Alles so schön bunt hier

Schwarz-Weiß-Denken ist unter Schachspielern weit verbreitet. Das hängt mit unserem Spielgerät zusammen. Dabei ist die Welt so bunt. Heute feiern wir 50 Jahre Farbfernsehen in Deutschland nach dem Motto: „Alles so schön bunt hier. Ich glotz‘ TV.“

Nö. 50 Jahre später glotzen wir Blog. Das Blog der Schachfreunde Hannover natürlich. Bunter geht’s nicht. Den Unterschied zu herkömmlichen Schwarz-Weiß-Webseiten deutscher Schachvereine möchte ich euch anhand eines Beispiels demonstrieren. Dafür müsst ihr einen Blick nach unten werfen. Wem dabei nicht ein: „Wow!“ entweicht, ist nicht zu helfen.

Freude, schöner Wasserfunken
Freude, schöner Wasserfunken

NSV-Kongress 2017

In vier Wochen (16. September) findet der Ordentliche Kongress 2017 des Niedersächsischen Schachverbandes in Sottrum statt. Michael S. Langer hat alle Ehrenmitglieder, den Vorstand, die Delegierten der Bezirke sowie alle interessierten Schachfreunde dazu eingeladen. Anträge können bis zum 19.08.2017 (Übermorgen) bei unserem Präsidenten eingereicht werden.

Anträge, die eine Änderung der Satzung beinhalten, werden anders behandelt, als die, die sich auf die unterschiedlichen Turnierordnungen beziehen. Das sind eine ganze Menge:

  • Turnierordnung
  • Verleihungsordnung
  • Geschäftsordnung
  • Schiedsgerichts- und Disziplinarordnung
  • Finanzordnung
  • Jugendordnung

Da alles mit allem verwoben ist und darüber hinaus Satzungen und Turnierordnungen der Bezirke, übergeordneter Verbände (Nord), des DSB und der Bundesliga über eigene Regelungen verfügen, lassen sich Reformen – wenn überhaupt – nur in den jeweiligen Nischen durchsetzen. Das ist nicht zielführend. Der Deutsche Schachbund befindet sich bezüglich der Mitgliederentwicklung in einer Abwärtsspirale. Das haben die meisten Funktionäre erkannt und versuchen mit verschiedenen Aktionen, die ich grundsätzlich begrüße, eine Trendwende herbeizuführen. Damit diese Aktionen nicht versanden, müssen die Rahmenbedingungen geändert werden. Die teilen sich in zwei Bereiche:

  • Strukturen
  • Turnierordnungen

Da wir ein föderalistischer Staat sind, halte ich die Beibehaltung der Landesgrenzen als Grundlage der Schachverbände für zweckmäßig. Darunter sollten sämtliche Bezirke und Unterbezirke abgeschafft werden. Mir ist klar, dass sofort ein Aufschrei kommt, aber unter Abschaffen verstehe ich nicht den Spielbetrieb, der regional sogar gefördert werden soll, sondern den damit verbundenen Verwaltungsaufwand. Warum muss jedem Spielleiter noch ein eigener Vorsitzender, 2. Vorsitzender, Kassierer usw. zugeordnet sein? Viele Posten sind derzeit vakant.

Unser Präsident, Michael S. Langer, hat entsprechende Ideen. Was er genau vorhat, weiß ich nicht, aber ich hoffe, dass er auf dem Kongress die notwendige Unterstützung bekommt.

Ich würde bezüglich der Landesgrenzen noch einen Schritt weitergehen. Europa soll einerseits zusammenwachsen, andererseits ist z.B. die Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen für Schachmannschaften unüberwindbar; von den Bundesligen mal abgesehen. Deshalb plädiere ich dafür, dass jeder Schachverein, der seinen Sitz in Niedersachsen hat, selbst entscheiden kann, für welchen Landesverband er seine Mannschaften meldet. Warum nicht auch in Holland oder Dänemark? Dazu müssen Gespräche mit unseren Nachbarn im In- und Ausland geführt werden. Was hindert uns daran? Antwort: Unsere veralteten Denkweisen und unsere Satzungen.

Zu den veralteten Denkweisen gehört meines Erachtens die unflexible Handhabung der Mannschaftskämpfe, die nach wie vor das Herzstück des Spielbetriebs in Deutschland sind. Dazu und zu den Strukturreformen habe ich mich in der Vergangenheit mehrfach geäußert. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle kurzfassen und meine Vorschläge in Stichworten darlegen. – Ich bin nicht befugt, Anträge zu stellen. Aber als Denkanstöße möchte ich folgende Punkte verstanden wissen:

  1. Abschaffung der Bezirke und Unterbezirke in Niedersachsen
  2. Freie Wahl der Vereine, an Mannschaftskämpfen in anderen Ländern teilzunehmen
  3. Flexible Mannschaftsstärke in unteren Klassen, z.B. 6 oder 4 Spieler je Mannschaft
  4. Freie Wahl des Brettes statt starrer Aufstellung
  5. Kein Festspielen
  6. Verschiedene Spieltage unterschiedlicher Klassen spielen keine Rolle (jeder kann spielen, wenn er Zeit und Lust hat)
  7. Abschaffen von DWZ, stattdessen nur Elo

Die Freude am unkomplizierten Umgang mit unserer Leidenschaft, dem Schachspielen, soll im Vordergrund stehen und nicht die Angst vor Formfehlern. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber wenn wir nicht demnächst in der Mottenkiste landen wollen, müssen wir uns moderner aufstellen. Dann erreichen wir auch die Menschen, denen Vereinsmeierei (Formalien statt Inhalte) mehr und mehr ein Gräuel ist.

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Ergänzung am 24.08.2017 (siehe Kommentar)

Blitzschach-NSV-75

Entscheidend is auf’m Brett

Die neue Saison in der Oberliga fängt zwar erst in knapp zwei Monaten an, seit wenigen Tagen wissen wir allerdings bereits, wer Aufsteiger und Absteiger sein wird.

Nein, das ist natürlich maßlos übertrieben, aber auf der überaus interessanten Homepage der Schachabteilung des SV Hellern (http://schach-hellern.de) gibt es einen spannenden Artikel, in dem eine Prognose über den Verlauf der kommenden Oberligasaison gemacht wird.

Diesmal ist es also nicht das bereits bekannte Liga-Orakel, welches die Vorhersage für die neue Saison macht (das Orakel scheint noch in der Datensammelphase zu sein, wird aber bestimmt auch noch sprechen), sondern der Schachfreund Jörg Stock vom SV Hellern. In dem Beitrag (wirklich sehr lesenswert: Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen) bemüht er viele Faktoren, um eine möglichst genaue Vorhersage zu machen.

Einer der Faktoren der dafür sorgt, dass sich die Schachfreunde Hannover am Ende der prognostizierten Tabelle wiederfinden, ist das Alter. Wir erhalten für unser hohes Durchschnittsalter einen Malus, da das schachliche Steigerungspotential nicht so hoch ist, wie bei  jungen Teams. Während ich diese Zeilen schreibe, beobachte ich gerade, wie eine 54-jährige Schachlegende nach 12 Jahren Wettkampfpause gegen die erweiterte, aber größtenteils deutliche jüngere Weltelite, sein Comeback versucht. Sollte das sinnvoll gelingen, muss der Faktor Alter vielleicht noch einmal anders bewertet werden.

Wie dem auch sei, in Abwandlung eines bekannten Fußballspruches: Entscheidend is auf’m Brett. Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie.

Biergartenblitz

Zum Saisonauftakt ist am Donnerstag, den 10.8.17 ab 19:00 der Biergartenblitz im „Gretchen“ angesetzt. Mit Hilfe von gepflegten Kaltgetränken darf hier der Könner sein Können dem Publikum zeigen. Es winken spektakuläre Sachpreise, im Mittelpunkt steht allerdings der Spaß am Spiel und am hoffentlich schönen Wetter. Sollte aber am Donnerstag im Biergarten der echte Blitz einzuschlagen drohen, erfolgt eine kurzfristige Verlegung.

Aktuelle Infos an dieser Stelle!

Germany: Zero Player

Die Mannschaftssaison 2017/2018 wirft ihre Schatten voraus. Die Ranglisten der oberen Ligen sind nun veröffentlicht. Jeder kann sich seine Gedanken darüber machen. Unser Aufruf: „We want you!“, hat keine Früchte getragen. „Unverkrampfter Schachspaß“ allein lockt keinen Spitzenspieler ans Schachbrett. Ohne ein bisschen Spielgeld fehlt der Anreiz. Dafür habe ich Verständnis – jedenfalls dann, wenn dieses Geld ein wichtiger Bestandteil des Lebensunterhalts ist. Nationalitäten sind dabei kein Hindernis. Das begrüße ich ausdrücklich, denn für mich zählt der Mensch, nicht der Ort seiner Geburt. Wenn sich aus dieser Liaison ein Mehrwert für die betroffenen Schachvereine ergibt, kann das nur gut sein. Wenn daraus allerdings eine Verdrängung von Einheimischen entsteht, sind Zweifel erlaubt.

Es fällt z.B. auf, dass der SV Lingen mit GM Lev Gutman nur einen einzigen Deutschen für die Startaufstellung (Top 8) in der Oberliga Nord West gemeldet hat. In der 2. Bundesliga Nord hat der SV Glückauf Rüdersdorf 13 Polen an den ersten 13 Brettern gemeldet. In der 1. Bundesliga sieht der Anteil von Deutschen im Kader der Vereine wie folgt aus:

Auflistung nach Eloschnitt der Top 8 (in Klammern), dahinter: Deutsche unter Top 8, Deutsche in der gesamten Rangliste:

OSG Baden-Baden (2766) => 0/8 – 3/18
SK Schwäbisch Hall (2681) => 0/8 – 3/16
SV Hockenheim (2677) => 0/8 – 7/18
SG Solingen (2676) => 0/8 – 4/18
SF Deizisau (2642) => 3/8 – 7/16
Werder Bremen (2632) => 0/8 – 7/18
DJK Aachen (2626) => 1/8 – 6/18
USV TU Dresden (2624) => 3/8 – 11/18
Hamburger SK (2607) => 2/8 – 10/18
SF Berlin (2586) => 2/8 – 10/18
SV Mülheim Nord (2559) => 4/8 – 9/18
SG Speyer-Schwegenheim (2510) => 1/8 – 9/18
SV Hofheim (2497) => 4/8 – 13/18
FC Bayern München (2466) => 3/8 – 11/17
MSA Zugzwang München (2434) => 7/8 – 13/16
SK Norderstedt (2420) => 2/8 – 10/16

Prozentual ergibt sich daraus folgender Anteil deutscher Schachspieler in der ersten deutschen Schachliga:

Top 4 Vereine => 0 Deutsche von 32 der Top 8 = 0 %
Top 8 Vereine => 7 Deutsche von 64 der Top 8 = 10,9 %
Alle 16 Vereine = 32 Deutsche von 128 der Top 8 = 25 %
Alle 16 Vereine => 133 Deutsche von 279 der gesamten Rangliste = 47,7 %

Mit dieser Feststellung möchte ich keine Deutschtümelei betreiben. Das liegt mir völlig fern. Ich bin für ein Höchstmaß an Freizügigkeit. Dann aber bitte in allen Klassen. Wer z.B. einem Schachverein im Schaumburger Land angehört, darf nicht für einen Verein im benachbarten Ostwestfalen starten. Gleichwohl könnte ein dortiger Verein z.B. mehrere Schachspieler einsetzen, die über den DSB hinaus in anderen Ligen Europas spielen.