Schachfreunde mittendrin beim Landesblitzen

Dank allseitiger körperlicher Ermattung mussten wir Euch 30 Stunden auf das Ergebnis warten lassen – sorry 😉

Wir waren dank guter Ergebnisse auf Bezirksebene mal wieder für eine niedersächsische Landes-Blitz-Mannschafts-Meisterschaft (LBMM) qualifiziert. Im Gegensatz zu unseren Nachbarn von 96 haben wir vier Spielwillige beisammen bekommen und sind per Mannschaftsbus nach Braunschweig gejettet.

Am Ende war es genau Platz 8 von 15. Mit Blick auf die Kreuztabelle haben wir uns auch gegen die Sieger immer heftig gewehrt und wenn, dann knapp verloren.
Kreuztabelle LBMM

Das hatte seinen Grund in allererster Linie bei Bernd. Die gute musikalische Einstimmung auf der Fahrt ist ihm gute bekommen, und er hat mit 21/28 ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Martin und Gerd boten mit 15 bzw. 15,5 Punkten solide Leistungen, während der Chronist mit nur 8 Punkten nach Hause geschickt wurde, einfach nicht in Fahrt kam und so gewiss den einen oder anderen Teampunkt vergeigt hat.

Der Turniersieg ging souverän nach Hannover an den SK Lister Turm. Well done und herzlichen Glückwunsch.
Meine souveränsten Gegener waren IM Carsten Lingnau an 1 und Hans Marzik an 2. Beide werden eine Brettmedaille erzielt haben.

Diese meine Eilmeldung wird gewiss noch von weiteren Teilnehmern garniert…

************************************************************************************

Als Garnierung zeigt euch Gerhard dieses Diagramm:

NN-Streich

Alles Weitere folgt in meinem Kommentar.

5 Gedanken zu „Schachfreunde mittendrin beim Landesblitzen“

  1. König eingestellt – oder?

    Diese Stellung (siehe oben) hatte ich in einer Blitzpartie auf dem Brett. Ob alle Bauern richtig stehen, bin ich mir nicht sicher, aber für die Beurteilung dieses Falls ist das unerheblich. Ich hatte Schwarz. Mein Gegner (dessen Namen ich verschweige) hatte soeben mit seinem Turm von a1 meinen Bauern auf a7 geschlagen. Daraufhin reklamierte ich den Partiegewinn, weil sein König im Schach stand. Dass man Könige nicht mehr schlagen darf, habe ich gewusst. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir beide gut eine Minute Bedenkzeit auf der Uhr.

    Nun hatte ich erwartet, dass mir mein Gegner zum Sieg gratuliert, zumal er seit einer Weile auf Verlust stand. Was macht der stattdessen? Er behauptet, er hätte seinen Turm noch nicht losgelassen und könne deshalb den Zug zurücknehmen. Ob er ihn tatsächlich losgelassen hatte, habe ich nicht beobachtet, aber Fakt ist, dass sein Turm statt meines Bauern auf a7 stand. Es gab eine kurze Diskussion, mein Gegner stellte seinen Turm zurück auf a1, meinen Bauern zurück auf a7 und zog seinen König von h2 auf g1. „Wie armselig ist das denn?“, fragte ich mich, spielte leicht konsterniert weiter und verlor die Partie durch Zeitüberschreitung.

    Vermutlich war es unwesentlich, ob mein Gegner den Turm losgelassen hatte oder nicht. Wenn ich die Blitzregeln richtig interpretiere, hätte sein Zug erst dann gezählt, wenn er meine Uhr in Gang gesetzt hätte. Da er einen regelwidrigen Zug gemacht hatte, hätte er anscheinend mehrere weitere regelwidrige Züge ohne Konsequenzen machen dürfen, solange er nicht die Uhr drückt. Insofern war ich mit meiner Reklamation voreilig, und mein Gegner hatte aus formalen Gründen recht.

    Es müssen abertausende Blitzpartien sein, die ich in meinem langen Schachleben gespielt habe. Dass dabei manchmal aussichtslose Stellungen in Zeitnotschlachten ausgekämpft wurden und werden, gehört zum Blitzschach dazu. Aber ich kann mich nicht an einen einzigen Fall erinnern, dass einer meiner Gegner einen bereits ausgeführten Zug zurückgenommen hätte. Mal abgesehen von Formalien gibt es einen Ehrenkodex unter Schachspielern. Eine der wichtigsten Verhaltensregeln heißt: „Berührt geführt!“ Die habe ich verinnerlicht. Mir wäre daher eher die Hand abgefallen, bevor ich mich so verhalten hätte wie mein Gegner.

    Was lernen wir aus dieser Anekdote?

    § 1 Reklamiere erst, nachdem dein Gegner die Uhr gedrückt hat, wenn du nicht weißt, ob er ein Gentleman ist.

    § 2 Gewinnen ist nicht alles. Eine Blitzpartie zu verlieren ist ein kurzer Schmerz. Sympathien zu verlieren ist oft nicht mehr heilbar.

  2. @Gerhard:

    „In meinen Augen hätte es so-und-so sein müssen“

    Auch auf Bundesebene werden noch Damen falsch eingezogen (der Formalismus wurde hier bei der vorletzten Regelwerkänderung gott sei dank vereinfacht), es wird mit zwei Händen gezogen, Figuren auf die Gegnerzeit aufgebaut… und letztlich sah ich im Blitzfinish einer Partie zwischen zwei hochgradigen Blitzspezialisten doch tatsächlich einen umgedrehten Turm wie eine Dame ziehen.

    „Berüht geführt“ – Wenn ich in der Grundstellung meinen Lc1 anfasse, bin ich ja auch nicht dazu gezwungen, ihn zu ziehen – ich kann natürlich Lg5 ausführen, aber das ist dann kein legaler Zug. Daher darf ich in der Grundstellung ja auch alles, was kein Springer und kein Bauer ist, beliebig anfassen, ohne zu einem illegalen Zug gezwungen zu sein. Ich darf also auch hier Ta1xa7 ausführen, dann meinen Irrtum bemerken, Bauer und Turm wieder zurückstellen und dann 1.Sf3 spielen – solange ich die Uhr nicht drücke, ist das alles regelkonform.

    Da all diese Sachen ja schon zu den abstrusesten Streitfällen geführt haben, sind alle Eventualitäten im Regelwerk klar verankert. Das es ärgerlich ist, aufgrund mangelnder (aktueller) Kenntnis der Regellage zu verlieren, kann ich gut verstehen. Ich persönlich finde unsaubere Reklamationen allerdings mitunter auch nervig. Es gibt z.B. genug Leute, die nicht wissen, dass man für die Zeitreklamation (so wie bei jeder anderen auch!) die Uhr anhalten muss.

    @Uwe: Muss der Shoot gegen H96 sein? Mit 4 Spielwilligen hatte das nichts zu tun.

    1. Hallo Torben,

      wenn ich deinen Kommentar richtig verstanden habe, sind Tugenden beim Blitzschach eher lästig. Regeln sind wichtiger als die Moral. Was schert mich Anstand, wenn es dem eigenen Vorteil dient? Mein Gegner hat in Verluststellung einen Fehler gemacht. So etwas passiert im Eifer des Gefechts. Wie Menschen mit eigenen Fehlern umgehen, gehört zum Charakter. Charakterstärke ist ein hohes Gut. Das habe ich bei meinem Gegner vermisst. Dabei sollten positive Eigenschaften doch gerade unter Schachspielern geschult werden.

  3. Torben… danke für die Erläuterungen. Das Gehacke in den letzten Sekunden gehört beim Blitzschach nun mal ebenso dazu wie die Springergabel, und manchem fehlt da in der Hitze des Gefechts der Überblick. Es ist mir aufgrund meiner Fußballervergangenheit aber auch nicht peinlich, mich im Wettkampf vom Schiedsrichter belehren zu lassen. WIE diese Uhren angehalten werden, habe ich der Garde-Sozialisation zum Trotz jetzt ja auch noch gelernt…das gelang mir einmal mit 0:01. Aber viele Partien wurden auch durch richtiges Schach entschieden, meine Gegner gaben sich mit diversen Opfern, Dreiecksmanövern etc. so richtig Mühe.

Schreibe einen Kommentar zu Gerhard Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

* Die Checkbox gemäß Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ist ein Pflichtfeld.

*

Ich stimme zu.