Stippvisite in Magdeburg

Mein heutiger Ausflug nach Magdeburg kam mehr oder weniger spontan zustande. Der Deutsche Schachgipfel hatte mich neugierig gemacht. Den Ausflug habe ich nicht bereut. Das letzte Mal war ich vor über 20 Jahren in Magdeburg, und seitdem hat sich dort eine Menge getan. Obwohl das Wetter suboptimal war, verspürte ich bereichsweise den Charme von Köln.

Ich will mich kurz fassen. Noch laufen einige Partien der 2. Runde. Das Ambiente in der Festung Mark gefällt mir außerordentlich gut. Vielleicht ist es ein bisschen zu eng, und vielleicht sind die Lichtverhältnisse an einigen Stellen unzureichend, aber man kann nicht alles haben. Besonders erfreut war ich, einen sympathischen Hamelner, nämlich Wilfried Bode anzutreffen. Wilfried ist als Betreuer des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbunds tätig. Wir begegnen uns häufig auf Entdeckertagen, Radrennen und manchmal auch, wenn Schach gespielt wird. Im Anschluss findet ihr einige Schnappschüsse vom Auftakt der 2. Runde um 16:00 Uhr. Auf einem der Fotos ist Christian Polster (HSK Lister Turm) zu sehen. Er vertritt die Farben Niedersachsens.

8 Gedanken zu „Stippvisite in Magdeburg“

  1. So ganz scheinst du den Kontakt zum Schach ja doch noch nicht verloren zu haben!
    Bei mir ist es ebenfalls über 20 Jahre her, dass ich zum letzten Mal in Magdeburg war. Damals hatte die Stadt einen sehr gemischten Eindruck auf mich gemacht. Rund um die Insel Werder war (und ist vermutlich heute noch) der schönste Teil der Stadt. Die Festung Mark liegt ja auch in dieser Richtung. Die sogenannte „Altstadt“ ist dagegen äußerst spärlich, und vieles andere erinnert leider ziemlich an Wolfsburg (sorry, liebe Wolfsburger) oder an das Ihmezentrum. Gegen den Brutalismus würde eigentlich nur die Abrissbirne helfen, was natürlich praktisch nicht um- und durchzusetzen ist. Da tun mir die Magdeburger ein bisschen leid.

    1. Es war und ist nicht meine Absicht, den Kontakt zum Schach zu verlieren. Dass ich keine Turnierpartien mehr spielen werde, ändert nichts an meiner Liebe zum Schachspiel an sich. Für gut organisierte Turniere hatte ich schon immer ein Faible; für das altväterliche Drumherum indes nicht. Von den zahlreichen Schachspielern, die sich wortlos zurückziehen, wären viele noch aktiv, wenn das System flexibler und menschenfreundlicher wäre.

      Soweit ich das beurteilen kann, hat sich in Magdeburg baulich viel getan; und zwar sowohl bei der Errichtung von Neubauten als auch beim Aufhübschen historischer Gebäude. Die Festung Mark gehört dazu. Als Beispiel habe ich oben drei Fotos beigefügt. Das erste zeigt den Innenhof des Hundertwasser-Hauses, das zweite das Alte Rathaus und das dritte einen Platz zum Relaxen mit hohen Kränen im Hintergrund. An der Großbaustelle ist ein bekannter Bauunternehmer aus Hannover beteiligt: Günter Papenburg.

      Zum Thema Bauen möchte ich eine kleine Geschichte aus meiner Praxis erzählen. Mitte der Neunzigerjahre war ich mit der Projektleitung für die Errichtung zweier Wohn- und Geschäftshäuser in Magdeburg betraut. Für das eine Gebäude fand am 27. Oktober 1995 die feierliche Grundsteinlegung statt. Für den feierlichen Text, der heute im Untergrund schlummert, war ich verantwortlich. Darin habe ich u.a. folgendes geschrieben:

      Fünf Jahre nach der Deutschen Wende und fünf Jahre vor der Jahrtausend-Wende befindet sich Magdeburg im Umbruch. Überall drehen sich die Baukrane. Überall entstehen neue Büro-, Verwaltungs- und Industriegebäude. Überall werden neue Wohnungen errichtet und erhaltenswerte saniert. Hässliche Baulücken werden nach und nach geschlossen. So auch an dieser Stelle.

      An der Grundsteinlegung nahmen der damalige Ministerpräsident Sachsen-Anhalts Dr. Reinhard Höppner, Bauminister Dr. Jürgen Heyer und Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Willi Polte teil. Eigentlich sollte ich den Text mündlich vortragen. Während der Grundsteinlegung hat es jedoch dermaßen geschüttet, dass alle froh waren, das Procedere abzukürzen und den Kupferzylinder ohne große Worte im Fundament zu versenken.

      Gestern Nachmittag hat es auch geregnet. Wenn auch moderat. Meine Außenaufnahmen sind deshalb etwas trübe geworden. Mit Sonne hätte sich Magdeburgs Innenstadt die Note 2+ verdient.

  2. Das Spiellokal wirkt auf den Bildern eng, dunkel und muffig. Bundesligawettkämpfe dürften dort nicht stattfinden, da nicht einmal jedem Spielerpaar ein separater Tisch zugewiesen ist. „Man kann nicht alles haben“ – wirklich nicht? Und das schreibt jemand, der sich ansonsten mit Kritik nicht zurückhält.

    1. Muffig ist es dort keineswegs. Dass es möglicherweise zu eng und zu dunkel ist, habe ich angedeutet. Ein objektives Urteil können am besten die Aktiven fällen. Wilfried Bode hat meine diesbezügliche Frage jedenfalls positiv beantwortet. Abgesehen von den Faktoren „Raum“ und „Licht“ spielt meines Erachtens die Atmosphäre eine entscheidende Rolle. Fühle ich mich dort wohl oder nicht? Eine Turnhalle mag bestimmte Kriterien erfüllen, aber förderlich für die Spiellaune ist sie nicht; zumindest nicht bei denjenigen, die Wert auf Stil legen. Großen Zulauf haben zum Beispiel Restaurants, die sich in Katakomben von Ratskellern befinden oder Kleinkunstbühnen wie das Mainzer Unterhaus.

    2. Ich rege an, dass der miefige Keller durch einen schönen Plattenbau ersetzt wird. Der rechte Winkel hilft beim Denken bestimmt ungemein. Außerdem passen da ’ne Menge quadratische Tische rein. Und wenn die Magdeburger schon dabei sind, können sie den doofen Dom auch gleich plattmachen. Ich habe gelesen, dass in den Domfundamenten über 1000-jähriges Zeugs verbaut ist. Sowas braucht doch heutzutage keiner mehr!

  3. Olga kontra Klaus

    Die in Magdeburg abgehaltenen Wahlen haben ein Nachspiel. Aus diesem Grund möchte ich mich selbst zitieren:

    In Kürze steht die Neuwahl des DSB-Präsidenten an. Ich hoffe, dass Uwe Pfenning gewählt wird. Auch ihm wird es nicht gelingen, die Strukturen umzukrempeln, aber die Rückkehr zu mehr Menschlichkeit unter uns Schachspielern traue ich ihm zu. Der amtierende Präsident Ullrich Krause hat mich enttäuscht. Seine Ideen fördern nicht die Schachkultur. Außerdem hat er auf die falschen Leute gesetzt, wodurch das Hauen und Stechen unter den Schachfunktionären zugenommen hat. Angesichts des Gezänks habe ich manchmal den Eindruck, Mitglied einer reaktionären Partei zu sein, die sich alternativ nennt.

    Mein Wunsch ging nicht in Erfüllung, wenngleich meine Einschätzung (falsche Leute) offenbar stimmt. Es geht um Krauses Stellvertreter. Über ihn schreibt Conrad Schormann (Perlen vom Bodensee) in seinem jüngsten Artikel Deventers Ende:

    Krauses Stellvertreter ist für viele Schach-Macher ebenso wie für einige Spitzenspieler ein rotes Tuch. Als Jurist bewerte Deventer Vorgänge aller Art ausschließlich danach, ob etwas justiziabel ist, wie sie sich rechtlich darstellen, sagen Vertreter der Länder. Konflikte zur Zufriedenheit aller Seiten zu lösen, sei ihm eher nicht gegeben, Empathie auch nicht, heißt es. Außerdem sei er zu oft Konfliktbeteiligter.

    Wir dürfen gespannt sein, ob Olga Birkholz mit ihrer Wahlanfechtung Erfolg hat.

    1. Olga war erfolgreich.

      So herzlich geht es im Präsidium des Deutschen Schachbunds zu:

      Wir bedanken uns bei Klaus Deventer für seinen jahrzehntelangen Einsatz für den Deutschen Schachbund in unterschiedlichsten Funktionen und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.

      Ullrich Krause

  4. Heute vor 1 Jahr

    … begann in Magdeburg der Schachgipfel 2019. Der Blick zurück ist wie ein Blick in ein anderes Zeitalter. Der Schachgipfel 2020 soll wieder in Magdeburg stattfinden und war ursprünglich für Anfang Mai geplant. Nun soll der Gipfel vom 14. bis 22. August 2020 stattfinden. Zweifel sind angebracht.

    Das Virus Corona hat die Aktiven ins Internet verdrängt, das Virus Zwietracht schlägt derweil aufs Gemüt der Funktionäre. Ein Impfstoff ist nicht in Sicht. Der vierte Mensch im Präsidium ist eine Frau. „Mensch Olga!“ wäre analog „Mensch Margot!“ (NDR1) der Ansatz zu einem Dialog. Wo ist der DSB-Präsident, wenn man ihn braucht? Hat er nicht von sich selbst behauptet, dass er ein großer Freund eines moderierenden und kooperativen Führungsstils sei? Okay. Wir denken unwillkürlich an Konrad Adenauer: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“

    Am 11. April 2020 hat Niedersachsens Schachpräsident einen Brandbrief geschrieben, den Conrad Schormann in seinen Perlen thematisiert hat. Was ist daraus geworden? Schweigen im Walde. „Geistlicher fordert Reformen“, lese ich gerade auf T-Online. „Kardinal Marx holt zum Rundumschlag gegen die Kirche aus.“ Preisfrage: Welcher verkrustete Verein lässt sich eher reformieren: die Katholische Kirche oder der Deutsche Schachbund?

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