Niedersachsens Schachpräsident hat gesprochen: auf ChessBase und in den Perlen. Seine Wut konnte er verbergen. Er schaut nach vorn. – Dass Ullrich Krause nicht zur Wiederwahl als Präsident antreten wird, hat sich herumgesprochen. Seine diesbezügliche Erklärung ist ein Beleg dafür, dass er für den Posten ungeeignet war. Bemerkenswert ist dieser Satz:
„Die Ursache für diese bedauerliche Entwicklung war ein Versagen entsprechender Kontrollmechanismen und die Hauptverantwortung dafür liegt bei mir.“
Nicht er hat versagt, sondern die Kontrollmechanismen! Selbstkritik sieht anders aus.
Vor 4 Jahren habe ich in diesem Blog zu Ullrich Krause folgendes geschrieben:
„In Kürze steht die Neuwahl des DSB-Präsidenten an. Ich hoffe, dass Uwe Pfenning gewählt wird. Auch ihm wird es nicht gelingen, die Strukturen umzukrempeln, aber die Rückkehr zu mehr Menschlichkeit unter uns Schachspielern traue ich ihm zu. Der amtierende Präsident Ullrich Krause hat mich enttäuscht. Seine Ideen fördern nicht die Schachkultur. Außerdem hat er auf die falschen Leute gesetzt, wodurch das Hauen und Stechen unter den Schachfunktionären zugenommen hat.“
In den Folgejahren ist es nicht besser geworden. Skandale und Rücktritte gehörten zum Alltag. Es ist ein Treppenwitz der DSB-Geschichte, dass dieselben Leute, die in den Hosentaschen von Jörg Schulz gewühlt haben, blindlings einem Blender gefolgt sind.
Wen juckt’s?
Henning Geibel hat im Schachticker die Antwort gegeben: „Niemand! Die ganz überwiegende Zahl der aktiven Schachspieler in Deutschland ist am Deutschen Schachbund so gut wie nicht interessiert.“
Gäbe es nicht die Schach-APO (außerparlamentarische Opposition) in Form der Perlen, des Schachtickers, des Schachfelds und dieses untoten Blogs, würde sich über das Geschäftsgebaren des DSB-Präsidiums niemand echauffieren. Die Schachvereine schweigen. Nicht einmal auf der Website des Lübecker Schachvereins von 1873, bei dem Ullrich Krause 2. Vorsitzender ist, gibt es eine Randnotiz über die skandalösen Vorgänge auf Bundesebene. Hauptsache die eigene DWZ geht nicht den Bach runter…
Ich habe ihn nicht gewählt und war auch nicht wahlberechtigt. Was soll ich machen?
Demonstrieren? In Blogs und auf Youtube Stimmung machen?
„Ich sprüh es auf jede Wand. Neue Schachpräsidenten braucht das Land.“
Ich habe ihn nicht gewählt und war auch nicht wahlberechtigt. Was soll ich machen?
Wende dich an deinen Vereinsvorsitzenden!
Demonstrieren? In Blogs und auf Youtube Stimmung machen?
Zeige Haltung!
„Ich sprüh es auf jede Wand. Neue Schachpräsidenten braucht das Land.“
Lass‘ im Werbefernseh’n laufen
Notfalls würd‘ ich einen kaufen
Singe es von allen Bühnen
Große Chancen haben Hünen!
Walters DSB-Akten – darum ist der DSB pleite!
In seinem neuesten Newsletter kommt noch einmal Walter Rädlers Frust zum Vorschein. Auf seine Kassandrarufe wollte niemand hören: „Alle vom Deutschen Schachbund, das ganze Präsidium und alle Landesfürsten.“ Das kommt mir bekannt vor. In den Achtzigerjahren hatte sich der Vorstand der Schachfreunde Hannover unter meiner Leitung über die ausufernden Kosten in einem offenen Brief beklagt. Damals hatte der Niedersächsische Schachverband eine Sportversicherung abgeschlossen, die Jahr für Jahr 11.000 DM kostete, das entsprach einem Viertel des Budgets. Die Ausgaben waren sinnlos, weil eventuelle Schadensfälle, z.B. bei Autounfällen, anderweitig versichert sind. Die Antwort war frostiges Schweigen. Der damalige Präsident des Deutschen Schachbunds, Heinz H., machte eine Ausnahme. In einem freundlichen Brief vom 5.3.88, der an mich persönlich gerichtet war, rechtfertigte er indes die Haltung der niedersächsischen Schachfunktionäre. Er schrieb wörtlich:
„Versicherungen sind immer ein Problem. Seit ich 1947 einen eigenen Hausstand gründete, habe ich tausende von Mark an die Brandversicherung bezahlt. Davon hätte ich um die Welt reisen können. Aber wenn es wirklich einmal gebrannt hätte…?“
Heinz H. war fraglos ein Ehrenmann. Nichtsdestotrotz haben wir damals in unserem Vorstand über seine Rechtfertigung den Kopf geschüttelt. Durch den Beitritt des NSV in den Landessportbund erledigte sich das Problem danach von selbst.
Die Moral von der Geschicht‘: Wenn es um Fehler in den eigenen Reihen geht, halten Schachfunktionäre zusammen. Heute wie vor 35 Jahren. Walter hat das passende Bild dazu mitgeliefert: das von den drei Affen.
Naja, wenn du dein Auto nur Haftpflicht versichert hast bist du durch eine solche Versicherung bei Fahrten zu Sportveranstaltungen Vollkasko versichert.
Ob dass das Geld wert ist, ist natürlich eine ganz andere Frage.
Ist wohl eher angstgetrieben. Es könnte ja sein. Meistens ist es aber nicht.
Wenn ich ein eigenes Haus hätte, würde ich auch eine Brandversicherung abschließen. Manche Versicherungen sind zweckmäßig, viele überflüssig. Wer ein Viertel seines Einkommens für eine überflüssige Versicherung ausgibt, hat salopp gesagt: nicht alle Latten am Zaun. Die Versicherung wurde damals nie in Anspruch genommen. Angst war nicht die Triebfeder für den Abschluss. Schwamm drüber.
Manchmal gibt es ja überraschende Entwicklungen. Und selbst die Schachfreunde Hannover 1919 sind dann indirekt aus der Vergangenheit mit dabei 😉