It’s Time to Say Goodbye

Bekanntlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich spreche von meinen Beiträgen in diesem Blog. Kürzlich hat mir ein renommierter Schachspieler, der weit entfernt von Hannover wohnt, dieses Kompliment gemacht:

„Hallo Gerd, Deine Beiträge im Blog sind nicht nur gut, sie sind vorzüglich und von einer ganz besonderen Aura. Emphatisch, lebensklug, mit Witz und stilistisch immer sehr gelungen.“

Das geht runter wie Öl. Zustimmung habe ich im Laufe der Zeit von vielen Schachfreunden bekommen. Das hat mich ermuntert, diese Aura zu pflegen. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Aus allen Himmelsrichtungen haben sich ehemalige Vereinskameraden und wildfremde Schachfreunde gemeldet. Am Wochenende haben wir nach zwei Jahren die 300.000-Besucher-Marke geknackt; wobei jeder Besucher nur einmal am Tag gezählt wird. Mittlerweile sind es über 500 Neugierige, die hier täglich reinschauen; Tendenz steigend. Mein Beitrag über Helmut Reefschläger wurde anlässlich seines Todes sogar auf ChessBase und der Webseite des DSB verlinkt.

Nun ist dies nicht mein Blog, sondern das der Schachfreunde Hannover. Ohne die Beiträge meiner Vereinskameraden und die Kommentare der Besucher hätte es diesen Erfolg nicht gegeben. Es gibt in Niedersachsens Schachszene vorbildliche Webseiten, stellvertretend sei der Hamelner SV genannt, aber anderswo gibt es auch Langeweile oder einfach nichts. Für mich soll ein Blog etwas Lebendiges sein, wo über nackte Ergebnisse hinaus über Gott und die Welt auf möglichst geistreiche Weise geplaudert werden darf. Diskussionen über Strukturen unseres Zusammenlebens gehören dazu. Schach allein macht unglücklich. Schach im Kontext mit dem realen Leben gibt uns den Halt, den wir benötigen, um dauerhaft auf Seiten der zufriedenen Menschen zu stehen.

Im Internet zu schreiben ist wie der Auftritt auf einer Bühne, nur dass man das Publikum nicht sieht. Schwellenängste und Lampenfieber gehören dazu. Ob ein Blog 5 Besucher oder 500 hat, wird keinem „Künstler“ gleichgültig sein. Die Zahl der Klicks ist wie der Applaus im Theater, und die Kommentare und Emails sind wie wohlmeinende Rezensionen im Feuilleton einer überregionalen Tageszeitung. – Mir hat das Schreiben großen Spaß bereitet. Vor zweieinhalb Jahren war an dieser Stelle gähnende Leere. Jetzt herrscht hier Betriebsamkeit. Ich sehe das als Beleg dafür, dass etwas geht, wenn man die Zeichen der Zeit erkennt und entsprechend handelt.

Stichwort Spaß. Ihr ahnt es schon. Wo Spaß herrscht, ist eine Spaßbremse nicht weit. Die zeigt Wirkung: Ab sofort werde ich mich aus diesem Blog zurückziehen. Das heißt, ich werde künftig keine Beiträge schreiben. Vielleicht ist hin und wieder ein Kommentar drin. Mehr nicht. Comeback nicht ausgeschlossen.

Ob morgen die Sonne wieder aufgeht, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. (Bertrand Russell)
Ob morgen die Sonne wieder aufgeht, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. (Bertrand Russell)

Ich verspreche euch: morgen geht die Sonne wieder auf. Und übermorgen auch.

Frohe Festtage!