Ich bin drin (2)

Gens una sumus

Zum Tag der Einheit gehört eine Partie, die die Chancengleichheit charakterisiert. Ost gegen West, weiblich gegen männlich, klein gegen groß, dünn gegen dick, jung gegen alt, vor Caissa sind sie alle gleich. Im Jahr 2001 hatte ich die Ehre, gegen Deutschlands beste Schachspielerin anzutreten: Elisabeth Paehtz. Damals war sie 16 Jahre alt und hatte eine Elo-Zahl von 2392. Ein Jahr später wurde sie Jugendweltmeisterin. Drei Jahre später bekam sie den Titel eines Internationalen Meisters verliehen. In unserer Partie baute sie sich behutsam eine Druckstellung auf. Diese konnte ich bis zum 44. Zug einigermaßen neutralisieren. Dann unterlief mir mit 44. … axb4? eine Ungenauigkeit, die dazu führte, dass Elisabeth über die a-Linie mit dem Turm eindringen konnte. Danach versäumte sie zweimal, den Sack zuzumachen. Sowohl 48. Td8? als auch 53. Lc5? gaben den Vorteil aus der Hand, und ich konnte in ein ausgeglichenes Endspiel abwickeln.
 

18 Gedanken zu „Ich bin drin (2)“

  1. Die Damenbundesliga hat gestern Nachmittag begonnen. Elisabeth Paehtz spielt am 3. Brett für den SC 1957 Bad Königshofen. Mit dieser Mannschaft hat sie gute Chancen, die Abonnements-Meisterinnen aus Baden-Baden abzulösen. Ihre Mannschaft hat 5:1 gegen Friedberg gewonnen. Einzelergebnisse liegen noch nicht vor. Das ist ein schwaches Bild für den Ergebnisdienst des Deutschen Schachbunds. Heute Morgen geht’s in die 2. Runde. Die Königshofenerinnen spielen gegen die Hallenserinnen von der dortigen Volksbank. Um 9:00 Uhr erfolgte der Anpfiff.

  2. Der SV Berenbostel ist heuer 70 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass spielt Elisabeth Paehtz am kommenden Samstag simultan an 25 Brettern. In der HAZ gibt es heute dazu einen gelungenen Artikel, der von Stefan Dinse verfasst wurde. Eine Kleinigkeit habe ich zu bemäkeln. Nachdem zu lesen ist, dass die gebürtige Erfurterin ständig auf Reisen sei, sie nimmt an Mannschaftkämpfen in Italien, Spanien, Rumänien, Frankreich und Griechenland teil und hat sogar in China gespielt, ist plötzlich von der Heidelbergerin die Rede.

    Elisabeth Paehtz hat seit zwei Jahren ihren Wohnsitz in Ziegelhausen, das ist ein Stadtteil von Heidelberg. Wobei sie dort aus besagten Gründen wohl nur selten sitzt. Ihr Mann Luca Shytaj arbeitet als Biologe an der Uni Heidelberg. Er ist nebenbei Internationaler Meister. Als Mann kannst du mit dieser Spielstärke in Deutschland keine Familie ernähren. Als Frau geht das offenbar, aber nur wenn Frau ständig auf Achse ist.

    Wer auf Sylt keine auf der Insel gebürtigen Urgroßeltern nachweisen kann, wird von den Einheimischen nicht als echter „Sylteraner“ anerkannt. Inwieweit die heutigen Heidelberger nur diejenigen als Einheimische anerkennen, die vom „Homo Erectus Heidelbergensis“ abstammen, entzieht sich indes meiner Kenntnis.

    Vor 5 Jahren habe ich euch darüber berichtet, dass ich einmal die Ehre hatte, gegen Elisabeth zu spielen. Da war sie halb so alt wie heute. Für Schachfreunde, die an der Simultanveranstaltung teilnehmen wollen, ist das Nachspielen der Partie (siehe oben) Pflicht. Die anderen dürfen sich auch an der spannenden Partie erfreuen.

  3. Das Simultanturnier mit Elisabeth Paehtz hat es heute sogar in die Veranstaltungshinweise meiner Tageszeitung (HAZ) gebracht. Um 13:30 Uhr werden die Uhren nicht gedrückt, denn es wird ohne Uhren gespielt. Vier Stunden später soll gegrillt werden. Wer wen vorher auf dem Schachbrett grillt, könnt ihr als Zuschauer unentgeltlich im Sozialzentrum Bürgerpark miterleben.

    Der Rhein-Neckar-Zeitung hat Elisabeth vor einem Jahr ein bemerkenswertes Interview gegeben. Dabei hat sie die Mutter aller Probleme angesprochen:

    Eigentlich mag ich Schach nicht. Die Glücksmomente nach Siegen sind kürzer als die Phasen des Schmerzes nach Niederlagen. Das kann richtig runter ziehen und sogar depressiv machen.

  4. Sie hält Berenbostel in Schach (Überschrift in der HAZ von heute)

    Wie viel Heidelbergerin steckt in Elisabeth Paehtz? Ich weiß es nicht, aber in mir stecken 2 % Neandertaler. Der kleine Seitenhieb auf den Artikel in der HAZ musste sein. Auf der Suche nach Synonymen bedienen sich Journalisten gern der lexikalischen Varianz! Boris Becker wird immer der „Leimener“ bleiben, auch wenn er in London wohnt. Immerhin ist dann doch von der „gebürtigen Erfurterin“ die Rede.

    Ansonsten kann sich die Schachwelt freuen, dass über diese Veranstaltung auf der Sportseite ausführlich berichtet wird. Von den 25 Partien hat Elisabeth zwei verloren; sechsmal spielte sie Remis. Geschenkt. „Die Werbung für unseren Sport“ (O-Ton des Vorsitzenden) stand im Vordergrund.

    Zurück zu den Synonymen. „Majestät des königlichen Spiels“ wird Elisabeth dann noch genannt. Ist das gendergerecht? Da lobe ich mir das „Sie“ in der Überschrift. Wie viel man mit einem schlichten Wort ausdrücken kann, hat Charles Aznavour mit diesem Chanson einst bewiesen.

  5. Ich bin egoistischer geworden

    … sagt Elisabeth Paethz in einem Interview mit Hartmut Metz, das auf zwei Seiten in der neuesten Ausgabe von Otto Boriks Schachmagazin 64 veröffentlicht wird. Bekanntlich ist Elisabeth in die Top Ten der Frauen-Weltrangliste vorgestoßen. Dass sie darauf stolz ist, kann ich nachvollziehen und findet meine Anerkennung. Was mich jedoch stört, ist, dass sie ihre Elo-Zahl geradezu anbetet. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Thema durch das Interview. Keine Frage, für einen Profi ist die Wertungszahl wichtig, aber die kann nicht alles sein. Wenn der künstlerische Wert des Schachspiels mit keinem Wort erwähnt wird, sondern nur darum geht, dass sie bei den vergangenen Turnieren immer um 13, 14 und 15 Punkte zugelegt hat, wird das Schachspiel lediglich als Mittel zum Zweck benutzt: Broterwerb und Egoismus.

    Über den Sinn und Unsinn von Wertungszahlen habe ich bereits an anderer Stelle geschrieben. Ab einer gewissen Spielstärke sind Wertungszahlen unverzichtbar, sie dürfen aber nicht alles andere überlagern. Leider ist diese Zahlen-Hascherei zu einer Sucht in Deutschland geworden. Die Schachpartien an sich, die Gegner, die Turniere, die Erlebnisse drum herum, werden zur Nebensache.

    Dabei sind nicht die Wertungszahlen das, was das Leben ausmacht, sondern die menschlichen Ereignisse. Nehmen wir als Beispiel das Turnier 2001 in Senden, als ich gegen Elisabeth gespielt habe. Ob ich damals ein paar Elo-Punkte gewonnen oder verloren habe, ist Schall und Rauch, aber ich kann mich aus dem Stegreif an die meisten Partien erinnern. Und ich erinnere mich gern an meine Ausflüge mit meiner Rennmaschine quer durchs Münsterland. So viel Zeit hatte ich jeweils vor Rundenbeginn. Dabei habe ich Orte wie Havixbeck durchfahren, die ich vorher nicht kannte.

    Auf ChessBase ist vor wenigen Tagen das Buch von Robert Hübner über das Turnier in Büsum 1968 vorgestellt worden. Dazu hat jemand einen treffenden Kommentar geschrieben:

    […] Aber der Artikel macht richtig Lust auf die Lektüre und lässt mich daran denken, warum ich mich auch für Schach interessiere: Schöne Turniere mit interessanten Menschen an tollen Schauplätzen.

    Ja, darauf kommt es an. Ob ihr die Nummer 500, 5.000 oder 50.000 in Deutschland seid, gibt euch keinen inneren Frieden, aber die Momente vor, während und nach einer Schachpartie, sind die, die hängenbleiben und eurem Leben einen Sinn geben.

  6. Albernes Benehmen

    Der Heidelbergerin ist die Berenbosteler Luft offenbar nicht bekommen. Bei der Schacholympiade in Batumi leistete sie sich mehrere Patzer, die sie vermutlich unter die 2500er Elo-Schwelle und damit aus den Top Ten fallen lassen. Die Krönung war ihre Verlustpartie am Tag der Deutschen Einheit, als sie gegen Olga Dolzhikova (Elo 2184) aus Norwegen verlor. Als sie im Mittelspiel durch einen Anfängerfehler die Qualität einbüßte, stand sie total auf Verlust. Ohne die geringste Chance spielte sie bis zum blanken König eine Stunde lang unverdrossen weiter. Eine Wertschätzung der Gegnerin sieht anders aus.

    Bei seinen Live-Kommentierungen auf ChessBase weigerte sich gestern GM Klaus Bischoff, eine Partie der Damen zu zeigen. Der Grund (wörtlich): „Das alberne Benehmen der Elisabeth war unglaublich blöd.“ Auf seine charmante Art fügte Klaus Bischoff hinzu, dass seine Verärgerung nicht von Dauer sein werde. Nachsicht sei geboten. Da schließe ich mich an. Womöglich wollte Elisabeth folgende Aussage in ihrem Interview im Schachmagazin 64 einmal in der Praxis ausprobieren:

    „Hätte ich die Arroganz mancher Spieler, die mit ungeheurem Selbstvertrauen ans Brett schreiten, wäre alles möglich.“

    1. Der Versuch einer Rechtfertigung

      Es gibt tatsächlich deutsche Schlachtenbummler in Batumi. Aus Schwäbisch-Hall und Stuttgart sind 6 Schachfreunde angereist. Unter ihnen Dr. Thomas Marschner. Er ist in Sachen Frauenschach stark engagiert. Dass das zur „dicken Luft“ führen kann, wissen Insider, die das Drama um den SK Schwäbisch-Hall verfolgt haben. Nichtsdestotrotz schreibt er weiterhin lesenswerte Berichte auf seiner eigenen Webseite. In seinem heutigen Beitrag geht er auf das Elisabeths „albernes Benehmen“ ein:

      Spieler und Spielerinnen müssen nach Beendigung ihrer Partie den Spielsaal verlassen. Das erklärt, „warum Elisabeth Pähtz ihre komplett verlorene Stellung gegen Polen so lange weiterspielte – sie wollte einfach schauen, wie sich ihre Mannschaftskolleginnen schlagen.“

      Naja, ich habe schon bessere Ausreden gehört. Wenn es danach ginge, könnte jeder Spieler und jede Spielerin bis zum eigenen Matt weiterspielen. Das wäre Egoismus pur. Denn es gibt ja eine Gegnerin, die man unter unwürdigen Bedingungen zappeln lässt.

      „Ein schönes Beispiel, wie ohne Kenntnis aller Tatsachen völlige Fehlinterpretationen zustande kommen können“, schreibt Thomas Marschner dann noch.

      Mein Kommentar dazu: „Lieber Thomas Marschner, zunächst spielte Elisabeths Gegnerin nicht für Polen, sondern für Norwegen, und dann gibt es einen Ehrenkodex, der für das 1. Brett der deutschen Frauennationalmannschaft bei einem internationalen Großereignis höher zu bewerten ist, als das Bedürfnis, einfach mal schauen zu wollen.“

      1. Hmm, bin mir nicht ganz sicher, ob Du das ernst meinst.
        Ich würde mich ja eher über die unsinnige Regelung aufregen, dass die Spieler nach Beendigung der Partie den Spielsaal verlassen müssen. Das erklärt für mich z.B., warum heute beim Wettkampf USA-China die Partie an Brett 2 noch so lange weitergespielt wurde, obwohl das Remis schon lange feststand. Die beiden Spieler wollte ganz einfach der Partie an Brett 3 weiter folgen, da dort der Olympiasieg entschieden wurde.
        Das kann man auf den Videos auch sehr schön verfolgen, der Blick ging fast ausschließlich zum Nachbarbrett.
        Aufregen kann man sich meiner Meinung nach auch darüber, dass nach Beendigung der Partien eigentlich niemand genau wusste, wer jetzt eigentlich Olympiasieger geworden ist.
        Aufregen könnte man sich auch darüber, dass der DSB bei der Wahl des FIDE-Präsidenten die alten Strukturen der Fide beibehalten wollte.
        Aber, was soll’s, die Sonne scheint! Geht’s raus und spielt Schach!

      2. Unsinnige Regeln gehören abgeschafft, Thomas. Wer hilft mir dabei? Niemand. – Ob die Regel bei der Schacholympiade in Batumi ernst gemeint war, wissen wir nicht. Thomas Marschner hat eine entsprechende Andeutung gemacht. So oder so sollte sich niemand hinter Regeln verstecken, sondern wissen, was sich gehört. Es ist ein Unterschied, ob ich eine ausgeglichene Partie weiterknete oder sinnlos bis zum blanken König spiele. Was Elisabeth gezeigt hat, war Kinderschach! Darüber rege ich mich nicht auf, aber es ist ein Anlass, über unser Verhalten am Schachbrett nachzudenken.

  7. Schachspieler, die meinen, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgeben muss, wirken auf mich befremdlich. Am kuriosesten sind die, die aufgeben, obwohl sie nicht auf Verlust stehen, nur weil sie meinen sie müssten jetzt aufgeben. Der Gegner macht einen Zug, der gut aussieht, und schon wird aufgegeben, damit man zeigt, dass man die vermeintliche Stärke des Zuges gesehen hat und fast ebenbürtig ist.
    Daher find ich Elisabeths Verhalten nicht kritikwürdig. Soll sie doch solange spielen wie sie will. Die Gegnerin war ja auch nicht ohne. Statt einzügig matt zu setzen spielt sie 65…./Kb6 (was natürlich auch verliert) und demütigt Elisabeth damit noch zusätzlich. Aber was solls, Schach ist Kampf.

    1. Schach ist mehr als Kampf. Aber auch zum Kampf gehören Tugenden. Früher hat man Ritterlichkeit dazu gesagt. „Durch Aufgabe hat noch niemand eine Schachpartie gewonnen“, ist ein humorvoller Spruch, der an der richtigen Stelle seine Berechtigung hat, aber dann fehl am Platze ist, wenn es sich um ein „albernes und unglaublich blödes Benehmen“ handelt, wie es GM Klaus Bischoff in seiner Live-Kommentierung ausdrückte.

      Als Elisabeth Paehtz im 38. Zug durch Le5?? die Qualität einstellte, hätte sie bereits aufgeben können, denn es war für jeden fortgeschrittenen Schachspieler sonnenklar, dass sie in dem Endspiel mit dem Läufer gegen den Turm chancenlos war. Dass sie aus Frust weitergespielt hat, ist für die nächsten Züge verzeihlich. Spätestens nach dem 57. Zug war ihr Weiterspielen nur noch peinlich. Stockfish bewertet die Stellung mit -39,70 für Weiß.

      Ihrer Gegnerin etwas anzuhängen, ist Blödsinn. Sie konnte im 65. Zug nicht einzügig mattsetzen, weil sich der schwarze Bauer auf b7 nicht auf der 8. Reihe (oben b8), sondern auf der 1. Reihe (unten b1) umwandeln konnte.

  8. Wien Freund

    Imre Grimm (RND) habe ich auf unseren Webseiten bereits mehrfach zitiert. In seiner Kolumne geht es in der heutigen Ausgabe der HAZ um Synonyme. Ob er durch meine Kommentare dazu angeregt wurde, weiß ich nicht, auszuschließen ist es indes nicht.

    Wiederholungen gefallen nicht. Journalisten sind deshalb gehalten, bei der Suche nach Synonymen keine Schmerzen zuzulassen. Generationen von Autoren lernen früh: Zweimal dasselbe ist doof. Mit fatalen Folgen. (Guckt ihr hier)

    „Wer in zwei Sätzen zweimal Österreich schreibt, hat gegen ein heiliges Prinzip verstoßen“, lästerte einst Wolf Schneider, der Stilpapst unter den Journalistenlehrern, und appellierte: „Wiederholung gibt Kraft!“ Wie viele Synonyme fallen euch zu Elisabeth Paehtz ein? Ich helfe euch:

    1. Sie
    2. Europameisterin Pähtz
    3. Elisabeth Pähtz
    4. Europameisterin im Schnellschach
    5. Die beste deutsche Spielerin
    6. Die Weltranglistenzehnte
    7. Der Stargast
    8. Die Weltklassespielerin
    9. Die 33-jährige Heidelbergerin
    10. Pähtz
    11. Die Internationale Meisterin
    12. Die EM-Zweite im Blitzschach
    13. Die WM-Dritte im Schnellschach
    14. Die Frau mit der sagenhaften Elo-Zahl von 2513
    15. Die gebürtige Erfurterin
    16. Diese Majestät des königlichen Spiels

    So viele waren es im Artikel der HAZ am 11. September 2018. Am besten gefällt mir noch immer das schlichte „Sie“ in der Überschrift. Das verhalf uns, Charles Aznavour kurz vor seinem Tod in unser Gedächtnis zurückzurufen.

    Die Liste der Synonyme über Elisabeth Paehtz lässt sich natürlich fortsetzen. Vor allem nach ihrer suboptimalen Partie am Tag der Deutschen Einheit in Batumi. GM Klaus Bischoff hat einige Stichwörter geliefert.

    Damit beende ich meine Lästerei. Aber aus Fehlern sollen wir bekanntlich lernen, wenngleich sich Journalisten und Schachspieler damit verdammt schwertun…

  9. Beömmelungsbeauftragter

    Diese Wortschöpfung stammt nicht von mir, sondern von Imre Grimm (RND). Er hat sie vor einer Woche in Bezug auf Stefan Raab benutzt. Gleichwohl fühle ich mich als solcher. Nicht immer, aber immer öfter. Die Zeit zwischen zwei Mannschaftskämpfen ist lang. Deshalb möchte ich – um nicht wieder missverstanden zu werden – klarstellen, dass die Synonymsammlung in meinem letzten Kommentar weder die genannte Person noch den Journalisten diskreditieren soll. Der Autor hat gegen keine Grammatik-Regel verstoßen! Über Stilfragen reden wir vorübergehend nicht.

    Nichtsdestotrotz bitte ich um Verständnis, dass sich meine Wahrnehmung in Einzelfällen von der anderer Menschen unterscheidet. In der heutigen Ausgabe meiner Tageszeitung (HAZ) gibt es in der „Lüttjen Lage“ eine witzige Geschichte über „Das stille Leid der Fahrstuhlfahrer“. Das Problem: Über das Ding gibt es nur wenige bis keine korrekten Synonyme. In seiner Not wählte der Autor (Michael Zgoll) im Laufe seines Textes folgende Bezeichnungen:

    Fahrstuhlfahrer, Aufzug, Lift, Kabinenexpress, Lift, Fahrstuhltür, Aufzug, Lift

    Kabinenexpress finde ich echt kreativ, gäbe es da nicht einen Haken: Kabinenexpress ist ein Begriff aus dem Brieftaubensport. Damit werden LKWs bezeichnet, die speziell für den tiergerechten Transport der Tauben konstruiert sind. Lift ist das englische Wort für Aufzug und senkrecht fahrende Fahrstühle gibt es eigentlich nicht. Für den Kieler Unternehmer Thomas Prey ist das Wort verpönt. „Wir bauen hier Aufzüge. Fahrstühle gibt es im orthopädischen Fachhandel“, verbessert er jeden, der unvorsichtig mit der Benennung seiner Erzeugnisse umgeht. Natürlich ist „Fahrstuhl“ umgangssprachlich erlaubt; fachsprachlich jedoch entlarvend. Das gilt auch für Rolltreppen, bei denen es sich in Wirklichkeit um Fahrtreppen handelt. Womit wir wieder beim richtigen Kontext angekommen sind…

  10. Wer hätte das gedacht? Elisabeth Pähtz ist in der ersten Runde der Frauen-WM an einer Außenseiterin gescheitert. Das wird für Diskussionsstoff sorgen. Aus meiner Sicht wirkte sie überspielt. 118 Turnierpartien seit Jahresbeginn und 26 Partien allein im Oktober sind eine knüppelharte Belastung. Zeit zum Regenerieren blieb ihr nicht.

    Mobina Alinasab heißt die 18-jährige Iranerin, die Elisabeth aus allen WM-Träumen gerissen hat. Sie hat verdient gewonnen. Heute war der zweite Sieg greifbar nahe. Das Remis hat ihr zum Weiterkommen gereicht. Ihren weiteren Weg in diesem Turnier und auf der Karriereleiter dürfen wir gespannt verfolgen.

  11. Despektierlich

    Sind schachspielende Frauen empfindlicher als schachspielende Männer? Ich wage die Vermutung, dass es davon abhängt, ob Frauen über Frauen oder Männer über Frauen oder Frauen über Männer oder Männer über Männer urteilen. Wie sieht das in anderen Sportarten aus? Als Schachverein, der seine Wurzeln in Badenstedt hat, interessieren wir uns nach wie vor für das, was sich dort sonst noch tut. Die Frauen des TV Badenstedt spielen in der 3. Liga Handball. Am Wochenende feierten sie mit 35:18 einen Heimsieg gegen den SV Henstedt-Ulzburg. Der TV-Sprecher Uwe Pichlmeier war aus dem Häuschen:

    Wir haben auch endlich mal hinten dichtgehalten.

    Was wollte er dem Lokalreporter meiner Tageszeitung (HAZ) damit sagen? Wir ahnen es. Verheimlicht hat mir meine Zeitung allerdings, dass sich die Badenstedter Handballfrauen „Junge Wilde“ und die Henstedt-Ulzburger Handballfrauen „Frogs Ladies“ nennen. Am 28. Oktober gab es übrigens ein „vogelwildes Spiel“ zwischen Wattenbek und Badenstedt. Mannomann. Jetzt bloß keine falsche Wortwahl, wenn die „Rodewischer Schachmiezen“ zum Fauchen ansetzen!

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