NSV-Kongress 2017

In vier Wochen (16. September) findet der Ordentliche Kongress 2017 des Niedersächsischen Schachverbandes in Sottrum statt. Michael S. Langer hat alle Ehrenmitglieder, den Vorstand, die Delegierten der Bezirke sowie alle interessierten Schachfreunde dazu eingeladen. Anträge können bis zum 19.08.2017 (Übermorgen) bei unserem Präsidenten eingereicht werden.

Anträge, die eine Änderung der Satzung beinhalten, werden anders behandelt, als die, die sich auf die unterschiedlichen Turnierordnungen beziehen. Das sind eine ganze Menge:

  • Turnierordnung
  • Verleihungsordnung
  • Geschäftsordnung
  • Schiedsgerichts- und Disziplinarordnung
  • Finanzordnung
  • Jugendordnung

Da alles mit allem verwoben ist und darüber hinaus Satzungen und Turnierordnungen der Bezirke, übergeordneter Verbände (Nord), des DSB und der Bundesliga über eigene Regelungen verfügen, lassen sich Reformen – wenn überhaupt – nur in den jeweiligen Nischen durchsetzen. Das ist nicht zielführend. Der Deutsche Schachbund befindet sich bezüglich der Mitgliederentwicklung in einer Abwärtsspirale. Das haben die meisten Funktionäre erkannt und versuchen mit verschiedenen Aktionen, die ich grundsätzlich begrüße, eine Trendwende herbeizuführen. Damit diese Aktionen nicht versanden, müssen die Rahmenbedingungen geändert werden. Die teilen sich in zwei Bereiche:

  • Strukturen
  • Turnierordnungen

Da wir ein föderalistischer Staat sind, halte ich die Beibehaltung der Landesgrenzen als Grundlage der Schachverbände für zweckmäßig. Darunter sollten sämtliche Bezirke und Unterbezirke abgeschafft werden. Mir ist klar, dass sofort ein Aufschrei kommt, aber unter Abschaffen verstehe ich nicht den Spielbetrieb, der regional sogar gefördert werden soll, sondern den damit verbundenen Verwaltungsaufwand. Warum muss jedem Spielleiter noch ein eigener Vorsitzender, 2. Vorsitzender, Kassierer usw. zugeordnet sein? Viele Posten sind derzeit vakant.

Unser Präsident, Michael S. Langer, hat entsprechende Ideen. Was er genau vorhat, weiß ich nicht, aber ich hoffe, dass er auf dem Kongress die notwendige Unterstützung bekommt.

Ich würde bezüglich der Landesgrenzen noch einen Schritt weitergehen. Europa soll einerseits zusammenwachsen, andererseits ist z.B. die Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen für Schachmannschaften unüberwindbar; von den Bundesligen mal abgesehen. Deshalb plädiere ich dafür, dass jeder Schachverein, der seinen Sitz in Niedersachsen hat, selbst entscheiden kann, für welchen Landesverband er seine Mannschaften meldet. Warum nicht auch in Holland oder Dänemark? Dazu müssen Gespräche mit unseren Nachbarn im In- und Ausland geführt werden. Was hindert uns daran? Antwort: Unsere veralteten Denkweisen und unsere Satzungen.

Zu den veralteten Denkweisen gehört meines Erachtens die unflexible Handhabung der Mannschaftskämpfe, die nach wie vor das Herzstück des Spielbetriebs in Deutschland sind. Dazu und zu den Strukturreformen habe ich mich in der Vergangenheit mehrfach geäußert. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle kurzfassen und meine Vorschläge in Stichworten darlegen. – Ich bin nicht befugt, Anträge zu stellen. Aber als Denkanstöße möchte ich folgende Punkte verstanden wissen:

  1. Abschaffung der Bezirke und Unterbezirke in Niedersachsen
  2. Freie Wahl der Vereine, an Mannschaftskämpfen in anderen Ländern teilzunehmen
  3. Flexible Mannschaftsstärke in unteren Klassen, z.B. 6 oder 4 Spieler je Mannschaft
  4. Freie Wahl des Brettes statt starrer Aufstellung
  5. Kein Festspielen
  6. Verschiedene Spieltage unterschiedlicher Klassen spielen keine Rolle (jeder kann spielen, wenn er Zeit und Lust hat)
  7. Abschaffen von DWZ, stattdessen nur Elo

Die Freude am unkomplizierten Umgang mit unserer Leidenschaft, dem Schachspielen, soll im Vordergrund stehen und nicht die Angst vor Formfehlern. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber wenn wir nicht demnächst in der Mottenkiste landen wollen, müssen wir uns moderner aufstellen. Dann erreichen wir auch die Menschen, denen Vereinsmeierei (Formalien statt Inhalte) mehr und mehr ein Gräuel ist.

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Ergänzung am 24.08.2017 (siehe Kommentar)

Blitzschach-NSV-75

38 Gedanken zu „NSV-Kongress 2017“

  1. Hallo Gerd
    Punkt 7 hört sich einfach an, ist es aber nicht. Zudem spart man nicht, sondern es kostet unter den aktuellen Gegebenheiten viel Geld und noch mehr Verwaltung.

    Elo ist nicht für umme. Die FIDE lässt sich jede Auswertung – meines Wissens sogar bereits clever als Anmeldung zur Auswertung- vergüten. Das Web kennt bestimmt auch die Preise.

    Zudem müssen FIDE zugelassene Spielbedingungen gegeben sein und ein FIDE zugelassener Schiedsrichter vor Ort walten. Letzteres ist wohl durch in Myanmar oder gar nicht durchgeführte Privatturniere ins Leben gerufen worden. Auch hat uns diese Regelung die Auswertung des Monatsblitzens verhagelt, Jörg wollte auch selbst mitspielen, darf das aber als Schiedsrichter nicht!

    Elo kann getrost als Gelddruckmaschine bezeichnet werden. Für GM-Turniere vernachlässigbar, für Amateure nicht anstrebenswert. Vom Regen in die Traufe muss erstmal vermieden werden.

    Und so sammelt jeder seine Ratings. Ich habe neben DWZ und Elo (Turnierpartien) noch
    eine holländische Rating
    Deutsche Fernschachzahl (inaktiv)
    ICCF Elo (inaktiv)
    Schachde Blitz und Bullet
    Chess24
    TuSi Zahl beim Lister Turm

    …und bin damit fast noch ein Waisenknabe…

    Unterschiede von Bullet bis Fernschach zu messen macht Sinn.
    Unterschiede je Organisation nicht! Da stimme ich Dir voll zu!!!

    1. Hallo Uwe,
      meine Stichworte waren zu wenig, um das auszudrücken, was ich sagen wollte. Deshalb mache ich das jetzt ausführlich:

      Die Klassifizierung von Schachspielern hat Vor- und Nachteile. Solange unsere Ratingzahl nach oben geht, freuen wir uns darüber, geht sie nach unten, setzt irgendwann der Frust ein. Viele Schachspieler ziehen sich deshalb teilweise oder ganz zurück. Das Problem ist, dass in unseren Köpfen unwillkürlich ein Klassendenken vor sich geht, wenn wir die DWZ unseres Gegners kennen. Beispiel: ich habe DWZ 1800, mein Gegner DWZ 1500, ergo schaue ich auf ihn von oben herab. „Den Patzer musst du schlagen“, sagt das Großhirn. Kommt es anders, wird nach Entschuldigungen gesucht. Dieses permanente „Scannen“ der Gegner nach ihrer vermeintlichen Stärke ist für das Sozialverhalten abträglich. Die Partie wird zur Nebensache, der Gedanke an meine anschließende Platzierung in der „Hackordnung“ zur Hauptsache.

      Wer eine niedrige DWZ hat, läuft Gefahr, unter Minderwertigkeitskomplexen zu leiden. Heutzutage kann jeder Laie übers Internet die DWZ eines beliebigen Spielers erfahren, also auch Nachbarn und Arbeitskollegen. Angenommen, mein Schachverein hat 50 Mitglieder, und ich bin an Nummer 45 gelistet. Das mag verschiedene Ursachen haben, aber die gehen aus den Zahlen nicht hervor. Ich sehe darin sogar die Persönlichkeitsrechte verletzt, denn ein Schachfreund, der einem Schachverein angehört, bekommt sofort einen für alle sichtbaren Stempel aufgedrückt.

      Deshalb plädiere ich dafür, die DWZ abzuschaffen und Turniere ersatzweise nicht durch Elo auszuwerten. Die von dir genannte Gelddruckmaschine wird infolgedessen nicht angeworfen. Mannschaftskämpfe und Turniere, die bereits heute nach Elo ausgewertet werden, werden es auch weiterhin, darunter gibt’s keine Auswertungen. Das heißt, du kannst dich z.B. nach einem anstrengenden Tag mit einem bräsigen Kopf ans Schachbrett setzen, ohne zu befürchten, dass deine Wertungszahl nach einer Niederlage in den Keller geht.

      Im Spitzenschach sind Wertungszahlen national und international indessen unabdingbar. Die Schwelle würde ich etwa bei Elo 2000 sehen. Jeder, der eine Elo-Zahl hat, soll diese behalten und diejenigen, die eine erwerben wollen – insbesondere Nachwuchsspieler –, sollen die Gelegenheit dazu erhalten, aber bitte nicht bei einer Vereinsmeisterschaft in Hintertupfingen.

      Bezogen auf unseren Verein hätte das folgende Konsequenzen: Von 48 Mitgliedern haben 22 eine Elo-Zahl. In der Rangliste werden diese in der entsprechenden Rangfolge aufgeführt, darunter befinden 26 Mitglieder in alphabetischer Reihenfolge. Die Deutschen Wertungszahlen befinden sich derweil in der Tonne. Niemand muss sich mit ihrer Pflege beschäftigen, und niemand muss wegen der Höhe schlaflose Nächte haben.

      1. Eine Leistungsgesellschaft funktioniert wunderbar, wenn es für diejenigen, die Ehrgeiz und Talent haben, Auswahlkriterien gibt. An denen will ich nicht rütteln. Es gibt indes ein Heer von Schachfreunden, die ihr Hobby einfach nur aus „Just for Fun“ betreiben. Warum muss deren Tun bis ins Kleinste benotet werden?

        Dein Vergleich mit dem Beruf führt ins Leere. Ich will weder irgendwelche Titel (z.B. Großmeister) noch Turniere abschaffen, die als Karriereleiter dienen. Es geht mir u.a. darum, dem Dünkel den Nährboden zu entziehen. Dass du von den „Schlechtesten“ sprichst, ist ein Zeichen dafür, dass du für diese Denkweise anfällig bist.

      2. Ich halte die Abschaffung der DWZ für keine gute Idee. Gibt es dann nur noch Hauptpreise bei Turnieren, da niemand mehr eine nachweisbare DWZ hat und einen Kategoriepreis bekommen kann? Wer wird als Nachrücker für die Niedersächsiche Jugendmeisterschaft U14 festgelegt? Erfolgen die Mannschaftsaufstellungen danach, wer sich am stärksten „fühlt“? Es hat schon einen Grund, warum es diese Zahlen gibt. Elo halte ich dagegen im Bereich unter 2000 für kaum aussagekräftig, da hier viel weniger Turniere ausgewertet wurden.

        Zu den o.g.Mannschaftsaufstellungen eine Anekdote: In den 1980er Jahren, als es in einigen Verbänden nur seeeehr unregelmäßige Ingo-Auswertungen gab (für die jüngeren Leser: Ingo war der Vorgänger der DWZ im Westen, im Osten gab es nach russischem Vorbild Leistungsklassen), spielten die 2. und 3. Mannschaft meines Vereins in der gleichen Klasse. In die 2. Mannschaft wurden die – eher älteren – Schreihälse gesteckt, die sich für die besseren Spieler hielten und gebauchpinselt waren davon, in der 2. Mannschaft spielen zu dürfen. In die 3. Mannschaft wurden durch die Spielleitung diejenigen gesteckt, die – nach den letzten Ergebnissen zu beurteilen, so genau wusste man es ohne Ingo-Auswertung eben nicht – die wahrscheinlich besseren Spieler waren. Es kam dann so wie vermutet: die 2. Mannschaft stieg beinahe ab, die 3. Mannschaft stieg souverän auf und wurde im nächsten Jahr die 2. Mannschaft.

  2. Spannendes Thema.
    Wenn man das weiterdenkt, könnte man natürlich auch die Vereinszugehörigkeit in Frage stellen. Momentan kann ein Spieler ja auch schon für Mannschaften aus verschiedenen Ländern spielen. Warum sollte das nicht auch für Vereine aus verschiedenen Bundesländern gelten?
    Oder gar grundsätzlich für verschiedene Vereine?

    1. Bekanntlich habe ich etwas gegen Vereinsmeierei, halte Vereinstreue jedoch für ein hohes Gut. Deshalb sollten sich Spieler, die in Mannschaftskämpfen antreten, möglichst mit dem Verein identifizieren, für den sie spielen. Das können durchaus mehrere Vereine sein. Einem Studenten, der in München wohnhaft ist und in Hannover studiert und sich mal hier, mal dort aufhält, sollte es z.B. gestattet sein, für zwei Schachvereine in Mannschaftskämpfen anzutreten. Für solche Fälle sollte es Ausnahmen geben. Ansonsten halte ich es für richtig, dass eine Spielberechtigung nur für einen Verein und für eine Saison gilt.

  3. Ist euch etwas aufgefallen? Dieser Sommer hat kein Loch! Ständig gibt’s was Neues. Deshalb verwundert es nicht, dass wir heuer nichts von einem Monster gehört haben, womit zuvor Jahr für Jahr das Sommerloch gestopft wurde. Um eventuellen Entzugserscheinungen vorzubeugen, habe ich mich investigativ betätigt. Dabei habe ich eine sensationelle Entdeckung gemacht. Nessie ist abgetaucht, weil es nicht registriert ist! Für Abhilfe könnte der von mir erwähnte Kongress sorgen. – Anträge können noch bis 24:00 Uhr bei Michael S. Langer eingereicht werden.

    Das Ungeheuer von Loch Ness
    Ward nie gesehen, denn es spielt Chess
    Unter Wasser ohne Brett
    Ihm fehlt ‘ne passende DWZ.
    God Bless den NSV-Kongress!

  4. Für Änderungen der Turnierordnung ist nicht der Kongress des NSV zuständig, sondern der Spielausschuss. Der überwiegende Großteil von Gerhards Änderungsvorschägen kann also gar nicht auf dem Kongress behandelt werden. Wenn Gerhard wirklich etwas bewirken will, möge er sich an den Bezirksspielleiter wenden – am besten mit fertig ausformulierten Vorschlägen, wo und wie der Wortlaut der Turnierordnung neu gefasst werden solle -, damit dieser diese Vorschläge auf der nächsten Spielausschusssitzung, vermutlich im Frühjahr 2018, zur Beratung und Beschlussfassung vorlegen kann.

    1. Als Gerhard in den Achtzigerjahren selbst 1. Vorsitzender war, hat er den von dir beschriebenen Weg beschritten. Der Erfolg stellte sich erst einige Jahre später ein. Du kannst sicher sein, dass jeder Antrag aussichtslos ist, wenn er nicht von den Vorsitzenden im Bezirk und im Land unterstützt wird. Im Zweifel drohen die mit Rücktritt, und du kannst sicher sein, dass die Delegierten kuschen. Ein gutes Beispiel ist ein Beitrag aus unserem Sonnenkönig (Jahrgang 1999). Dort hat ein besonnener Schachfreund seinen Bericht mit folgenden Worten begonnen:

      „Jahreshauptversammlung, Schachbezirk, Hannover: Wenn einem diese drei Begriffe zusammenhängend genannt werden, stellen sich schnell Ekelgefühle und Auswanderungsgedanken ein.“

      Die Zeiten haben sich geändert. Auf Bezirks- und Landesebene sind andere Personen im Amt. Meine Hoffnungen setze ich auf Michael S. Langer. Er hat den Durchblick, ist reformfreudig und verfügt über das notwendige Durchsetzungsvermögen. Insofern kommt es darauf an, was er jetzt tatsächlich plant. Anders lautende Anträge würden deshalb keinen Sinn machen. Bezirke in der jetzt gültigen Form werden womöglich abgeschafft. Einige meiner Vorschläge (z.B. Nr. 7) können nur auf Bundesebene behandelt werden. Inwieweit der neue DSB-Präsident Ullrich Krause dafür empfänglich ist, weiß ich nicht. Ich bin vorsichtig optimistisch. Gerade weil die Strukturen so kompliziert sind – ich habe die fünf hierarchisch gültigen Turnierordnungen genannt – bedarf es Vorreitern, die die Macht haben, den Gordischen Knoten zu durchschlagen.

  5. @ Der 43-jährige Löser

    Es steht außer Frage, dass Deutsche Wertungszahlen auch Vorteile haben. Diese Vorteile müssen mit den Nachteilen abgewogen werden. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass die Nachteile überwiegen. Einige Gründe habe ich genannt. Deine Fragen will ich gern beantworten:

    1. Gibt es dann nur noch Hauptpreise bei Turnieren, da niemand mehr eine nachweisbare DWZ hat und einen Kategoriepreis bekommen kann?
    Antwort: Das hängt vom Turnier ab. Bei größeren Open gibt es bereits jetzt A-, B- und sogar C-Turniere. Die ersten jedes Turniers erhalten Preise. Darüber hinaus können Spieler mit und ohne Elo-Zahlen gemeinsam in einem Turnier spielen. Die besten ohne Elo-Zahlen können Preise erhalten. Darüber hinaus gibt es nach wie vor die Möglichkeit, Preise für die besten Frauen, Jugendlichen und Senioren auszuloben. Außerdem sind Preise nicht alles. Die meisten Spieler gehen sowieso leer aus.

    2. Wer wird als Nachrücker für die Niedersächsische Jugendmeisterschaft U14 festgelegt?
    Antwort: Derjenige, der sich bewirbt. Gibt es mehrere Bewerber, entscheidet der Spielleiter. Gerade bei Jugendlichen sind DWZ sowieso eine Wundertüte. Die Zahlen können sich binnen kürzester Zeit ändern.

    3. Erfolgen die Mannschaftsaufstellungen danach, wer sich am stärksten „fühlt“?
    Antwort: Nein. Wer am lautesten schreit. Kleiner Scherz bezogen auf deine Anekdote. Jetzt im Ernst: Die Elo-Zahlen gibt es ja noch. In unserem Verein hat knapp die Hälfte eine. Wenn man will, kann man danach gehen. Vereine, die nur wenige oder keine Spieler mit Elo-Zahlen haben, müssen sich nach anderen Kriterien aufstellen. In diesen Vereinen ist – wie seit jeher – die Sozialauswahl entscheidend. Wer sich in Jahrzehnten ein Brett erkämpft hat, wird das nicht einfach aufgeben, wenn jemand mit ein paar Pünktchen mehr daherkommt. Eher wird er sich ganz zurückziehen. Außerdem gibt es andere Messlatten, die häufig aussagekräftiger als DWZ sind; z.B. Vereinsmeisterschaften und die Turnierpraxis. Jemand, der aus der Vergangenheit eine höhere DWZ mitbringt, muss aktuell nicht stärker sein, als jemand der klein anfängt und sich durch viele Turnierpartien stetig steigert.

    Wenn mein Vorschlag eingeführt wird, dass starre Aufstellungen abgeschafft werden, wird sich deine Sorge noch mehr verflüchtigen. Dann erhält die Tagesform ein höheres Gewicht. Was nützt es, wenn ein Spieler mit einer höheren DWZ im Laufe einer Saison eine Klatsche nach der anderen bekommt, wenn er vor einem Spieler mit einer niedrigeren DWZ gesetzt ist, der von Sieg zu Sieg eilt?

    1. Hallo Gerhard,
      ich glaube, dass der Ansatz zur Abschaffung der DWZ komplett an der eigentlichen Problemstellung im deutschen Schach vorbeigeht. Ich behaupte mal, dass bei einer Umfrage unter den aktiven deutschen Schachspielern weniger als 5% für eine Abschaffung der DWZ wären. Bei den Spielern unter 18 Jahren dürfte der Anteil bei unter 1% liegen.

      Wie man an den boomenden Open-Turnieren in ganz Deutschland sehen kann, muss das Problem im Mannschaftsspielbetrieb selber liegen.
      500 Teilnehmer bei den Offenen Bayerischen Meisterschaften am Tegernsee, 1200 letztes Jahr in Karlsruhe oder 300 in Bad Zwischenahn im tiefsten Winter. 9/10 der Teilnehmer eines Opens wissen von vornherein, dass sie keine Aussichten auf eine Platzierung in den Preisrängen haben. Trotzdem hatte ich bei den vielen Turnieren, die ich in den letzten Jahren gespielt habe, immer das Gefühl, dass gerade an den hinteren Brettern viel verbissener um den vollen Punkt gekämpft wird als vorne.
      Warum? Weil man dem Gegner leiden sehen will – nee Scherz. Weil man die DWZ verbessern will. Und zwar weniger, weil man dann im Vergleich mit Spieler X die Nase vorn hat, als vielmehr weil man sich selber beweisen will: „Ich bin doch besser als DWZ y“.

      Ok, wo liegt dann aber das Problem bei den Mannschaftskämpfen?
      Da denke ich, dass der Aufwand für das Spielen einer einzigen Schachpartie einfach viel zu groß ist. Extrembeispiel ist unser im Februar anstehendes Auswärtsspiel in Nordhorn. Das bedeutet mindestens 3 Stunden Fahrt hin, 5 Stunden spielen und wieder 3 Stunden Fahrt nach Hause.
      Wer bitte tut sich das freiwillig an, wenn man mit demselben Fahrtaufwand auch ein gemütliches Wochenendturnier mit 5 Partien und zwei Nächten im Hotel spielen kann?

      Aber das war doch früher genauso?!
      Das ist zwar richtig, aber früher hatte man auch nicht so viele Möglichkeiten gegen andere Leute zu spielen. Die vielen Wochenendturniere oder normalen Open fördern den Individualismus. Warum soll man sich noch zusätzliche Sonntage blockieren, an denen man genau eine Partie spielt? Hinzu kommt natürlich auch das Internet, wo man rund um die Uhr Gegner findet.

      Ist Schach als Mannschaftssport also tot?
      Vielleicht, aber eventuell kann man auch den Charakter des Mannschaftskampfes bzw. Spielbetriebes verändern.
      Z.B. können 8 Mannschaften eine Liga bilden und treffen sich alle an einem Wochenende an einem Ort. Dort wird im KO-System (3 Runden, zwei am Samstag und eine am Sonntag) ein Aufsteiger und ein Absteiger ausgespielt. Schon ist die Saison vorbei, ein Wochenende, völlig schmerzlos.
      Theoretisch könnte man das auch mehrfach in einem Jahr machen, das würde die Fluktuation in den Ligen erhöhen.

      Soweit meine Meinung – ich will meine DWZ behalten 😉

      1. Hallo Thomas,
        warum willst du deine DWZ behalten, obwohl du eine Elo-Zahl hast? Deine Argumente beziehen sich auf diejenigen, die keine Elo-Zahl haben. Das kann ich nachvollziehen, wenngleich es zweckmäßig ist, auch diese Argumente in einem anderen Licht zu betrachten.

        Bezüglich deiner Umfrage gebe ich dir recht. Die allermeisten aktiven Schachspieler würden für eine Beibehaltung der DWZ plädieren. Aber um die geht es gar nicht. Es geht um diejenigen, die sich schweigend zurückziehen oder erst gar nicht den Weg in einen Schachverein finden. Natürlich will jeder seine DWZ verbessern. Das geht solange gut, bis der Zenit überschritten ist. Dann setzt der Frust ein. Die Kehrseite der Medaille ist halt die, dass im gleichen Maße wie du deine DWZ verbesserst, jemand anders Federn lassen muss. Irgendwann bist du selbst dran. Der unausweichliche Frust ist vielschichtig. Er kann dazu führen, dass sich Jugendliche zu anderen Sportarten hingezogen fühlen und Ältere mehr und mehr in eine passive Rolle geraten.

        Den Leistungsgedanken möchte ich damit nicht kleinreden, sondern sogar fördern. Jeder, der spielstark und ehrgeizig ist, hat die Chance, ab einem gewissen Niveau eine Elo-Zahl zu erzielen. Die Elo-Zahl ist sozusagen eine Einheitswährung, die international gilt. Schätzungsweise 20 % aller Schachspieler in Deutschland sind dazu befähigt. Die anderen gehören so oder so zu den 80 %. Warum sollen diese noch einmal in Schubladen gesteckt werden? Die Spielfreude soll doch im Vordergrund stehen. Was habe ich davon, zu wissen, ob ich in Deutschland die Nummer 55.000 oder die Nummer 75.000 der Rangliste bin? Je tiefer jemand in dieser – für jedermann sichtbaren – Hierarchie rutscht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich früher oder später vom organisierten Schachspiel verabschiedet.

        Die Abschaffung der Deutschen Wertungszahlen ist für mich nur ein Mosaikstein. Du hast die anderen Probleme angesprochen; z.B. ist Schach als Mannschaftssport tot? Entsprechende Lösungen finden sich in den Punkten Nr. 1 bis 6 wieder, die ich zuvor genannt habe. Wenn wir etwas in der Schachszene nachhaltig verändern wollen, dürfen wir nicht auf die „Nerds“ hören, sondern das Sozialverhalten aller ins Kalkül ziehen, die wir für das Schachspiel begeistern wollen.

  6. Schiefe Schlachtordnung

    Bevor ich zur schiefen Schlachtordnung komme, möchte ich noch ein paar Worte über die DWZ verlieren. Warum spielen wir Schach? Weil uns das Spiel fasziniert, oder weil wir in der sozialen Rangordnung noch oben klettern wollen? Wenn das Schachspiel nur als Mittel zum Zweck dient, stimmt etwas nicht. „Ich bin doch besser als DWZ y“, zitiert Thomas den Nachwuchs und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Ist das der Sinn des Schachspiels?

    Die aus meiner Sicht schädliche Entwicklung der Deutschen Wertungszahlen war auf dem NSV-Kongress vor 44 Jahren kein Thema. Statt DWZ gab es Ingo-Zahlen, um die sich kaum jemand scherte. Die Motivation war trotzdem da. Das zeigen z.B. die heftigen Diskussionen, die es um die Mannschaftskämpfe gab. Auf dem Kongress 1973 in Braunschweig wurde dem HSK vorgeworfen, unlauteren Wettbewerb zu betreiben. Manfred Seeck, Spielleiter des HSK und 2. Vorsitzender des Bezirks I, wurde im Protokoll daraufhin mit folgenden Worten zitiert:

    Aufstellung des HSK wird kritisiert, obwohl es Vereine in Niedersachsen gibt, die es schon seit x-Jahren machen, nämlich ihre Mannschaften mit „schiefer Schlachtordnung“ aufstellen, bis sie sich in der höchsten Klasse festgespielt haben. Das ist dem Verbandsvorstand bekannt und hat seit Jahren nicht eingegriffen. Nun kann er sich auch nicht beschweren, wenn der HSK derartige Aufstellungen vornimmt. Warum werden andere Vereine nicht genannt. Gleiches Recht für alle! Wenn der Verbandsvorstand meint, das geht nicht, dann soll er das ändern! Nicht nur auf einen herumhacken und sagen, du bist der „Schuft“.

    Heute schmunzeln wir darüber. Die derzeitigen Probleme sehen anders aus. Folglich bedarf es anderer Lösungen. Ich hoffe, Michael S. Langer hat einige im Köcher. Ein paar Anregungen möge ihm unsere Diskussion bieten. – Übrigens bestand der NSV damals nur aus 4 Bezirken. Der Westen Niedersachsens wurde erst später eingegliedert. Das zeigt, dass Strukturveränderungen möglich sind. Man muss sie nur wollen und anpacken.

  7. Noch etwas aus den Goldenen Siebzigerjahren: Die Turnierordnung des NSV für Blitzschach anno 1975. Die habe ich meinem Beitrag angehängt (siehe oben). Sportliche Fairness und Turnierdisziplin galten als oberstes Gebot (TO Nr. 11). Bullshit! Wer sich heutzutage im Wirrwarr der Regeln verirrt, wird zur Zielscheibe der Schlaumeier, denen kein Formfehler des Gegners entgeht. Und die bekommen Recht! Was damals mit wenigen Regeln wunderbar funktioniert hat, wird heutzutage mit vielen Regeln zu einer Zitterpartie (man beachte das Wortspiel). Wenn ich allein an die Führungshand denke, der aktuell durch die FIDE die Grenzen aufgezeigt wird, wird mir ganz mulmig. 1975 hieß es einfach: „Die Hand, die den Zug ausführt, muss auch die Uhr bedienen“ (TO Nr. 2). Und wer den König des Gegners schlug, weil der im Schach stand, hatte gewonnen (TO Nr. 3e). Wer heutzutage den König des Gegners schlägt, verliert die Partie, wenn er anschließend die Uhr drückt.

    1. Und was soll geschehen, wenn der solchermaßen seines Königs beraubte Spieler einwendet, dass sein König zuvor gar nicht im Schach gestanden habe, das Königschlagen also ein regelwidriger Zug gewesen sei, mit dem der Schläger zu einem leichten Punkt kommen wolle? Das einzige Beweismittel, die Stellung vor dem Königschlagen, ist ja nun vernichtet. Es richtig, dass das Königschlagen heutzutage ausdrücklich durch die Regeln untersagt ist. Das Königschlagen ist einer der vielen von Gerhard geschmähten „alten Zöpfe“, die glücklicherweise abgeschnitten worden sind.

      1. Ein Schachspieler namens Hans-Joachim Markus ist mir in meiner Blitzpraxis noch nicht begegnet. Ich weiß nicht, wo du deine Erfahrungen gesammelt hast, aber ich habe nicht den Eindruck, dass du etwas von dem verstehst, worüber du hier schreibst. Dein Einwand, das Beweismittel sei durch Schlagen des Königs vernichtet, ist hanebüchen. Dieses Argument könntest du für jeden Zug in einer Blitzpartie anwenden, weil jedes Mal eine neue Situation entsteht, die mangels Aufzeichnung nicht rekonstruierbar ist.

        Das sogenannte Königschlagen war jeweils so eindeutig, dass es nie zu ernsten Diskussionen kam. Du musst den König ja nicht körperlich schlagen, es reicht, wenn du den Zug anzeigst. Dann hast du deinen Beweis. Natürlich ist es für den ärgerlich, der seinen König einstellt, aber meistens geschah das sowieso in einer Verluststellung. Heutzutage kann jemand seinen Zug zurücknehmen, wenn er seinen König eingestellt hat. Das führt erst recht zu Irritationen. Wer einen Fehler gemacht hat, sollte dazu stehen. Züge zurückzunehmen, ist ein Verhalten, für das ich kein Verständnis habe. – Ich akzeptiere die neue Regel, auch wenn ich die alte für besser halte. Was das mit alten Zöpfen zu tun hat, bleibt dein Geheimnis.

      2. Wer zur Berührt-Geführt-Regel steht, ist ein Ehrenmann bzw. eine Ehrenfrau. Wer seinen Fehler beim Blitzschach unter Berufung auf Turnierregeln rückgängig machen will, ist ein armer Wicht.

      3. Kommt ein Schachspieler in den Himmel. Gott: „Wie oft hast du gegen das 11. Gebot verstoßen?“ Der Schachspieler: „Du meinst sportliche Fairness und Turnierdisziplin?“ „Ja!“ Der Schachspieler: „Ohne meine FIDE-Regeln sage ich nichts!“ Gott: „Dann wird das hier eine Hängepartie!“

        Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof und Ratsvorsitzender der EKD, hat herzhaft über diesen Witz gelacht. Guckt ihr oben.

  8. Neue Thesen braucht das Land

    Weiß jemand, wie breit die Eingangstür vom Hotel „Röhrs Gasthof“ ist? Okay, ich ziehe die Frage zurück. Thesen anzunageln ist out. Oder? Spaßeshalber durften reformfreudige Bürger ihre Thesen am Samstag an Hannovers Marktkirche heften (siehe oben). „Mehr Freude, weniger Buße“ hat mir am besten gefallen. Wer eine Schachpartie verliert, wird doppelt bestraft. Erst geht das Selbstwertgefühl in den Keller, dann die DWZ. Im Keller ist es duster. Diejenigen anzutreffen, die sich dort zum Lachen aufhalten, ist auch kein Trost. „Er kennt die liebe Sonne nicht“, heißt es im Kinderlied. Wohl wahr. Der Schachspieler hält sich meist in geschlossenen Räumen auf. Mangel an Vitamin D und die Einschränkung des natürlichen Bewegungsdrangs sind Geißeln, für die es keinen Ablass gibt. Es sei denn, wir lassen mehr Freude in unsere Herzen. Die Umsetzung der einen oder anderen These könnte dabei helfen. Es müssen nicht gleich 95 sein.

  9. God Bless den NSV-Kongress!

    Nicht vergessen: Übermorgen werden die Weichen für unsere Zukunft in Niedersachsen gestellt. Ich hoffe, die Präsidentenmaschine ist gestern planmäßig geflogen. Ohne Michael S. Langer wären wir aufgeschmissen. – Worum geht es in Sottrum? Die Antworten findet ihr hier:
    http://nsv-online.de/downloads/Kongressbrosch%C3%BCre2017.pdf

    Revolutionäre Neuerungen sind nicht zu erwarten. Wenn überhaupt ist im Jahr 2019 damit zu rechnen. Wenn es den NSV dann noch gibt! Im Ernst. Wenn zwei Anträge abgelehnt werden, ist Schluss mit der Gemeinnützigkeit. Keine Bange! Den Korinthenkackern im Finanzamt wird man den Gefallen tun. Aber wehe, ein kreativer Schachkopf hat da mal so eine Idee. Dann herrscht Weltuntergangsstimmung. Jedenfalls bei denen, die keine Ideen haben.

      1. Nachdem Gerhard sich nicht darum bemüht hat, seine Anregungen einem antragsberechtigten Angehörigen des Kongresses mit auf den Weg zu geben, steht nicht zu erwarten, dass er der Veranstaltung beiwohnen wird – es sei denn, er wählt Sottrum zum Ziel seiner nächsten Radtour. Statt dessen wird er wie im Vorjahr warten, bis in einigen Monaten das Protokoll veröffentlicht wird, um sich dann darüber zu beklagen, dass keine seiner Ideen umgesetzt worden ist. Die diesjährigen Anträge bestehen schwerpunktmäßig aus einer Vergrößerung des Verwaltungsüberbaus – neben Vorständen ohne Geschäftsbereich soll ein „Referent für Inklusion“ in den Vorstand aufgenommen werden, obwohl doch gerade im Schach Behinderte seit eh und je voll integriert sind. Von „Verschlankung“ also keine Spur.

  10. „Wir sind als Niedersächsischer Schachverband gut aufgestellt und sind in der Lage, die auf uns wartenden zum Teil sehr schwierigen Aufgaben anzupacken und zu bewältigen!“, resümiert NSV-Präsident Michael S. Langer in seinem Rechenschaftsbericht. „Im Geschäftsführenden Vorstand des NSV stellen wir uns daher immer mal wieder die Frage, ob wir so, wie unser Verband aufgestellt ist, richtig, sinnvoll und effektiv für unsere Mitglieder arbeiten“, gibt der Vizepräsident Jörg Tenninger gleichzeitig zu bedenken.

    Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.

    Die gute Nachricht: Der NSV-Vorstand ist tatsächlich gut aufgestellt. Die schlechte Nachricht: Die konservativen Kräfte stellen die Mehrheit dar.

    Weil es so ist, müssen wir auf ein Zeitfenster der Geschichte warten. Erst dann lassen sich wirksame Reformen durchsetzen. Die Katholische Kirche macht gerade in der Region Hannover diese Erfahrung (heute Schlagzeile in der HAZ). Wobei es dort nur um Strukturen geht, also nicht um den ideologischen Ballast der letzten 500 Jahre. Um den Ballast deutscher Schachordnungen loszuwerden, benötigen wir den Bierdeckel von Friedrich Merz. Wobei dieser noch immer unter der Theke schlummert. Wer ihn drauflegt, hat garantiert den Stammtisch gegen sich.

    Es fällt mir zwar schwer, die sperrige Bezeichnung „Referent für Öffentlichkeitsarbeit“ statt „Pressewart“ zu verwenden, aber mit Benjamin Löhnhardt ist auch dieser Vorstandsposten gut aufgestellt. Insofern bin ich guter Dinge, dass uns Benjamin zeitnah über den Kongress informieren wird. Meine Anwesenheit als Korrespondent ist deshalb nicht erforderlich. – Demokratie ist, wenn man trotzdem diskutiert. In diesem Sinne ist unser Blog das, was für den ollen Sokrates der Marktplatz in Athen war.

    1. Des Wahnsinns fette Beute

      Meine Tageszeitung (HAZ) entschuldigt sich heute für die Veröffentlichung einer Werbebeilage. Ihr ahnt es schon: Der Wahlkampf geht in die heiße Phase. Albert Einstein gilt unter Deutschen als besonders schlau. Schlaumeier meinen noch schlauer zu sein, indem sie ein Zitat von ihm für eigene Zwecke verwenden:

      „Wahnsinn ist es, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

      Dieser freundliche Herr zitiert einen anderen, berühmten Deutschen:
      http://www.schachfreunde-hannover.de/wp-content/uploads/2015/06/Einstein-150×150.jpg

      „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.“ (Bertolt Brecht)

      Wahlkampf ist unter Schachspielern ein Fremdwort. Man ist froh, wenn sich jemand für die undankbaren Jobs freiwillig meldet. Eine Ausnahme war die letzte Wahl des DSB-Präsidenten. Es gab eine Alternative für Deutschland! Die heißt Ullrich Krause. Und sie wurde gewählt. Alternativ heißt, zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen. Wobei die Alternative nicht besser sein muss. Wir kennen das von der Wahl zwischen Pest und Cholera.

      Alternativlos sind heute die Wahlen in Sottrum. Die alten Hasen im Vorstand sind gut aufgestellt; die neuen werden integriert. Die Wahlversprechen sind indes vage. Irgendwas mit Zukunft. Etwas weniger Wahnsinn wäre in der Tat nicht schlecht.

  11. Endlich gab es Currywurst

    Ich habe euch nicht zu viel versprochen. Benjamin Lönhardt hat prompt geliefert. Und das authentisch: http://www.nsv-online.de/index.php?subaction=showfull&id=1505686831&archive=&start_from=&ucat=&

    Benjamin Löhnhardt beherrscht die diplomatische Sprache: Unter „differenziertes Meinungsbild“ kann sich jeder seinen Reim machen. Zwei Anträge wurden zurückgezogen, natürlich nicht die zur Besänftigung des Finanzamts. „Irgendwas mit Zukunft“ war das beherrschende Thema. „Später, wann ist das?“, war im Jahr 1974 ein Hit von Monica Morell. „Er hat nur gelacht und hat später gesagt“, war die ernüchternde Antwort. Die gilt bis heute.

    Michael S. Langer hat es wirklich nicht leicht mit seinen Reformen. Sein Stehvermögen ist indes ein Hoffnungsschimmer.

    „Weiter wie bisher löst nicht die Probleme, wir müssen Änderungen auf den Weg bringen. Welche, sollte zügig entschieden werden.“, lautet Benjamins Fazit.

    Womit wir wieder beim Thema „Zeit“ sind. Parallel zu Monica Morell hatte sich Jürgen Drews darüber seine Gedanken gemacht. Sein Fazit lautete: „Zeit ist eine lange Straße. Shubidubi-duwap!“

  12. Langerstadt Wolfenbüttel

    Bislang kennen wir Wolfenbüttel als Lessingstadt. Das könnte bald der Vergangenheit angehören. Wittenberg bekam aus bekanntem Grund den Beinamen Lutherstadt. Wolfenbüttels bekanntester Sohn nach Lessing heißt Michael Sebastian Langer (NSV-Präsident und Reformator). Mit den Reformen ist es heute nicht leichter als vor 500 Jahren. Michael wird es trotzdem schaffen. Er hat die Geduld und noch viele Jahre vor sich. Heute wird er 51 Jahre alt. Das gilt unter Schachfunktionären als Jungspund. Aus der Leibnizstadt Hannover gibt’s zum Geburtstag herzliche Glückwünsche!

    1. Leider erst heute gelesen 🙁

      Aber dafür umso „doller“: Danke für die Glückwünsche!

      Michael

      P.S. Wenn es leicht wäre, würde es ja gar nicht wirklich Spaß machen………

      1. Reform me!

        Spaß ist, wenn man trotzdem jung bleibt! Die Jungen und die junggebliebenen Alten freuen sich auf deine Reformen, Michael. Die Diskussion ist eröffnet. Bitte Platz nehmen auf den roten Sofas (siehe oben). Ersatzweise sind Kommentare in unserem Blog ausdrücklich erwünscht.

        P.S. Unser täglich Blog gibt uns Kraft!

  13. Reform me Too!

    Heute zum Reformationstag kommt Leben auf die Bühne (siehe neuestes Bild oben). „Reform me!“, als Poetry-Slam gilt auch für Männer. Wer nicht hören will, muss büßen. Ausgang ungewiss.

    Da aber Gott sah ihre Werke, daß sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn des Übels, das er geredet hatte ihnen zu tun, und tat’s nicht. (Jona 3,10 LUT)

    Also runter vom bösen Weg, der mit Sünden wie Bürokratie und DWZ-Besessenheit gepflastert ist. Dann klappt’s auch mit der Tochter aus Elisium.

  14. Böser Weg oder guter Weg???

    Dem Spaß in Wijk aan Zee (übrigens auch ein EVENT!) ist bei der Anmeldung 2018 die FIDE-ID voranzustellen.
    vgl. http://www.tatasteelchess.com

    Zur Nachahmung empfohlen (die Anmeldung!) – es ist die 80. Austragung!
    Erstmals wirkt mit Thyssen-Krupp quasi auch ein deutscher Veranstalter mit 😉

    Ich bin dabei 😀

    1. Glory Amsterdam!

      Thyssen-Krupp wird indisch. Das kostet in Deutschland mindestens 2000 Arbeitsplätze. Als Firmensitz ist Amsterdam geplant. Schiff ahoi!

      Dir wünsche ich trotzdem viel Erfolg und viel Spaß, Uwe. Es ist gut, dass solche Turniere trotz aller Turbulenzen erhalten bleiben. Es ist auch gut, dass es FIDE-IDs gibt. Nicht gut ist es, wenn die Hackordnung schon beim Nachwuchs über den künstlerischen Wert gestellt wird. Das führt leicht zur Todsünde Nr. 1 Superbia (Stolz, Eitelkeit, Übermut).

  15. „Die Leute denken immer weniger darüber nach, warum sie überhaupt Schach spielen und was es ihnen bringt, als vielmehr darüber, wie sie ihr Rating steigern können.“

    Von wem stammt dieser Satz? Wer zurückblättert, könnte meinen, dieser Satz stamme vom Propheten im eigenen Blog, nein, er stammt von Arno Nickel, dem Herausgeber des Schachkalenders. Das jüngere Publikum könne mit Begriffen wie Kultur und Geschichte nichts mehr anfangen, ist seine düstere Erkenntnis, die er in einem lesenswerten Interview mit ChessBase preisgegeben hat.

    Ist das nicht aberwitzig? Tun wir nicht ausgerechnet zu Weihnachten alles, um eine Geschichte in Erinnerung zu halten, die so nie stattgefunden hat? Wir nennen es Kultur, wenn wir uns um pestizidbelastete Tannenbäume im Wohnzimmer scharen. Und wenn alles vorbei ist, sind wir Schachspieler wieder das, was wir das ganze Jahr über sind: ratinggeil!?

    Besinnlichkeit ohne ein bisschen Zynismus bringt uns nicht weiter. Schließlich ist niemand gefeit vor Versuchungen, von denen wir nicht wissen, woher sie kommen. Oder doch? Versuchungen sind menschlich. Und weil sie menschlich sind, haben wir es selbst in der Hand, ihnen zu widerstehen. Der eigene Erfolg ist wichtig, aber wenn schon U8-Kinder auf Rating getrimmt werden, besteht die Gefahr, dass dem Schachspiel die Faszination genommen wird und lediglich als Mittel zum Zweck dient.

    Wer sich den Schachkalender von Arno Nickel schenken lässt oder selbst schenkt, macht nichts falsch. Seit 35 Jahren gelingt es Arno Nickel immer wieder aufs Neue, unsere Passion in einem handlichen Format darzustellen. – Das komplette Interview mit Arno Nickel auf ChessBase findet ihr hier: https://de.chessbase.com/post/interview-mit-arno-nickel

      1. Herzlichen Dank! Niedersachsens Schachfreunde können sich glücklich schätzen. Der NSV hat einen Vorstand, der Mut macht. Wenn das keine Weihnachtsbotschaft ist!? Klar!

  16. God Bless the next Kongress

    „Ja, is‘ denn scho‘ Weihnachten?“ Nö. Aber am Sonntag findet der nächste NSV-Kongress statt. Deshalb habe ich meinen Beitrag aus dem vergangenen Jahr nach vorn geholt.

    Hat sich seitdem etwas getan? Ja. Unser Präsident ist nun auch 1. Vorsitzender der StäKoFaLaNie (Ständige Konferenz der Fachverbände im Landessportbund Niedersachsen). Herzlichen Glückwunsch, lieber Michael!

    Die Veränderungen, die wir jetzt schon erleben und die uns weiterhin begleiten werden, sind so gravierend, dass wir alles, was wir tun, kritisch hinterfragen und beleuchten müssen. Dieser sportpolitischen Aufgabe, die auch andere Sportverbände z. T. sehr intensiv bearbeiten, müssen wir uns gemeinsam und ergebnisoffen stellen.

    Diese Worte stammen nicht etwa von mir, sondern von Michael S. Langer in der Kongressbroschüre. Das Problem ist, dass Michael diesen Appell an die falschen Leute richtet. Diejenigen, die darüber befinden, wollen keine Veränderungen. Der Bezirk 3 hat schon einmal vorgesorgt und Michael auf der Bezirkskonferenz am 09.06.2018 diese Aussage abgerungen:

    „Der NSV hat nicht vor, Bezirke gegen ihren Willen abzuschaffen!“

    Eine Entschlackungskur täte dem Deutschen Schachbund gut. Erfolgsaussichten bestehen aber nur dann, wenn die Probanden einsichtig sind und sich aktiv an der Behandlung beteiligen.

  17. Immer wieder sonntags kommt die Erinnerung (Cindy & Bert)

    … an Zeiten, als die NSV-Kongresse an einem Sonntag stattfanden. Und zwar immer an dem Sonntag vor Ostern. Zum Beispiel am Sonntag, dem 11. April 1976, in Bad Lauterberg. Die aktuelle Frage auf der NSV-Seite: „Gab es das schon mal?“, ist damit beantwortet. Das Programm für diesen Sonntag vor 42 Jahren sah folgendermaßen aus:

    8:30 Uhr 2. Runde der Männerturniere
    8:45 Uhr Start der Damenmeisterschaft
    15:00 Uhr Vollversammlung des Niedersächsischen Schachverbandes
    17:00 Uhr Voraussichtlich Beatabend für die Schachjugend (21:30 Uhr Schluss)
    20:00 Uhr Zwangloses gemütliches Beisammensein im Blauen Salon

    Yeah! Für den Beatabend war ich zu alt, für den Blauen Salon zu jung und für die Vollversammlung nicht geboren. Man beachte, dass sich damals niemand von den Funktionären durch ein Mittagessen stärken musste. Schachpolitik wurde nachmittags gemacht. Anschließend wurde es gemütlich; so mancher wurde blau im Blauen Salon. Für diejenigen hatten sich Cindy & Bert diesen Refrain ausgedacht:
    Dubdidubdidubdub dub

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