Scherzkekse an der Leibniz-Uni

Über den Schachticker bin ich auf einen Antrag an der Leibniz Universität aufmerksam geworden, auf den wir als Hannoveraner eine Antwort schuldig sind:

„Das Schachspiel ist auf dem gesamten Gelände der Leibniz Universität Hannover ausnahmslos verboten.“

Die Begründung erfolgt in 12 Punkten. Guckt ihr hier: http://www.asta-hannover.de/wp-content/uploads/2016/11/Antrag-VV-2016-Erhardt-Till.pdf

Frage an Radio Eriwan: „Ist der Antrag berechtigt?“
Antwort: „Im Prinzip ja, aber ohne Sperrgebiet ist das Verbot sinnlos.“

Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist das Schachvirus hochaggressiv. Die meisten Menschen sind dagegen resistent, aber wen es erwischt, wird für die Gesellschaft zu einer Last. Diese reagiert mit Unverständnis. „Für die Mehrzahl der Menschen ist Schachspielen kein Sport, sondern öde … unverständlich … etwas für introvertierte Spinner und Wichtigtuer“, kommentiert der „Wattwurm1968“ die Schach-WM in New York auf ZEIT-ONLINE.

Gottfried Wilhelm Leibniz
Gottfried Wilhelm Leibniz

Die Wirklichkeit ist schlimmer. Oder ist euch beim Schachspielen noch kein exaltierter Spinner begegnet? Folglich ist ein Sperrgebiet unabdingbar. Was würde der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz dazu sagen? „Thunlichst ist ein Sperrgebiet von 5 km einzurichten. Damit können die Schachfreunde Hannover kein weiteres Unheil anrichten.“ – Von Keulen hat er zum Glück nichts gesagt.

4:4 gegen Werder 3

Das Nordderby begann sehr munter. Beide Teams spielten sofort frech nach vorne und kamen so auch früh zu guten Einschussgelegenheiten. Danach verlor die Partie etwas an Tempo im Vergleich zur turbulenten Anfangsphase. Zwar wirkten die Niedersachsen etwas aktiver, konnten sich aber gegen die tief stehende Deckung der Hansestädter zunächst nicht entscheidend durchsetzen.

Sorry, ich bin versehentlich in den Spielbericht des Kickers anno 2002 gerutscht. Damals gab es ein 4:4 zwischen Hannover 96 und Werder Bremen. Fredi Bobic machte mit zwei Toren in der 81. und 83. Minute den 2:4 Rückstand wett. Unsere Helden waren diesmal Thomas Kaimer, der eine verdächtige Stellung ins Remis rettete, und Bernd Fritze, der nach 6 Stunden und 5 Minuten in Magnus-Carlsen-Manier den Sack zumachte.

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Die Begegnung der Oberliga Nord-West fand nicht im Niedersachsen-Stadion, sondern im Freizeitheim Linden statt. Die Zahl der Besucher hielt sich in Grenzen. Zu Beginn war auf der Tribüne trotz freien Eintritts jede Menge Platz.

Beim Fußball ist die Spannung nach knapp 2 Stunden verflogen, bei Schachwettkämpfen findet der Höhepunkt manchmal erst nach 6 Stunden statt. Die Abklingphase kann Tage dauern, vor allem bei denen, die kein Unentschieden erzielt haben. Hannover 96 hätte sich einen hochverdienten Punkt erkämpft, konstatierte der Kicker damals. Gleiches gilt für die Schachfreunde Hannover gegen Werder Bremen. Mein Fazit lautet: Das Unentschieden ist gerecht. Deshalb verzichte ich auf jede Einzelkritik, wohlwissend, dass es keinen Aktiven gibt, der nicht mit dem einen oder anderen Zug hadert.

Friedmar Schirm (Brett 1) und Dennie Ackermann (Brett 2)
Friedmar Schirm (Brett 1) und Dennie Ackermann (Brett 2)

In meiner Bildergalerie findet ihr einen Schnappschuss von jedem Brett. Ganz ohne Gegner seht ihr vorab unsere ersten beiden Bretter:

 

 

 

Am 1. Brett der Werderaner spielte Olaf Steffens. Ich kannte ihn bislang nicht persönlich. Seine – ich nenne sie mal Kolumne – schätze ich indes bereits seit mehreren Jahren. Wem sie bislang verborgen geblieben ist, sollte seine Favoriten um diese Adresse erweitern:

http://www.schach-welt.de/

Olaf schreibt humorvoll, geistreich, hintergründig, unverkrampft, kurzum: unterhaltsam. Da er in der Nähe von Witzwort aufgewachsen ist, ist sein Wortwitz sozusagen angeboren. Diesen Kalauer musste ich loswerden. – Ich hatte das Vergnügen, mit Olaf ein bisschen zu plaudern. Er ist so nett, wie er schreibt.

Außer Spesen nichts gewesen – 1:7 gegen Laatzen

Nach dem furiosen Auftritt beim Lister Turm hatten wir es heute mit einem weiteren ehemaligen Landesligisten zu tun. Der SV Laatzen gab seine aktuellen Visitenkarten bei uns ab. Dank Willi´s Nichterscheinen lagen wirnach einer Stunde 0:1 zurück. Es gab zu diesem Zeitpunkt bei Olaf einen Mehrbauern (Eröffnungstrick), aber auch schon mehrere Schieflagen wie bei mir. In einer scheinbar harmlosen Abtauschvariante verwechselte ich die Züge und lag mit einem Turm gegen zwei Leichtfiguren unterlegen hinten. Auch wenn ich es noch bis zum 50. Zug „schaffte“. Olaf verließ in der Folge das Glück – das Ende war eine gefangene Figur. Unser Mitglied Dietmar (spielt bei Laatzen) gewann gegen Bernd Schmuckalls „verrückte“ lange Rochade zusehends positionelle Vorteile und letztlich Haus und Hof. Jürgen Reschke hatte einen ambitionierten Angriff gespielt, wurde aber zweimal ausgekontert: Ein Bauernverlust auf b2 war nicht schön, der 40.Zug von Oli Fabregas dann das taktische Aus.

0:5, und der Rest war Endspiel: Dass Turmendspiele nicht immer Remis sind zeigten Torsten und Günter, Torsten konnte seins nicht halten, dafür Günter gewinnen, der einen Freibauern mit dem König unterstützte und den heutigen Ehrentreffer markierte! Uli geriet mittels Zugzwang in ein Springerendspiel mit Minusbauer, so dass er als Kapitän würdevoll als Letzter von Bord ging, aber eben auch ohne Punkt. Laatzen ist damit verdient Tabellenführer. Wir sind hinten dran. In Runde 3 winkt ein Kellerduell.

Die Spesen habe ich übrigens als Kapitän der Oberligamannschaft bezahlt, den ich nach Ende meiner Partie auch noch mimen durfte.

Was mir sonst noch auffiel:
Handies – recht viele wurden erst nach Ansage ausgeschaltet. Das hätte ein teurer Sonntag werden können.
Spielmodus – gewöhnt Euch dran, das Inkrement hat auch Vorteile.
Digitaluhren – jeder, der unsere Digis nicht bedienen kann, ist herzlich eingeladen, dies mal in Ruhe an einem Freitagsabend zu üben. Es kann nicht sein, dass weder der Ein-/Ausschalter noch Start/Pause bekannt sind. Und nochmal: Mit der Wippe kannst Du gar nichts anhalten! Die Bedenkzeit ist gleichartig von der Bundesliga bis hinab in die OMM!!!
Reporter – Dank Starfotograf Gerd folgen noch schöne Fotos 😀

1. Helmut-Reefschläger-Gedächtnisturnier

Baden-Baden. Oft gehört, nie besucht. Nun war ich dort und habe es nicht bereut. Helmut Reefschlägers Anziehungskraft wirkt über seinen Tod hinaus. „Faites votre jeux!“ 86 Schachfreunde waren dem Aufruf der OSG Baden-Baden zum Schnellschachturnier am 5. November 2016 gefolgt. Darunter waren vier Nordlichter; drei aus Hamburg (Christoph Engelbert, Dr. Torsten Szobries und Michael Dombrowsky) und ein Nordlicht aus Hannover. Michael war Helmuts bester Freund, auch wenn Michael – bescheiden wie er ist – das Adjektiv nicht bestätigen möchte. Gleichwohl ist er sozusagen sein Nachlassverwalter. Von Helmuts Wehrpass bis zu seiner legendären Doktorarbeit, alles befindet sich in Michaels Händen.

01-baden-badenDie Gastfreundschaft der Badener ist unglaublich. Der neue Vorsitzende der OSG Baden-Baden, Patrick Bittner, hat sich sofort nach meiner Anmeldung mit freundlichen Worten gemeldet und mein Hotel gebucht. Am Vorabend des Turniers waren wir Vier im Kreise des alten und neuen Vorstands zum Abendessen eingeladen. Es war ein fröhlicher Abend.

Bevor ich auf das Turnier zu sprechen komme, möchte ich auf Helmuts Doktorarbeit zurückkommen. Ich hatte anlässlich seines 70. Geburtstags darüber berichtet. Helmut hatte anschließend Wert darauf gelegt, dass sie weniger als 50 Seiten umfasst. Hier ist sie:

02-baden-baden Berechnung der Anzahl der 1-Spitzen der paramodularen Gruppen 2-ten Grades

Es sind 20 Seiten im DIN A5 Format. Helmut soll gesagt haben, Mathematiker sollen nicht schwafeln, sondern auf den Punkt kommen. Ob irgendjemand den Inhalt verstanden hat, ist nicht überliefert. Michael hat indes erfahren, dass sich drei Koreaner im Jahr 2012 des Themas angenommen haben. Unbestätigten Meldungen zufolge irren sie seitdem rastlos durch Seoul…

Das Turnier war perfekt organisiert. Alles stimmte: Turniersaal, Programm, Erinnerungstafeln, kostenlose Getränke und Snacks. Schiedsrichter Daniel Fuchs hat das Turnier souverän geleitet. Der Ablauf stimmte auf die Minute. Es gab keine Proteste. Badener sind halt ein umgängliches Volk, und wir vier Nordlichter sind es auch. Besonders beeindruckt haben mich die musikalischen Einlagen zweier Musikstudenten mit ihrem Lehrer, die zugleich Mitglied der OSG sind. Helmut hätte seine Freude gehabt.

Turniersaal während der Musikeinlage
Turniersaal während der Musikeinlage

04-baden-badenPinnwand mit Auszug aus unserem Blog

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Das Turnier wurde von IM Igor Solomunovic (SK 1879 HD-Handschuhsheim) gewonnen. Die Vorentscheidung fiel mit seinem Sieg gegen den Lokalmatadoren GM Roland Schmaltz (OSG Baden-Baden), rechts mit Schwarz. Das komplette Ergebnis findet ihr auf der Seite von Chess-Results: http://chess-results.com/Tnr246270.aspx?lan=0

06-baden-badenFür mich lief das Turnier suboptimal (4:5 Punkte). Aber das war wirklich nebensächlich. Ein paar junge Leute waren unter meinen Gegnern. Ich zeige euch meinen aus der 1. Runde (rechts):

 

Vor der 8. Runde gab’s noch einmal Musik und Rotwein in trauter Runde:

07-baden-badenlinks: Michael Dombrowsky, Mitte: Patrick Bittner (1. Vorsitzender OSG Baden-Baden), rechts: Christoph Engelbert

 

 

 

Übrigens geht für einen Schachfreund heute die Feier in Köln weiter. Robert Hübner wird 68 Jahre alt!

In der anschließenden Galerie möchte ich euch ein paar Eindrücke vermitteln, die ich in der kurzen Zeit meines Aufenthalts von Baden-Baden gewonnen habe. Baden-Baden nennt sich Kunst-, Kultur- und Urlaubsstadt. Die Attribute kann ich bestätigen. Auffällig ist Baden-Badens Faible für „malträtierte“ Damen.

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Ergänzung am 6. November 2018

Baden-Baden, 5. November 2016, rechts Christoph Engelbert († 02.11.2018), links Dr. Torsten Szobries (beide Hamburger SK)