Ist ein Arzt anwesend?

Für die Fortsetzung des Spielbetriebes sind für die verschiedenen Bereiche Oberliga, Landesebene und Bezirksebene nun Beschlüsse gefasst und sogar veröffentlicht worden. Dabei ist ein bunter Strauß, teils eigentümlicher, Festlegungen getroffen worden.

Nun gebe ich gerne zu, dass es momentan einfach nicht möglich ist, es allen Leuten recht zu machen. Bei manchen Beschlüssen kann ich aber nur noch mit dem Kopf schütteln.

Beginnen möchte ich mit den Wettkämpfen auf Landesebene, denn die sollen ja, laut NSV, bereits in gut einer Woche starten.

Ob die Spiele tatsächlich an einem Sonntag stattfinden können, scheint fraglich. Zumindest die hannoverschen Vereine haben Probleme geeignete Spiellokale zu finden, da alle Freizeitheime sonntags geschlossen sind. Der NSV hat darauf reagiert und gibt die Verantwortung für den Spieltermin einfach mal an die Vereine weiter. Na gut, kann man so machen.

Weiterhin legt der NSV Wert darauf, dass der Heimverein ein Hygienekonzept erstellt und dem Gast rechtzeitig zukommen lässt. Diese Hygienekonzepte müssen gewissen Mindeststandards genügen, so weit so gut. Bei den Mindeststandards taucht aber u.a. der folgende unscheinbare Satz auf:

Kein Zutritt für Spieler*innen mit Erkältungssymptomen

Was sind denn die typischen Erkältungssymptome? Schnell mal gegoogelt und z.B. hier fündig geworden. Diese sind: Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Rachenentzündung, Frösteln, erhöhte Temperatur, allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Gliederschmerzen.

Hat schon mal jemand einen Schachspieler gesehen, der am Sonntagmorgen um 10 Uhr nicht müde ist?

Wie bitte schön sollen die armen Mannschaftsführer feststellen, ob sich ein Schachspieler widerrechtlich Zutritt zum Spiellokal verschafft? Hier wäre es sehr hilfreich, wenn man im Nebenjob noch Arzt ist oder zumindest einen in der Mannschaft hat.

Was passiert, wenn ein Spieler plötzlich während der Partie gähnt, hustet oder gar niest. Wird er dann sofort des Raumes verwiesen?

Wer solch einen Satz formuliert, hat aus meiner Sicht nicht wirklich weit gedacht oder möchte die Verantwortung für den Fall der Fälle einfach weitergeben. „Jaaa, der Spieler hätte den Raum ja auch erst gar nicht betreten dürfen“

Für die Oberliga hat es in der letzten Woche ein Schreiben des Turnierleiters gegeben. Veröffentlicht ist das  noch nicht, wo auch? Die Seite der Norddeutschen Schachverbände… ach nee, anderes Thema.

In diesem Schreiben steht, dass der Spielausschuss der Oberliga Nord beschlossen hat, die Saison am 28.2. und 21.3.2021 zu Ende zu bringen. Das ist zwar noch ein Weilchen hin, nichtsdestotrotz soll bereits von den Vereinen bis zum 30.9. verbindlich zugesagt werden, ob die Wettkämpfe ausgerichtet werden können.

Wie kann man denn nur auf so eine Idee kommen? Da gewinnt man Zeit durch die Verschiebung in das nächste Jahr und macht sich alles wieder zunichte, weil man jetzt entscheiden muss, ob man in 5 Monaten einen Mannschaftskampf ausrichten kann oder nicht.

Noch schlimmer wird dieser Punkt aber durch folgende Formulierung:

Eine Änderung der Sanktionierung bei Nichtantritt ist derzeit nicht geplant. Bei verändertem Infektionsgeschehen wird der Spielausschuß der OL-Nord dieses Thema noch einmal beraten.

Wie arrogant ist eigentlich solch eine Festlegung?

Dazu muss gesagt werden, dass das Nichtantreten einer Mannschaft in der Oberliga mal eben 1000€ pro Spiel kostet, d. h. zwei Spiele nicht spielen, wären für uns ruinös.

Nebenbei gilt momentan ja aber weiterhin der Grundsatz, Kontakte mit anderen Personen auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. Aus meiner Sicht gehört Schach nicht zu den wirklich notwendigen Sachen.

Der Spielausschuss der Oberliga sieht das offensichtlich komplett anders und möchte die Mannschaften (und damit auch jeden einzelnen Spieler) zwingen, sich im Frühjahr ans Brett zu setzen. Das jetzige Infektionsgeschehen lässt also laut Spielausschuss die Entscheidung nicht zu spielen, nicht mehr zu. Sind die Mitglieder des Spielausschusses, die diesen Beschluss gefasst haben, auch am letzten Sonntag in Berlin mitmarschiert?

Eigentlich wollte ich jetzt noch was zum Bezirk schreiben, aber die haben ja erstmal nur die Termine für die ausstehenden Runden und lassen alles andere offen.

So genug ausgekotzt, ich habe fertig!

7 Gedanken zu „Ist ein Arzt anwesend?“

  1. Damit das nicht eintritt, was Thomas in seinem Beitrag beklagt, habe ich bereits am 20. April für einen Abbruch der Saison 2019/20 plädiert und in meinen Kommentaren vor den Problemen gewarnt, die jetzt eintreten. Gebetsmühlenartig haben wir von den Funktionären aller Hierarchiestufen das zu hören bekommen, was der Bezirk 5 in seinem Protokoll über den Online-Bezirkskongress dokumentiert hat:

    TOP 2 Grußwort von Michael S. Langer
    […] Der Umgang mit den Lockerungen ist momentan eine große Herausforderung, um allen gerecht zu werden. Es gab drei Lager zur Weiterführung des Spielbetriebes. Am Ende war die Entscheidung, die Saison im September/Oktober zu Ende zu spielen. Es müssen momentan viele schwierige Entscheidungen gefällt werden. Dabei kann man nicht allen gerecht werden. Der Präsident appelliert an alle, vernünftig miteinander umzugehen und Verständnis für andere Positionen zu zeigen.

    Unser Präsi ist einerseits fein raus, weil er an den Abstimmungen nicht beteiligt war, andererseits ist es ihm – zumindest auf Landesebene – nicht gelungen, die Mehrheit für kluge Beschlüsse zu bewegen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bremer ein wichtiges Wort mitreden, und das deckt sich – dem Vernehmen nach – nicht mit den klaren Positionen, zu denen wir Niedersachsen bekanntlich neigen. Wir haben von Beginn an gewusst, dass wir in eine Lage geraten, die nicht allen gerecht wird. Statt die notwendigen Konsequenzen einzuleiten, schliddern wir nun in ein Debakel, das keinem gerecht wird. Weisheit sieht anders aus.

  2. Hi Tom,

    der Zusatz, dass Spieler*innen mit Erkältungssymptomen bitte nicht spielen, ist vornehmlich aus einem Grund formuliert. Er ist verbindlich notwendig. Ich bin gerade durch die Schulungseinrichtung, die ich leite, gegangen. Da steht dieser Hinweis an jeder Tür. Überprüfen kann das Einhalten dieser Empfehlung in allen Fällen ….. real kaum jemand. Es ist ein Appell an alle in diesen Zeiten, bei Erkältungssymptomen rücksichtsvoll gegenüber sich und seiner Umwelt zu agieren. Den Rest Deines Textes lasse ich heute, aus Zeitgründen, unkommentiert.

    @ alle: Herzliche Grüße!

    1. Bayern wird nicht von Jürgen Kohlstädt dominiert. Gemäß 3.2.11.2 der Turnierordnung beträgt die Buße für den Nichtantritt einer Mannschaft 450 €. Darüber hinaus werden nicht wie in Norddeutschland zusätzlich zwei Mannschaftspunkte abgezogen. Die Verhängung von Geldbußen für nicht besetzte Bretter und Spielabsagen, die bis zum 31.08.2020 erfolgt sind, sollen kulant gehandhabt werden, hat der Bayerische Schachverband verkündet.

      1. Ach ja, die 2 Minuspunkte hatte ich schon ganz vergessen. Dann könnten wir die Saison mit -3 Mannschaftspunkten und komplett pleite abschließen.

  3. Für jeden Minuspunkt wird der Mannschaftsführer zu einem Jahr schweren Kerkers bei Wasser und Stockfish verurteilt mit anschließender Sicherheitsverwahrung in der Geschäftsstelle des DSB.

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