Auswärtssieg beim Tabellenführer!

Die Rede ist hier nicht vom FC St.Pauli, der gestern durchaus überraschend die Braunschweiger Eintracht düpierte, sondern von unserer Ersten, die aus der Grünkohlhauptstadt Oldenburg 4,5 Brettpunkte und 2 Mannschaftspunkte entführte.

Der Kampf beim bisher verlustpunktfreien Tabellenführer begann pünktlich um 11 Uhr, allerdings fehlte uns zu diesem Zeitpunkt noch ein Mitspieler. Arthur reiste separat an und geriet dummerweise kurz vor Oldenburg in eine Autobahnvollsperrung. Um 11:27 Uhr betrat er dann allerdings doch noch gemütlichen Schrittes das Spiellokal und nahm seine Partie auf. Hinterher erfuhr ich, dass Arthur von einer Stunde Karenzzeit ausgegangen war, es gibt aber nur eine halbe… Hat ja gepasst.

Bernd und Arthur waren dann die ersten, die ihre Partien jeweils mit Remis beendeten. Bei beiden legte sich der Rauch ziemlich schnell, Spielstand: 1-1.

Dann war es an mir, meine eigentlich ganz gut angelegte Partie in wenigen Zügen zu verderben. In der folgenden Stellung

Schuette_Edelverpasste ich die völlig logische Öffnung des Königsflügels mit 20. .. fxg4 und ließ meinem Gegner auch in den folgenden Zügen genügend Zeit, um sich zu konsolidieren. Im 25. Zug stellte ich dann in immer noch spielbarer Stellung einzügig 2 Bauern ein und beendete die Partie.

Kurz danach war dann auch Gerd fertig, leider mit identischem Ergebnis. Spielstand: 1-3 aus unserer Sicht

Anschließend tat sich ergebnismäßig erstmal eine ganze Zeit nichts, allerdings verbesserten sich die Stellungen für uns mit zunehmender Spieldauer. Tom war dann der erste Schachfreund, der einen vollen Punkt einfahren konnte. Er opferte im Mittelspiel einen Bauern mit etwas unklarer Kompensation, behielt dann kurz vor der Zeitkontrolle aber den Durchblick und konnte seinen Gegner in einem kurzen aber heftigen taktischen Schlagabtausch bezwingen. Spielstand: 2-3

Somit hätten eigentlich die verbliebenen 3 Partien in den Mittelpunkt rücken müssen, allerdings drängten sich die Schachuhren, bzw. deren Einstellungen in den Vordergrund. Friedmars Gegner bemerkte als Erster, dass irgendetwas nicht stimmte. Statt erwarteten 50 Minuten tauchten nur 20 Minuten Restspielzeit auf. Als dieses Problem dann gelöst war- das ist ja heutzutage mit diesen modernen Uhren gar nicht mehr so einfach möglich- war dann plötzlich der Zugbonus von 30 Sekunden verschwunden. Auch das wurde erfolgreich repariert, so dass die Partien ohne große Unterbrechungen weiterliefen.

Andreas hatte in einem Springerendspiel einen Mehrbauern, der allerdings dummerweise ein blockierter Doppelbauer war. Schwerer wog hier sein weit vorgerückter h-Bauer (schachumgangssprachlich Harry genannt), der wichtige Durchbruchsmotive garantierte. Während Andreas noch nach dem richtigen Ausheber suchte, machte Friedmar in einem selbstbewusst vorgetragenen Turmendspiel mit seinem Gegner kurzen Prozess. Ob das tatsächlich alles so zwingend war, konnte anschließend auch im Debakel nicht ergründet werden.  Egal, Spielstand 3-3

Kurz danach konnte auch Andreas seinen Gegner zur Aufgabe überreden. Erstmalige Führung, Spielstand 4-3 für uns.

Damit verblieb nur noch Dennie. Dieser hatte bereits vor der Zeitkontrolle aus einer sehr bedenklichen Stellung heraus einen erfolgreichen Konter gefahren und in ein angenehmes Leichtfigurenendspiel abgewickelt. Die Verwertung des Vorteils wollte leider nicht gelingen, da sich sein Gegner aber auch immer wieder einfallsreich verteidigte. Um ca. 17:30 Uhr wurde das Remis vereinbart, Endstand 4,5-3,5!

Selbst das Ligaorakel (http://www.schachklub-bad-homburg.de/LigaOrakel/LigaOrakel.php?staffel=DSB_OLNW)  hat nach diesem Erfolg seine Meinung geändert und errechnet nun eine Aufstiegswahrscheinlichkeit von 0,6% für uns. Viel wichtiger dürfte allerdings sein, dass der Klassenerhalt wohl hoffentlich bereits in trockenen Tüchern ist.

 

4 Gedanken zu „Auswärtssieg beim Tabellenführer!“

  1. Was ist denn, wenn wir die Oldenburger schlagen?

    … fragte ein ewiger Visionär, und das Orakel entkorkte zähneknirschend 0,6 % Aufstiegswahrscheinlichkeit. Offenbar ist es etwas verwirrt, denn 7:3 Mannschaftspunkte trotz negativer Brettpunkte (19:21) einzuheimsen ist eine nicht alltägliche Leistung.

    Folgende Frage würde das Orakel vermutlich total überfordern:
    Ist es möglich, dass die Schachfreunde Hannover mit 32,5 : 39,5 Brettpunkten den 1. Platz in der Oberliga Nord-West ergattern und damit in die 2. Bundesliga aufsteigen?

    Yeah!! Unter folgenden Bedingungen:
    • Wir verlieren unseren nächsten Kampf gegen Hannover 96 mit 0:8 Brettpunkten.
    • Wir gewinnen unsere ausstehenden Mannschaftskämpfe jeweils mit 4;5:3,5 Brettpunkten.
    • Der SK Union Oldenburg verliert zwei seiner ausstehenden Mannschaftskämpfe.
    • SV Hellern und Delmenhorster SK geben mindestens noch ein Mannschaftsremis ab.
    • Tempo Göttingen und Werder Bremen dürfen den Rest nicht gewinnen.

    1. Bauernregeln

      Okay, das war die unwahrscheinliche Variante für unseren Aufstieg in die 2. Bundesliga. Die wahrscheinlichere ist ganz einfach: Wir gewinnen den Rest, und die Oldenburger straucheln noch einmal. Wir wahrscheinlich ist das? Keine Ahnung, aber wahrscheinlicher als 6 Promille. Für die Glaubwürdigkeit des Orakels gilt die alte Spruchweisheit:

      Bei den Schachfreunden an der Leine
      haben Prognosen kurze Beine.

      „Beine“ sind das Stichwort für die Kampagne des Umweltministeriums. Derzeit sorgen dessen neue Bauernregeln für böses Blut:

      Bauernregel Nr. 1
      Steht das Schwein auf einem Bein,
      ist der Schweinestall zu klein.

      Ein Berufsstand fühlt sich verhöhnt. Dabei geraten wir Schachspieler in die Schusslinie. Unser Umgang mit Bauern ist von jeher umstritten. Bauern seien lediglich eine strategische Verfügungsmasse, die nach Gutsherrenart geopfert werden kann. Die Reim-Riposte ließ nicht lange auf sich warten:

      Steht der Schachfreund auf einem Bein,
      fällt ihm im Sitzen nichts mehr ein.

      Helau!

      1. Der Bart ist ab

        Es dauerte eine Weile, bis ich wusste, wer vor mir stand. Glatt rasiert und 35 Jahre älter begrüßte mich unser ehemaliges Mitglied Andreas Wetjen im Spiellokal der Oldenburger. Bevor ihr weiterlest, guckt euch bitte sein Antlitz an, das ich unter „Limburger Reminiszenzen“ mit einem roten Pfeil markiert habe:
        http://www.schachfreunde-hannover.de/limburger-reminiszenzen/

        So kannten wir ihn: der Mann mit dem Rauschebart für Intellektuelle. Dass man dieses Styling „Lehrerbart“ nennt, weiß Andreas erst seit dem 16.09.2015. Vorher kannte ich den Terminus auch nicht, aber Recherchen gehören halt zum Geschäft eines akribischen Bloggers. – Oben herum fast nackt stand Andreas nun vor mir. Wir plauderten über alte und neue Zeiten. Lehrer war und ist er nicht, aber er gibt neuerdings Kindern Schachunterricht. Ansonsten vergnügt er sich mit Schachsenioren. Da kann man noch gewinnen. Wenn die grauen Zellen immer grauer werden, graust es dieselben immer öfter während einer Partie. Das musste ich kurz zuvor leidvoll erfahren. Wie schön, dass die schlechten Erinnerungen ins Kröpfchen (Kurzzeitgedächtnis) und die guten ins Töpfchen (Schachblog) kommen. Dazu gehört der sensationelle Sieg in Limburg gegen Königsspringer Frankfurt, über den Andreas am 29.09.2015 berichtet hat.

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