Wohin geht die Reise?

Morgen beginnen in Berlin die Deutschen Seniorenmannschaftsmeisterschaften. Ich hätte gern mitgespielt und euch wie im vergangenen Jahr in Wort und Bild darüber berichtet, doch bekam jemand anders den Vorzug. Dagegen spricht nichts, wenngleich ich über die Umstände not amused bin. Trotzdem solltet ihr das Turniergeschehen verfolgen:

http://www.dsenmm2015.de/

Unseren beiden Mannschaften aus Niedersachsen wünsche ich viel Erfolg.

Kein Land in Sicht?
Kein Land in Sicht?

Meine Selbstverzwergung, von der ich in meinem letzten Beitrag am 31. Juli gesprochen habe, war allein auf das Schachspielen bezogen, denn meine ursprünglich geplante Saisonvorbereitung mit 2-3 Turnieren wurde über den Haufen geworfen. C’est la vie. Das Leben hat mich gelehrt, als Riesenzwerg an die süßesten Früchte zu kommen. Es muss nicht der Skalp eines Schachspielers sein.

 

Ein Sommerloch macht nachdenklich. Warum hat niemand an den 2. Geburtstag unseres Blogs am 9. August gedacht? Ohne Vorreiter kommt alles zum Stillstand. Den soll es hier nicht geben, auch wenn ich mich mit Schachthemen demnächst rarmache. In meinem letzten Beitrag habe ich euch eine Schachaufgabe gestellt. Aus aktuellem Anlass präsentiere ich euch diesmal ein Rebus:

N..... g.g.. N....
N….. g.g.. N….

Frage: Welche Kampagne einer öffentlich-rechtlichen Anstalt ist gemeint?
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Ergänzung am 27. September 2015

25. September 2015 am Kliff in Wenningstedt
25. September 2015 am Kliff in Wenningstedt

Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Ein Sackbahnhof muss nicht das Ende der Motorisierung sein. Demnächst könnt ihr mit einem Schrägaufzug bis zum Strandsaum der Nordsee fahren. Wo? Am Kliff in Wenningstedt auf Sylt. Mit den Arbeiten wird in diesen Tagen begonnen. Diese frohe Botschaft habe ich von meiner Dienstreise mitgebracht. „Wohin geht die Reise?“, war meine Frage. An einem schnöden Kliff muss sie jedenfalls nicht enden. Höre ich da etwa Zweifel?

Eine Bereicherung ist die kombinierte Aufzugs- und Treppenanlage allemal, und zwar in dieser Liste: „Bauwerke, die die Welt nicht braucht.“

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Ergänzung am 2. Dezember 2015

28. November 2015 Strandtreppe am Kliff in Wenningstedt

28. November 2015 Strandtreppe am Kliff in Wenningstedt

Kickoff in die neue Saison – Monatsblitz, Vorschau Oberliga NW und Landesliga Süd

Am Freitag, nachdem die Sommerferien in Niedersachsen zu Ende gegangen sind, geht es wieder los mit dem ersten Monatsblitz für die Saison 2015/16. Ein idealer Zeitpunkt um die im Sommer gelernten Varianten auszuprobieren!

Am 20.09. startet dann der Ligaspielbetrieb in allen Ligen mit der ersten Runde. In der Oberliga Nord West sind mit Hannover 96 und dem HSK Lister Turm zwei Mannschaften aus Hannover dabei. Schaut man sich den ELO-Schnitt der ersten 12 Bretter an, so ergibt sich folgendes Bild:

 

Ø Top 12
HSK Lister Turm 2247
Delmenhorster SK 2216
SK Union Oldenburg 2215
Hannover 96 2203
SV Nordhorn Blanke 2199
Bremer SG 2183
SV Hellern 2173
SC Tempo Göttingen 2162
SC Wolfsburg 2089
Stader SV 2057

Eine Prognose gebe ich mal nicht ab, da ich selbst als Schiedsrichter in der Liga aktiv bin.

Unsere erste Mannschaft startet fast unverändert in die kommende Saison der Landesliga Süd. Die Zahlen ergeben hier folgendes Bild:

Ø Top 8 Ø Top 12
Hameln 2114 2081
Berenbostel 2099 2025
SF Hannover 2099 2082
Wolfenbüttel 2061 2008
SK Lehrte 2039 2024
BS Gliesmarode 2035 2016
Hildesheim 2019 1991
SVG Salzgitter 1996 1935
Hannover 96 II 1957 1949
KS Braunschweig 1946 1901

Hier wage ich mal eine Prognose: Hameln, Wolfenbüttel und wir (Schachfreunde) spielen ganz oben mit, mit Außenseiterchancen für Hildesheim und Berenbostel. Es kommt drauf an, wer seine Leute am besten ans Brett bringt. Für KS Braunschweig und H96 II wird es schwer…

Für alle Zocker unter den Schachspielern gibt’s zur neuen Saison auch ein Tippspiel zur Landesliga! Unter  http://www.kicktipp.de/nsv-schach/ einfach anmelden und mittippen. Kurze Regeleinführung: Getippt werden Gewinnpartien, eine Plausibilitätsprüfung gibt es nicht, also aufpassen. Zu gewinnen gibt es außer Ruhm und Ehre auch nichts, da die meisten Tipper ja selber mitspielen. Bitte weitersagen! Ich würde mich freuen wenn viele Schachfreunde mitspielen.

 

Sommerloch

Es gab Zeiten, da hat Horst-Peter jeden gefragt: „Wer ist größer? Ein kleiner Riese oder ein großer Zwerg?“ Eine Antwort bekam er nie. – Pluto sei der größte bekannte Zwergplanet, sagen die Wissenschaftler. So wundert es nicht, dass Journalisten von einer „Zwergplaneten-Mission“ sprachen, als die NASA-Sonde „New Horizons“ nach 9 Jahren Flugzeit unserem kleinen Bruder die Aufwartung machte. So sehen also Zwerge aus! Nichtsdestotrotz hat Pluto vier Monde, drei mehr als unsere Erde. Einer davon heißt „Nix“. Nomen est omen. Naja, wenn ich Pluto wäre, würde ich angesichts der Diskriminierung lauthals bellen.

In der SPD bellen einige Genossen über die Selbstverzwergung, die ihre Partei derzeit durchmacht. Die dräuende vierte Amtszeit unserer Kanzlerin lässt das Selbstbewusstsein schrumpfen. „Selbstverzwergung“ ist das Stichwort für meinen heutigen Beitrag. Ich verzwerge mich mal selbst; zumindest für den August 2015. Dieser Beitrag wird mein einziger in diesem Monat bleiben. Damit tut sich das auf, was wir alle zugleich fürchten und lieben: das Sommerloch. Ihr könnt es entweder selbst füllen oder einfach entspannen.

Für diejenigen, die nun hilflos vor dem Sommerloch stehen, habe ich eine hübsche Schachaufgabe aufgespürt. Ich hatte sie bereits in der allerersten Ausgabe unserer allerersten Schachzeitung namens „Schachkurier“ veröffentlicht. Das war Anfang 1970. Es soll Schachfreunde geben, die seitdem noch immer an der Lösung tüfteln. Versucht es bitte ohne fremde Hilfe. Ihr werdet eure Freude haben.

Matt in vier Zügen

Gerald Sladek aus Schachdelikatessen, von Kurt Richter, Berlin 1961
Gerald Sladek aus Schachdelikatessen, von Kurt Richter, Berlin 1961

The Youth of today…

Dem einen oder anderen meiner Altersklasse fallen jetzt sofort ein paar Reggae singende Kinder ein (Musical Youth). Mit Blick auf die aktuellen niedersächsischen Jugendmannschaftsmeisterschaften der Vereine habe ich mal ein wenig Statistik betrieben. Wo sind unsere Kids bloß geblieben???

Ich habe mich zuerst der spielstärkeren Gilde in Niedersachsen gewidmet: Top 100 (das heisst etwa DWZ 1600 aufwärts) im Alter bis 19.

Nordniedersachsen (Bezirke 4-6) dominiert mit 69%. Ebenso in den Top10 der Liste, in den Top20 gar mit 80%.
Hannover hat KEINEN Spieler in den Top 20, in den Top100 nur 17 Spieler.
Ich finde das ein schlappes Bild für die Landeshauptstadt…

Wenn schon nicht bei den Jugendlichen, vielleicht zehrt Hannover ja von vergangener Jugendarbeit?! Also schnell noch mal die 20-30-Jährigen ausgewertet. Hier geht die Liste ab DWZ 1800 los (lernen die denn heute so WENIG dazu???). Aber ohweh – ob der vielen inaktiven Spieler (passiv oder länger keine Auswertung) sah ich mich gezwungen, die Liste auf Top50 zu kürzen.

Nordniedersachsen hat hier „nur“ noch 44% der Spieler zu bieten, aber immerhin 50% in den Top10 und Top20.
Hannover stellt 28% dieser Junioren, jeweils 30% in den Top10 und Top20.
Da ist die Welt also statistisch noch etwa in Ordnung 🙂

Bemerkenswert ist übrigens der hannoversche Vereinsmix: Nicht die Großvereine dominieren mit Präsenz, sondern durchaus die tieferklassige Clubs.

Um die Eingangsfrage zu beantworten: Die hannoversche Jugendarbeit in den höherklassigen Vereinen scheint nicht in Erfolg (=Spielstärke) zu fruchten!!!

Wechselspiele

Alle Jahre wieder dreht sich im Sommer das große Karussell des Spielerwechselns. Für aberwitzige Millionenbeträge wechseln die Götzes dieser Welt, um noch mehr schnöden Mammon oder weitere Tattoos zu bekommen.

Was im Fußball üblich ist, gibt es na klar auch im Schach: Eine 1. und 2. Bundesliga und einen Transfermarkt. Nur leider (oder zum Glück!?) ohne, dass dabei größere Gelder verschoben werden. Ich habe mir – DWZ-Liste sei Dank! – mal angeschaut, wie die Top-Spieler Niedersachsens so gewechselt sind. DWZ 2000 war dabei so etwa mein Wahrnehmungshorizont. Und ich habe analog (mit Auge und Gedächtnis) gearbeitet. Wer noch was weiß schreibt bitteschön selbst einen Kommentar…

Der spektakulärste Wechsel ist wohl der von Dennes Abel (DWZ 2405) aus der 1.Liga in die Verbandsliga zum Nachbarn Ricklingen. Wer mag, darf selbst mit ihm diskutieren. Mammon (in kleineren Mengen) wäre mein Votum für den Grund.

Noch mehr „neue“ Spieler im Bezirk 1:
FM Martin Hörstmann (2283) beim Lister Turm
Attila Aba Virag (ELO 2256) beim Lister Turm
Martin Messmer (2205) bei H96
Christopher Alm (2092) bei H96
WIM Iris Mai (2028) beim SV Berenbostel

Wir sehen: Mal wieder keiner bei uns gelandet. Spielen in der Oberliga zieht die starken Spieler an – die Landesliga nicht – schade!!!

Bezirk II
Ex-SFHler Thomas Schulz (2195) beim SV Helmstedt
Sebastian Kaphle (2152) bei Wolfsburg
Ferenc Samm (2143) bei Gifhorn
Mark Jeske (2080) bei Wolfsburg

Die südlichen Landesligavereine werden bestenfalls durch Sven Hagemann verstärkt. Gifhorn hat einen 8er beisammen, der nicht in die Verbandsliga gehört – und wird sich wohl dennoch mit Hameln II ernsthaft um den Aufstieg duellieren müsen.

In Südniedersachen….
5 der Top 10 sind passive Mitglieder – ein neuer Trend???
Neu sind…
FM Florian Armbrust (2255) bei Tempo Gö
Andre Wiege (2084) bei Hildesheim – endlich 😉
Frank Gerstmann (2069) bei Hameln

Der Norden Niedersachsens:
Lüneburg verliert den Spitzenspieler Bindrich, behält aber offenbar den Rest des Teams beisammen.
MTV Tostedt gönnt sich einen GM und einen IM! (vgl. Mammon)
SV Esens probiert es mal wieder mit der holländischen Invasion inkl. einer Großfamilie (zur Fahrtkostenminimierung!?), 1xIM, 2xFM. Bei insgesamt 14 Mitgliedern ein gefährlich ungesund schlingerndes Schiff!!!!
Gar nicht so weit, aber zu Werder Bremen hat es den frischgebackenen Deutschen Meister Spartak Grigorian verschlagen. Er folgt damit dem Ex-A-Jugend-Meister Sven Joachim. Viel Glück dort!

Apropos Trend: 8 der 10 besten Niedersachsen sind passive Mitglieder – schade auch!!!

Am 20. September geht der Ligabetrieb endlich wieder los.
Dann können die Neuen zeigen, was sie wirklich drauf haben 😀

Lust auf Linden-Süd

Für Kernlindener ist Linden-Süd so etwas wie ein Appendix. Er gehört dazu, aber eigentlich braucht man ihn nicht. Dass dies ein Vorurteil ist, möchte ich euch anhand einiger Fotos zeigen, die ich gestern auf dem „Deisterkiez“ aufgenommen habe. Eine echte Kiezgröße, äh Schachgröße bekam ich auch zu Gesicht und unser Mitglied mit der längsten Vereinszugehörigkeit, die man ihm weiß Gott nicht ansieht.

Deister-01„Wenn schon, denn schon“, sagte Thomas K. und erwartete, dass er in maximaler Größe auf dem Bildschirm erscheint. Womöglich hat er einen Werbevertrag mit einer bulgarischen Brauerei abgeschlossen. Den Deisterkiez gibt es wirklich. Was der Verein so treibt, erfahrt ihr hier: http://www.deisterkiez-ev.de/de/

Das hat sich gestern vorm Deister abgespielt. Hinterm Deister wird heute Nachmittag gefeiert. Unser Gruß geht nach Hameln! Zwischen spanischem Omelett, russischem Salat und Kaisers-Spezial-Knoblauch-Soße werden die Sommermeister und -Meisterinnen ermittelt. Hoffentlich bringen die Hamelner Schachmeisterinnen genügend Regenschirme mit.

Hannovers Spezielles

Hannover gehört zu Linden. Oder umgekehrt. Egal. Gefeiert wird hüben wie drüben. 900 Jahre hier, 486. Schützenfest dort. Früher hätte ich über Schützenfeste die Nase gerümpft. Mittlerweile bin ich altersmilde. Schützen wollen auch ihren Spaß. Den sollen sie haben.

Es gibt drei Gründe, weshalb ich über das weltgrößte* Schützenfest berichte: 1. Ein ehemaliges Mitglied ist auf dem Schützenplatz zum Parteichef gewählt worden. 2. Das Rätsel um die Mengenlehre. 3. Ein Bilderreigen wider das Sommerloch.

*weltgrößte in Bezug auf Schützenfest stimmt, als Volksfest gehört es nicht zu den Top Ten in Deutschland

1. Einen Parteitag auf einem Rummelplatz abzuhalten ist außergewöhnlich. Die hannoversche SPD ist Rummel gewohnt, und so war es folgerichtig, dass sich die Delegierten in einem Festzelt trafen. Dabei wurde ihr Vorsitzender mit 84,3 Prozent im Amt bestätigt. Er heißt Alptekin Kirci. Mitte der achtziger Jahre war er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Gültekin Mitglied bei uns Schachfreunden. Er hatte Talent. Im zarten Alter von zwölf Jahren konnte er u.a. ein Jugendturnier in Isernhagen gewinnen.

Schützen-16Seine Beweggründe, mit dem organisierten Schachspielen aufzuhören, kenne ich nicht. Über mangelnde Beschäftigung als Rechtsanwalt und Parteichef wird er sich freilich nicht beklagen. Wir gratulieren zur Wiederwahl! Seit Franz Müntefering vor elf Jahren das Geheimnis lüftete, wissen wir, dass Parteivorsitzender der SPD das schönste Amt neben dem Papst ist.

 

 

2. Aktive Journalisten müssen die Mengenlehre falsch verstanden haben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass sie offenbar keinen blassen Schimmer haben, wie groß die Menge von 200.000 Menschen ist. Ich erkläre die Zahl mal so: 200.000 Menschen sind sämtliche Einwohner Hildesheims und Salzgitters zusammen oder rund fünfmal sämtliche Einwohner Lindens jeweils vom Säugling bis zum Greis, vom Kranken bis zum Urlauber oder rund viermal ein ausverkauftes Niedersachsenstadion.

Nun sollen 200.000 Besucher am vergangenen Sonntag an der Strecke in Hannovers Innenstadt gestanden haben, um sich das Spektakel des Schützenausmarsches anzusehen. Das berichten übereinstimmend HAZ und NDR. Warum? Weil es ihnen der Veranstalter in Person von Schützenfest-Geschäftsführer Klaus Timaeus so gesagt hat. Die Strecke war genau 3 km lang. – Wir rechnen: Auf einem Kilometer wären das rund 67.000 Besucher, auf 100 Meter im Schnitt 6.700, auf 10 Meter 670 und auf jedem Meter 67 Besucher!! Ihr könnt euch schon denken: eine Null weg und die Sache stimmt. Wenn jemand 50.000 Besucher geschätzt hätte, hätte ich mich nicht mokiert, aber die aberwitzige Wunschzahl des Veranstalters kritiklos zu verbreiten widerspricht dem Pressekodex: „Ziffer 2 – Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen […] sind mit der gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.“

Trotzdem war die Stimmung gut, wenn auch nicht so ausgelassen wie beim Karneval in Rio. Die Temperaturen waren indes brasilianisch. Vom ersten bis zum letzten Meter habe ich mich davon überzeugt.

3. Auf den Webseiten der HAZ und des NDR gibt es zahlreiche Fotos vom Schützenausmarsch. Für diejenigen, die nicht unter den 20.000 Besuchern waren, habe ich 15 eigene Fotos ausgesucht. Am besten gefällt mir Foto Nr. 08.

Bevor ihr euch meine Bildergalerie anguckt, habe ich noch einen Veranstaltungstipp für heute Abend. Meine Freunde von Marquess geben auf dem Schützenfest im Auftrag von NDR 1 ein Gute-Laune-Konzert. Um 20:45 Uhr geht’s los.

Lindener Spezial

Das 2. Halbjahr ist angebrochen. Ich spreche von Lindens 900. Geburtstag. Da war doch was? Ja, guckt ihr hier: https://www.schachfreunde-hannover.de/900-jahre-linden/

Die Feierlichkeiten sind noch nicht vorbei. Darauf komme ich am Ende meines Beitrags zurück. Lindens Bezirksvertreter Jörg Schimke hatte in seinem Blog zu einer Blog-Parade aufgerufen. „Wie sieht Linden in 900 Jahren aus?“, war seine Aufgabenstellung. Niemand hat sich getraut. Ich auch nicht. Dabei habe ich es versucht. Nachdem ich Albträume bekam, habe ich das Unterfangen aufgegeben.

Mein letzter Albtraum lief etwa so ab: Nach 900 Jahren glaubte sich die Üstra am Ziel. Der letzte Schwarzfahrer war umzingelt. Er war versehentlich mit seinem Ticket in der Cardzone gelandet. In seiner Not flüchtete der Schwarzfahrer auf den Lindener Berg. Auf die Ergreifung des letzten Übeltäters war eine Fangprämie von 1 Mio. Drachmen (neue deutsche Währung) ausgesetzt. Eine Hundestaffel hatte die Fährte aufgenommen. Der Schwarzfahrer kletterte aufs Dach des Wasserbehälters und wollte seine Spuren durch einen Sprung ins Wasser verwischen, als er das Unheil sah: Wasser gab es nicht, stattdessen eine Chlorbrühe, in der lauter Hühnchen schwammen.

Schweißgebadet wachte ich auf. Nein, lieber nicht in die Zukunft schauen. Früher war alles besser. – Wie es der Zufall wollte, fiel mir ein paar Tage später ein 37 Jahre altes Foto in die Hand, und zwar dieses:

1978 im Raschplatz-Pavillon
1978 im Raschplatz-Pavillon

Im Laufe der Zeit hatte ich mir das Foto vielleicht fünfmal angeschaut. Es hat mich jedes Mal aufs Neue fasziniert, und jedes Mal habe ich mich gefragt, was wohl aus dem Mädchen geworden ist. Ich kannte es nicht. Es stand am Ende des Tisches, als ich 1978 eine Simultanveranstaltung im Raschplatz-Pavillon gab. Dieser Blick! „Forever Young!“ Wehmut übermannt mich. – Heute müsste das Mädchen von damals eine Frau von Anfang vierzig sein. Konnte ich das Mädchen fürs Schachspielen begeistern? Wurde aus ihm eine Frau, die selbst Kinder hat? Ist sie Veganerin und hat die EMMA abonniert? Hat sie Philosophie studiert und fährt jetzt Taxi? Fragen über Fragen. Keine kann ich beantworten.

Dann fiel mir auf dem Foto ein Detail auf, das mir vorher entgangen war. Das „Lindener Spezial“ stand auf den Tischen! Es ist 37 Jahre her, und das Lindener Spezial gibt’s noch immer. Wow! Ein Blick auf mein Schachbrett mit dem Limerick und die heile Welt ist gegenwärtig. Zugegeben, heute wird das Kultgetränk von Globalplayern gebraut. Schaum drüber! Wenn man bedenkt, was in den letzten 37 Jahren von der Bildfläche verschwunden ist: Der Opel-Manta, die Deutsche Mark, der Brockhaus und vieles mehr. Was wäre Linden ohne seine unverfälschten Spezialitäten?

Die gilt es weiterhin zu feiern. Und damit ihr wisst, wo und wie und wann, solltet ihr euch diesen Flyer angucken: http://www.900jahrelinden.de/wp-content/uploads/2014/12/Linden-900-Jahre-deutsch-Teil-2-komp..pdf

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Ergänzung am 12. Juli 2015 (siehe Kommentar)

Sylter Hopfen im Mai 2014 auf meinem Balkon
Sylter Hopfen im Mai 2014 auf meinem Balkon

Ein Bier für Gourmets, Genießer und Individualisten!

Also ideal für Schachspieler.

Näheres erfahrt ihr hier:

http://www.westindien.com/produkte/sylter-hopfen/sylter-hopfen/

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Ergänzung am 18. Juli 2015 (siehe Kommentar)

Freizeitheim Linden: Weltkulturerbe 2018
Freizeitheim Linden: Weltkulturerbe 2018
Freizeitheim Linden: Südwest-Ansicht
Freizeitheim Linden: Südwest-Ansicht

Habt ihr schon gehört? Linden soll Weltkulturerbe werden! Im Ernst.

Guckt ihr hier: http://www.linden-entdecken.de/46622/linden-ist-weltkulturerbe/

Der Bezirksrat Linden-Limmer möge beschließen, dass das FZH Linden im Ensemble mit dem Arbeitermilieu in Linden-Limmer 2018 das Prädikat „Weltkulturerbe“ erhalten soll.

Der Bezirksrat hat beschlossen, und jetzt ist Hannovers Stadtverwaltung dran, die erforderlichen Schritte einzuleiten. Resthannover ist bereits neidisch. Das entnehme ich einem Kommentar von Gunnar Menkens in der heutigen Ausgabe der HAZ. Ganz Hannover soll Weltkulturerbe werden, schließlich hätte Hannover ein neues, altes Rathaus mit dem einzigen Schrägaufzug der Welt und das größte Schützenfest der Welt mit den wenigsten Besuchern der Welt.

Das ficht die Lindener nicht an. Und uns Schachspieler schon gar nicht. Schließlich ist das FZH unser Spiellokal. Für den Fall, dass dies 2018 zum Weltkulturerbe erklärt wird, hat unser Vorstand bereits einen Plan in der Schublade: Die beiden letzten aktiven Schachspieler werden ausgestopft und samt Schachbrett den Touristenströmen als besonders sehenswert zur Show gestellt. Über einen geeigneten Raum im Keller wird noch mit der Heimleitung verhandelt.

30. Juni 2019 – Schützenausmarsch mit Lindener Spezial (im Hintergrund die Marktkirche)

200.000 – Wir kennen Dich!

Am 30. November 2014 hat Uwe vergeblich den 100.000sten Besucher unseres Blogs gesucht. Genau sieben Monate später, zur legendären High-Noon-Zeit, hat sich die Besucherzahl bereits verdoppelt. Diesmal habe ich aufgepasst. Der Jubiläumsbesucher war der NSA*. Tusch!! „Ausspähen unter Schachfreunden geht prima!“, hat sich bis nach Bad Bederkesa herumgesprochen. Es geht auch ohne Pro-Spy-Abkommen. Mit dem NSA waren es im Schnitt rund 500 Besucher pro Tag, die wissen wollten, warum die Schachfreunde Hannover anders ticken. Die wollen wir weiterhin auf dem Laufenden halten. Was ihr schon immer über Schach und das Drumherum wissen wolltet, aber zu fragen nie gewagt habt, hier gibt’s die Antworten. Satire inbegriffen.

*NSA = Niedersächsischer Schachamateur (Im Volksmund: sturmfester Edelpatzer)

Mit seinem satirischen Rückblick auf die vergangene Woche bläst HAZ-Redakteur Michael B. Berger ins gleiche Horn: „Vorsicht, Freund hört (guckt) mit!“ Unsere Kanzlerin sei ein „Soufflé im Blazer“, soll der französische Präsident Monsieur Hollande gelästert haben. Mag sein. Aber für den Gatten gibt’s als Hauptspeise einen halben Gummiadler (Wessi-Deutsch):

Am Rande einer Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt
Am Rande einer Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt

Den Fotowitz habe ich bereits vor zwei Jahren in meinem Radsportforum veröffentlicht. Er hat nichts von seiner Aktualität verloren. Bespitzelung trotz Busserl in Elmau!? Es lebe die Heuchelei, äh Freundschaft! Darauf einen Ouzo. Bevor die Quellen versiegen.

 

Dass unser Jubiläumsbesuch ausgerechnet auf den Asteroiden-Tag fällt, ist womöglich ein Zeichen aus der Tiefe des Raums. Diesen Hinweis verdanken wir unserem Udo Harms in der heutigen Ausgabe der HAZ. Seid gewappnet! Behaltet euren Fahrradhelm auf, wenn ihr mit euren Flip-Flops durch die Fußgängerzone schlendert. Wer weiß, was heute alles vom Himmel fällt!? – Am 30. Juni 1908 mussten in Sibirien 60 Mio. Bäume dran glauben, als ein besonders dicker Brocken unseren Planeten traf. Mit Asteroidchen ist auch nicht zu spaßen. Folglich heißt die Devise: Helm auf, Augen auf und Handy-Kamera nach oben richten! Und natürlich zwischendurch einen Blick in unser Blog werfen. Über Neuigkeiten werden wir euch unverzüglich informieren.

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Ergänzung am 1. Juli 2015 (siehe Kommentar)

Asteroideneinschlag am 30.06.2015
Asteroideneinschlag am 30.06.2015

Der Mann mit der Cordhose – in memoriam Jürgen Schulz

Wie Ihr gewiss auf der Homepage gesehen habt, ist unser langjähriger Vereinskamerad und ehemaliger Vorsitzender Jürgen Schulz verstorben. Während die Homepage unsere offizielle Traueranzeige ist, möchte ich hier auf das schachliche Wirken von Jürgen eingehen. Er war schließlich nicht nur ein guter Funktionär sondern auch am Brett umtriebig und spielstark. Rund 500 Gewinnpartien aus meinen Datenbanken lassen sich eindeutig unserem Jürgen zuordnen (Anm.: Der Name „Jürgen Schulz“ ist – auch in den Schachdatenbanken – nicht ganz einmalig)

Als Intro könnte ich die gleichen Worte wie Michael verwenden. Während Michael bereits von Beginn seiner Laufbahn an bei der Schachvereinigung spielte, bin ich zeitgleich mit Jürgen im Jahre 1985 in einen (erneut) aufstrebenden Verein dazugestoßen. Jürgen war ein sehr erfahrener Spieler, der sein Eröffnungsrepertoire selten variierte. Seine Liebe in Weißpartien galt ganz klar dem Zug 1.d4. Er folgte schnell der in den 80ern aufkommenden Mode, den Zug c2-c4 zurückzuhalten oder gar nicht zu spielen. Das passte ganz gut in seine Idee vom Schachspiel: Erst sichern, dann kleine Vorteile sammeln und schließlich mit scharfem Schwert die Beute erlegen.

Bei Vereinsturnieren hat Jürgen sowohl in Neustadt als auch bei uns zahlreiche Titel und gute Platzierungen errungen. Ein schönes Beispiel ist seine Partie gegen Reinhard Brodhuhn, die letztlich als Hängepartie gewonnen wurde.

In Mannschaften hat Jürgen stets gern gespielt. Das betraf nicht nur den Ligabetrieb, sondern auch die NSV-Pokale. In den 80ern gab es zudem den Hannover-Cup für Vereinsmannschaften, hernach aufgeteilt in den Hohlfeld-Pokal (höhere Ligen) und den Pinnel-Pokal (tiefere Ligen). Die Schachfreunde haben sich an den lokalen Pokalen schon lange nicht mehr beteiligt. Dass die Teilnahme in anderen Zeiten Ehrensache war, belegt die Partie gegen Frank Naumann.

Eine weitere von Jürgen praktizierte Disziplin ist das Fernschach. Ebenso wie bei mir folgte auf eine Deutsche Jugendfernschachmeisterschaft eine längere Pause. Diese wurde beendet, als sich in der Schachvereinigung vier Spieler zusammenrotteten, sich für die neu geschaffene Fernschachbundesliga zu qualifizieren: Neben Jürgen waren dies noch Gerd Branding, Heiko Willke und meine Wenigkeit. Diese Pionierzeit war gekennzeichnet durch dauerhafte Telefonate um Varianten und Pläne, das Spielen per Postkarte (der Postweg galt jedem Berufstätigen als Erholungszeit!) und Computerprogramme, die zwar kurzfristige Einsteller vermeiden konnten, vom Schachspiel an sich aber noch nicht so viel verstanden. Jürgen hat sich in der Gemeinschaft der Fernschächer stets wohlgefühlt und auch an zahlreichen Fernschachtreffen teilgenommen. Die Partie gegen Erik Blosze – gegen den er auch bei den Fernschachtreffen am Brett die Klingen kreuzte – zeigt beständige dynamische Scharmützel beider Spieler. Eine solche Fernpartie wäre heute kaum mehr möglich. Zu sehr prägt die Gnadenlosigkeit der Rechenknechte und der Anti-Strategien das Geschäft. Der erzielte Fortschritt ist im Fernschach prägend.

In den Kommentaren findet Ihr die drei genannten Partien.

„Der Mann mit der Cordhose“ – Jürgen pflegte ein geregeltes Leben mit Konstanten. Cordhose und ein häufig kariertes Hemd gehörte für ihn im Privatleben dazu, ein Eigenheim (erst in der Döhrener Wolle, später in Berenbostel) ebenso. Der zunächst sichere Job bei einer Bank (hier: im Anzug!) rundete dieses Bild gut ab. In der heutigen schnelllebigen und konformen Zeit findet man immer weniger authentische Persönlichkeiten, die an scheinbaren Anachronismen festhalten. Dazu gehört eine gewisse persönliche Stärke. Leider hatte sich Jürgen in den letzten Jahren persönlich sehr zurückgezogen. Zuletzt gestaltete auch seine fortschreitende Krankheit mögliche Gemeinsamkeiten schwierig. Ich werde ihn – und das gilt gewiss für all seine Weggefährten – jedoch vermissen und stets in bester Erinnerung behalten!

Seid willkommen, hier im Blog zu kondolieren und zu kommentieren!