

2 Gedanken zu „Frust im Vorfeld und ein glückliches Ende“

  1. Olafs Partie scheint doch klar verloren zu sein. Von der Königsflügelmehrheit geht überhaupt keine Gefahr aus und der schwarze König ist zu aktiv. Schwarz hat nach dem Tausch verschiedene Wege, die Bauern auf f2 und g3 zu erbeuten, ohne dass Weiß Gegenspiel erhält. Meine Variante beginnt mit 1.Lc3: 2.Kc3: Kb5 3.Kb3 g5 4.Ka3 Kc4 und sowohl 5 …Kd3 als auch 5. …Kd4: scheinen zu gewinnen.

    1. Auch das Analysezentrum List schließt sich dem Gewinn für Schwarz an:

      4.g4 ist eine Ecke trickreicher und erfordert einen anderen Plan:
      a) d4 nehmen
      b) von d5 den Bauern unterstützen und bis d3 vorspielen
      c) dann erst den Königsflügel wegfressen und
      d) mit dem weit rückständigen Bauern gewinnen (KB-K)
      Das sofortige Stürmen auf die f+g-Bauern hatte ich in einer Variante als zu langsam gerechnet (dann Matt für Weiß!)

      4.f4 und andere verlieren auch!
      2.Kxc3 ist nicht erzwungen, aber auch nicht gut wegen Kb5 nebst a2 und Kc4

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