Goldene Zeiten

Was ist paradox? Antwort: Wenn man am „Tag der Arbeit“ in Rente geht. Ich tue das. Hier und heute am 1. Mai 2014. Ganz legal. Damit gehöre ich zu den Ausnahmen. Viele Menschen müssen aus unterschiedlichen Gründen früher aus dem Berufsleben ausscheiden oder länger schuften. Der Abgang ist dann holprig, häufig mit Bitterkeit verbunden. Glück und Beharrlichkeit haben mir am Montag einen Abschied beschert, wie man ihn sich nach rund 50 Jahren Arbeit wünscht. Meine Kollegen haben für mich ein Buch mit vielen Fotos von gemeinsamen Erlebnissen aus den letzten zehn Jahren gebastelt. Der Höhepunkt darin sind die persönlichen Worte von 25 überwiegend jungen Menschen. Keine Floskeln, nein, ehrliche Ansichten über meine Person.

Dass ich so bin, wie ich bin, hat viel mit der Schachszene zu tun. Sie hat mich in jungen Jahren geprägt. Das Schachspiel an sich ist die eine Seite, die sportliche und die künstlerische; die andere Seite sind die Schachspieler, wie sie denken, wie sie empfinden, wie sie handeln und wie sie sich entwickeln. Als ich mit 15 Jahren in den Verein eintrat, war ich das jüngste Mitglied der Schachfreunde (damals noch Badenstedt). Heute bin ich einer der ältesten. Dazwischen liegen 50 pittoreske Jahre. Jungen Menschen, die heute dort stehen, wo ich vor 50 Jahren stand, gebe ich den Rat, Schach mit einem gesunden Ehrgeiz zu betreiben, aber nie verbissen zu werden. Wer über sich selbst schmunzeln kann, wird die Fröhlichkeit verbreiten, die er von anderen Menschen erwartet.

Vor zehn Jahren habe ich vom Niedersächsischen Schachverband die Goldene Verbandsnadel für meine vierzigjährige Mitgliedschaft erhalten. Dazu gab es diese Urkunde:

UrkundeDiese Ehrung hatte ich gar nicht auf dem Schirm, zumal ich zu dem Zeitpunkt inaktiv war. Diesmal ist es anders. Der NSV hat für eine fünfzigjährige Mitgliedschaft keine Ehrung vorgesehen. Erst nach 60 Jahren gibt es womöglich einen „Ehrenbrief“. Da ich von offizieller Seite keine Ehrung erwarte, möchte ich hiermit selbst das Wort ergreifen. Nicht als Laudatio, nicht als Selbstbeweihräucherung, sondern als Hinweis an meine Wegbegleiter: Es war eine schöne Zeit mit euch. – In dem von mir genannten Buch haben mir meine Arbeitskollegen viele Attribute attestiert, die ich aus Demut für mich behalte bis auf den Hinweis, dass ich ein Mensch mit Ecken und Kanten sei. Das sehe ich auch so. Der eine oder andere wird sich an meinen Kanten stoßen. Nehmt es gelassen. Wer sich immer nur stromlinienförmig verhält, wird einfach weggespült.

Was nun? In der HAZ von gestern gibt es ein Interview mit dem scheidenden Direktor der Kestner-Gesellschaft, Veit Görner. Er geht bereits mit 61 Jahren in den Ruhestand. Auf die Frage, was er jetzt machen werde, sagte er: „Nix, einfach nix!“ Toll! Das mache ich auch. Ich werde mich wie Magnus Carlsen in meinen Chefsessel fletzen. Hin und wieder werde ich einen kauzigen Beitrag in diesem Blog schreiben, und wenn es mich total übermannt, setze ich mich irgendwo an ein Schachbrett. Stehen mir nicht goldene Zeiten bevor?

Kopf hoch!

Mannschaftsführer und/oder Spielleiter eines Schachvereins zu sein, ist laut Franz Müntefering „das schönste Amt neben dem Papst“. Bezüglich der auffälligen Kleidung mag das stimmen, ansonsten habe ich meine Zweifel. Es ist nämlich ein Knochenjob, in einem Schachverein seine Schäfchen zu hüten. Deshalb erlaube ich mir, zum Abschluss der Saison unseren Männern, die sich freiwillig in den Dienst stellen, ausdrücklich zu danken.

Dass unsere 2. Mannschaft wie die Erste nicht das Klassenziel erreicht hat, ist sehr, sehr bitter. Schuld daran ist das Orakel. Das hat es faustdick hinter den Ohren. Schon der Name ist Betrug, weil es sich in Wirklichkeit um Spiegelschrift handelt: Le Karo ist die billigste unter den Spielfarben. Da ist man selbst als Ass machtlos.

Ein paar visuelle Eindrücke vom Abstiegskampf unserer Zweiten gegen Wolfsburg möchte ich euch für die neue Saison mit auf den Weg geben. Für diesen Weg gibt es nur ein Ziel: Aufstieg!

Ilja Schneider in Deizisau

Ilja Schneider ist bei den Schachfreunden Hannover kein Unbekannter. Beim Leine-Open und bei unseren Blitzturnieren gehört er zu den Stammgästen. Beim 18. Neckar-Open war er diesmal nicht als aktiver Schachspieler, sondern als Reporter tätig. Das hat mich vor Ort irritiert, denn ich habe ihn öfter gesehen, aber nicht gewusst, dass er ein „begnadeter Schreiber“ ist. Da ich dort keinen Internetzugang hatte, habe ich seine Berichte erst zuhause lesen können. Respekt! Er macht das wirklich ausgezeichnet. Sein Stil gefällt mir. Auf der Webseite des Deutschen Schachbunds gibt es ein Interview mit Ilja Schneider. Guckt ihr hier:

http://www.schachbund.de/news/interview-mit-ilja-schneider.html

Durch dieses Interview wurde ich auf seinen Blog bei der ZEIT aufmerksam:

http://blog.zeit.de/schach/

Der/das Blog ist lesenswert. In wenigen Tagen ist Iljas Praktikum bei der ZEIT beendet. Mal sehen, ob es mit dem Blog trotzdem weitergeht.

Bei Durchsicht meiner Fotos ist mir eins aufgefallen, auf dem Ilja zu sehen ist, als er gerade mit seinem Fotoapparat auf Motivsuche war (roter Pfeil).

Ilja Schneider als Fotoreporter in der Gemeindehalle Deizisau
Ilja Schneider als Fotoreporter in der Gemeindehalle Deizisau

Grundsätzlich begrüße ich seine berufliche Ausrichtung. Junge Leute sollten nicht den ganzen Tag mit Schachspielen vertrödeln, sondern etwas Anständiges lernen, damit sie meine Rente bezahlen können. – Ich betreibe derweil brotlose Kunst. Für den in Gründung befindlichen „Shanty-Chor Deizisau“ habe ich den Text für einen ortstypischen Gassenhauer geschrieben. Hier ist die 1. Strophe:

Wo sind alle Katzen grau?
in Deizisau, in Deizisau!
Wo spielt Schach sogar die Frau?
in Deizisau, in Deizisau!
Wo zieht man Fischköpfe durch den Kakao?
in Deizisau, in Deizisau!

Refrain: In Deizisau am Neckarstrand Caissa ihre Heimat fand. Zu Ostern gibt es Spiele satt, und manchmal enden die mit Matt. Hol-la-hi, hol-la-h

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FM van Kerkhof, David (SC Kreuzberg) – IM Schneider, Ilja (SF Berlin)
GRENKE-A-Open 2018 (4)
31.03.2018
Schwarz am Zug

Zwei Züge zuvor war Ilja in ausgeglichener Stellung bereits vom rechten Weg abgekommen, als er seinen König von f7 nach g6 zog. Damit versperrte er seinem Turm den Rückzug in der g-Linie. Was nun?

24… Tg3?? (Mit 24… Th4 hätte Ilja den Schaden begrenzen können.) 25. Sf1! (Die Falle schnappt zu. Für den Turm gibt es kein Entrinnen.) 1-0

18. Neckar-Open

Der Schwabe. Wenn er von etwas schwärmt, findet er das sauschdarg oder saumäßig. Der Legende nach ist so der 6.700-Seelen-Ort Deizisau entstanden. Außerhalb des Ländle würde ihn kein Schwein kennen, gäbe es nicht den äußerst engagierten Verein „Schachfreunde Deizisau“. Gut informierte Schachfreunde wissen, dass die sogar mit einer Mannschaft in der 1. Frauenbundesliga vertreten sind. Der legendäre Satz von Sepp Herberger: „Elf Freunde müsst ihr sein“, ist ein Kinderspiel gegenüber dem Postulat der Bundesliga: „Sechs Frauen müsst ihr sein!“ Dessen nicht genug, gelingt es den Schachfreunden aus Deizisau Jahr für Jahr, das größte deutsche Schach-Open zu veranstalten.

Der Hingucker: EnBW-Kraftwerk Altbach/Deizisau
Der Hingucker: EnBW-Kraftwerk Altbach/Deizisau

Getreu dem Motto von Gottlieb Daimler: „Das Beste oder nichts!“, habe ich mich deshalb nach 11 Jahren Turnier-Abstinenz bereits Ende Januar für das Open angemeldet. Ich habe es nicht bereut. Rund 750 Schachfreunde haben am Open, das nach Leistungsstärke in drei Gruppen aufgeteilt war, teilgenommen. Es war eine logistische Meisterleistung des Veranstalters. Alles lief unaufgeregt und professionell. Das begann im Vorfeld mit der Vermittlung von günstigen Hotelzimmern. Der sonst übliche Übernachtungspreis wurde einheitlich auf etwa die Hälfte (40 Euro) reduziert. Hinzu kam ein unentgeltlicher Shuttle-Service zwischen den Hotels und dem Spiellokal, den man mehrmals am Tag in Anspruch nehmen konnte. Die meisten Hotels liegen über 7 km entfernt in Esslingen. Zu weit für einen Fußmarsch und mit der S-Bahn waren zweimal 20 Gehminuten zu bewältigen.

Die Gemeindehalle (Spielstätte für die Bretter 1-70)
Die Gemeindehalle (Spielstätte für die Bretter 1-70)
Die Sporthalle nebenan (Spielstätte fürs Fußvolk)
Die Sporthalle nebenan (Spielstätte fürs Fußvolk)
Blick in die Gemeindehalle (Die Bretter sind zur 6. Runde freigegeben)
Blick in die Gemeindehalle (Die Bretter sind zur 6. Runde freigegeben)
Viel Platz in der großen Sporthalle für den Rest des A-Open sowie für das B- und C-Open
Viel Platz in der großen Sporthalle für den Rest des A-Open sowie für das B- und C-Open

Der Vater des Turniermanagers war einer der Fahrer, die uns ehrenamtlich kutschierten. Von Schach hat er keine Ahnung, aber seit 18 Jahren ist er stets einer der unentbehrlichen Helfer. Vorher und nachher gibt es eine Menge zu tun. Allein die etwa 1.500 m² große Sporthalle muss jedes Mal mit einem Teppichboden belegt werden. Abgesehen von der permanenten Verpflegung mit belegten Brötchen, Kaffee und Kuchen gab es einen günstigen Mittagstisch, der für die vielen hungrigen Mäuler aus der Küche des Gemeindesaals gezaubert wurde. An den ersten 70 Brettern wurde im Gemeindesaal gespielt, der Rest war in der Sporthalle aktiv.

9 Runden in viereinhalb Tagen zu spielen ist kein Pappenstiel. Es war aber nicht so anstrengend, wie ich befürchtet hatte. Allein die Warterei zwischen der Runde am Vormittag und der am Nachmittag war nervig. Hier zeigt sich der Nachteil von Deizisau. Hier ist nämlich der Hund verfroren. Für ein Familienleben ist das okay, aber für Touristen gibt’s nur wenig zu sehen. Am Ostermontag, zwischen der 8. und 9. Runde, habe ich einen Spaziergang auf den Berg gemacht, an den sich der Ort anschmiegt. Als ich oben war, hatte ich apokalyptische Gefühle. Ich befand mich inmitten von Streuobstwiesen, die gerade in Blüte stehen. Sieht so der Himmel aus? Die Blicke nach unten, nach rechts, nach links und nach oben hatten etwas Beängstigendes. Häuser wohin man schaut. Kaum ein Berghang wurde ausgelassen. Unten der Neckar, eigentlich idyllisch, wären da nicht die mächtigen Schornsteine des Kraftwerks auf der Neckarinsel. Parallel zum Neckar verläuft die Bahnstrecke, auf der S-Bahnen, Regionalbahnen, ICEs und Güterzüge entlangrauschen, auf der anderen Seite eine autobahnähnliche Schnellstraße, auf der sich unentwegt Autos hin und her bewegen. Und oben? Im Minutentakt setzen Flugzeuge zum Landeanflug auf den Stuttgarter Flughafen an. Die Deizisauer werden das dumpfe Dröhnen vermutlich nicht mehr hören. Aber ist unser Preis für diese Art der Zivilisation nicht zu hoch? Ihr müsst mal über Google-Earth von Stuttgart aus den Neckar verfolgen. Fast nahtlos gehen die Orte bis zur Quelle ineinander über. Im Wechsel befinden sich Wohnhäuser, Industriegebiete, Baumärkte und Discounter.

In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung ist ein großer Artikel dem fränkischen Kabarettisten Matthias Egersdörfer gewidmet. Auf die Frage, was für die Menschen wirklich wichtig sei, antwortet er: „Geschlechtsverkehr, Essen, Verdauung.“ „Der Mann hat keine Ahnung“, sage ich, „offenbar hat er noch nie eine Schachpartie gewonnen. Ein Sieg und alles andere wird nebensächlich!“ Meine Glücksmomente hielten sich in Grenzen. Ich gewann dreimal, verlor viermal und spielte zweimal Remis. Meine erste Partie am Donnerstagabend war die spannendste. Die will ich euch anschließend zeigen. Die Partie hätte ich auch verlieren können. Manchmal liegen Sieg und Niederlage verdammt eng beieinander. Über den Rest decke ich den Mantel des Schweigens, wobei mir von den vier Nullen nur eine plausibel erscheint. Mal sehen, ob meine Analysen hilfreich sein werden, die Ursachen aufzudecken.

Das Turnier gewann der tschechische Großmeister Viktor Laznicka (Jahrgang 1988) mit 8 aus 9 Punkten (!) vor Kacper Piorun (Polen) und Andrey Vovk (Ukraine) beide Jahrgang 1991. Also eine klare Sache für die Jugend. Vorjahressieger Richard Rapport (Ungarn) Jahrgang 1996 wurde Vierter. Deutschlands Nummer 1, Arkadij Naiditsch, musste sich mit dem 9. Platz zufrieden geben. Er gehört mit seinen 29 Jahren schon zum alten Eisen. Alle Ergebnisse findet ihr auf der hervorragenden Webseite des Veranstalters:
http://www.neckar-open.de/index.php/de/

Begeistert bin ich von der Stadt Esslingen. Bislang kannte ich nur deren Namen. Dass es sich dabei um eine stolze, mittelalterliche Reichsstadt handelt, die über eine Vielzahl historischer Bauten verfügt, und zugleich ein bedeutender Wirtschafts- und Bildungsstandort mit 88.000 Einwohnern ist, habe ich nicht gewusst. Deshalb werdet ihr im Anhang eine Fotoserie finden, die etwas von dem Flair vermittelt. Ein Blick von heute Morgen auf Stuttgart 21 gehört dazu. Schließlich macht eine solche Schachreise nur Sinn, wenn etwas vom Zielort haften bleibt. Sonst könnten wir auch vorm heimischen PC mit virtuellen Gegnern auf Chessplay spielen.

Wie geht’s mit mir weiter? In einer Woche werde ich Rentner. Dann eröffnet meine Tochter mit dem Papst eine Herren-Boutique in Wuppertal. Und ich mache den Peer. Beidhändig. Worauf ihr euch verlassen könnt.

Streich, Gerhard (2151) - Hofmann, Frank (1892) SK Lauffen [E69]
18. Neckar-Open (1), 17.04.2014

1.Sf3 Sf6 2.d4 g6 3.c4 Lg7 4.Sc3 d6 5.g3 c6 6.Lg2 Sbd7 7.0-0 0-0 8.e4 Dc7 9.h3 e5 10.d5 Sc5 11.Se1 a5 12.Sd3 Sfd7 13.Le3 Sxd3 14.Dxd3 f5?! Naheliegend, aber fragwürdig. Schwarz hat die folgende Kombination nicht gesehen.
Streich-Hofmann 14. Zug15.exf5 gxf5 16.dxc6 bxc6 17.Sb5 Alles andere wäre Feigheit. Schwarz ist gezwungen, die Qualität zu geben, weil sonst der Bauer d6 fällt. Mir war bewusst, dass das schwarze Gegenspiel gefährlich werden kann. 17…cxb5 18.Lxa8 f4! 19.gxf4 Vermutlich war das Schlagen auf  f4 falsch. Vorsichtiger war 19. Ld2. Aber die Stellung ist hochkompliziert. 19…exf4 20.Ld4 Se5! 20… bxc4 wird mit 21. Ld5+ nebst Dxc4 beantwortet. 21.Lxe5 Lxe5 22.cxb5? Wenn Schwarz jetzt die Nerven behält, steht er auf Gewinn. 22…Kh8? Die Prophylaxe führt ins Verderben. Stattdessen hätte er mich mit 22… Dg7+ 23. Kh1 Dh6 vor unlösbare Probleme gestellt. 23.Tac1 Dg7+ 24.Kh1 Dh6 Zu spät. Jetzt kann ich die Qualität vorteilhaft zurückgeben. 
Streich-Hofmann 24. Zug25.Txc8! Txc8 26.Ld5! Nimmt das Feld g8 ins Visier. 26…Lxb2 Hofft auf Tc3 mit Angriff auf h3. Aber ich bin schneller. 27.Tg1 Lg7 Deckt das drohende Matt auf g8. Mein folgender Zug ist der Hammer. 28.Df5! 
Streich-Hofmann 28. Zug28… Tb8 Was sonst? Auf 28… Tc3 folgt 29. Df8+ Lxf8 30. Tg8++ und 28… Tf8 scheitert an 29. Dxf8+. 29.b6 Der Matchwinner. Der Turm ist an die 8. Reihe gefesselt. 29…Df6 30.Dxf6 Auch 30. Dd7 hätte gewonnen. 30…Lxf6 31.b7 Lg7 Verkürzt das Leiden. Mit 31… Ld4 32. Tc1 La7 hätte Schwarz noch eine Weile zappeln können. 32.Tc1 1-0

Der Blog oder das Blog?

Ein unbekannter Schachfreund hat uns in der vergangenen Woche einen Kommentar mit folgendem Inhalt geschickt:

Das heißt: „das Blog“, nicht „der“ !!!!

Erst habe ich mich gefragt, was uns der Künstler mit den 4 Ausrufezeichen sagen will, dann klickte es bei mir. Er rügt unsere Headline:

Der Blog für Mitglieder und zukünftige Schachfreunde

Headline ist auch so ein Fremdwort wie Blog. Da kann man beim Genus (nicht: Genuss) schon mal ins Schwanken geraten. Der Duden kennt das. Heißt es nun der oder das Zölibat? Der oder das Joghurt? Der oder das Schlamassel? Beide Artikel sind jeweils erlaubt; favorisiert wird einer.

So verhält es sich auch bei „Blog“. Wikipedia lehrt uns: das Blog (auch: der Blog). Der Duden, der als Hüter der Deutschen Sprache bereits vor Jahrzehnten kapituliert hat, lehrt uns ebenfalls: das auch der Blog. Erst im Jahr 2006 wurde das Wort erstmals im Rechtschreibduden erwähnt. Damit gehört es in der Geschichte der Etymologie zu den Vorläufern von „Vollpfosten“, dessen Ritterschlag der Duden jüngst präsentierte. Pikanterweise werden auf Duden-Online auch die im Alphabet vor Blog und danach platzierten Wörter angezeigt. Die davor lauten: „Blödling, Blödmann, Blödsinn, blödsinnig und Blödsinnigkeit“. Ein Nachläufer ist: „blöken“. Das erklärt so manches…

Was heißt das nun für die stets auf „Political Correctness“ bedachten Schachfreunde Hannover? Der Schachfreund mit den 4 Ausrufezeichen hat nicht ganz Unrecht. Das Blog wäre die Hauptvariante; klingt aber irgendwie fremd. Deshalb empfehle ich, den Artikel einfach wegzulassen:

Blog für Mitglieder und zukünftige Schachfreunde

Eure Einwände vor Augen kann ich mich auch damit nicht zufrieden geben, weil eine Heerschar unserer Blog-Leser unerwähnt bliebe. Deshalb mache ich folgenden Verbesserungsvorschlag:

Blog für Mitglieder und erwartungsfrohe, von unzähligen Niederlagen zermarterte Schachfreunde, die sich bei geistreichen Beiträgen und Kommentaren entspannen wollen.

Ergänzung am 07.05.14

Passend zum Thema hat uns IM Dr. Helmut Reefschläger folgenden Artikel aus der HÖRZU vom 4. März 1996 geschickt. Ich hoffe, ihr könnt ihn lesen. In meinem aktuellen Kommentar findet ihr die Erklärung.

Helmut Reefschläger

Gestern wurde IM Dr. Helmut Reefschläger 70 Jahre alt. In den Jahren 1974, 1976, 1977 und 1978 wurde Helmut Niedersächsischer Landesmeister. Diese Titelgewinne fielen zusammen mit meiner Sturm-und-Drang-Zeit. Als diese mit meinem Eintritt ins Eheleben endete, verließ Helmut für immer die Norddeutsche Tiefebene. Anfang der achtziger Jahre gehörte Helmut zu den besten deutschen Schachspielern. In den ersten Jahren der Bundesliga war er einer der erfolgreichsten Einzelspieler, wodurch er mehrmals in der Nationalmannschaft eingesetzt wurde.

Dieses von mir beschriebene Zeitfenster vor 35 bis 40 Jahren war durch viele gemeinsame Aktivitäten zwischen Helmut, unserem Verein und mir geprägt. Helmut wohnte damals in Wieren bei Uelzen. Mitglied war er zu der Zeit beim HSK, dessen Spielabende er aber nur selten aufsuchte. Die waren ihm zu spießig. Viel lieber kam er zu den Schachfreunden Hannover in den Raschplatz-Pavillon. Regelmäßig nahm er an unseren Monatsblitzturnieren teil. Eine Original-Tabelle habe ich herausgesucht. Bei dem Turnier gewann Helmut vor Bahe (was ist aus dem geworden?) und Manfred Heilemann (Horst-Peter und ich hatten zugunsten anderer verzichtet). 

Monatsblitzen SF Hannover - Ende der siebziger Jahre im Raschplatzpavillon
Monatsblitzen SF Hannover – Ende der siebziger Jahre im Raschplatzpavillon

Helmut nahm also freitags den weiten Weg von Wieren nach Hannover auf sich, weil er sich bei uns wohlfühlte. Die Abende endeten nie mit einem Blitzturnier, sondern fanden ihre Fortsetzung in trauter Runde beim Doppelkopf. Unsere Stammkneipe war der „Schwarze Husar“ hinter dem Vahrenwalder Freizeitheim. Besonders beliebt waren Pflichtsoli. Kennt ihr die? Es wird zunächst die Höhe eines „Topfes“ festgelegt, z.B. 50 Punkte. Dieser Topf verringert sich um die Punktezahl, die jeweils bei normalen Spielen anfallen. Mit der Zeit leert sich der Topf. Es kommt darauf an, dass jeder Spieler die vier Pflichtsoli möglichst dann spielt, wenn er geeignete Karten hat. Pflichtsoli waren Bubensolo, Damensolo, Bubendamensolo und Farbensolo. War der Topf leer, wurde man „vorgeführt“, d.h. man musste ein Solo spielen, auch wenn die Karten ganz und gar nicht danach waren. Das konnte zu hohen Verlusten führen. Noch heftiger wurde es, wenn es einem Doppelkopfspieler gelang, nach dem Pflichtsolo das gleiche Solo zu gewinnen. Dann mussten die anderen nachziehen. Das heißt, aus den vier Pflichtsoli konnten schon mal acht und mehr werden. Wir spielten pro Punkt um eine Mark. Ein verlorenes Solo konnte nach einem Kontra bis zu dreißig Mark kosten. Aber richtig schmerzhaft wurde es selten. Gewinne und Verluste über 100 DM waren die Ausnahme. 

Gegen Mitternacht rief der Wirt regelmäßig lauthals durch die Kneipe: „Feierabend. Auch der Gast macht sich strafbar!“ Damit hatte er seine Schuldigkeit getan. Es wurde weitergespielt, bis es hell wurde. – Wir waren damals im positiven Sinne eine Clique. Horst-Peter gehörte zum erweiterten Kreis, soweit es sein Studium zuließ. Ich habe nicht einmal erlebt, dass Helmut ungehalten bzw. unangenehm wurde. Sein Charme war ansteckend. Wenn’s beim Kartenspielen um Geld geht, kann man übrigens am besten den Charakter eines Menschen erkennen. 

Helmut war damals frisch verheiratet. Seine Ehe hielt nicht lange. Mit Frauen konnte (und kann?!) Helmut indessen etwas anfangen. Aber ein bürgerliches Eheleben war nichts für ihn. Otto Borik nannte ihn in seinem Schachmagazin einmal einen „Bohemien“, womit er meines Erachtens den Nagel auf den Kopf traf. – Helmut hat ein Musikgymnasium besucht, das offenbar seine Feinfühligkeit geprägt hat. Ich kann mich entsinnen, dass er einmal über GM Ralf Lau schimpfte, weil der ihn mit lauter Rockmusik nervte. Seinen Doktortitel hat Helmut in Mathematik errungen. Die Dissertation bestand lediglich aus rund 50 Seiten, was Horst-Peter ein kleines Lästern entlockte. Dass man bei Doktorarbeiten abgesehen von den aktuellen Plagiatsfällen von jeher leicht ins Fettnäpfchen treten kann, wurde uns von Arthur Schopenhauer überliefert. „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“ lautete seine Doktorarbeit, die mit magna cum laude prämiert wurde. Als Arthur diese Arbeit seiner Mutter zeigte, meinte die nur spöttisch: „Das ist wohl etwas für Apotheker“, und legte die Schrift ungelesen aus der Hand. Daraufhin wandte sich Arthur von ihr ab, ließ sie mit Johann Wolfgang von Goethe allein und sah sie nie wieder, obwohl sie noch 24 Jahre lebte. 

Helmut Reefschläger habe ich seit 1996 nicht mehr gesehen, als wir gemeinsam am Casino-Open in Velden teilgenommen haben. Vielleicht begegne ich ihm wieder bei dem Turnier, das ich über Ostern spielen werde. Das würde mich freuen. Helmut ist einer der unterhaltsamsten Schachspieler Deutschlands. Davon zeugt dieser Artikel aus der „Rochade Kuppenheim“, der zu Ehren seines siebzigsten Geburtstags geschrieben wurde: http://www.rochade-kuppenheim.de/eloquenter-mathematiker/

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Ergänzung am 4. Dezember 2015 (siehe Kommentar)

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Ergänzung am 8. April 2017 (siehe Kommentar)

Helmut-Reefschläger

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Ergänzung am 10. Dezember 2015 (siehe Kommentar)

 Niedersächsische Landesmeisterschaft 1977 in Wolfenbüttel

A-Finale-Ostern-77
B-Finale-Ostern-77C-Finale-Ostern-77

Ende schlecht, alles schlecht

Unseren letzten Mannschaftskampf gegen Nordhorn-Blanke mussten wir nicht verlieren. Die 3,5:4,5 Niederlage war so unnötig wie einige andere Niederlagen in dieser Saison. An dieser Serie bin ich nicht schuldlos. Im vergangenen Jahr konnte ich noch wesentlich zum Aufstieg beitragen, in dieser Saison konnte ich den Abstieg durch ein miserables Ergebnis nicht verhindern. Hier und da ein voller Punkt meinerseits, und wir hätten die Klasse gehalten. Heute war auch mehr drin, aber irgendwie fehlt mir derzeit der Durchblick. 

Ein allgemeines Fazit mögen unser Mannschaftsführer, der heute verhindert war, und/oder andere Mannschaftskameraden ziehen. Was meine eigene Zukunft in der Mannschaft angeht, werde ich demnächst entscheiden. Es wird vom Ergebnis eines Schachturniers abhängen, an dem ich über Ostern teilnehmen werde. Bekanntlich bin ich ab Mai in Rente. Vielleicht habe ich dann den Kopf frei, vielleicht auch nicht. Vielleicht gibt der Inhalt einfach nicht mehr her. 

Zum Abschluss der Oberliga-Saison möchte ich euch meine heutige Partie zeigen. Spannend war sie allemal, aber die schwerwiegenden Fehler habe ich am Ende trotz besserer Zeit gemacht.

Hoellmann, Ludger (2159) – Streich, Gerhard (2151) [D36]

SFH-SV Nordhorn-Blanke (9), 06.04.2014

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 d5 4.cxd5 exd5 5.Lg5 Le7 6.Dc2 c6 7.e3 Sbd7 8.Ld3 h6 9.Lh4 0-0 10.Sf3 a5 11.h3 Te8 12.0-0 Se4 13.Lxe7 Dxe7 14.a3 Sxc3 15.Dxc3 a4 16.b4 axb3 17.Dxb3 Mit meiner Stellung war ich nicht unzufrieden. Vielleicht war mein folgender Zug nicht der stärkste. 17…Df6?! besser 17… Dd6 oder 17… b6 18.a4 g5 Ich träume von einem Angriff auf dem Königsflügel. Die nächsten Züge gehören zu meinem Plan. 19.Lc2 Kg7 20.Dd3 Th8 21.Tae1
Höllmann-Streich 21. Zug21… Sb6? Verpasst eine gute Gelegenheit mit 21… b6 nebst La6. Nun hängt entweder der Bauer a3 oder der auf h3. Aber glücklich werde ich damit nicht. 22.Se5 h5 23.f4 g4 24.f5 gxh3 25.gxh3 Sxa4?! 26.Te2 Sb2 27.Tg2+ Kf8 28.Db3 Sc4 29.Sxc4 dxc4 30.Dxc4 De7 31.e4 Tg8 32.Txg8+ Kxg8 33.Kh2 Ta3 34.Tg1+ 
Höllmann-Streich 34. Zug34… Kh8? [34…Kf8] 35.De2 Lxf5? [35…Dh4 36.Dg2? (36.Ld3!+-) 36…Df4+ 37.Kh1 Df3=] 36.Dxh5+ Lh7 37.e5 1-0

Edgar Braun

In meinem Beitrag „Frohe Weihnachten“ vom 24.12.2013 habe ich einen Spruch von Edgar Braun zum Besten gegeben. Den hat offensichtlich jemand im Forum von „Schachfeld.de“ aufgegriffen und mit der Frage versehen: „Wer war Edgar Braun?“ Diese Frage möchte ich so gut es geht beantworten.

Edgar Braun wurde am 12.09.45 geboren. Im Jahr 1965 wurde er Niedersächsischer Jugendmeister. Dank seines Talents wurde er in der 1. Mannschaft des HSK eingesetzt, der damals bundesweit eine herausragende Rolle spielte. Aus Gründen, die ich nicht kenne, zog er in den siebziger Jahren nach Ramstein in die Pfalz. Als er 1986 nach Hannover zurückkehrte, schloss er sich unserem Verein an. Seine handschriftliche Eintrittserklärung vom 14.09.1986 habe ich beigefügt. Die Graphologen unter euch werden aus der Handschrift auf Edgars Charakter schließen können. Edgar war eine exaltierte Persönlichkeit und auf seine Weise genial. Er konnte geistreich und witzig sein, aber auch ätzend, wenn ihm etwas nicht passte. Körperlich war Edgar eher klein, seine Haare waren blond und strubbelig; ein Typ mit hohem Wiedererkennungsfaktor. Vermutlich ist er an seinem Gerechtigkeitssinn zerbrochen. Er setzte seinem Leben selbst ein Ende. Das genaue Datum weiß ich nicht mehr, es muss Ende 1987 gewesen sein.

In der kurzen Zeit seiner Mitgliedschaft bei uns Schachfreunden haben wir gemeinsam beachtliche Erfolge erzielt. 1986 belegten wir mit der Mannschaft Edgar Braun, Arthur Kölle, Thomas Nordholz und mir den 4. Platz bei den Norddeutschen Blitzmannschafts-meisterschaften. Dieser Platz berechtigte uns zur Teilnahme an der Deutschen Blitzmannschaftsmeisterschaft. Dort erreichten wir einen guten Mittelplatz. Zur Vierermannschaft gehörten Michael Geveke, Arthur Kölle, Edgar Braun und ich. Die entsprechenden Zeitungsartikel aus der HAZ dokumentieren unsere Erfolge. Übrigens wurde damals in der HAZ regelmäßig über die hannoversche Schachszene geschrieben. Leider ist die Berichterstattung nahezu eingeschlafen.

Artikel aus HAZ 1986
Artikel aus HAZ 1986

Eine interessante Kurzpartie, die Edgar 1987 bei den 2. Hasslocher Schachtagen gespielt hat, möchte ich euch zeigen. Es passt zu Edgar, dass die Kaiserslauterer Rundschau die Partie nicht veröffentlichen wollte, weil der Redakteur seine Handschrift nicht entziffern konnte. Ich konnte sie entziffern und habe sie seinerzeit in der HAZ veröffentlicht. Edgars Begleitbriefe möchte ich euch ebenfalls zeigen, weil sie viel über den Menschen Edgar Braun aussagen. Zu Pfingsten dieses Jahres finden die 29. Hasslocher Schachtage statt. Mensch Edgar, warum hast du nicht durchgehalten?

Abendrot macht Schachfreunde stark

Am Sonntag ist für uns wieder der Ernst des Schachspielerlebens angesagt. Damit ihr dafür mental gut vorbereitet seid, möchte ich euch das Abendrot von diesem Mittwoch zeigen. Wer das Naturschauspiel in seiner ganzen Schönheit verinnerlicht, muss sich vor nichts fürchten, schon gar nicht vor Gegnern, die in Delmenhorst beheimatet sind. Das Wetter soll ja am Wochenende ziemlich mies werden. Statt aus dem Fenster zu gucken, könnt ihr meine Fotos aufrufen und diese mit euren Endorphinen kombinieren. Ein bisschen Naturkunde gibt’s nebenbei. Das Rote Kliff auf Sylt wird noch roter, wenn es von der Abendsonne angestrahlt wird.

Ein bisschen Vereinsgeschichte

„My Spiellokal is my castle.” Diese Spruchweisheit kennt jeder. Bis zum Millennium waren wir jedoch die Nomaden unter den deutschen Schachvereinen. Bevor die Schachfreunde Hannover im Jahr 2001 mit der Schachvereinigung fusionierten, gab es eine einzigartige Odyssee. Nach meinem Beitritt vor 50 Jahren stellte sich diese wie folgt dar:

1964-1965      Gaststätte Minten, Davenstedter Straße, Davenstedt

1965-1966      Gaststätte Linke, Lenther Straße 18, Badenstedt

1966-1972      Gaststätte Minten, Davenstedter Straße, Davenstedt

1972-1975      Gaststätte zur Linde, Altes Dorf, Davenstedt

1976-1977      Ihme Bowling, Ihme Zentrum, Spinnereistraße, Linden

1977                Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Straße, Vahrenwald

1978-1981      Raschplatz-Pavillon, Lister Meile, Hannover-Mitte

1981-1982      Gaststätte Glenewinkel, Köthnerholzweg/Grotestraße, Linden

1982-1984      Turn Klubb Hannover, Maschstraße 16, Hannover-Mitte

1984-1990      Haus der Jugend, Maschstraße 22, Hannover-Mitte

1985-1986      Sporthaus am Kanal, Oisseler Straße, Anderten (im Wechsel)

1990-1991      Freizeitheim Linden, Windheimstraße, Linden

1991-1996      Kulturzentrum Faust, Wilhelm-Bluhm-Straße, Linden

1996-1998      Clubhaus, TSV Viktoria Linden, Fösseweg, Linden

seit 1999         Freizeitheim Linden, Windheimstraße, Linden

Die Jahreszahlen sind ohne Gewähr. Jeder der 15 Umzüge war mit Emotionen verbunden. Mal mehr, mal weniger. Entweder gefiel uns Schachfreunden das Spiellokal nicht, oder den Betreibern des Spiellokals gefielen die Schachfreunde nicht. Waren die Betreiber Gastwirte, war das Ende mangels Umsatz nach kurzer Zeit absehbar. Da halfen auch keine Heizkostenzuschüsse. Bis zu unserem Umzug ins Ihme-Zentrum hießen wir „Schachfreunde Badenstedt“. Die Ortsveränderung veranlasste uns, den Namen unserer Landeshauptstadt anzufügen. „SFB Hannover“ nannte sich kurzzeitig unser Verein. Die Namensgleichheit mit dem Sender Freies Berlin, die räumliche Trennung vom Stadtteil Badenstedt und der hohe sportliche Anspruch waren Gründe genug, den bis heute geltenden Namen „Schachfreunde Hannover“ anzunehmen.

Die Jugendarbeit war meistens ein heikles Thema. Trotz verschiedener Anläufe war diese nur selten von Erfolg gekrönt. Als wir 1981 vom Raschplatz-Pavillon in die Gaststätte „Glenewinkel“ wechselten, schrieb unser damaliger 2. Vorsitzender Erwin Kusche erbost: „Die Jugendarbeit sehe ich im Glenewinkel auf dem Tiefpunkt.“ 1990 wurden wir sogar aus dem „Haus der Jugend“ geworfen, weil es keinen einzigen Jugendlichen gab. Dank des Engagements von Dieter Jakob gehören derzeit rund 20 Jugendliche unserem Verein an. Dass die Kontinuität seiner Arbeit indes gefährdet ist, hat unsere diesjährige Jahreshauptversammlung gezeigt.

Am besten hat es mir im Raschplatz-Pavillon gefallen. Der größte Irrtum war meines Erachtens der Versuch, sich mit Rugby-Spielern unter einem Dach aufzuhalten. Mit dem Freizeitheim Linden haben wir nun eine Heimat gefunden, die uns seit 15 Jahren niemand streitig macht. Dort ist nicht alles optimal, aber wir können zufrieden sein. Wie schwierig es ist, für jeden Zweck geeignete Räume mieten zu können, hat der letzte Mannschaftskampf unserer Dritten gezeigt. Es bedarf also ständiger Anstrengungen, für unsere bescheidenen Ansprüche ein gemütliches Ambiente zu finden.