Schachfreunde auf Reisen – 23. Int. Open Feffernitz 2014

Wieder mal ein Schachturnier mitspielen, das war für mich die Hauptmotivation in der Hauptferienzeit in den Urlaub zu fahren. Meine Wahl fiel auf das 23. Int. Open in Feffernitz, unweit zahlreicher Seen in Kärnten.

Die Anreise verlief nicht optimal, eine dynamischer Franke fuhr zu dynamisch in einen Kreisverkehr ein und demolierte die Beifahrertür unseres Mietwagens.

Foto 3

Die weitere Anreise verlief dann ohne weitere Zwischenfälle, und am Samstag, den 16.08. begann pünktlich um 19 Uhr die erste Runde.

Nach einem 14-Züge-Sieg in Runde 1 folgte in Runde 2 FM Klaus-Dieter Kesik, ELO 2276. Ich kam mit Schwarz recht gut aus der Eröffnung, Weiß hatte nix. In folgender Stellung verpasste ich es mit 27… a5! die Stellung am Damenflügel zu schließen und selber am Königsflügel aktiv zu werden. Es folgte 27… Lc5 und Weiß konnte selber 28.a5 spielen.

kesik1

Nachdem ich die Initialive von Weiß abgewehrt hatte, entstand ein Endspiel mit  Damen und ungleichfarbigen Läufern, welches Weiß partout nicht Remis geben wollte. In folgender Stellung fand ich dann eine nette Abwicklung zum Remis:

kesik2

Weiß spielte hier 64. Dc2 und ich kam zu 64… f5! Es folgte 65. gxf5 Dg4+ 66.
Kf1 Dh3+ 67. Ke1 Dh1+ 68. Ke2 Dh5+ 69. Ke1 Dh1+ und Remis.

In Runde 3 folgte wieder ein Spieler über 2200, Bernd Reinhardt, ELO 2261. Mit Weiß hatte ich gegen Altindisch irgendwann den Faden verloren und Schwarz hätte hier in Vorteil kommen können:

reinhardt1 m

Schwarz spielte 22… Ta5, doch 23.Sd2 verhindert den Vorstoß b5. Mit 22… Teb8 kann ich b5 nicht verhindern und bekomme Probleme. In der Folge konnte Weiß sich konsolidieren und wir einigten uns im 37. Zug auf Remis.

Einem Remis mit Schwarz in Runde 4 gegen den „Rentner“ (1.d4, 2.Lf4) folgte ein Sieg in Runde 5 gegen einen Jugendlichen, der nach der Eröffnung eine Figur einstellte und dann völlig kolabierte. Heute steht Runde 6 an, mit Schwarz gegen Artur Rabinkovich, ELO 2111.

Ergebnisse und Partien gibts unter

http://chess-results.com/tnr109422.aspx?lan=1&art=0&fed=GER&turdet=YES&flag=30&wi=984

 

12 Gedanken zu „Schachfreunde auf Reisen – 23. Int. Open Feffernitz 2014“

  1. Glückwunsch, läuft für dich ja ganz gut. Drücke die Daumen!

    Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass a5 in der ersten Partie so gut sein soll. Danach hat Schwarz ja nur noch den Hebel f5 (Weiß wird mit f3 federn) und muss dann mit Qualitätsopfer auf h3 und dem günstigen öffnen der f Linie taktieren, aber weiß kann mit dg2-g3, lg2, se2 usw ja alle punkte unter Kontrolle behalten.. In einer praktischen Partie wäre mir das eigentlich viel zu heikel, denn es könnte sich ja als leicht haltbare Festung herausstellen. Den Damenflügel würde ich aber nicht abschließen, da man sonst ja nie den ld6 aktiviert kriegt..

    Interessant wäre vielleicht Lc6, um auf A5 mit b5 reagieren zu können, oder aber auch sofortiges f5.

    1. Hallo Torben,
      deiner Bewertung möchte ich nur ungern widersprechen, aber mein Rechner gibt dem Zug a7-a5 die meisten Punkte, nämlich +1,72, d.h. Jörg stand eigentlich auf Gewinn. Flexibler war allerdings De7-e6, um a4-a5 mit b5 zu beantworten und f7-f5 vorzubereiten. Der von Jörg gewählte Textzug Ld6-c5 macht nichts kaputt, erlaubt aber das weiße Gegenspiel auf der a-Linie.

      Leider hat Jörg gestern Abend gegen einen jungen Russen verloren. Heute spielt er gegen einen „alten“ Österreicher. Viel Glück!

      1. Hallo Gerhard,

        es ist erstaunlich, dass in derartig einfachen und geschlossenen Stellungen Computer herangezogen werden. v.a. da die weiße Festung nach 27…a5? (JA, ich gebe dem Zug mittlerweile ein ganzes Fragezeichen) ziemlich leicht zu sehen ist.
        Nach 27…a5 baut sich Weiß die bereits im letzten Post skizzierte Festung, z.B. so:

        28.Sd2 (am flexibelsten, und gegen schwarzes f5 gerichtet) Tc-c8 (auch am flexibelsten)
        29.b3 Th8
        30.f3! f5
        31.Dh2 (Df2 ist auch gut) Th4
        32.Dg3 Tc-h8
        33.Te2! (Idee Th2 wonach es easy ist) Lc8 (um Th2 zu verhindern)
        34.Ta-e1 Dd8
        35.Tf2! T8-h6
        36.T1-e2 Dh8
        37.Th2=

        alle Ideen über Spiel auf der f-Linie funktionieren ähnlich, da Schwarz außer mit der Dame keine Einbruchsfelder hat, und diese von der eigenen Dame genommen werden. Ich bleib dabei – nach 27..a5 ist die Stellung mehr oder weniger trivial remis, und a5 daher ein grober Fehler!

        Ich hab für meine ursprüngliche Einschätzung keine Computer zur Hilfe genommen (tu ich sowieso fast nie und ist auch nicht zu empfehlen, wie soll man denn sonst besser werden?), sie aber jetzt hinzugeschaltet und meine Festung gegen die optimistischsten Schwarzverfechter (Stockfish + Rybka) ausgetestet. Die entsprechenden Engines finden hier auch nichts sinnvolles mehr für Schwarz.

        Mein Houdini gibt der Ausgangsstellung übrigens -0.54 (Tiefe 22) und ist damit im großen und ganzen meiner Meinung. Der Ld6 ist durch die schwarzen Bauern auf g5 und b4 eine hundsmiserable Figur und damit ähnlich zur Passivität gezwungen wie der weiße Lf1. In geschlossenen Stellungen sollte der weiße Springer dem schwarzen Läufer keinesfalls unterlegen sein. Weiß hat außer a4-a5 keine Hebel, aber ob er den Zug machen möchte, ist fraglich. Schwarz hat zwar scheinbar Spiel auf der h-Linie und reell den Hebel f5, aber das allein reicht niemals aus (s.o.). Beide Seiten haben sich meiner Ansicht nach hier schon viel zu viel ihres Spielpotentials beraubt, und ein Remis wäre die logische Folge..

        @Torsten: Ich denke mal dass Jörg f4 schon 1-2 Züge vorher ziehen wollte (wonach Schwarz zum Opfer mit Sxf4 gezwungen ist), ihm eben dieses Opfer aber wohl nicht ganz klar war. Weiß kann z.B. am Ende nicht wegrochieren, da der Le2 hängt. Darum spielte weiß zunächst Sb3.. Ungünstig ist natürlich, dass Weiß f4 genau dann macht, wenn es wirklich überhaupt nicht geht (De7 verhindert den Zug ja direkt wegen Dxe4+).

        Ich fand, Weiß hatte schon ein paar Züge vorher den Faden verloren. z.B. sieht 18.f3 schon nicht gut aus und leistet nichts eigenständiges. 22.Dd2 ist auch seltsam. Viel mehr zum bisherigen weißen Ansatz in der Partie passt 22.Kf2 nebst Th-e1 und Kg1.

      2. Moin Torben,
        den Computer habe ich nur deshalb herangezogen, weil mich deine Bewertung des Zugs a7-a5 gewundert hat. Denn sowohl spontan als auch nach längerem Nachdenken (ohne Computer) habe ich Jörgs Einschätzung verstanden, dass er verpasst hätte, die Stellung am Damenflügel zu schließen. Offenbar hat ihn dieses „Versäumnis“ während der Partie beschäftigt. Die einzige Chance für Weiß aktiv zu werden, bestand in der a-Linie. Diese zu verhindern ist verständlich, vor allem wenn man im Ranking deutlich niedriger angesiedelt ist.

        Ich habe heute Morgen meinen Computer noch einmal mit einer Tiefenanalyse beauftragt. Die Hauptvariante lautet 1… a7-a5. Selbst nach Alternativzügen greift mein Computer früher oder später zu a7-a5, es sei denn, Weiß hat selbst a5 gespielt. Dann kommt je nach dem b6-b5 infrage. Sollte des dazu kommen, hat Schwarz selbstredend eine zweite Option in der c-Linie. Andererseits kann Weiß den Vorstoß hinauszögern und sich dadurch einen Konter vorbehalten, wenn Schwarz am Königsflügel angreift.

        Dass die Partie nach a7-a5 bei korrekter Verteidigung von Weiß voraussichtlich remis endet, sehe ich auch so. Aber mehr wollte und konnte Jörg in dieser Partie nicht erreichen.

  2. Nachtrag für Runde 6 und 7: In Runde 6 hatte ich mich mit der falschen Farbe vorbereitet, wurde dann mit Tschigorin konfrontiert und stellte die Partie im 22. Zug in ausgeglichener Stellung einzügig weg. In Runde 7 dann ein schnelles Remis mit Schwarz nach misslungener Eröffnung. Bleibt die Hoffnung auf Runde 8 und 9 um noch ein paar Elopunkte hinzu zu gewinnen.

    1. Hallo Jörg,

      der Einsteller war erst im 23. Zug (f4). Mich wundert, dass du diesen Zug in Erwägung gezogen hast, es gibt meines Ermessens keine Gründe ihn zu ziehen, außer der offenen Diagonale des Läufers. Aber der e- und f-Bauer werden schwach.

  3. So, die letzten beiden Runden sind gespielt, mit Schwarz wieder Remis, wieder gegen den „Rentner“, letzte Runde mit Weiss gewonnen, die längste meiner Partien, ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. 11 ELO-Punkte gewonnen, immerhin, Platz 23.

    Hier geht inzwischen ein Wolkenbruch herunter, jetzt wo man Zeit hätte was zu unternehmen.

  4. Glückwunsch, Jörg!

    Remis gegen den Rentner möchte ich auch mal erreichen. Allerdings heißt mein Rentner auch meistens Andreas Herrmann.

  5. Das F-Wort

    Der Aufreger dieser Woche war Merkels Suche nach dem dritten F-Wort. Hier werden Sie geholfen! Mit F-Wörtern kenne ich mich aus. Als ich das Wort „Feffernitzprinz“ als Verballhornung von „Pfefferminzprinz“ kreierte, dauerte es etwa 10 Tage bis Google dieses Wort übernahm. Ansonsten dauert es 1-2 Tage bis Google unser Blog gescannt hat. Vermutlich gibt es einen Filter, der seltsame Wörter auf ihren Anstand überprüft und erst dann freigibt, wenn sie unbedenklich sind.

    Unbedenklich war und ist die Kombination zweier F-Wörter, die ich im November 2008 erfand: Fucking Finanzwelt. Wenn ihr die Wortkombination bei Google eingebt, werdet ihr nur eine einzige Quelle finden.

    Drei F-Wörter spannte ich im November 2012 hintereinander: Frikative für Fortgeschrittene. Frikative sind weder unanständig, noch kann man sie essen, gleichwohl sind sie unser täglich Brot.

    Gleich vier F-Wörter habe ich als Interessen in meinem Radsport-Forum angegeben: Frieden, Freiheit, Fahrräder und Frauen. Dass ich Frau hinter Fahrrad genannt hatte, wurde von meiner Frau indessen scharf kritisiert. – Für uns Schachspieler drängt sich die Frage auf: Haben wir denn kein alternativloses F-Wort zu bieten?

  6. Ein Schachfreund mit dem Pseudonym Fähnlein Fieselschweif hat sich bei mir gemeldet. Er gibt zu bedenken, dass FIDE die Kurzform von Perfide (treulos, unredlich) sei. Stattdessen empfiehlt er FingerFehler. Mit dem Hinweis auf einen FingerFehler nehme man bei Verlustpartien den rasenden Verstand aus der Schusslinie. Bezüglich meiner Interessen konstatiert Fieselschweif, dass die Gleichzeitigkeit von Freiheit und Frauen ein Widerspruch in sich sei. Das lasse ich mal unkommentiert…

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