Wir in Potsdam

Ein rauschendes Bürgerfest findet nicht statt. Dabei sollte das 30. Jahr der Deutschen Einheit gebührend gefeiert werden. Corona hat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam hat sich deshalb für eine weiträumige Ausstellung unter freiem Himmel entschieden. Das Motto lautet: „30 Jahre – 30 Tage – 30 x Deutschland“. Die Geburtstagsfeier begann am 5. September und endet am 4. Oktober. Am Montag, dem 14. September, nutzte ich den Ruhetag der Tour de France für einen Ausflug mit der Bahn nach Potsdam. Ich war begeistert. Und das lag nicht nur am Kaiserwetter.

Luisenplatz mit Personalpronomen in Schwarz-Rot-Gold

Potsdam ist eine wunderschöne Stadt. Obwohl ich in meinem Leben schätzungsweise 50 Mal in Berlin war, hatte sich ein Aufenthalt in Potsdam nie ergeben. Dabei ist Brandenburgs Landeshauptstadt nicht weit weg. „Da kannste hinspucken“, würde der Berliner sagen. Natürlich kannte ich Sanssouci und dieses und jenes von dort, aber der persönliche Eindruck hat meine Erwartungen getoppt. Wasser, Parks und historische Gebäude bilden ein Ensemble, das seinesgleichen sucht.

Brandenburger Tor
Alter Markt mit Potsdam-Museum im Hintergrund und Glasreiniger im Vordergrund

In der Innenstadt sind 30 Container verteilt, die einem Bundesland oder einem Thema zugeordnet sind. In Niedersachsens Container steht das bunte Pferd, das mir schon im Foyer des Niedersächsischen Landtags begegnet war. Ob die Zurschaustellung artgerecht ist, lasse ich im Raume (Container) stehen.

Niedersachsen-Ross von vorn in Potsdam
Niedersachsen-Ross von hinten in Hannover

Die Spielgemeinschaft des Niedersächsischen Schachverbands mit dem Landesschachbund Bremen verpflichtet zu einem Blick in dessen Container. Eine Ehrung von Carl Carls suchte ich vergeblich, dafür durften die Bremer Stadtmusikanten nicht fehlen.

Zwei Städte. Ein Land: Bremer Container

Die meiste Zeit habe ich im Park Sanssouci verbracht. Der ist 300 ha groß. Zum Vergleich: die Herrenhäuser Gärten in Hannover haben eine Größe von 50 ha. Im Park Sanssouci gibt es nicht nur das weltberühmte Schloss mit den vorgelagerten Terrassen, sondern jede Menge Bauwerke, die einst dem feudalen Lustwandeln dienten.

Weltkulturerbe: Schloss Sanssouci

Ein güldenes Schachspiel konnte ich nicht entdecken, jedoch eine güldene Teeparty am Chinesischen Pavillon. Potsdam bietet ein Füllhorn von Motiven. Am besten macht ihr euch – falls noch nicht geschehen – selbst ein Bild davon. Die Einheitsfeier kann dafür der Anlass sein. Die Älteren unter euch werden sich an die Einheitsfeier 2014 in Hannover erinnern. Dort wurde Simulationsschach (oder so ähnlich) geboten. Das Motto war zeitlos: Wahnsinn!

Chinesischer Pavillon im Park Sanssouci
Park Sanssouci – Bogenschütze vor der Orangerie (rechts in Hannover)

Ist ein Arzt anwesend?

Für die Fortsetzung des Spielbetriebes sind für die verschiedenen Bereiche Oberliga, Landesebene und Bezirksebene nun Beschlüsse gefasst und sogar veröffentlicht worden. Dabei ist ein bunter Strauß, teils eigentümlicher, Festlegungen getroffen worden.

Nun gebe ich gerne zu, dass es momentan einfach nicht möglich ist, es allen Leuten recht zu machen. Bei manchen Beschlüssen kann ich aber nur noch mit dem Kopf schütteln.

Beginnen möchte ich mit den Wettkämpfen auf Landesebene, denn die sollen ja, laut NSV, bereits in gut einer Woche starten.

Ob die Spiele tatsächlich an einem Sonntag stattfinden können, scheint fraglich. Zumindest die hannoverschen Vereine haben Probleme geeignete Spiellokale zu finden, da alle Freizeitheime sonntags geschlossen sind. Der NSV hat darauf reagiert und gibt die Verantwortung für den Spieltermin einfach mal an die Vereine weiter. Na gut, kann man so machen.

Weiterhin legt der NSV Wert darauf, dass der Heimverein ein Hygienekonzept erstellt und dem Gast rechtzeitig zukommen lässt. Diese Hygienekonzepte müssen gewissen Mindeststandards genügen, so weit so gut. Bei den Mindeststandards taucht aber u.a. der folgende unscheinbare Satz auf:

Kein Zutritt für Spieler*innen mit Erkältungssymptomen

Was sind denn die typischen Erkältungssymptome? Schnell mal gegoogelt und z.B. hier fündig geworden. Diese sind: Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Rachenentzündung, Frösteln, erhöhte Temperatur, allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Gliederschmerzen.

Hat schon mal jemand einen Schachspieler gesehen, der am Sonntagmorgen um 10 Uhr nicht müde ist?

Wie bitte schön sollen die armen Mannschaftsführer feststellen, ob sich ein Schachspieler widerrechtlich Zutritt zum Spiellokal verschafft? Hier wäre es sehr hilfreich, wenn man im Nebenjob noch Arzt ist oder zumindest einen in der Mannschaft hat.

Was passiert, wenn ein Spieler plötzlich während der Partie gähnt, hustet oder gar niest. Wird er dann sofort des Raumes verwiesen?

Wer solch einen Satz formuliert, hat aus meiner Sicht nicht wirklich weit gedacht oder möchte die Verantwortung für den Fall der Fälle einfach weitergeben. „Jaaa, der Spieler hätte den Raum ja auch erst gar nicht betreten dürfen“

Für die Oberliga hat es in der letzten Woche ein Schreiben des Turnierleiters gegeben. Veröffentlicht ist das  noch nicht, wo auch? Die Seite der Norddeutschen Schachverbände… ach nee, anderes Thema.

In diesem Schreiben steht, dass der Spielausschuss der Oberliga Nord beschlossen hat, die Saison am 28.2. und 21.3.2021 zu Ende zu bringen. Das ist zwar noch ein Weilchen hin, nichtsdestotrotz soll bereits von den Vereinen bis zum 30.9. verbindlich zugesagt werden, ob die Wettkämpfe ausgerichtet werden können.

Wie kann man denn nur auf so eine Idee kommen? Da gewinnt man Zeit durch die Verschiebung in das nächste Jahr und macht sich alles wieder zunichte, weil man jetzt entscheiden muss, ob man in 5 Monaten einen Mannschaftskampf ausrichten kann oder nicht.

Noch schlimmer wird dieser Punkt aber durch folgende Formulierung:

Eine Änderung der Sanktionierung bei Nichtantritt ist derzeit nicht geplant. Bei verändertem Infektionsgeschehen wird der Spielausschuß der OL-Nord dieses Thema noch einmal beraten.

Wie arrogant ist eigentlich solch eine Festlegung?

Dazu muss gesagt werden, dass das Nichtantreten einer Mannschaft in der Oberliga mal eben 1000€ pro Spiel kostet, d. h. zwei Spiele nicht spielen, wären für uns ruinös.

Nebenbei gilt momentan ja aber weiterhin der Grundsatz, Kontakte mit anderen Personen auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. Aus meiner Sicht gehört Schach nicht zu den wirklich notwendigen Sachen.

Der Spielausschuss der Oberliga sieht das offensichtlich komplett anders und möchte die Mannschaften (und damit auch jeden einzelnen Spieler) zwingen, sich im Frühjahr ans Brett zu setzen. Das jetzige Infektionsgeschehen lässt also laut Spielausschuss die Entscheidung nicht zu spielen, nicht mehr zu. Sind die Mitglieder des Spielausschusses, die diesen Beschluss gefasst haben, auch am letzten Sonntag in Berlin mitmarschiert?

Eigentlich wollte ich jetzt noch was zum Bezirk schreiben, aber die haben ja erstmal nur die Termine für die ausstehenden Runden und lassen alles andere offen.

So genug ausgekotzt, ich habe fertig!