Bergfest

Als Bergfest bezeichnet man die Mitte eines bestimmten Zeitabschnitts. Da Olaf Bergmeier heute 50 Jahre alt geworden ist, sei mir das Wortspiel gestattet. Dass Olaf 100 Jahre alt wird, ist gebongt. Aus naheliegenden Gründen werde ich ihm dann kaum gratulieren können, denn mein 50zigster Geburtstag ist seit 18 Jahren Geschichte. Damals gehörten Olaf und Udo zu meinen Ehrengästen. In die Literatur eingegangen ist das Interview, das die beiden anlässlich meines Bergfests mit mir geführt haben. „Per Friseur zum Paradiesvogel“, heißt es und gehört mit der Ausgabe Nr. 19 des Sonnenkönigs in jedes gut sortierte Bücherregal.

Olaf, Udo und ich anno 1999
Olaf, Udo und ich anno 1999

Wenn ich richtig gerechnet habe, hat Olaf 30 seiner 50 Lebensjahre als Mitglied unseres Schachvereins verbracht. Das hat ihn geprägt. Aber auch mich. Olafs besonnene Art hat mir stets gefallen, seine beachtliche Spielstärke hat mich oft gefordert und sein subtiler Schreibstil im Sonnenkönig hat mich immer begeistert. Hier ist eine Kostprobe aus dem Sonnenkönig Nr. 15:

„Ein handsigniertes Exemplar meines neuen Romans über Menschen, Macht und Moneten liegt ab sofort im Vereinsschrank zur Einsicht aus. Titel des Knüllers: Protokoll der Jahreshauptversammlung vom 13. Juni 1997.“

Mit dieser Wortwahl hat er einen Ladenhüter zum Bestseller gemacht.

Lieber Olaf, ich wünsche Dir hiermit alles Gute zu Deinem 50. Geburtstag!

Apropos Geburtstag. Wisst ihr, wer gestern 54 Jahre alt geworden ist? Der Deutsche Jugendmeister von 1982: Michael Geveke. Kinder, wie die Zeit vergeht! Michael hat es nicht so mit dem Internet. Deshalb werde ich meine Glückwünsche demnächst im Debakel nachholen.

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21. Juni 2017 Geburtstagsständchen für Olaf in der Kröpcke-Uhr
21. Juni 2017 Geburtstagsständchen für Olaf in der Kröpcke-Uhr

 

Das Leben ist eine Pusteblume
Das Leben ist eine Pusteblume
Lindener Libelle im September 2017
Lindener Eichhörnchen im Februar 2019
Lindener Eichhörnchen auf dem Sprung

 

Hinz (SK Lehrte 2) – Bergmeier (SF Hannover 1)
Verbandsliga Süd 1996 (2. Runde)

Schwarz am Zug

Ein Mannschaftskamerad hatte Olaf zuvor den Satz zugeflüstert, mit dem ich meinen Kommentar vom 20. Juni 2020 überschrieben habe. Olaf spielte jetzt tatsächlich einen Scheiß, nämlich 46… h1D?, und gewann trotzdem. Der Textzug führte eigentlich zu einer ausgeglichenen Stellung. Wie sich Weiß durch einen katastrophalen Fehler revanchierte, könnt ihr im Anschluss nachspielen, aber vorher solltet ihr euch das Diagramm ansehen und den Gewinnweg selbst herausfinden. Er ist studienartig!

Und dann noch etwas Philosophisches: Dieser Ausflug ins verflossene Jahrtausend ist der Beweis, dass das Schachspiel die Darmflora anregt. Jeder Scheiß lässt sich jeder Zeit aufwärmen.

Nachtrag von Olaf: Die „Mutter aller verpassten Chancen“ – siehe meinen Kommentar unten vom 23.06.2020:

Bergmeier (SF Hannover 1) – Gisy (PSC 2)
Verbandsliga Süd 2009 (9. Runde)

22.Se5+?? Kg8 23.Df7+ 1/2-1/2

12 Gedanken zu „Bergfest“

  1. Wo kann man in Hannover am besten ein Geburtstagsständchen darbieten? Richtig, in der Kröpcke-Uhr (guckt ihr oben). Gestern wurde ich Zeuge, als eine blonde Schönheit zu Ehren von Olaf ein herzergreifendes Lied über „Partien, Patzer und Proleten“ sang. Der Refrain lautete: „My Love is Olaf!“

  2. Lieber Gerhard, herzlichen Dank für die Glückwünsche und die freundlichen Worte! Sogar zu meiner Spielstärke eine nette Umschreibung, dann noch die passende Assoziation zu meinem Vornamen (weniger wohlgesonnene Mitmenschen reimen hier auf Büroschlaf)…
    Ja, „die Zeit verstreicht“, um ein weiteres Wortspiel und den erwähnten, schon etwas vergilbten Sonnenkönig zu bemühen. Und mit 50 und nach 30 Jahren SFH, inklusive der Kenntnis rund um jenes Interview, kann man wohl besser als manch anderer hier einschätzen, was Du in über 50 Jahren Mitgliedschaft (!) bei den Schachfreunden alles erlebt und aktiv mitgestaltet hast, ob in Vorstandsfunktionen oder hinter den Kulissen. Deshalb schicke ich die übermittelten Blümchen gerne wieder von der Südstadt nach Linden zurück und hoffe, hier im Blog noch möglichst viele Perlen á la „Vor 40 Jahren in Bad Lauterberg“ von Dir zu lesen – auch wenn ich selbst in der kommenden Saison mit Aktivitäten im Schach nochmals deutlich kürzer treten werde.

  3. Lieber Olaf, von mir erhältst du symbolisch eine Pusteblume (siehe oben). Hätte mein Vater einen anderen Friseur gehabt, wäre ich nie ein Schachspieler geworden, mein Leben wäre anders verlaufen, das Vereinsleben der Schachfreunde Badenstedt wäre anders verlaufen, und wer weiß, was aus dir geworden wäre. Nun bist du 50 Jahre alt. Meine Käse-Dame hat mir heute Morgen verraten, dass sie in wenigen Tagen 60 Jahre alt wird. Sie sieht es positiv. Wir leben vorwärts und verstehen rückwärts. Manchmal kommt ein Windstoß, und wir müssen da weitermachen, wo wir gelandet sind. Mit neuem Elan bis die Kräfte versiegen.

  4. Moin Olaf,
    Livebericht: in der zweiten Halbzeit lebt es sich nicht nur ein paar Tage, sondern noch länger gut.

    An eine Garnichtteilnahme sollteste also gar nicht erst denken. Das Team braucht auch DICH!
    Happy Birthday!

  5. Der ganz besondere Blick

    Die Wortspiele reißen nicht ab. Wo hält sich Olaf am liebsten auf? Im Berggarten! Wer heute meine Tageszeitung (HAZ) aufschlägt, wird dank Juliane Kaune über Olafs Leidenschaft informiert: Libellen! Normalerweise tummeln sich auf meinem Balkon die Hummeln, aber im September 2017 konnte ich eine Libelle ablichten, die sich an meine Hauswand klammerte. Das war sozusagen eine Lindener Libelle. Olaf wird bestimmt ihren lateinischen Namen kennen. Bis zu Olafs nächsten Ehrentag müssen wir noch 12 Tage warten, aber an dem Foto (siehe oben) darf er sich vorab erfreuen.

    1. Vielen Dank! Mit Namen, zumal mit lateinischen, habe ich es leider nicht so, zudem hatte sich deine Lindener Libelle für ihr Päuschen ein eher schattiges Plätzchen auf dem Balkon ausgesucht. Trotzdem ist sie recht eindeutig als blaugrüne Mosaikjungfer zu erkennen… Ich staune, dass dein Bildarchiv selbst dieser Herausforderung mühelos gerecht wird!
      Und ja, wo wir hier unter uns sind, gebe ich zu, das in Rede stehende Areal insgeheim schon länger als Bergmeiergarten zu verunglimpfen, dann und wann… Konnte mir aber glücklicherweise der Presse gegenüber diesen Knaller-Kalauer verkneifen (die ihn aus Taktgefühl wohl auch gleich wieder gestrichen hätte).

  6. Der „Bergmeiergarten“ ist für Naturliebhaber und Hobbyfotografen eine Fundgrube. Im März 2018 habe ich dort zum Beispiel die Schmetterlingsausstellung besucht und aufregende Aufnahmen gemacht. Aus meinem Bildarchiv möchte ich dir aber ein anderes Foto zeigen. Die Fotografin, die in dem Artikel von Juliane Kaune genannt wird, hat sich auf Eichhörnchen spezialisiert. Im vergangenen Jahr habe ich am Nachbarhaus ein Eichhörnchen beobachtet, das in Spider-Man-Manier an einer senkrechten Hauswand in 10 m Höhe entlang gekrabbelt ist. Von einer Birke ist es an die Wand gesprungen und dann 5 m weit bis zu einer Fensterbank gehechtet, um sich dort ein Nest zu bauen (siehe oben). – Womit bewiesen ist, dass sich die Lindener Fauna und der Lindener Homo in puncto Mut wunderbar ergänzen.

  7. Eichhörnchen zweifeln nicht

    „Kein Eichhörnchen zweifelt eine Sekunde daran, was es in der Welt soll. Es wächst in seinen natürlichen Umkreis hinein und folgt seinen Trieben. […] Ganz anders verhält sich der Mensch. Er verfügt zwar über eine hohe Intelligenz, die es ihm ermöglicht, die Welt zu verstehen und zu verändern, aber selbstsicher wird er dadurch nicht.“

    Diese Worte habe ich einem Buch entnommen, das mir meine Tochter kürzlich geschenkt hat. Der Titel ist identisch mit meiner Überschrift. Das Buch hat ein Kommunikationstrainer namens Lars Grewe geschrieben. Er stammt – wie Torsten – aus Rotenburg, hat in Hannover studiert und vor rund 6 Jahren im nördlichsten Haus Deutschlands – ganz in meiner Nähe – dieses Buch geschrieben. Das Buch ist gespickt mit Selbstironie, Spruchweisheiten und Tipps für eine positive Lebenseinstellung à la Karl Valentin: „Es freut mich, wenn es regnet, denn wenn es mich nicht freut, regnet es trotzdem.“

    Zurück zum Eichhörnchen. Das Foto vom todesmutigen Eichhörnchen, das sich in 10 m Höhe an einer Hauswand entlanghangelt, habe ich euch gestern gezeigt. Heute zeige ich euch den Zweck seines Handelns (siehe oben). Der Zweck liegt auf der Fensterbank. Für die Anhäufung dieser Zweige muss das Eichhörnchen zigmal hin und her gehechtet sein. Jeder, der von Statik ein bisschen versteht, wird sofort bemerken, dass es sich um eine Fehlplanung handelt. So war es denn auch. Kurze Zeit später rutschte das mühsam erstellte Tagwerk in die Tiefe. – Mir tat das Eichhörnchen wirklich leid. Die ganze Arbeit war vergeblich. Oder?

    Wer mehr über das Buch, den Autor und dessen Unternehmen erfahren möchte, guckt JUMP!

  8. Du kannst jetzt allen Scheiß der Welt spielen!

    Heute haben wir allen Grund, wieder ein Bergfest zu feiern. Ab morgen werden die Tage kürzer, und Olaf folgt mir mit Riesenschritten… Happy Birthday! Als Geschenk gibt es einen Rückblick auf seinen urigen Sieg, den er vor 24 Jahren erzielt hat. Beim Durchblättern des Sonnenkönigs Nr. 13 fiel mir ein Diagramm ins Auge, das ich oben angefügt habe. Meine Überschrift habe ich dem Sonnenkönig entnommen.

    1. Und noch einmal danke für die guten Wünsche! Ja, das übersehene 47….Lc6 nimmt sicherlich einen Platz in den TOP100 meiner Schach-Alpträume ein. Ist aber noch gar nichts gegen die Mutter aller verpassten Chancen, original verkorkst am 26.04.2009 in einem Mannschaftskampf gegen die PSC-Zweite. Unsere Erste hatte sich seinerzeit mit der Verbandsliga zu arrangieren, stand an diesem letzten Spieltag aber bereits als Aufsteiger fest. Ob mir daher vergleichbare Ratschläge zugeflüstert worden sind wie 1996? Überliefert ist nichts… Ich spielte mit Weiß gegen Roberto Gisy, Nachwuchstalent der Ricklinger Schule, dann zum PSC gewechselt und bei unserem Aufeinandertreffen 14 oder 15 Jahre alt.
      Hatte sich vielleicht ein werter Mannschaftskollege hässlich über mein Eröffnungsrepertoire geäußert und einen Zusammenhang mit Langeweile hergestellt? Jedenfalls (siehe Diagramm oben): Im 13. Zug sah ich mich einfach mal den Läufer auf h7 opfern, ohne dass der geneigte Betrachter unmittelbar Kompensation erkennen konnte, und ganze acht Züge später, nach 21….KxTf7, hatte ich meine Opferbilanz bereits auf nicht weniger als zwei volle Türme erhöht – wenn man den auf h4 eingesperrten Läufer nicht auch noch hinzurechnen möchte. Und doch – hier war sie, die Gelegenheit! Jetzt trotz bereits bedenklicher Bedenkzeit ALLE möglichen Erwiderungen durchrechnen und den EINEN entscheidenden Zug finden, um meiner „Unsterblichen“ den krönenden Abschluss zu verpassen. Anschließend Sonnenkönig wiederbeleben und behaupten, bei 13.Lxh7+ bereits alles gesehen zu haben.
      Ist nicht passiert. Stattdessen 10 meiner 15 Restminuten verbraucht und nach 22.Se5+ Kg8 23.Df7+ zumindest Remis vereinbart. Immerhin: keiner der Anwesenden prustete im Nachgang den Gewinnzug heraus, erst zu Hause am PC offenbarte der Drecks-Fritz gewohnt gnadenlos das Drama. Bevor ich auflöse, möchte ich euch Gelegenheit geben, es besser zu machen. Also: Mannschaftskampf-Atmosphäre vorstellen, 15 Minuten auf der Uhr, paar Varianten durchrechnen und… Wie gewinnt Weiß am Zug?

      1. The Winner is: 22. Sf8+! Auf 22… Kxf8 oder 22… Kg8 setzt die Dame dort Matt, wo sie jetzt bereits steht, nämlich auf h5. Sehr schön. Komplizierter wird’s nach 22… g6. Wenn man ausgeschlafen am PC sitzt und weiß, dass sich etwas Besseres als ein Remis finden lässt (frei nach den Bremer Stadtmusikanten), klappt’s auch ohne Drecks-Fritz.

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